Landeshauptstadt Dresden
Glossar (Fachworte)
A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Y | Z
A

Abakus - quadratische Deckplatte des antiken Kapitells (Säulenkopfes; s. auch Kapitell)

Abfasen - s. Fase (abgeschrägte Kante an Bauteilen)

Abhängling - Schlussstein (s. dort)

Aborterker - Toiletten-Erker an der Außenseite einer Wehrmauer oder eines Wehrturmes

Abtei - Kloster, dem ein Abt oder eine Äbtissin vorsteht

Abwalmen - s. Dachformen

Accoudoir - Armlehne des Chorgestühls (s. dort)

Ädikula (lat.; Häuschen, auf das Haus Gottes bezogen) - kleiner Aufbau im röm. Tempel als Standplatz einer Statue / frühchristliches Grabgebäude / mittelalterliche Privatkapelle / kleines offenes (Giebel-) Gebäude von geringer Tiefe, von Stützen getragen, mit der Rückseite an eine Wand gebaut / Gehäuse auf der Mensa zur Aufbewahrung des Allerheiligsten (s. Altar)

Adlerpult - Lesepult im Chor, auf Lettner oder Ambo in Form eines Adlers (vielleicht nach dem Symbol des Evangelisten Johannes), dessen ausgebreitete Schwingen das Buch tragen

Adorant, Orans, Orant (lat.) - Anbetender zu Füßen Christi oder Mariä

Adyton, Abaton (griech.; das Unzugängliche) - das Allerheiligste im griech. Tempel (nur für Priester zugänglicher Standort des Kultbildes) / Nische an der Rückwand der Cella (Hauptraum antiker Tempel) oder nur zur Cella geöffneter, unbelichteter Raum

Agnus Dei (lat.; Lamm Gottes) - Symbol (s. dort) für den Opfertod Christi

Agora (griech.) - Markt- und Versammlungsplatz der griechischen Stadt

Agraffe - schlusssteinartig ausgebildete Volute (spiralförmiges Bauglied) zwischen Rundbogenscheitel und Gebälk

Akanthus - häufig in der Bauplastik verwendetes Blattornament; den schönen Blattformen von Akanthus spinosus L. und Akanthus mollis L. entlehnt

Akroterion (griech.; höchster Teil) - s. Bauplastik

Alkoven (arab.: al-qobbah = Gewölbe, Hohlraum) - fensterlose Raumnische, oft als Schlafnische genutzt

Allegorie (griech.: allegoria; von all-egorein = etwas anderes sagen) - Personifikation oder bildhafte Darstellung eines abstrakten Begriffs (im Unterschied zum Symbol; s. dort)

Al secco (ital.: secco = trocken) - Wasserfarben auf trockener Wand (s. auch Malerei-Techniken)

Altan - Balkon (s. dort), dessen Stützen der Kragplatte auf dem Boden stehen

Altar (lat.: alta ara) - erhöhte Opferstätte; in der Kirche: Hochaltar (Fronaltar, vor oder in der Apsis stehend) oder Nebenaltar (den Heiligen geweiht), bestehend aus Unterbau (lat.: Stipes = Klotz), Behang oder Vorsatztafel (Antependium oder Frontale) zum Verbergen des Unterbaus, Altarplatte (lat.: Mensa = Tisch) und Reliquienraum (lat.: Sepulcrum = Grab); optionale Ausstattung: Tabernakel oder Ädikula (Gehäuse auf der Mensa zur Aufbewahrung des Allerheiligsten), Predella (auf der Mensa stehender Unterbau für den Altaraufsatz oder den Schrein des Flügelaltars), Retabel (Altaraufsatz, mit Gemälden oder Skulpturen geschmückte Rückwand, im Mittelalter fest mit der Mensa verbunden, in der Gotik zum Flügelaltar erweitert), Altarblatt (Gemälde als Mittelstück des Retabels), Gesprenge (spätgotisch; filigraner Schmuck des Schreins mit Türmchen, Fialen, Krabben, Figuren usw.), Ciborium (Überbau mit vier Ecksäulen; z.B. über einem Sarkophag-Altar), Baldachin (Überdachung); Formen: Tischaltar (besteht aus Platte und Stützen), Kastenaltar (mit großem Reliquiengrab im Unterbau), Blockaltar (mit blockartigem Unterbau und vorgekragter Mensa), Sarkophag-Altar (in Form eines Sarkophags); Besondere Formen: Flügelaltar (bes. 15./16. Jh.; feststehender Altarschrein mit beiderseits angesetzten Flügeln, der Schrein steht auf der Predella, diese als Reliquiengrab genutzt), Schnitzaltar (Schnitzereien an Schrein, Flügel und Predella), Wandelaltar (mit mehreren Flügelpaaren lassen sich verschiedene Ansichten des Altars erzielen), Tragaltar (altare portatile; kleiner Reisealtar; Tisch- oder Blockaltar oder Klapp-Altärchen); beim Bau von Kapellen in Burgen und Schlössern war zu beachten, dass ein Kirchengebot Wohnräume über dem Altar verbietet

Ambo - Brüstung mit Lesepult an Chorschranken (an der Südseite für die Lesung der Epistel, an der Nordseite für die Verlesung des Evangeliums), Vorform der Kanzel

Amorette - meist geflügelter kleiner Knabe als Liebesgott in weltlichen Szenen, nach dem Vorbild der antiken Eroten gestaltet, bes. im Rokoko (s. Bauplastik)

Amphitheater - Theater mit einem die Bühne halbkreisförmig umschließenden Zuschauerbereich (meist mit ansteigenden Sitzreihen)

Amphorengewölbe - s. Kuppel

Angstloch - Deckenöffnung eines Verlieses

Ante - vorspringende Seitenwand des antiken Tempels (Antenpfeiler: verstärkte Stirnseite der Seitenwand)

Antefix (lat.; vorn befestigt) - Stirnziegel oder eine bemalte Tonplatte, die das Gebälk unter dem Traufrand eines antiken Tempels verkleidet

Antependium - Behang oder Vorsatztafel zum Verbergen des Altar-Unterbaus

Anthemion - antikes Ornament

Anuli (Einzahl: Anulus) - schmale Ringe am dorischen Kapitell (Kopf der dorischen Säule)

Apostel - 12 Heiligenfiguren (oft an den Mittelschiffsäulen oder am Kirchenportal dargestellt): Andreas (mit X-Kreuz), Bartholomäus (mit Messer), Jacobus major (in Pilgertracht mit Muschel), Jacobus minor (mit Fahne oder Walkerstab), Johannes (ohne Bart, mit Kelch und Schlange), Judas Thaddäus (mit Keule), Matthäus (mit Winkelmaß, Beil und Hellebarde), Paulus (mit Schwert), Petrus (mit Schlüssel), Philippus (mit Antoniuskreuz, T-Kreuz), Simon (mit Säge) und Thomas (mit Winkelmaß oder Lanze); einige der Attribute (kennzeichnende Gegenstände, seit dem 13. Jh. beigefügt) bezeichnen Werkzeuge des Martyriums des Apostels; Paulus vertritt Judas Ischarioth (der für Judas nachgewählte Matthias ist nur selten als Motiv zu finden); am häufigsten werden Petrus, Paulus und Johannes dargestellt

Apotheose - Verherrlichende Darstellung einer Person

Apotropäische Plastik (griech.: apotropaion = Unheil abweisender Zaubergegenstand) - dämonische Tiere, Fratzen, verschlungene Ornamente o. ä., besonders in der Bauplastik romanischer Kirchen, meist an deren Nord- oder Westseite

Apsis (griech.; Bogen, Krümmung; auch Apside, Koncha, Exedra, Tribuna) - Altarnische am äußersten Chor-Ende (Chorhaupt); halbrunde Form aus römischer Architektur übernommen, seit dem Mittelalter das Chorquadrat der Kirche abschließend, in der Gotik zum polygonalen Chorschluss (s. dort) entwickelt; Hauptapsis in der Hauptachse (enthält den Hochaltar), Nebenapsiden an den Seiten- und Querschiffen der Kirche; s. auch Chor, Presbyterium

Arabeske - stilisiertes Rankenornament, zeigt sich naturalistischer als die Maureske (s. dort); seit griech. Antike verwendet, in der Renaissance verbreitet

Architrav (griech.: epistylion) - waagerecht auf Säulen aufliegender Balken (z. B. des antiken Tempels)

Archivolte (ital.; vorderer Bogen) - häufig mit Bänderfriesen (Romanik) oder Figuren (Gotik) geschmückter Rundbogen (zum Halbkreis gebogener Architrav) über einem Portal (o. a. Maueröffnung); seit Antike verwendet; Bogenlauf des romanischen und gotischen Gewändeportals (s. auch Gewände)

Arkade (lat.: arcus = Bogen) - fortlaufende Reihe von Bögen auf Pfeilern oder Säulen; Bogengang: Laufgang mit durch Bögen geöffneter Seite (auch beidseitig möglich); Blendarkade: Bogen- und Säulen- bzw. Pfeilerdekoration ohne Öffnung der Wand; Zwergarkaden: nach außen offener Laufgang oben unter dem Hauptgesims eines romanischen Chores

Aspis (lat.; Natter) - Schlange unter den Füßen Christi als Symbol für die Sünde; s. Symbole

Astragal (Perlstab) - antikes Ornament

Astwerk - spätgotisches Ornament aus unbelaubten, knorrigen Ästen; bes. zwischen 1480 und 1525 verwendet

Atlas, Atlant - nach dem antiken Träger des Himmelsgewölbes benannte Pfeiler- oder Säulenfigur (s. Bauplastik)

Atrium - zentraler, meist nach oben geöffneter Raum antiker Wohnhäuser

Attika - niedrige Wand über dem Hauptgesims, die das Dach verdeckt, oft mit Figuren bekrönt / im Innenraum die schmale Wandfläche zwischen zwei Gesimsen (zwischen Gewölbe und Stützen); Attikageschoss: niedriges Geschoss über dem Hauptgesims

Attische Basis - Säulenfuß der attisch-ionischen Säule, bestehend aus zwei Wülsten (Torus = Wulst) und dazwischenliegender Hohlkehle (Trochilus)

Attribut (lat.: attributum = das Hinzugefügte) - kennzeichnender Gegenstand an einer figürlichen Darstellung (s. auch Apostel)

Aufkröpfung - Verkröpfung (s. dort) aus der Waagerechten in die Senkrechte

Auflager - Fläche, auf der das Endstück eines tragenden Baugliedes aufliegt (z. B. Konsole für einen Balken oder Widerlager für einen Bogen)

Aureole - die ganze Gestalt einer hl. Person (z. B. des auferstandenen Christus) umgebender Lichtschein; s. Heiligenschein

Auskragung - Vorspringen ("Vorkragen") aus der Bauflucht (z. B. eines Kragsteins, Gesimses, Erkers oder Fachwerkgeschosses)

Auslucht - erkerartiger Vorbau des Erdgeschosses oder mehrerer Geschosse an einer oder beiden Seiten der Haustür

Axonometrie - Parallelprojektion (s. Perspektive)


B

Backsteinbau (Backsteingotik) - Gebäude aus (meist roten) gebrannten Ziegeln (Backsteinen), manchmal im Wechsel mit Natursteinen, Außenseite oft unverputzt und unverkleidet; die Fassade wirkt meist großflächig und herb, meist nur großlinig von Blendspitzbögen, Zier- und Quergiebeln sowie dunklen Glasursteinen unterbrochen; die gotischen Zierelemente sind meist vereinfacht; das Maßwerk (s. dort) sowie die Fenster- und Portallaibungen sind aus besonderen Backsteinen (Formsteinen) zusammengesetzt; bes. in Nord- und Nordost-Deutschland (12. Jh. bis Spätgotik)

Baldachin (von ital.: Baldacco = Bagdad) - Prunkhimmel (Stoff) bzw. Schutz- und Prunkdach (Stein) z. B. über einem Thron, Bischofsstuhl, Altar, Bett, einer Kanzel oder einer Statue

Balkenkopf - Zahnschnitt (Geisipodes) am Gebälk des antiken Tempels; auch im Fachwerkbau (s. Fachwerk) verwendet

Balkon (frz.) - offener Austritt mit Brüstung am Obergeschoss; Altan oder Söller (lat. solarium): Stützen der Kragplatte stehen auf dem Boden

Baluster, Docke, Togge - rundes oder vieleckiges, oft stark geschwelltes und profiliertes Säulchen aus Stein oder Holz in einer Balustrade; die Baluster tragen die zwischen den Postamenten der Balustrade verlaufende Brüstung bzw. das Geländer

Balustrade - Brüstung mit Freistützen; s. Baluster

Bandelwerk - barockes Ornament in Form aufgelegter Bänder

Bandrippe - spätromanische Gewölberippe mit rechteckigem oder abgefastem Profil (s. Gewölbe)

Baptisterium (lat.; Taufgebäude) - (oft achteckiger) Zentralbau (s. dort), Johannes dem Täufer geweiht; im 4. bis 15. Jh. meist im Westen einer Bischofskirche errichtet; ein großes Taufbad (Piscina) in der Raummitte (Vorgänger des Taufsteins)

Barbakane - Vorwerk einer Burg

Barmherzigkeit, die sieben Werke der - christlicher Darstellungszyklus: ab dem 12. Jh. mit 6 Motiven (Hungrige speisen, Dürstende tränken, Nackte bekleiden, Obdachlose beherbergen, Kranke besuchen, Gefangene erlösen), ab dem 13. Jh. (Zeit der Pest) auch "Tote bestatten"; später kamen sieben "geistliche" Werke hinzu (Sünder zurechtweisen, Unwissende lehren, Zweifelnden recht raten, Betrübte trösten, Lästige geduldig ertragen, Beleidigungen verzeihen, für Lebende und Tote beten)

Basilika (griech.: stoá basílike = Königshalle) - Kirche, deren Mittelschiff höher als die Seitenschiffe gebaut ist; über die Dächer der Seitenschiffe ragen die Obergaden mit den Mittelschifffenstern (s. Lichtgaden) hinaus; oft ausgestattet mit Krypta, Vierung, Chorhaus, Turm, Empore, Triforium und Westwerk (s. dort); in der Spätgotik durch den Hallenbau abgelöst; ursprünglich: Bezeichnung für die gewöhnlich von Seitenschiffen flankierte römische Markt- oder Gerichtshalle, manchmal mit einer halbrunden Tribuna (Apsis) auslaufend

Basis - Säulenfuß, Pfeilerfuß

Bauhütte - ursprünglich "Bauwerkstatt", seit dem 13. Jh. Begriff für die an einem Kirchenbau (bes. Kathedralenbau) wirkende Gemeinschaft der Bauleute und Steinmetzen; Haupthütten gab es u.a. in Straßburg, Köln, Wien, Regensburg, Prag und Bern; Ursprung der "Freimaurer" (Begriff von "Zunftfreiheit" abgeleitet); nach dem 15. Jh. wurden kaum noch Kathedralen gebaut und die Bauhütten von den Zünften verdrängt

Bauplastik - im Zusammenhang mit der Architektur stehender plastischer Bauschmuck (Außen- und Innenplastik); bestehend aus Ornamentik (Ornamente und plastische Gliederungen wie z. B. Lisenen oder Maßwerk) und figürlichen Darstellungen (Statuen=Standbilder und Reliefs); in Spätromanik, Gotik und Barock besonders hoch entwickelt; dazu gehören: Akroterion (griech.; höchster Teil), Akanthusranke, Palmette, Atlas (Atlant; nach dem antiken Träger des Himmelsgewölbes benannte Pfeiler- oder Säulenfigur), Karyatide (s. dort; weibliches Gegenstück des Atlas), Herme (atlasähnliche Halbfigur vor Pfeilern oder Pilastern), Amorette (s. dort; meist geflügelter kleiner Knabe als Liebesgott), Eroten (s. dort; Kinder mit Flügeln als kleine Erosgestalten), Putten (s. dort; nackte kleine Knaben mit oder ohne Flügel), Neidkopf (s. dort; Menschen- oder Tierkopf-Relief zur Abwehr böser Geister), Konsolenplastik, Hüttenplastik (Bauplastik der Bauhütten für den Kathedralenbau), Relief (s. dort; aus einer Fläche herausgearbeitete Plastik)

Baustein - Typen: Bruchstein (natürlich, unbehauen), Feldstein (Fundstein, Findling), Haustein (zugehauen, z. B. zum Quader), Backstein (Ziegel aus Ton oder Lehm, wetterfest gehärtet bzw. gebrannt; an der Mauerwerk-Außenseite zeigt der Binder seine Schmalseite und der Läufer seine Langseite), Formstein (in bes. Formen gebackener Backstein z.B. für Bogenlaibungen oder Maßwerk der Backsteingotik; s. dort), Lohstein (Backstein bes. für Gewölbe, durch Beimengung von Gerberlohe vor dem Brennen besonders leicht); s. Mauerwerk

Beichtstuhl - Sitz zum Beichthören; seit etwa 1600 ein dreiteiliges Holzgehäuse: Mittelteil für den Geistlichen, die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen

Beischlag - Terrasse an der Straßenseite eines Gebäudes mit Brüstung und Freitreppe in ganzer Frontbreite

Beletage (frz.; schönes Geschoss) - Geschoss mit den Repräsentationsräumen; seit dem Barock

Belvedere - architektonisch gestalteter Aussichtspunkt

Bema (griech.; Stufe, Richterstuhl) - erhöhtes Presbyterium (Priesterraum) im Chor einer Basilika (s. dort) / der von der Ikonostase abgeschlossene Altarraum der Ostkirche / Lesekanzel der Synagoge

Benediktinerchor - Staffelchor mit Öffnungen zwischen Mittelraum und Seitenräumen; s. Chor

Bergfried, Belfried - Hauptturm einer Burg; auch städtischer Repräsentationsturm

Bering, Zingel - Ringmauer einer Burg

Beschlagwerk - reliefartige Flächenornamente, die durch große Nagelkopfimitationen wie angeheftet erscheinen; als Rollwerk mit eingerollten Bändern, als Schweifwerk mit Voluten (s. dort); Deutschland und Niederlande nach 1570 bis 17. Jh.

Biedermeierstil - deutscher Lebens- und Wohnstil (Möbelkunst und Malerei) zwischen 1815 und 1848 ("Vormärz"); von "Biedermann" und "Bummelmaier" (V. v. Scheffel, 1848, "Fliegende Blätter") abgeleitet; Merkmale: weicher Schwung der Linien, zweckmäßige Möbel, sorgfältig verarbeitete gemaserte Hölzer, gestreifte oder geblümte Bezugsstoffe; in der Malerei herrschen die Kleinstadtidylle und romantische Naturbilder vor

Bildende Kunst - Plastik, Malerei und Graphik, im weiteren Sinne auch Architektur und Kunstgewerbe

Bildhauerkunst - Vollplastik und Relief (s. auch Bauplastik) aus Bronze (Verhältnis Kupfer : Zinn = 9:1), Stein, Holz, Ton, Elfenbein, Wachs, Edelmetall, Kunststoff u. a.; Techniken: Bronzeguss mit verlorener Form (gehärtetes Lehmmodell als Kern, darüber Formmantel aus Lehm, dazwischen Wachsschicht, letztere schließlich von der flüssigen Bronze ersetzt) oder als Sandformverfahren (der Formmantel aus Gips oder Kunststoff bleibt in Teilstücken als Negativform erhalten), Steinplastik (die Plastik wird nach einer Tonskizze und einem Gipsmodell in natürlicher Größe aus dem Stein geschlagen), Steinguss (die Plastik wird aus pulverisiertem Kalkstein gegossen), Holzplastik (aus einem grob vorgesägten oder gefrästen Holzblock mit Schnitzmessern oder Holzmeißel nach einer Zeichnung oder einem Gips- oder Tonmodell herausgearbeitet; bis zur Renaissance oft bemalt), Stuck (gut formbares und schnell aushärtendes Gemisch aus Gips, Kalk und Sand), Marmorstuck/Stuckmarmor (Marmorimitation; Stuck mit Marmorstaub gefärbt und mit Marmoradern bemalt, durch Politur glänzend; aus Italien kommend; im Barock häufig)

Binder - in das Mauerwerk mit seiner Schmalseite nach außen eingefügter Baustein

Bischofsstuhl - s. Kathedra

Blaker - s. Leuchter

Blatt - Element des gotischen Maßwerks, in einen Kreis oder in ein krummlinig begrenztes Drei-, Vier- oder Vieleck eingesetzt

Blattfries (Laubfries) - Ornament

Blendbogen - der Mauer dekorativ oder gliedernd vorgebauter Bogen ohne Maueröffnung (oft zur Blendarkade gereiht)

Blendfassade - einem Gebäude dekorativ vorgeblendete Fassade, dieses oft seitlich oder in der Höhe überragend (vorgeschildete Fassade)

Blendgiebel - der Traufseite eines Daches vorgeblendeter zierender und gliedernder Zwerchgiebel oder Giebel der Blendfassade

Blendnische - Ziernische, die die Weiterführung einer Öffnung (Fenster o. ä.) in einer Reihe vortäuscht (z. B. romanische Obergaden; s. Basilika)

Bogen - gewölbte Konstruktion (in einer Maueröffnung oder freistehend), als tragender Bogen eine Last abfangend und ggf. auf Stützen (Pfeiler, Säulen) ableitend; besteht aus keilförmigen Steinen oder rechteckigen Steinen mit keilförmigen Mörtelfugen; erster Stein = Anfänger, letzter Stein = Schlussstein (oben im Scheitel den Bogen schließend), auf den Widerlagern der Bogenkonstruktion sitzen die Kämpfer (oft mit einem Kapitell = Säulenkopf oder Pfeilerkopf verbunden); Abstand der Widerlager = Spannweite, Abstand vom Scheitel zur Kämpferlinie = Stich- (Pfeil-) höhe, Vorder- und Rückfläche = Stirn, Innenfläche = Laibung, obere Außenfläche = Rücken; häufige Bogenformen: Rund-, Flach-, Stich-, Segment-, Elliptischer, Korb-, Schulter-, Kragsturz-, Konsol-, Spitz-, Lanzett-, Kleeblatt- (Dreipass-), Fächer-, Zacken-, Kiel-, Eselsrücken, Flammen-, Vorhang-, Tudor-, Hufeisen-, Gestelzter (vertikale Verlängerung zwischen Kämpfer und Krümmung) und Einhüftiger Bogen (Kämpfer liegen verschieden hoch)

Bogenfeld, Tympanon - Bestandteil des Portals (s. dort)

Bogenfries - romanisches und gotisches Ornament

Bogenlauf - Bestandteil des romanischen und gotischen Gewändeportals (s. Gewände, s. Archivolte)

Boiserie (frz.) - mit Flachreliefs geschmücktes Täfelwerk; bes. im Rokoko

Bosse - grob behauene Ansichtsseite von Buckelquadern / Rohform eines Steines vor Herausarbeitung des plastischen Werkes; s. Mauerwerk

Bossenwerk - Gebäudeecken-Verstärkung aus Quadern; s. Bosse

Brauttür - Seitenportal an der Nordseite gotischer Kirchen, vor dem die Trauung vollzogen wurde; oft mit den biblischen Figuren der Klugen und Törichten Jungfrauen geschmückt

Broderieparterre (Stickereiparterre) - am Schloss gelegener, mit niedrigen Gewächsen, geschnittenen Hecken (Bosketts), Blumen und Kieswegen (meist klein geschlagene farbige Steinsorten) wie ein Teppich gestalteter ebener Gartenteil; oft mit Buchsbaumeinfassung; Gegenstück zu Wasser- und Grasparterre; s. auch Gartenkunst

Bronzeguss - s. Bildhauerkunst

Brunnen - in der Baukunst seit der Antike bekannt; Typen: Nymphäum (griech.: nymphaion; den Nymphen geweihte römische Wasserspiele), Schalenbrunnen (oft im Atrium der christlichen Basilika und im Kloster-Kreuzganghof), Stockbrunnen (reich geschmückter, oft mit Figuren und Gesprenge verzierter Brunnenstock über einem runden oder eckigen Becken; z. B. "Schöne Brunnen" mittelalterlicher Marktplätze), Barock-Brunnen (Kaskaden oder Springbrunnen, oft mit Gestalten der antiken Meeresmythologie verziert)

Brutalismus (von frz.: béton brut) - Betonbau ohne Verputz, oft auch ohne Bemalung (Sichtbeton)

Bukranionfries - Ornament

Butzenscheibe - meist runde grüne Glasscheibe in Bleifassung mit einer Verdickung ("Butzen") in der Mitte; Fensterverglasung im 15./16. Jh.; der Begriff Fenster-"Scheibe" erinnert daran

Byzantinische Kunst - christliche Kunst des oströmischen Reiches um Byzanz (Konstantinopel) und seines Einflussgebietes (u.a. Griechenland, Rußland); Gemisch aus altchristlicher, kleinasiatischer und alexandrinischer religiöser Kunst; 3 Hauptepochen: unter Kaiser Justinian (526-565, Bau der Hagia Sophia, Bilderstreit 726-843), unter den mazedonischen Kaisern (9.-12. Jh., Ausstrahlung nach Venedig und Rußland), Paläologen-Zeit (1261-1453); seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahr 1453 lebt diese Kunst im griechisch-orthodoxen Christentum sowie in der Romanik und Gotik und der italienischen Kunst des 13. Jhs. fort; Architekturformen: Zentralbau mit Kuppel, Kuppelbasilika (z. B. Hagia Sophia und Markusdom), Relief statt Vollplastik, Mosaik�, Miniatur- und Ikonenmalerei (starre Gestaltungsprinzipien: statuarisch, streng, flächig, meist ohne Landschaft)


C

Calvaire - Kalvarienberg

Campanile - s. Turm

Campo santo (ital.; heiliger Acker) - Friedhof

Castell, Kastell (lat.: castellum) - befestigtes römisches Militärlager / Westwerk (s. dort) einer Basilika / befestigte Burg- oder Schlossanlage

Cavaedium - s. Peristyl

Cella (lat.; Kammer; griech.: naos) - fensterloser Hauptraum antiker Tempel mit dem Götterbild, auch Bezeichnung für die Mönchszelle

Celosia - Fensterabschluss aus durchbrochenem Holz, Stein oder Stuck (islamischer Ursprung)

Cherub - s. Engel

Chinoiserie (frz.) - Nachahmung ostasiatischer Dekorations- und Bauformen in der europäischen Architektur des 17. und 18. Jhs.

Chippendale - englischer nationaler Möbelstil um 1750 mit Elementen des englischen Barock, französischen Rokoko und der Gotik; bequeme Zweckmäßigkeit; Verbreitung von Mahagoni als Möbelwerkstoff; benannt nach dem Möbeltischler Thomas Chippendale (1709-1779)

Chor (griech.: choros = Platz für Tanz und Sänger) - Raum für den Geistlichen-Chor in der (christlichen) Kirche; an dem (gewöhnlich Ost-) Ende der Kirche bilden Chorhaus und Apsis (s. dort) den Chor, darin Hauptaltar, Sakramentshaus, Piscina, Chorgestühl, Dreisitz und (event.) Bischofsstuhl (Kathedra); der Chor ist oft einige Stufen erhöht, oft mit einer Krypta (s. dort) unterbaut, oft von einem Chorumgang (Deambulatorium) umgeben (mit diesem durch offene Bögen verbunden); dem Chorumgang können außen Chorkapellen vorgebaut sein (Radialkapellen, wenn sich ihre Achsen in einem Punkt schneiden); manchmal ist ein Lettner (s. dort; Abgrenzung gegen das Mittelschiff) vorhanden; Chorformen: eingezogener Chor (schmaler als das Mittelschiff), Staffel-Chor (Benediktinerchor; Hauptchor und stufenweise sich verkürzende Nebenchöre), Chor mit Chorumgang und Kapellenkranz (Romanik, Gotik), Dreikonchenchor (Kleeblattanlage, griech.: Trikonchos; Hauptchor und Querhausarme enden in Apsiden; Romanik, Gotik), doppelchörige Anlage (auch im Westen statt der Westfassade ein Chor; Romanik)

Chorgestühl - Sitz- und Kniegestühl für die Geistlichen in Kloster-, Bischofs- und Stiftskirchen (seit 13. Jh.), an beiden Chorseitenwänden in meist zwei ungleich hohen Reihen, oft reich geschnitzt, in der Gotik auch mit Baldachin; Stalle: Sitzplatz, Miserikordie (lat.: misericordia = Barmherzigkeit): Gesäßstütze vorn unter dem hochgeklappten Sitz, Accoudoir: Armlehne, Dorsale (lat.: dorsum = Rücken): Rückwand; Wangen: hohe Seitenwände der Sitzreihen, oft mit weltlichen Darstellungen (Drôlerien; frz.: drôle = lustig) geschmückt

Chorquadrat - bei einer Kirche mit Querschiff bildet die Verlängerung des Mittelschiffs über die Vierung (Kreuzung von Mittel- und Querschiff) hinaus das Chorquadrat (mit quadratischem Grundriss); s. Chor

Chorscheitelrotunde - runder oder polygonaler Zentralbau (s. dort) in der Achse des Chores

Chorschluss, Chorabschluss - Ende des Chorhauses: rund (bes. Romanik), gerade (Zisterzienserkirchen, englische Gotik) oder polygonal (seit Gotik); der polygonale Chorschluss wird nach der Anzahl der Segmentteile im Grundriss - im Verhältnis zur Segmentanzahl des Vollkreises - benannt (z. B. 5/8-, 7/10- oder 9/16-Schluss)

Chorschranken - Abgrenzung des Chors gegen Chorumgang oder Nebenchöre; urspr. Steinbrüstungen oder Gitter, die den Chorsängerraum gegen den Laienraum abgrenzen, manchmal mehrere Meter hoch, in Kirchen mit Chorumgang oft den ganzen Chor umlaufend

Chörlein - s. Erker

Chronogramm - Inschrift, deren in den Text eingestreute Buchstaben I, V, X, L, C, D und M, als römische Ziffern gelesen, die Jahreszahl eines Ereignisses ergeben

Ciborium (lat.; von griech.: kiborion = Gehäuse) - steinerner Altarüberbau auf Säulen / Kelch für die geweihten Hostien mit Deckel (Weihbrotgefäß; in der Gotik manchmal in Form eines Turmhelmes); s. auch Tabernakel

Cinquecento - Kunst des 16. Jhs. in Italien

Columbarium (lat.: columba = Taube) - Taubenschlag / Begräbnisstätte mit taubenschlagähnlichen Wandnischen

Commodité - Anordnung von Schlossräumen nach Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit statt nach Erfordernissen der Repräsentation

Compluvium - Öffnung des Atriums (zentraler, nach oben geöffneter Raum antiker Wohnhäuser)

Confessio - Raum mit Heiligengrab unter dem Altarraum einer frühchristlichen Kirche, oft durch eine Wandöffnung von einem Stollen aus einsehbar; Vorform der Krypta

Corps de logis (frz.) - Hauptbau (mit Herrschaftswohnung) an der Stirnseite des Ehrenhofs eines Barockschlosses

Cour d'honneur - s. Ehrenhof

Curtain wall - einem konstruktiven Skelettbau vorgehängte (nichttragende) Fassadenverkleidung (Vorhangfassade), oft aus Metall oder Glas


D

Dachformen - Pultdach (einseitig abgeschrägt), Satteldach (zweiseitig abgeschrägt), Walmdach (Schopfdach; auch über den Giebelseiten abgeschrägt - abgewalmt), Krüppelwalmdach (ein Teil der schrägen Dachflächen durch Giebel unterbrochen, also nur zum Teil abgewalmte Giebelseiten), Zeltdach (Pyramidendach; ohne Firstlinie; alle Walmflächen laufen in einem Firstpunkt zusammen; quadratischer, rechteckiger oder vieleckiger Dachgrundriss; bes. in Klassizismus verbreitet), Mansarddach (Gebrochenes Dach mit ausgebautem Geschoss; nach dem frz. Architekten J. H. Mansart, 1648-1708, benannt; unterer Dachbereich steiler abgewalmt, enthält Dachräume = Mansarden; in Sachsen seit dem 18. Jahrhundert das deutsche Steildach ersetzend), Sägedach (Sheddach, engl.: shed = Schuppen; gestaffelte Pultdächer; ermöglicht großflächige Werkräume mit guter Durchlichtung), Helmdach (steiles Turmdach; pyramiden-, kegel-, hauben- oder kuppelförmig), Zwiebeldach, Welsche Haube (mehrfach geschweifte Turmhaube mit laternenähnlichem Zwischenstück; häufig bei barocken Kirch- und Schlosstürmen), Faltdach (über vieleckigem Grundriss gefaltet), Rautendach (Rhombendach; mit rautenförmigen Dachseiten), Querdächer (Überdachung von Seitenschiffen durch mehrere parallele Satteldächer quer zur Längsachse der Kirche), Schalendach, Hängedach (neuzeitliche Dachkonstruktionen)

Dachgaube, Dachgaupe - kleiner Dachausbau mit Fenster (gewöhnlich nicht bis zur Hausfront vorgezogen)

Dachreiter - schlankes Türmchen auf dem Dachfirst, meist aus Holz; im 13. Jh. von den Zisterziensern eingeführt; bei kleinen Kirchen oft anstelle eines Turmes vorhanden; bei gotischen Kathedralen, deren Türme an der Westseite stehen, oft über der Vierung (s. dort) anstelle eines Vierungsturmes gebaut; auch bei profanen Bauwerken (z. B. Rathaus) gern verwendet

Damaszierung - s. Inkrustation

Deambulatorium - Chorumgang (s. Chor)

Deckenbalken - s. Fachwerk

Decorated style - zweite Phase der englischen Gotik

Dekoration (lat.: decorare = schmücken) - Gesamtheit aller Schmuckformen an einem Kunstobjekt, einem Raum oder einer Fassade (bei Keramiken Dekor genannt)

Denkmal - Werk der Baukunst oder Plastik zur Erinnerung an ein Ereignis oder eine Person; Statue oder Reiterstandbild als figürliches Denkmal

Deutsches Band - Zahnschnitt, Zahnfries aus Backsteinen, deren Vorderkanten in der Bauflucht liegen

Deuxieme Renaissance - französische Hochrenaissance

Diamantfries - Ornament

Dielenkopf, Mutulus - Hängeplatte unter dem dorischen Geison (Kranzgesims des griech. Tempels)

Dienste - tragenden Elementen (Pfeilern, Mauern) vorgebaute Viertel-, Halb- oder Dreiviertelsäulen, die sich nach oben in die Rippen des Gewölbes hinein fortsetzen; sie tragen wirklich oder nur scheinbar die Last des Gewölbes; gewöhnlich unter den Quergurten der Gewölbe stärker, unter den Längsgurten und Diagonalrippen (Kreuzrippen) schwächer ausgebildet

Directoire - nach dem Revolutions-Direktorium (1795-1799) in Frankreich benannte Spätphase des Klassizismus

Dirnitz, Dürnitz - Kemenate oder ein- oder zweischiffiger heizbarer Saal im Palas einer Burg

Docke, Togge (= Puppe) - Stütze, Strebe in einer Balustrade (s. Baluster) / der meist figürlich geschnitzte Aufsatz am Seitenabschluss (Wange) von Kirchen- oder Chorgestühl

Dom (lat.: domus Dei = Haus Gottes) - Bischofskirche, in Deutschland auch Hauptkirche einer Stadt, in Süddeutschland auch Münster genannt (s. Kathedrale)

Domikalgewölbe - s. Gewölbe

Donator - s. Stifterbild

Donjon - Wohnturm einer Burg

Doppelchörige Anlage - Kirche mit Ost- und West-Chor (s. Chor)

Doppelkapelle - zwei übereinander liegende Kapellen, oft in Pfalzen und Burgen; unten der Altarraum und die Gesinde-Kapelle, oben die Herrenkapelle (eine Öffnung im Fußboden erlaubt den Blick vom Herrensitz zum Altar)

Dorische Ordnung - griechische Säulenordnung

Dormitorium (lat.) - Schlafsaal eines Klosters (s. dort)

Dorsale - s. Chorgestühl

Doxale - Chorgitter; s. Lettner

Draperie - wirkungsvolles Anordnen von Stoffen und Gewändern in Plastik und Malerei / Auskleiden von Räumen mit Stofftapeten

Dreiblatt - s. Blatt

Dreifaltigkeit, Trinität - Vater (Gott), Sohn (Christus) und Hl. Geist; dargestellt als drei nebeneinander sitzende Personen (ab 10. Jh.), Gestalt mit drei Köpfen oder drei Gesichtern (ab 13. Jh.) oder zwei Personen mit Taube (= Hl. Geist), auch symbolisch als drei sich schneidende Kreise oder als gleichseitiges Dreieck mit Auge in der Mitte (nach dem 15. Jh.)

Dreikonchenanlage - s. Chor

Dreipass - s. Pass

Dreischenkel - gotisches Maßwerkelement (s. Maßwerk)

Dreischneuß - s. Schneuß

Dreisitz - Levitenstuhl: dreiteiliges Holzgestühl oder dreiteilige Sitznische meist an der südlichen Chorseitenwand für den Priester und seine zwei Diakone zum Ausruhen während des Gloria- und Credogesangs

Dreiviertelsäule - Säule, die nur zu drei Vierteln aus Pfeiler oder Wand hervortritt (s. Dienste)

Dreiviertelstab - s. Rundstab

Drôlerie (frz.: drôle = lustig) - weltliche Darstellungen an den Seitenwänden des Chorgestühls (s. dort)


E

Early English - englische Frühgotik

Ecclesia und Synagoge (lat.: ecclesia = Kirche, griech. synagoge = Versammlung) - weibliches Figurenpaar als Allegorien des Alten Testaments (Figur mit Augenbinde und zerbrochener Lanze, die Gesetzestafeln entgleiten den Händen) und des Neuen Testaments (aufrechte Siegerfigur mit Krone, Kreuzfahne und Kelch)

Echinus - Teil des dorischen und ionischen Kapitells

Eckblatt, Ecksporn - Verzierungen in den Zwickeln zwischen der kreisförmigen Grundfläche der Säulenbasis und der quadratischen Plinthe (Fußplatte unter einer Säule); bes. Romanik und Gotik

Ehrenhof (Cour d'honneur) - von drei Gebäudeflügeln umschlossener Hof (Raum zwischen den vorgeschobenen Seitenflügeln) an der Stadtseite eines Barockpalais; oft durch ein kunstvolles Gitterwerk abgeschlossen

Eklektizismus - Vermischung von Elementen verschiedener historischer Stile an einem Bauwerk (s. Historismus)

Empire (lat.: imperium = Kaiserreich, hier von Napoleon I.) - Schlussphase des Klassizismus, verbreitete sich zwischen 1800 und 1830 von Paris aus über Europa

Empore - Tribüne oder Galerie im Kirchenraum; als zusätzlicher Zuschauerraum genutzt oder für bestimmte Gruppen (Frauen, Nonnen, Sänger, Hofstaat u. a.) oder bestimmte Zwecke (z. B. Orgelempore, meist an der Westseite) reserviert; in der Basilika gewöhnlich zwischen den Arkaden des Erdgeschosses und der Fensterreihe des Obergadens (s. Lichtgaden) über den Seitenschiffen angeordnet, im Zentralbau (s. dort) über den Umgang gebaut, in Renaissance- und Barockkirchen oft bis ins Gewölbe geführt; manchmal erst nachträglich eingebaut (oft in evangelisch gewordenen Kirchen), dann meist mit einem eigenen Gerüst; Typen: echte Empore (ausgebautes Obergeschoss), unechte Empore (Öffnung, die nur in den Dachstuhl führt), Schein-Empore (bloße Wandöffnung ohne eigenen Emporenraum)

Emporenhalle - s. Kirchenbauformen

Enfilade (frz.: Einfädelung, Aufreihung) - im barocken Schlossbau übliche Zimmerflucht; die Türen liegen in einer Achse und erlauben die Durchsicht durch alle Räume; um 1650 in Frankreich aufkommend

Engel (Angeloi, Angeli; griech.: angelos = Bote) - geschlechtslose Wesen, Vermittler zwischen Gott und den Menschen, meist als geflügelte Jünglinge mit Heiligenschein dargestellt; in der ital. Renaissance auch als Mädchenengel; z. B. Schutzengel, Erzengel (Archangeloi, Archangeli; v.a. Gabriel, Michael, Raphael und Uriel/Ariel), Cherubim (hebr.; Einzahl: Cherub; auch mit 4 augenbesäten oder 6 Flügeln und 4 Köpfen dargestellt), Seraphim (hebr.; leuchtende Schlange; Einzahl: Seraph; Engel am Thron Gottes, die ihr Angesicht und ihre Füße mit je zwei Flügeln bedecken und mit zwei weiteren Flügeln fliegen; Symbole der Schnelligkeit, mit der Gottes Wille vollzogen wird); Putten: s. Bauplastik

Englischer Garten - s. Gartenkunst

Entasis (griech.; Anspannung) - mehr oder weniger sanfte Schwellung der Säule bis etwa zur Schaftmitte

Entrelacs - Flechtband-Ornament

Epistelseite - vom Westeingang aus rechte (südliche) Seite der Kirche (auf dieser Seite wird die Epistel verlesen); auch Männerseite genannt (vgl. Evangelienseite)

Epistyl, Epistylion (griech.) - Architrav; der waagerecht auf den Säulen aufliegende Balken in der antiken Baukunst

Epitaph (griech.; Grabinschrift) - Gedächtnis-Platte für einen Verstorbenen (seit 14. Jh.); innen oder außen an der Kirchenwand, an einem Pfeiler oder im Kreuzgang senkrecht aufgestellt; mit Inschrift und häufig einem Abbild des Verstorbenen, manchmal auch Darstellung einer Szene (z. B. zu Füßen des Kreuzes Christi kniende Gruppe); ab der Renaissance auch mit mehrstöckigen prunkvollen Aufbauten versehen

Erbärmdebild - Christus als Schmerzensmann mit Dornenkrone, Handfesseln, Wundmalen und Lendenschurz, manchmal auch mit Mantel

Erker - geschlossener Ausbau an der Hausfassade oder -ecke, manchmal über mehrere Stockwerke reichend, aber i.d.R. nicht bis zum Erdboden; bes. in Spätgotik, Renaissance und Neobarock verbreitet

Eroten - Kinder mit Flügeln als kleine Erosgestalten, aus ihnen gingen die gotischen Kinderengel und die Putten der Renaissance und des Barock hervor (s. Bauplastik)

Erzengel - s. Engel

Estrade (frz.) - Anstieg des Innenraum-Bodens um eine oder mehrere Stufen (z. B. vor einem Thron, Altar oder Grabmal)

Evangelienseite - vom Westeingang aus linke (nördliche) Seite der Kirche, von der aus das Evangelium verlesen wird; auch Frauenseite genannt (vgl. Epistelseite)

Evangelisten - Verfasser der 4 Evangelien des Neuen Testaments: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes (Matthäus und Johannes waren Apostel); seit dem 4. Jh. mit Attributen gekennzeichnet: Löwe (Markus), Stier (Lukas) und Adler (Johannes); bis zum 13. Jh. auch mit einer einzigen Gestalt (griech.: Tetramorph = Viergestalt) dargestellt

Ewiges Licht - s. Leuchter

Exedra (griech.; abgelegener Sitz) - Altarnische am Chor-Ende (s. Apsis) / Bezeichnung für den rückwärtigen Saal des antiken Wohnhauses

Ex voto - s. Votivtafel


F

Fach - s. Fachwerk

Fachwerk - Skelett-Bauweise mit Holzbalken als tragende Rahmenwerkteile der Wände, die Fächer dazwischen sind mit Lehm oder Ziegelsteinen gefüllt; bes. Deutschland, Frankreich und England; seit 7. Jh., bes. im 16./17. Jh.; Hauptteile: Schwelle (Bundschwelle; unteres Querholz eines Stockwerkes), Ständer (Stiel, Säule; senkrechter Pfosten auf der Schwelle; die Eckpfosten und die Bundsäulen vor den Innenwänden sind stärker als die Tür-, Fenster- und Zwischenpfosten), Rähm (Rahmenholz, Oberschwelle, Bundbalken; waagerecht auf den Ständern liegender Balken), Riegel (Zwischenriegel: verbinden die Pfosten quer, Sturzriegel: über den Fensteröffnungen, Brustriegel darunter), Streben (verspannen die Pfosten diagonal; Fuß- und Kopfstreben, -büge, -bänder verbinden die Ständer mit Schwelle und Rähm), Fach (Gefach, Feld: offener Zwischenraum des Skeletts, mit Lehm oder Ziegelsteinen gefüllt), Deckenbalken (liegen quer auf dem Rähm und tragen die Bodenbretter; oft mit vorkragenden Balkenköpfen), Knaggen (stützen die Balkenköpfe; s. Konsole); s. auch Auskragung

Fallgatter - hölzernes Sperrgatter an befestigten Toren

Faltwerk - holzgeschnitzte Flächenfüllung aus senkrechten engen Falten (z.B. gotische Möbel und Paneele) / Steindraperie als Sockel-Dekoration (Spätgotik, Renaissance)

Fase, Schmiege - abgeschrägte Kante von Bauteilen (z. B. Pfeilern)

Fassade (lat.: facies = Gesicht) - Schauseite eines Bauwerks, gewöhnlich die innere Gliederung (Stockwerke, Schiffe) des Gebäudes widerspiegelnd; ein Barockschloss besitzt meist eine Stadtseiten- und eine Gartenseiten-Fassade; Kirchen mit Querschiffen besitzen neben der Westfassade auch Querschiffsfassaden

Fassmalerei - farbiges "Fassen" (Bemalen oder Vergolden) von Stein- oder Holzplastiken (als Schmuck, zur Konservierung); das Holz wird meist mit Gips- oder Kreidegrundierung oder Leinwandüberzug vorbereitet; bis zum Ende der Barockzeit üblich

Fastentuch, Hungertuch, Palmtuch, Fastenvelum - in der Fastenzeit zwischen Chor und Schiff aufgehängtes großes Leinentuch, bemalt mit Passionsszenen in quadratischen Feldern, auch bedruckt oder gewirkt; bes. 14.-18. Jh.

Faszie (lat.: fascia = Band) - leicht vorspringendes waagerechtes bandartiges Bauglied am ionischen und korinthischen Architrav (dem waagerecht auf den Säulen aufliegenden Balken)

Fenster (lat.: fenestra) - Wanddurchbruch, bestehend aus Laibung (Leibung; Randfläche eines gerade in die Mauer geschnittenen Fensters) oder Gewände (Randfläche eines sich verjüngend in die Mauer geschnittenen Fensters; oft bei Burgfenstern), Sohlbank (untere Fläche der Laibung oder des Gewändes), Sturz (waagerechter oberer Abschlussbalken), Fensterkreuz (Mittelpfosten = Setzholz und waagerechte Sprosse = Querholz), eventuell auch Profil (Rahmung durch Rundstäbe, Pilaster oder Säulen), Stabwerk (Gliederung des gotischen Fensters durch schmale senkrechte Steinstäbe), Maßwerk (s. dort) und Verdachung (s. Giebel); Typen: Rundbogen-Fenster (oben halbkreisförmig abgeschlossen), gekuppeltes (gekoppeltes) Fenster (Zwillingsfenster durch eine Mittelsäule oder Drillingsfenster durch zwei Säulen geteilt; oft durch einen Blendbogen = Überfangbogen zusammengefasst), Rundfenster (in der Romanik als Vierpass-, Kleeblatt- oder Schlüssellochfenster, in der Gotik als großes kreisrundes Fenster mit Maßwerk = Rosette/Fensterrose, im Barock als rundes oder elliptisches sog. Ochsenauge), Radfenster (Rundfenster mit speichenartigen Stäben oder Säulen; bes. Romanik; Vorläufer der Fensterrose), Lanzettfenster (meist zu Gruppen geordnete lange, schmale Fenster der engl. Frühgotik), Giebelfenster (mit einem Giebel verdacht; s. Giebel), Segmentfenster (mit Kreisabschnitt/Segment verdacht; s. Giebel; auch verkröpfte oder gesprengte Verdachung), Blendfenster (ohne Öffnung oder kleinere Öffnung in optisch vergrößernder Gestaltung)

Fensterkorb - korbartiges, oft kunstvoll geschmiedetes Gitter vor dem Fenster; seit Renaissance

Feston - Girlande, Fruchtgehänge

Fiale (griech.: phiale = Gefäß) - schlankes, spitzes gotisches Ziertürmchen als Pfeileraufsatz, an Türmen und Wimpergen (s. dort); mit vier- oder achteckigem Leib (Schaft, meist in Form eines Tabernakels, mit Maßwerk verziert, mit Satteldächlein über jeder Seite abgeschlossen) und pyramidenförmigem Helm (Riesen; mittelhochdeutsch: risen = emporsteigen; meist mit Krabben besetzt und von einer Kreuzblume bekrönt)

Filigran (lat.: filum = Faden, granum = Korn) - Goldschmiedetechnik (seit ca. 2000 v.Chr. aus Troja bekannt): glatte gekörnte oder gezwirnte Gold- oder Silberdrähte in Ziermustern auf einen mit Gold- oder Silberkörnchen bedeckten Metallgrund gelötet; in neuerer Zeit auch ohne Unterlage zu einem feinen, durchbrochenen Gespinst geflochten und nur an den Berührungspunkten verlötet (s. auch Goldschmiedekunst)

Fisch - s. Symbole

Fischblase - s. Schneuß

Flambeau - Fackel

Flamboyant - flammenartig gestaltetes Maßwerk in gotischen Fenstern (s. auch Schneuß); Style flamboyant: letzte Phase der frz. Gotik

Flankenturm - seitlicher Befestigungsbau eines bewehrten Tores; s. auch Turm

Fleur de lis - "Bourbonische Lilie", seit 1179 im französischen Königswappen

Flucht, Fluchtlinie, Bauflucht - Grenzlinie des Gebäudegrundrisses gegen eine Straße / einen Platz; Abfluchten: in gerade Linie bringen

Fluchtpunkt - s. Perspektive

Folly (engl.; Narretei) - ironisch gemeinte groteske, phantastische Architektur als Blickfang im Englischen Landschaftsgarten

Formstein - s. Baustein, Backsteinbau

Forum - römisch-antiker Marktplatz

Freitreppe - der Hausfassade vorgelegte Treppe ohne Dach, meist die Gebäudesymmetrie betonend; bes. in Renaissance und Barock sehr repräsentativ gestaltet

Fresko-Malerei - s. Malerei-Techniken

Fries - schmaler, senkrechte Flächen begrenzender oder teilender Streifen, häufig ornamentiert

Frontale - Altar-Vorsatz (s. Antependium) zum Verbergen des Altar-Unterbaus

Frontispiz (frz.) - Giebeldreieck über einem Mittelrisalit (s. Risalit)

Fronton - Aufsatz in der Dachzone über der Mittelachse oder den Seiten eines repräsentativen Gebäudes anstelle eines Giebels; mit Armaturen- und Trophäenschmuck; in Sachsen beliebte Dekorationsform bei Longuelune und Knöffel

Funeralwaffen (lat.: funus = Leichenbegängnis) - über einem Rittergrab angebrachte Waffen (u. a. Totenschild); seit 13. Jh.

Fünfblatt - s. Blatt

Fünfpass - s. Pass

Funktionalismus - moderne Stilrichtung der Architektur, in der sich die Gestaltung eines Bauwerks ganz auf dessen Funktionen konzentriert


G

Galerie (frz.) - hell durchleuchteter Ausstellungsraum für Kunstwerke / größere Kunstsammlung (Gegenteil: Kabinett = kleinere Sammlung) / oberster Theaterrang / eingebaute Empore (s. dort) / offener Laufgang von Kirchen oder Wehrbauten / langgestreckter Repräsentationsraum im Barockschloss

Ganerbenburg - von mehreren Familien in verschiedenen Häusern bewohnte Burg

Gartenkunst - architektonisch-geometrisch gestalteter Garten in Renaissance und Barock: vom Kloster-, Burg- und Wohnhausgarten um 1500 zur Renaissance-Anlage erweitert; mit Springbrunnen, Plastiken und Gartenhäuschen ausgestattet; ab Mitte des 17. Jh. Barockgarten (französischer Garten): Hauptachse meist als verlängerte Mittelachse des Schlosses, oft ein Schlösschen, Gartenpavillon ("Gloriette") oder Gewächshaus ("Orangerie") als Gegenpol, dazwischen Hauptweg sowie symmetrisch angelegte Alleen, Wasserkünste, Kanäle und Wälle mit Treppen, Brunnen und Statuen; Parkbauten (Nymphenbad, Belvedere u. a.) dienen als Blickfang; Parterre: am Schloss gelegener, mit geschnittenen Hecken (Bosketts), Blumen und Kieswegen als Teppich (Broderie) gestalteter ebener Gartenteil; ab Anfang des 18. Jhs. setzt sich in Europa der Englische (Landschafts-) Garten durch: der freien Natur nachempfundene Gartengestaltung, scheinbare Zufälligkeit der Anlage, romantische Bauten und Denkmäler eingestreut (künstliche Ruinen, Bauernhäuser, chinesische Brücken, Tempel u. a.; s. auch Folly)

Gaupe, Gaube - Dachhäuschen; s. Dachgaube

Gebälk - Gesamtheit von Architrav (s. dort), Fries und Kranzgesims am griech. Tempel / Bauteil zwischen Kapitell und Kämpfer / Gesamtheit einer hölzernen Decken- und Dachkonstruktion

Gebundenes System - häufig verwendetes Grundrissschema der romanischen Basilika (s. dort); das Vierungsquadrat dient als Maßeinheit (s. Vierung): es wiederholt sich im Chorquadrat und in den Jochen des Mittelschiffs sowie in den Querhausarmen (quadratische Seitenschiffsjoche mit halber Seitenlänge); an den Ecken der Mittelschiffsquadrate stehen die Hauptstützen, dazwischen die schwächeren Nebenstützen

Gebust - s. Gewölbe

Gefangener Raum - letzter von hintereinander liegenden Räumen, der nur durch den vorletzten zu betreten ist

Geisipodes - Zahnschnitt, Balkenkopf am Gebälk des antiken Tempels

Geison - Kranzgesims des griech. Tempels (Schräggeison an der Giebelschräge)

Gekuppelt, gekoppelt - gleichartige Bauteile durch ein gemeinsames Glied verbunden (z. B. gekoppelte Säulen oder Rundbogenfenster)

Genius (lat.; Mehrzahl: Genien) - persönlicher Schutzgeist einer Person oder eines Ortes (G. loci) in der Antike, oft als Schlange, Jüngling oder nacktes geflügeltes Kind dargestellt; Juno: Schutzgöttin einer Frau

Gesims, Sims - aus der Mauer hervortretender horizontaler Streifen, der die waagerechte Gebäudestruktur betont; verkröpft (gekröpft): mit seinem ganzen Profil winklig um Mauervorsprünge herumgeführt; Typen: Sockel-Gesims (oberes Abschlussprofil am Sockel), Gurt-Gesims (zwischen den Geschossen verlaufend), Kaff-/Kapp-Gesims (unter den Fenstern verlaufendes und um die Strebepfeiler herumgekröpftes abgeschrägtes=gekapptes Gesims der Gotik), Kranz-/Haupt-Gesims (zwischen Wand und Dach oder Attika verlaufend, oft durch Kragsteine - s. Konsolen - gestützt, oft mit Wasserschräge darüber und Wassernase=Tropfleiste darunter; am griech. Tempel: Geison)

Gesprenge - (spät-) gotischer filigraner Schmuck mit Türmchen, Fialen, Krabben, Figuren usw.; s. Altar

Gesprengt - s. Giebel

Getäfel - s. Täfelwerk

Gewände - Schnittfläche eines schräg (sich verjüngend) in die Wand geschnittenen Fensters oder Portals (bei geradem Einschnitt heißt die Schnittfläche Laibung); in Romanik und Gotik entstanden reich verzierte und mit Gewändefiguren ausgestattete Gewändeportale

Gewölbe - gekrümmte Decke über einem Raum, von Mauern, Pfeilern oder Säulen getragen (fangen den Druck und Schub des Gewölbes auf); Typen: Tonnengewölbe (Halbkreis-, Kreissegment- oder Spitzbogen-Querschnitt; wenn in der Draufsicht der rechteckige Grundriss mit Diagonalen geteilt wird, ergeben sich die zwei Kappen an den Stirnseiten und die zwei Wangen/Walme an den beiden Widerlagerseiten; die Kappen belasten die Ecken des Gewölbes, die Wangen die Widerlagermauern; zwei sich schneidende Tonnengewölbe bilden eine Stichkappe), Kreuzgratgewölbe (sich rechtwinklig schneidende Tonnengewölbe gleicher Höhe, mit vier Tonnenkappen, die Schnittlinien heißen Grate, der Druck wird von Stützen und der Seitenschub von Widerlagsmauern oder Strebepfeilern aufgefangen), Kreuzrippengewölbe (entlang der Grate sind Rippen gespannt, die im Scheitelpunkt des Gewölbes im Schlussstein zusammenlaufen, die führen den Druck in die Pfeiler ab, deshalb können die Kappen aus leichtem Mauerwerk bestehen; lange Gewölbe sind oft durch quer zur Hauptachse des Raumes verlaufende Gurtbögen/Quergurte in einzelne Joche geteilt, in Achsenrichtung verlaufende Längsgurte begrenzen das Joch seitlich; gebustes/busiges Gewölbe: der Scheitelpunkt des Kreuzrippen liegt höher als die Scheitel der Längs- und Quergurte; Domikalgewölbe: kuppelartig gebustes achtteiliges Rippengewölbe), Figurierte Gewölbe (die Rippen bilden geometrische Figuren, z. B. Stern- und Netzgewölbe der Spätgotik, bei den Fächer-/Trichter-/Kelchgewölben der engl. Gotik gehen die Rippen von einem Punkt fächerförmig aus; es treten auch freie Kombinationen verschiedener Rippenarten auf, mit Hauptrippen=Kreuz-, Quer- und Scheitelrippen, Tierceronen = Rippen 2. Grades ohne Berührung des Hauptschlusssteines, Liernen = Rippen 3. Grades ohne Berührung der Jochecken), Zellengewölbe (Sonderform des Netzgewölbes in der norddeutschen Backsteingotik), Klostergewölbe (vier oder - bei polygonalem Grundriss - mehr Wangen belasten die Mauern allseitig), Muldengewölbe (Tonnengewölbe mit gewölbten Enden), Spiegelgewölbe (Muldengewölbe mit ebenem rechteckigen oder elliptischen Zentralbereich = Spiegel); s. auch Kuppel, Unechtes Gewölbe

Giebel - Abschlusswand an der Stirnseite eines Satteldachs; dreieckige Grundform seit dem antiken flachen Dreiecks- und Segmentgiebel, in Architektur vielfach abgewandelt: gesprengt oder verkröpft, Ziergiebel über Portal und Fenster besonders vielfältig gestaltet; die steilen Giebel gotischer Kirchen sind oft mit einem Rosenfenster und Blendmaßwerk sowie Fialen und Krabben geschmückt und mit einer Kreuzblume bekrönt; in der norddeutschen Backsteingotik Treppen-/Staffelgiebel verbreitet; die Stufen der Renaissance-Giebel sind mit Pyramiden, Obelisken und Voluten gestaltet; in Renaissance und Barock waren auch mannigfaltig geknickte und geschweifte Giebel beliebt

Girlande, Feston - Fruchtgehänge (Bauplastik)

Glacis - Erdanschüttung vor dem Hindernisgraben einer Burg oder (Stadt-) Festung

Glasmalerei - auf der Grundlage eines originalgroßen Künstlerentwurfs ("Karton") mit den Umrissen des Bildes werden Glasstücke (mit dünnem Farbglas überfangenes Weißglas = Überfangglas oder - in der musivischen Glasmalerei - durchgefärbtes Farbglas) ausgeschnitten; mit Schwarzlot (dunkle Deckfarben aus Glaspulver und Metalloxiden) kann die Zeichnung auch in das Glas eingeschmolzen werden; die Glasstücke werden mittels verlöteter Bleiruten verbunden; waagerechte Sturmstangen (Quereisen, Windeisen) und senkrechte Windruten fangen den Winddruck ab; auf das Bleinetz aufgelötete Drähte (Bleihaften) sind um die Windruten geschlungen und halten somit die Glasfenster; beim Betonglas sind die Zwischenräume der dicken durchgefärbten Glasstücke mit Beton ausgegossen

Gloriette - Gartenpavillon; s. Gartenkunst

Gloriole - Heiligenschein (s. dort)

Gnadenstuhl - Darstellung der Trinität (Dreifaltigkeit; s. dort) mit Gott (Vater) auf dem Thron, Kruzifix mit Jesus (Sohn) oder dessen Leichnam und Taube (Hl. Geist); seit 12. Jh.

Gobelin - s. Wandteppich

Goldener Schnitt - s. Proportionslehre

Goldschmiedekunst - künstlerische Gestaltung mit Gold, Silber, Platin, Email und Edelsteinen; Verfahren: Guss, Treiben, Hämmern (Treibarbeit, Toreutik; dünne Metallplatte von der Rückseite her mit dem Treibhammer kalt bearbeitet), Gravieren und Ziselieren (Eingraben und Treibarbeit von der Außenseite her mit Feile, Meißel, Stichel, Punze und Stempel), Granulieren (Auflöten feiner Goldkörnchen); s. auch Filigran

Gotischer Schwung - Becken und Schultern gotischer Figuren in gleicher Richtung schräg gestellt (nicht gegeneinander wie beim Kontrapost; s. dort), der Kopf ist der erhöhten Schulter zugeneigt; vom Kopf über das Becken bis zu den Füßen ergibt sich so ein S-förmiger Verlauf; der Got. Schwung wirkt im Gegensatz zu der in sich ruhenden Kontrapost-Stellung aufsteigend und dynamisch; seit 13. Jh.

Gouache-Malerei - s. Malereitechniken

Grabmal - Typen: in den Fußboden eingelassene Stein- oder Bronze-Grabplatte, Tumba (rechteckiger verzierter Grabaufbau, oft mit Liegefigur auf der Grabplatte, manchmal mit baldachinartigem Überbau; Rittergrab oft mit Funeralwaffen; s. dort), Sarkophag (griech.; "Fleischfresser"; meist verzierter Sarg aus Stein, Ton, Holz oder Metall in Haus-, Wannen- oder Kastenform, oft mit Liegefigur), Epitaph (s. dort; Gedächtnis-Platte), Kenotaph (griech.: Kenotaphion = leeres Grab; Grabmal für einen Verschollenen oder an anderer Stelle Bestatteten); Grabmale können in einem Grabgebäude (Grabtempel, Grabkapelle, Mausoleum, Pyramide, Turmgrab u. a.) untergebracht sein

Granulieren - s. Goldschmiedekunst

Grat - s. Gewölbe, s. Kannelierung

Gravieren - Einschneiden von Zeichnungen in Stein und Metall (s. Goldschmiedekunst) mit Stichel, Punze, Meißel oder Graviernadel, in Glas mit Schleifrädchen

Grisaille (frz.: gris = grau) - Malerei aus grauen Farbtönen, oft zur Vortäuschung von Plastiken und Stuck

Groteske - Ornament mit zartem Rankenwerk und phantasievollen Menschen-, Tier- und Fabelwesen, um 1500 an antiken Ruinen wiederentdeckt, seitdem oft verwendet (bes. Renaissance, Klassizismus)

Gründerzeit - im 19. Jh. kam es in Deutschland nach der Aufhebung der Zünfte zu zahlreichen Firmengründungen; Ablösung der Manufakturen durch Industriebetriebe; in der Kunst Übergang vom Klassizismus zum Historismus (s. dort); in der Architektur mit Neorenaissance, Neobarock u. a. alte Baustile wieder auflebend

Gurtbogen - Verstärkungsbogen quer zur Längsachse eines Tonnengewölbes oder einer Gewölbereihung; daraus ergibt sich die Jocheinteilung; s. Gewölbe

Gusserker, Pechnase - nach unten offener Erker an der Außenseite einer Wehrmauer zum Hinabgießen von heißem Öl, Pech o. ä.

Guttae (Einzahl: Gutta) - Teil des dorischen Gebälks

Gymnasion (griech.: gymnos = nackt) - antiker Sport- und Ausbildungsplatz für Knaben und Jünglinge


H

Halbsäule - s. Dienst, Pfeiler

Hallenkirche - die Seitenschiffe der Kirche besitzen die gleiche Höhe wie das Mittelschiff (im Unterschied zur Basilika; s. dort), deshalb kein Obergaden (s. Lichtgaden) vorhanden, die hohen Seitenschifffenster belichten auch das Mittelschiff; Dachbau: hohes Einheitsdach oder parallele Dächer von Mittel- und Seitenschiffen oder ein Längsdach über dem Mittelschiff und Querdächer über den Seitenschiffen; Hallenkirchen meist ohne Querschiff; bes. im 13./14. Jh. (Spätgotik)

Halsring - trennt Säulenschaft und Säulenhals

Hängeknauf - Schlussstein oder frei hängendes Zierglied unter einer Hängesäule

Hausmarke, Hauszeichen, Hofmarke, Hofzeichen - erbliches Eigentumszeichen an Haus oder Hof; die jüngeren Söhne fügen dem Stammzeichen je einen neuen Strich hinzu; kann zum Bestandteil eines Wappenbildes werden

Haustein - s. Baustein, Mauerwerk

Heilige - s. Attribute

Heiligenschein, Gloriole, Nimbus, Glorie - Lichtscheibe oder -kreis um oder über dem Haupt von Heiligen und Engeln; Typen: Kreuznimbus (Gloriole mit Kreuz um das Haupt Gottvaters, Christi oder der Taube des Hl. Geistes), Aureole (die ganze Gestalt einer hl. Person - z. B. des auferstandenen Christus - umgebender Schein), Mandorla (Aureole in Mandelform; s. Evangelisten), Quadratischer Nimbus (an noch lebenden Personen mit bes. priesterlicher oder aristokratischer Würde; bes. 6. Jh. bis Gotik)

Heiliges Grab - Kapelle oder symbolische Grabanlage in Erinnerung an die Grabstätte Jesu in Jerusalem; 4.-18. Jh.; seit. 14. Jh. auch Plastikgruppe aus Stein oder Holz in Kirchen (z. B. Sarkophag mit Christi Leichnam, den Engeln, den drei Marien und schlafenden Wächtern)

Heraldik - s. Wappen

Herme - in der Antike Hermeskopf auf rechteckigem Schaft, seit der Renaissance atlasähnliche Halbfigur vor Pfeilern oder Pilastern (s. Bauplastik)

Historismus - Rückgriff auf Stile früherer Zeiten (Neoromanik, Neorenaissance, Neobarock u. a.); bes. im 19. Jh. zwischen Klassizismus und Jugendstil aufkommend, seit 1930 auch Neoklassizismus, nach 1945 auch Neojugendstil, Neobauhaus u. a.

Hohlkehle - konkaves Bauelement an Gesims, Decke oder Säule (Gegenstück zu Stab oder Wulst); auch an Möbeln

Holzplastik - s. Bildhauerkunst

Hortus - Garten des römischen Wohnhauses

Hôtel (frz.; von lat. hospes = Gast) - Stadtpalais des französischen Adels

Hundszahn - Ornament der engl. Gotik

Hungertuch - s. Fastentuch

Hüttenplastik - s. Bauplastik

Hypäthraltempel (griech.: hypaithros = unter freiem Himmel) - antiker Tempel mit dachloser Cella

Hypokausten (griech.; Heizung von unten) - Warmluftheizung unter dem Fußboden von Wohn- und Baderäumen der Antike sowie in Burgen und Klöstern

Hypotrachelion - Säulenhals der antiken Säule


I

Ikonostase, Ikonostasis (griech.; Standplatz des Bildes) - in orthodoxen Kirchen die mit Ikonen geschmückte Schranke zwischen Chor und Gemeinderaum

Impluvium - Wasserbecken im Atrium des römischen Wohnhauses

Ingenieurskunst - eher unter technischen als ästhetischen Aspekten stehende Architektur

Inkrustation (lat.: crusta = Rinde) - Einlegearbeit von farbigen Steinen in Stein (z. B. heller und dunkler Marmor); bes. an Wänden und Fußböden; bes. in Antike, Byzanz und in Italien bis Barock; vgl. Intarsia

Insula (lat.; Insel) - antiker Miethausblock

Intarsia - Holzeinlagen in Holz; Marketerie: Holz, Perlmutt, Elfenbein, Schildpatt oder Metall in Möbel oder Holzgegenstände eingefügt (bes. im Barock); Tauschierung: Metall in Metall eingelegt; Damaszierung (benannt nach Damaskus, dem Hauptherstellungsort arabischer Waffen): Tauschieren von Waffen (Muster = "Damast"), Niello: Metallgravur mit heißem Schwefelsilber, Kupfer oder Blei ausgefüllt; s. auch Inkrustation

Interkolumnium (lat.) - in Säulendurchmessern (D) angegebener Abstand zweier Säulen von Achse zu Achse; dieser bestimmt wesentlich die Wirkung einer Säulenreihe; 1,5 D = dichtsäulig (pyknostylos), 2 D = gedehnt (systylos), 2,25 D = schönsäulig (eustylos), 3 D = weitsäulig (diastylos), 3,5 D = lichtsäulig (aräostylos)

Ionische Ordnung - griech. Säulenordnung


J

Jagdstern - Sonderform des barocken Jagdschlosses im Zentrum eines mehrstrahligen Schneisensystems; bes. um 1720-1740 angelegt

Jerusalemsweg - s. Labyrinth

Jesuitenstil - Stil der von Jesuiten gebauten lateinamerikanischen Barockkirchen (oft dekorativ überladen) oder Barockstil der Jesuitenkirchen bes. des 17. Jhs. nach dem Vorbild von Il Gesù in Rom

Joch - Gewölbeabschnitt bzw. der zugehörige Raum oder dessen Grundfläche; Joche durch Gurte und Stützen voneinander abgegrenzt (s. Gewölbe); auch: von Pfeilern begrenzter Brückenabschnitt

Jugendstil - europäischer Kunststil um 1900

Jungfrauen, Kluge und Törichte - s. Brauttür


K

Kachel - gebrannte, meist glasierte Tonfliese als Wand-, Fußboden- oder Ofenbelag (z. B. die kobaltblau bemalten Delfter Kacheln oder die islam.-span. Azulejos: span.: azul = blau, arab.: al zulaich = kleiner Stein)

Kachelofen - seit der Spätgotik mit nahezu unveränderter Grundform: vierseitige Basis mit Füßen, etwas schmälerer Oberteil, oft mit Bekrönung; seit Renaissance auch reich geschmückt und bemalt (z. B. Majolikaöfen seit 16. Jh.), im Barock des 17. Jhs. Delfter Kacheln und im Rokoko geschwungene ornamentierte Formen in Weiß beliebt, in Klassizismus oft mit zylindrischem Oberteil und Terrakottarelief in der Mitte

Kalotte - gekrümmte Fläche eines Kugelabschnitts (z. B. die Halbkuppel einer Apsis; s. dort)

Kalvarienberg - gemalte oder plastische Darstellung der Kreuzigung Christi mit vielen Figuren

Kalymatie - Füllelement des griech. Gebälks zum Zwecke der Kassettenbildung

Kamin - architektonisch gerahmte offene Feuerstelle im Haus, oft mit Marmor oder Sandstein verkleidet, seit der Romanik künstlerisch gestaltet, in Barock und Rokoko auch als Zierkamin mit Spiegel; Zubehör: Feuerhunde für die Holzscheite, Feuerzange, -haken und -schaufel; auf dem Sims (Sturz) stehen gewöhnlich Leuchter, die Kaminuhr, Vasen u. a.

Kämpfer - zwischen einer Stütze (Mauer, Pfeiler, Säule) und einem Bogen bzw. Gewölbe eingefügte vorspringende Tragplatte (s. auch Bogen) / Pyramidenstumpf-Aufsatz über einem mittelalterlichen Kapitell (Säulenkopf) / Querstab aus Holz oder Stein im Fenster (er bildet mit dem senkrechten Setzholz das Fensterkreuz)

Kämpfergesims - Gesims in der Kämpferzone (s. Kämpfer)

Kandelaber (lat.: candelabrum) - Kerzenständer, auch menschliche Figur(en) als Kerzenträger möglich; Typen: siebenarmig (hebr.: Menora; jüdischer Kultleuchter, in der christlichen Kirche als Symbol der Erfüllung des Alten Testaments), achtarmig (hebr.: Chanukka = Tempelweihe; Symbol des Judentums, ein neuntes Licht = Schames dient als Anzünder), Kronleuchter (von der Decke herabhängend mit mehreren Lichtern; Kronen- oder Radform = Radleuchter; in Romanik mit Türmen und Toren als Symbol des himmlischen Jerusalem geschmückt, auch mit Figuren; in Gotik als Schaft oder Kugel mit strahlenförmigen Armen, ab Renaissance aus Glas), Muttergottesleuchter (Kronleuchter mit Marienstatue, ein Hirschgeweih bildet einen Heiligenschein - s. dort - in Mandorla-Form), Leuchterweibchen (wie Muttergottesleuchter, aber weltlich mit weiblicher Halbfigur, oft mit Fischschwanz; bes. 16. Jh.), Teneberleuchter (für die Karwoche; schmiedeeiserner Fuß mit dreieckigem oder dreiteiligem Aufsatz, im späten Mittelalter mit 12-15 Lichtern, je eines für Christus, die Apostel und manchmal für die drei Marien), Ewiges Licht (Öl-Ampel, die ständig vor dem Allerheiligsten=Venerabile christlicher Kirchen bzw. in Synagogen brennt), Blaker (niederdeutsch blaken = rußen, glühen; Wandleuchter mit reflektierender Rückplatte), Apostelleuchter (an den 12 Stellen, an denen katholische Kirchen bei ihrer Weihe gesalbt werden, sind als Symbole für die 12 Apostel 12 Kreuze und 12 Wandleuchter angebracht, gelegentlich mit Apostelbildnissen)

Kannelierung (griech./lat.: canna = Rohr) - Längsrillen (Kanneluren) im Säulen- oder Pfeilerschaft oder am Pilaster, bei der dorischen Säule sich mit scharfem Grat berührend, bei der ionischen und korinthischen Säule durch Stege getrennt

Kanon - s. Proportionslehre

Kantonierte Pfeiler oder Mauern - den abgefasten Kanten sind Halb- oder Dreiviertelsäulen vorgelegt

Kanzel (lat.: cancellus = Schranke) - aus dem frühchristlichen Ambo (s. dort) weiterentwickelte, oft reich verzierte Predigt- und Lesebühne, gewöhnlich aus Fuß, Treppe, polygonaler Brüstung und Schalldeckel bestehend; im Barock auch figurativ aufgelöst; seit dem 13. Jh. entweder auf dem Lettner oder an einem Pfeiler der Vierung (s. dort) oder des Langhauses errichtet; in kleinen (meist evangelischen) Kirchen gelegentlich mit dem Altar zum Kanzelaltar vereinigt; Sonderformen: Schiffskanzel (Schiffsform; ab 1725 sich aus Frankreich verbreitend), Außenkanzel (bes. in Italien, auch an Wallfahrtskirchen)

Kapelle (lat.: capa = Mantel) - "Cappella" hieß der Aufbewahrungsort des Mantels des hl. Martin von Tours im Betraum der Königspfalz zu Paris (7. Jh.), später wurden kleinere Beträume so genannt; Typen: selbstständige Kapellen (z. B. Tauf-, Toten-, Pfalz-, Burg-, Schlosskapelle), nicht selbstständige Kapellen (z. B. Chor-, Scheitel-, Seitenschiffs-/Flankenkapelle, zwischen den Strebepfeilern einer Kirchen gelegene Einsatzkapelle, Votivkapelle als kapellenartiges Memorial mit Altar)

Kapellenkranz - s. Chor

Kapitell (lat.: capitellum = Köpfchen) - Kopf von Säulen, Pfeilern oder Pilastern, oft bauplastisch geschmückt, fängt die Bogen- oder Gewölbelast auf; Typen: Akanthus-, Almohadisches, Anten-, Bestien-, Bild-, Blatt-/Laub-, Bossen-, Buckelblatt-, Byzantin.-frühchristliches, Dorisches, Dorisch-tuskisches, Falten-, Figuren-, Ionisches, Ionisches Eck-, Ionisierendes, Kelchblock-, Kelch-, Knospen-/Knollen-, Komposit-, Korinthisches, Korinthisierendes (karolingisch, ottonisch), Palmetten-, Pfeifen-, Phantasie-, Pilaster-, Pilz-, Polygonal-, Renaissance-, Römisch-dorisches, Römisch-ionisches, Römisch-korinthisches, Sächsisches, Scheibenwürfel-, Schilf-, Stalaktiten-, Teller-, Tier-, Tuskisches, Voluten-, Würfel-, Yeseria-, Ziegel-Würfel-Kapitell

Kapitelsaal - s. Kloster

Kappe - s. Gewölbe

Karner, Kerner, Gerner (lat.: carnarium = Beinhaus) - meist zweigeschossige Friedhofskapelle mit Altarraum im Obergeschoss und Gebein-Raum im Untergeschoss; in der Romanik meist Zentralbau (s. dort) mit Ostapsis, in der Gotik auch als langgestreckte (Michaelis-) Kapelle

Karnies (ital.: cornice = Fries, Rahmen) - S-förmiges (konkav-konvex profiliertes) Bauglied ("Glockenleiste"); tragend (Sockelteil) oder bekrönend (z. B. an Gesimsen); fallend (konvexer Profilbereich unten) oder steigend (z. B. bei Säulenkapitellen)

Kartause - s. Kloster

Kartusche - Zierrahmen, oft um ein Wappen oder eine Inschrift gelegt (Renaissance, Barock)

Karyatide (griech.; Sklavin),

Kore (griech.; Jungfrau) - figürliche Bauplastik (s. dort): langgewandetes weibliches Gegenstück zum Atlant (s. dort); "Karyatide" erinnert an die im Perserkrieg in die Sklaverei geführten Mädchen des Ortes Karyai

Kasematten - überwölbte Schutzräume einer befestigten Anlage für Besatzung, Geschütze und Munition

Kassette - kastenförmig vertieftes Feld einer flachen oder gewölbten Decke ("Kassettendecke") oder einer Bogenlaibung, welche "kassettiert", d. h. in rechteckige, vieleckige oder gerundete Felder aufgeteilt ist; oft mit Ornamenten oder Gemälden gefüllt; bes. Antike, Renaissance und Barock

Kastell - s. Castell

Kathedra (griech.; Sitz) - Bischofsstuhl in der Kirche; in altchristlichen Kirchen im Scheitel der Apsis (s. dort) hinter dem Altar, sonst erhöht auf der Evangelienseite (s. dort) im Chor; meist prächtig verziert, oft auch mit Baldachin; "ex cathedra Petri" (lat.; "vom Stuhle Petri herab") werden die päpstlichen Dogmen verkündet

Kathedrale - Bischofskirche einer Stadt, in Norddeutschland auch Dom, in Süddeutschland auch Münster genannt

Kegelfries - normann.-engl. Ornament

Kehle - s. Hohlkehle

Keilschnitt, Kerbschnitt - ornamentale Holzschnitzerei als versenktes Relief

Kemenate, Dirnitz (lat.: caminata) - heizbarer Wohnraum / Frauengemach einer Burg

Keramik (griech.: keramos = Töpferton) - Tonwaren; Grob-K. (Ziegel, Röhren, Baukeramik) oder Fein-K. (Geschirr, Gefäße, Kunstgewerbliches); entsteht aus porösem Scherben durch Sinterung des Tones bei hoher Brenntemperatur und Glasur; Typen: Fayence (frz.; von Faenza = eine ital. Töpferstadt; vorgebrannter, meist farbiger Scherben bei Scharffeuer mit Zinnglasur überschmolzen), Majolika (vermutlich nach der Insel Mallorca; ital. Name für Fayence), Porzellan (ital. porcellana = Porzellanschnecke; aus Kaolin und Feldspat gebrannt, glasiert, häufig bemalt: Unterglasurmalerei vor dem zweiten Brand - ist haltbarer, aber nur mit wenigen Scharffeuerfarben möglich, Aufglasurmalerei bei schwachem dritten Brand eingebrannt - ist weniger haltbar, ermöglicht aber reichere Farbigkeit), Steingut (weiß gebrannter, nicht verglaster Scherben mit Bleiglasur; ab 1720 von England ausgehend), Steinzeug (glänzende Glasur durch Verdampfen von Salz während des Hochtemperatur-Brennens; in wenigen Farben: Kobaltblau, Manganviolett, Braun durch Rauch im Brennraum = Schmauchung), Terrakotta (lat.: terra = Erde, ital.: cotta = gebrannt; Tonerde wird durch den Brand weiß, gelb, braun oder rot; gern auch als wetterbeständige Baukeramik z.B. für Tempelgiebel oder als Stirnziegel oder für Tonplastiken genutzt)

Kerbschnitt - s. Keilschnitt

Kirche, Allegorie der - s. Ecclesia und Synagoge

Kirchenbauformen - Basilika (s. dort; Emporen-, Staffelbasilika), Hallenkirche (s. dort; Staffelhalle, Pseudobasilika, Emporenhalle), Saalkirche (einschiffige Kirche), Zentralbau (s. dort; um einen Mittelpunkt konstruiert)

Kirchenburg - mittelalterliche Wehrkirche

Klausur - s. Kloster

Kloster (lat.: claustrum = das Verschlossene) - unter strenger Regel lebende Gemeinschaft der Mönche (statt mönchischer Einsiedelei); um den viereckigen offenen Hof mit Brunnenhaus (s. Tonsur) und Kreuzgang (ähnlich dem Peristyl des antiken Wohnhauses; der Name "Kreuzgang" bezieht sich auf die um den Hof führende Kreuzprozession) sind die übrigen Räume angeordnet: Kirche (meist an Nord- oder Südseite), Kapitelsaal (Versammlungsraum, oft neben der Kirche), Refektorium (Speisesaal, bei den Deutschritterorden Remter genannt), Parlatorium (Sprechzimmer), Dormitorium (Schlafsaal; meist im Obergeschoss) und Klausuren (Mönchszellen; meist im Obergeschoss); Benediktiner-K. oft auf Bergen, Zisterzienser-K. (seit 1100) meist in Tallagen, Bettelordens-K. (seit 13. Jh.) meist in oder bei Städten (wegen ihrer Seelsorge-Funktion), Kartäuser-K. (Kartause; seit 12. Jh.) mit um einen großen Kreuzgang angeordneten Einzelhäuschen; Ordensburgen der Deutschritter (seit 13. Jh.) waren zugleich deren Klöster; Barockklöster zeigen Elemente des Schlossbaus

Knagge - s. Konsole

Knorpelwerk - Ornament des niederländisch-deutschen Manierismus (s. dort)

Kollegiatskirche - s. Stiftskirche

Kolonnade (frz. colonne = Säule) - Säulengang mit waagerechtem Gebälk (Architrav) im Unterschied zur Arkade (s. dort; Bogenreihe)

Kolossalordnung (griech.: kolossos = Riesenbildsäule) - Säulenordnung über zwei oder mehr Stockwerke

Kolumbarium - s. Columbarium

Kommunizierende Nebenchöre - Nebenchöre mit durchbrochenen Trennwänden zum Hauptchor (s. Chor)

Konche, Koncha (griech.: konche, lat.: concha = Muschel) - im Grundriss halbrunde Nische oder Apsis (s. Chor)

Königsgalerie - Reihe von plastischen Königsportraits (oft als Vollplastiken) quer über der Westfassade französischer und englischer Kathedralen

Konsole - aus der Mauer vorspringender Tragstein (Kragstein) für Balkone, Figuren, Balken, Dienste usw. (im Holzbau Knagge genannt), oft mit Ornament oder Figur geschmückt

Kontrapost (ital.: contrapposto = Gegensatz) - bei einer menschlichen Figur sind Becken und Schulter gegensinnig schräg gestellt (in sich ruhender stehender Körper); Gegenteil: Gotischer Schwung (s. dort; Becken und Schulter gleichsinnig schräg gestellt; dynamisch stehender Körper)

Kore (griech.; Jungfrau) - s. Karyatide

Korinthische Ordnung - griech. Säulenordnung

Krabbe - Kriechblume auf den Kanten gotischer Turmhelme, Fialen oder Wimpergen (s. dort)

Kragstein (Kraft-, Balken-, Ankerstein) - aus einer Mauer vorstehender Stein zum Tragen von Baugliedern; s. Konsole

Krepis, Krepidoma - Stufenunterbau; der (meist dreistufige) oberirdische Teil des Stereobats (s. dort; Fundament) des griech. Tempels

Kreuz (lat.: crux) - Symbol- oder Zierform; im Christentum Sinnbild des Leidens Christi (Kruzifix: Kreuzstamm mit der Inschrifttafel INRI = "Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum" und oft mit Suppedaneum = Fußstütze); Hauptformen: Griechisches K. (bevorzugte Grundrissform des byzantinischen Sakralbaus), Lateinisches K. (crux immissa; im abendländischen Sakralbau vorherrschende Grundrissform), T-K./Antonius-K. (crux commissa; oft für die Darstellung der Schächer verwendet), Petrus-K. (Petrus wurde kopfunter gekreuzigt), Andreas-K. (Kreuzigung des Apostel Andreas), Gabel-/Schächer-/Deichsel-K., Lothringisches K., Henkel-K. (crux ansata; urspr.: ägyptisches Lebenssymbol), Päpstliches K. (die Balken entsprechen dem Priester-, Lehr- und Hirtenamt), Konstantinisches K. (Christusmonogramm aus den griech. Buchstaben X = Chi und P = Rho, den Anfangsbuchstaben des Wortes CHRistus), Russisches K. (mit Schrägbalken, vermutlich für das Suppedaneum = Fußstütze), Wieder-K. (Balkenenden ergeben "wieder" ein Kreuz), Krücken-K. (Krückenform der vier Balken), Anker-K., Kleeblatt-K., Malteser- oder Johanniter-K., Baum-K. (Lebensbaum mit Blättern, Blüten oder Früchten), Ast-K. (ohne Zweige)

Kreuzarme, Kreuzflügel - die Arme des Querhauses (s. dort)

Kreuzblume - ornamentale Bekrönung gotischer Fialen, Wimperge oder Turmhelme (s. dort)

Kreuzbogenfries - islamisch-normannisches Ornament

Kreuzfahne (Labarum) - Wimpel an einem langschäftigen Kreuz als Siegeszeichen des auferstandenen Christus über den Tod

Kreuzgang - s. Kloster

Kreuznimbus - s. Heiligenschein

Kreuzweg - Darstellung des Leidensweges Christi von der Verurteilung durch Pilatus bis zur Grablegung in 14 Einzelbildern (Stationen)

Kriechblume - s. Krabbe

Kruzifix (lat.: crucifixus = der Gekreuzigte) - Darstellung Jesu am Kreuz; Crux = Kreuz ohne den Leib Christi

Krypta (griech.; bedeckter Gang) - halbunterirdischer Raum unter dem Chor romanischer oder gotischer Kirchen zur Aufbewahrung von Reliquien oder als Grabstätte für Heilige oder Würdenträger; aus der frühchristlichen Confessio (Heiligengrab-Raum unter dem Altarraum) hervorgegangen; Typen: Ringkrypta (halbkreisförmiger Gang, Grabkammer im Bogenscheitel), Stollenkrypta (ein Stollen, auch einander kreuzende Stollen), Hallenkrypta (im 9. Jh. von Italien kommend; meist dreischiffiges Gewölbe auf Säulen ruhend; oft bis unter die Vierung (s. dort) und weiter reichend; deswegen höherliegender Chor)

Künste, die Sieben Freien (lat.: artes liberales) - sieben weibliche Figuren mit Attributen (s. dort); sie stehen für das Trivium (Grammatik, Dialektik, Rhetorik) und das Quadrivium (Geometrie, Arithmetik, Musik, Astronomie)

Kuppel - Überwölbung von Räumen in regelmäßigen Krümmungen; einem polygonalen Grundriss fügt sich eine runde Kuppel durch Hängezwickel (Eckzwickel; sphärische Dreiecke) an; bei der Trompenkuppel werden die oberen Ecken eines viereckigen Unterbaus durch Trompen (nach einem altfrz. trichterförmigen Blasinstrument benannt; = halbe Hohlkegel) überbrückt und in ein Oktogon übergeführt (auf diesem stehen der Fußkreis der Rundkuppel bzw. die Kappen eines achtteiligen Klostergewölbes); zwischen den Trompen und der Kuppel befindet sich oft ein zylindrischer (bzw. achteckiger) Tambour (Trommel), der auch von Fenstern durchbrochen sein kann; die Kuppel kann oben eine kreisrunde Lichtöffnung (Auge, Opaion, Opaeum) oder einen kleinen durchbrochenen Aufbau (Laterne) besitzen; große Kuppeln sind oft zweischalig (innere Raum- und äußere Schutzkuppel); weitere Kuppelformen: Böhmische Kappe, Stutz-, Flach-, Halb-, Spitz-, Zwiebel-, Falt-, Rippen-, Kassetten-, Amphorengewölbe-Kuppel (Hohlkuppel)

Kurie - römischer Ratssaal

Kymation, Kyma (griech.; Welle) - Blattwellen-Fries; Typen: dorisches K. (meist nur gemalt auf unterschnittenem Stab), ionisches K. (mit plastischen Ovalformen = Eierstab und Pfeilspitzen, konvexer Stab), lesbisches K. (mit plastischem Herzlaub = Wasserlaub und Spitzen, konvex-konkaves Profil)


L

Labyrinth (griech.: labyrinthos, von labrys = Doppelaxt; der Palast von Knossos mit seinem unübersichtlichen Grundriss hieß "Haus der Doppelaxt", er gilt als Urbild aller Labyrinthe) - kretisch-minoisches Kultsymbol; Jerusalemsweg: in den Fußboden gotischer Kathedralen eingelegte geometrische Figur aus hellen und dunklen Steinen (einst durchrutschten es die Gläubigen auf den Knien von der Peripherie bis zur Mitte als Bußübung); Labyrinthe mit ausweglosen Weggabelungen erst im Manierismus (s. dort) aufkommend (z. B. labyrinthische Gartenbosketts)

Lady Chapel (engl.; Kapelle Unserer Lieben Frau) - Marienkapelle in engl. Kathedralen, meist mit rechteckigem Grundriss, meist an den Scheitel des Ostchores angesetzt (Scheitelkapelle)

Laibung, Leibung - Schnittfläche einer senkrecht in die Mauer geschnittenen Öffnung (z. B. Fenster, Portal)

Lambrequin (frz.; Bogenbehang) - oberer Abschluss eines Fensters, Betthimmels oder einer Tür in Form eines Behangs mit Spitzen oder Quasten (Barock); oft aus Stuck oder Stein nachgebildet

Lambris (frz.) - Wandverkleidung, meist aus Holz, aber auch Marmor oder Stuck

Lamm Gottes - s. Symbole

Langhaus - Teil der Kirche zwischen der Westfassade und dem Chor (s. dort) bzw. der Vierung (s. dort)

Lang- und Kurzwerk - Wechsel von waagerechten und senkrechten (Bossen-) Bausteinen

Laterne - türmchenartiger Kuppelaufsatz; s. Kuppel

Laube - offener, oft gewölbter Bogengang (s. Arkade) am oder vor dem Erdgeschoss; s. auch Pergola

Laubfries, Blattfries - Ornament

Laufender Hund - griech. Mäander-Ornament in der Form sich überschlagender Wellen

Läufer - in das Mauerwerk mit seiner Längsseite nach außen eingefügter Baustein (s. dort)

Lebensbaum - s. Kreuz

Leibung - s. Laibung

Lesepult - schräge Buchunterlage auf einem Ständer im Chor (s. dort) oder auf der Brüstung eines Ambos (s. dort) oder Lettners (s. dort) für die Verlesung des Evangeliums oder der Epistel; auch mehrseitig als Notenpult für den Kirchenchor

Lettner (lat.: lectionarium = Lesepult) - Scheidewand zwischen dem Chor (s. dort; Kleriker-Raum) und dem Mittelschiff (Laien-Raum), mit einem oder mehreren Durchgängen und einer über Treppen zugänglichen Sängerbühne mit Brüstung, dort steht das namensgebende Lesepult (für Verlesung der Epistel und des Evangeliums); seit 13. Jh.; im Barock oft aus einem kunstvoll geschmiedeten Chorgitter (Doxale) bestehend; häufig in späterer Zeit abgebaut

Leuchter - s. Kandelaber

Levitenstuhl - s. Dreisitz

Lichtgaden, Obergaden - über die Seitenschiffe hinaus ragender Wandabschnitt des Mittelschiffs der Basilika (s. dort) mit den Hochschifffenstern (Untergaden: niedriger gelegene Fensterzone der Seitenschiffe)

Lierne - s. Gewölbe

Lilie - s. Fleur de lis

Lisene, Lesene - senkrechter, pilasterähnlicher Mauerstreifen ohne Basis und Kapitell mit fassadengliedernder, selten auch stützender Funktion, oft durch Rundbogenfriese mit benachbarten Lisenen verbunden; ein Hauptmotiv des sächsischen Barock, hier eingeführt vom Architekten Longuelune

Litai - s. Narthex

Loggia - Laube (s. dort) / Galerie (s. dort) / offene Bogenhalle (bes. in ital. Renaissance) / nach außen offener Raum im Obergeschoss, der innerhalb der Bauflucht liegt (im Unterschied zum vorspringenden Balkon)

Lohstein - s. Baustein

Louis-quatorze - frz. Barock in der Zeit des Königs Ludwig XIV. (1643-1715)

Louis-quinze - frz. Rokoko-Stil in der Regierungszeit des Königs Ludwig XV. (1723-1774)

Louis-seize - Übergang vom Rokoko zum Klassizismus in Frankreich zur Regierungszeit des Königs Ludwig XVI. (begann schon in den vorangegangenen 15 Jahren); in Deutschland als Zopfstil (s. dort) verbreitet

Lukarne - geschosshoher Dach-Erker in der Hausflucht (s. Zwerchhaus), oft reich dekoriert, bes. an Schlössern der frz. Spätgotik und Renaissance

Lünette (frz. Möndchen) - halbkreisförmiges Bogenfeld über Türen und Fenstern; allg.: oberer gerundeter Abschluss eines Rechtecks


M

Mäander - Ornament-Fries, rechtwinklig gebrochenes Ornamentband (Wellenband); bes. Antike und Klassizismus; nach dem vielfach gewundenen kleinasiatischen Fluss Maiandros benannt

Maillebahn - Sandbahn, auf der hölzerne Kugeln mit langstieligen Hämmern vorwärtsgeschlagen werden; sich aus Frankreich verbreitendes beliebtes Spiel der höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts

Malerei-Techniken - Typen: Wandmalerei, Sgraffito, Mosaik, Glas-, Tafel-, Fass- und Buchmalerei; Techniken je nach Lösungs- oder Bindemittel: Aquarellmalerei (lat. aqua = Wasser; lasierend, mit wasserlöslichen Farben ohne Weiß, lässt den Grund durchscheinen, Bindemittel: Gummi arabicum, z. B. für Fresko-Malerei), Gouache-Malerei (ital.: guazzo = Lache, Wasser; wasserlösliche Deckfarben, einschl. Weiß, mit Gummi gebunden), Tempera-Malerei (lat.: temperare = Mischen von Farben und Bindemittel im Mittelalter; Lösungsmittel: Wasser, Öl oder Lack, Bindemittel: Eigelb, Honig, Leim, Feigenmilch u. a.; bis 15. Jh. in Tafelbild-Malerei - Holztafeln, bes. Altartafeln - üblich, dann von Ölmalerei verdrängt), Fresko-Malerei (ital.: fresco = frisch; Malerei mit laugenechten Wasserfarben auf frischem, feuchten Kalkputz, dieser bindet die Farben beim Trocknen unter Einwirkung der Luft-Kohlensäure; seit 1300; bes. Barock-Deckenmalerei), Al-secco-Malerei (ital.: secco = trocken; Wasserfarben auf trockener Wand), Ölmalerei (Farbpigmente in Terpentinöl, Benzin o. a. flüchtigen Stoffen gelöst; Bindemittel: Lein-, Mohn- oder Nussöl; lasierend oder deckend aufgetragen; Lösungsmittel verdunstet, Öl oxydiert zu hygroskopischem Linoxyn; seit 15. Jh., bes. für Tafelmalerei, zunächst nur auf Holz, später auch auf Leinen, Pappe, Kupfer, Wandputz u. a.; heute meist Kunstharze als Bindemittel verwendet), Mischfarben-Technik (Kombination von Öl- und Tempera-Malerei), Lackmalerei (harzige Bindemittel: Kolophonium, Kopal oder Kunstharze - bei Öllack auch Öl, in Terpentinöl oder anderen flüchtigen Stoffen gelöst; China seit 1. Jahrtausend v.Chr., in Europa seit 17. Jh. nachgeahmt)

Mandorla - s. Heiligenschein

Manierismus (ital. manierismo = Künstelei) - bildende Kunst und Literatur zwischen Spätrenaissance und Barock (ca. 1525-1620); allg.: unecht empfundene Nachahmung eines Stils (oft werden am Ende einer Stilepoche deren formale und technische Mittel ohne Bezug zu deren geistiger Grundhaltung eingesetzt)

Mannloch - Schlupfloch neben dem Burgtor

Mansarde - s. Dachformen

Mantelmauer - Ringmauer einer Burg

Marketerie - s. Intarsia

Marmor (griech. marmareos = schimmernd, marmaros = Stein) - kristalliner Kalkstein, seit der Antike in Baukunst und Plastik verwendet (nördlich der Alpen erst seit der Renaissance), in Barock oft durch Stuck (stucco lustro) oder "Marmorierung" von Holz oder Stein mit Farben imitiert; unzählige Farbtönungen, seit dem Klassizismus weißer Marmor bevorzugt

Martersäule - Darstellung der Säule, an der Christus gegeißelt wurde, mit den Passionswerkzeugen; auf der Säule steht - der biblischen Überlieferung entsprechend - ein Hahn, vor der Säule ist manchmal auch der leidende, dornengekronte Christus als Erbärmdebild (s. dort) dargestellt

Maschikulis - Gussöffnungen am Wehrgang einer Burg

Maskaron - Maske als Dekoration

Maßwerk - aus geometrischen Grundformen (bes. Kreisform) entwickeltes Bauornament bes. der Gotik (s. auch Pass, Blatt, Schneuß, Wabe, Nasen); begann in der Spätromanik als Lochformen im steinernen Bogenfeld über zwei von einem gemeinsamen Bogen überfangenen Fenstern oder als Radfenster, seit der Hochgotik aus gebogenen oder (engl. Spätgotik) geraden Profilsteinen gebaut; gleichdick oder dünner als das Stabwerk im unteren Fensterteil; Maßwerk dient auch zur Gliederung von Rundfenstern, Giebeln, Wimpergen (s. dort) und Brüstungen; Blendmaßwerk: einer geschlossenen Wand vorgeblendet, Schleierwerk: freistehendes, offenes Maßwerk vor einer Wand oder Nische

Mastenkirche - s. Stabkirche

Mauerwerk - Konstruktion aus natürlichen oder künstlichen Steinen entweder ohne Bindemittel (Trocken-M.) oder mit Bindemittel aus Lehm (Lehm-M.), Kalk oder Mörtel; Typen: Naturstein-, Bruchstein- (wild, lagerhaft oder fischgrätenartig), Feldstein-, Haustein- (Zyklopen-, Polygonal-M.; roh und mit kleinen Steinen verfüllt oder leicht bearbeitet und verfüllt oder regelmäßige Polygonal- oder Trapezblöcke mit geglätteter Oberfläche ohne Zwischenräume), Quader- (rechteckige Quader in waagerechten Läufer- und Binderschichten; gleichhohe oder wechselnde Schichthöhen; auch Quader mit Kantenschlag, Diamantquader oder Polsterquader mit gerundeten Kanten; Rustika-M./Bossenwerk: die grob behauene Ansichtsseite von Buckelquadern wird Bosse genannt), Backstein-, Stampf-/Guss-Mauerwerk (als Füllwerk hinter Verblendmauerwerk oder Vormauerung; z. B. aus Steinsplittern und Mörtel), auch aus gemischten Materialien (z. B. verschiedenen Steinarten, z. B. Steinfachwerk); s. auch Baustein

Maureske - Ornament aus streng stilisierten Pflanzen, islamisch nach hellenistischen Vorbildern, seit der Renaissance beliebt; vgl. Arabeske

Mausoleum - s. Grabmal

Medaillon (frz.; große Medaille) - Bild oder Relief in rundem oder elliptischem Rahmen

Megaron (griech.; das Geräumige) - Hauptraum des griech. Wohnhauses mit Herd und Vorhalle / Thronsaal der kretisch-mykenischen Burg (Vorform des griech. Tempels)

Meisterzeichen - an einer gut sichtbaren Stelle des Bauwerks angebrachtes, oft in einen Schild eingehauenes Zeichen, das den führenden Baumeister kennzeichnet; seit 14. Jh.

Mensa - s. Altar

Metope - Schmuckglied im Architrav des griech. Tempels; mit Reliefs geschmückte quadratische Form; beliebtes Motiv des Klassizismus

Mezzanin, Mezzaningeschoss (ital.) - niedriges Halb- oder Zwischengeschoss unter dem Dach oder über dem Erdgeschoss (Renaissance, Barock, Klassizismus)

Mihrab - Gebetsnische der Moschee

Minarett - Gebetsturm der Moschee

Minoritenkirche - Bettelordenskirche

Miserikordie - s. Chorgestühl

Mittelschiff - das mittlere Schiff eines mehrschiffigen Langhauses (s. dort)

Model, Modul (lat. modulus = kleines Maß) - der halbe untere Säulendurchmesser antiker Säulen als Einheit für die Maßverhältnisse der Säulenordnung (s. Interkolumnium); auch Bezeichnung für den Durchmesser einer Münze oder einer Medaille oder für eine vertiefte Gussform

Monatsbilder - s. Symbole

Monopteros - gedeckter Rundbau (kein Tempel) mit Säulenkranz, ohne geschlossenen Innenraum (z. B. Gloriette; s. Gartenkunst)

Motte - Turmhügelburg

Münster (lat. monasterium = Kloster) - süddeutsche Bez. für Dom, Kathedrale oder städtische Hauptkirche; ursprünglich wurde die gesamte Klosteranlage, dann nur die Klosterkirche so genannt

Muschelwerk - Ornament der Spätrenaissance, bes. im deutschen Rokoko beliebt

Musen (griech.: musa) - griech. Schutzgöttinnen der Künste und Wissenschaften; in Athen ursprünglich nur eine Muse: Mnemosyne (Göttin des Gedächtnisses); später 9 Musen mit ihren Attributen (s. dort) dargestellt: Erato (ernste Liebeslyrik; mit Kithara), Euterpe (Musik, Lyrik; mit Flöte), Kalliope (Epos; mit Buch und Rolle), Klio (Geschichte, Philosophie, Epos; mit Schriftrolle), Melpomene (Tragödie; mit tragischer Maske), Polyhymnia (Lied; ohne Attribut), Terpsichore (Tanz; mit Lyra), Thalia (Komödie; mit komischer Maske), Urania (Astronomie; mit Globus)

Mutulus - Dielenkopf, Hängeplatte unter dem dorischen Geison (Kranzgesims des griech. Tempels)


N

Nagelkopf - romanisches Ornament

Narthex - Atrium (von Säulenhallen umgebener Vorhof) der frühchristlischen und mittelalterlichen Basilika / oft reich mit Bauplastik geschmückte Vorhalle einer Kirche

Nase - vorspringende Spitze im gotischen Maßwerk (s. dort)

Neidkopf (von althochdeutsch nid = Hass) - Menschen- oder Tierkopf-Relief zur Abwehr böser Geister; s. Bauplastik

Neubarock - s. Gründerzeit

Neugotik, Neogotik - der Gotik nachempfundener Baustil, beginnend in England um 1720; ab dem späten 18. Jh. als Bestandteil des Historismus (s. dort) in Europa verbreitet

Neurenaissance, Neorenaissance - im letzten Drittel des 19. Jhs. beginnende Wiederaufnahme von Bau- und Möbelformen der Renaissance; s. Historismus

Nimbus - s. Heiligenschein

Nonnenchor - Nonnenempore (Prieche), v. a. im Frauenkloster oder Damenstift

Nothelfer, die vierzehn - 14 Heilige, die seit dem 13. Jh. als besondere Fürbitter bei Gott gelten (Mittelpunkt des Kults ist die barocke Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen); Heilige meist mit ihren Attributen (s. dort) dargestellt: Erasmus (Winde), Eustachius (Hirsch), Georg (Drache), Katharina (Rad), Cyriak (Teufel), Christophorus (Jesuskind), Dionysius (abgeschlagener Kopf), Achatius (Domenkrone oder Kreuz), Vitus (Hahn, Kessel), Blasius (gekreuzte Kerzen), Barbara (Turm), Ägidius (Hirschkuh), Margarete (Drachen an der Kette), Pantaleon (Nägel oder Hände aufs Haupt genagelt)

Nymphäum - s. Brunnen


O

Obelisk (griech.; Bratspießchen) - hoher, schlanker, vierkantiger, sich nach oben verjüngender, in einer Pyramidenspitze endender Steinpfeiler; urspr. ägyptisches Kultsymbol, seit der Renaissance als Baudekoration verwendet, v. a. am Dachgiebel; im sächsischen Barock als symbolische Architekturform für die Herrschaft Augusts des Starken verwendet

Obergaden - s. Lichtgaden; auch vorkragendes Obergeschoss eines Wehrturms

Ochsenauge - kreisförmige oder ovale Fensteröffnung, vor allem im Dachgeschoss; bes. im Barock

Ogive - Spitzbogen; bes. in der Gotik-Architektur verwendet

Ohrmuschelstil - Ornamentik des niederländisch-deutschen Manierismus (s. dort)

Oktogon (griech.; Achteck) - über einem regelmäßigen Achteck errichtetes Bauwerk

Opisthodomos (griech.; Hinterhaus) - Raum hinter der Cella (s. dort) des griechischen Tempels

Optische Ergänzung - miteinander eine Symmetrie bildende Kunstwerke (z. B. Seitenaltäre), v. a. im Rokoko; die Symmetrieachse deckt sich meist mit der Raumachse

Opus - Mauerwerk (s. dort)

Orangerie - s. Gartenkunst

Orans, Orant - Gestalt mit langem Gewand und erhobenen Händen (Verkörperung des Gebets) in der altchristlichen Kunst / Anbetender zu Füßen Christi oder Mariä (Adorant)

Oratorium (lat.; Betraum) - Mönchs- oder Priester-Chor in Kloster- und Stiftskirchen / Bettelordenskirche / private oder klösterliche Hauskapelle / vergitterte oder verglaste Loge mit Blick zum Altar für Würdenträger, bes. in Barockkirchen / Orgelbühne

Orchestra - Spielfläche des antiken Theaters

Orgelprospekt - Schauseite der Orgel; in der Gotik wie der Flügelaltar oft mit Gesprenge und bemalten Flügeltafeln, im Barock oft sehr groß und mit marmoriertem Holzgehäuse, Figurenschmuck, Schmiedeeisen und Zimbelstern (sternförmiges drehbares Glockenspielwerk) geschmückt, in Rokoko mit überreicher Ornamentik und figürlichem Schmuck, in der Neuzeit sich meist allein mit der harmonischen Anordnung der Orgelpfeifen darbietend

Orientierung (Ostung) - Ausrichtung der Längsachse christlicher Kirchen von West nach Ost; Chor und Altar nach Osten (zur aufgehenden Sonne hin) angeordnet; aber oft nicht streng durchgeführt

Ornament (lat.: ornare = schmücken) - Verzierungsmotiv, schmückende Einzelform; s. auch Dekoration; Ornamentik: Ornament-Stil (z. B. Renaissance-Ornamentik); an einem Bauwerk kann ein Ornament schmückend (z. B. Rocaille, Maskaron) oder gliedernd (z. B. Lisene, Maßwerk) oder in beiden Funktionen auftreten; Hauptformen: geometrisches (mit Zirkel und Lineal konstruiert; z. B. Zackenfries, Mäander), Pflanzen- (z. B. Knospenkapitell, Akanthusblatt), Tier- (z. B. Bukranionfries), figürliches Ornament (z. B. Figurenkapitell)

Orthostaten - aufrecht und gesondert stehende rechteckige Pfeilerblöcke, im Barock oft als Torpfeiler und Träger des kostbaren Gitterwerkes der schmiedeeisernen Portale verwendet

Ortrippe - beiderseits des Gewölbegurtes verlaufende Rippe oder den Schildbogen (s. dort) markierende Schildrippe


P

Palas - Herrenhaus einer Burg

Palisade (lat.-frz.) - Schutzwand aus Pfählen

Palladianismus - auf den ital. Baumeister Andrea Palladio (1508-1580) zurückgehende Architektur der Spätrenaissance und des Barock mit klaren, strengen Proportionen und sparsamer Fassadendekoration; an die römische Antike angelehnt; ab Anfang 17. Jh. in der englischen, später auch in der europäischen Baukunst verbreitet

Palladio-Motiv (Venezianisches Fenster) - eine auf Säulen oder Pfeilern stehende Bogenöffnung wird von zwei rechteckigen Öffnungen flankiert (deren Gebälk liegt in Höhe des Bogenkämpfers)

Palmesel - hölzerner Esel, auf dem eine lebensgroße Christusfigur mit segnender Gebärde sitzt; seit dem Mittelalter zur Erinnerung an Christi Einzug in Jerusalem in der Palmsonntagsprozession mitgeführt

Palmette - antikes Pflanzenornament aus gefächerten palmenähnlichen Blättern; Anthemion: Palmette mit Lotosblüten

Pantokrator (griech.; Allmächtiger) - Christus als Weltherrscher mit erhobenem rechten Arm, im linken Arm das Buch des Lebens haltend; seit 4. Jh.; z. B. in der Kalotte der Apsis (s. dort) oder bei den Evangelisten (s. dort) aufgestellt

Paradiesesflüsse - Euphrat, Tigris, Gihon und Physon; im Mittelalter als Männer mit Gefäßen, denen Wasser entströmt, dargestellt

Paraskenion - Seitenrisalit der antiken Bühne

Park - s. Gartenkunst

Parlatorium - Sprechraum im Zisterzienser-Kloster (s. Kloster)

Parodos - seitlicher Zugang zum antiken Theater

Parterre - Erdgeschoss / Bereich des Barockgartens (s. Gartenkunst)

Pass - Kreisteil des gotischen Maßwerks (s. dort); je nach der Anzahl der zusammengehörigen (durch Nasen getrennten) Kreisbögen Drei-, Vier- bis Vielpass genannt

Passionssäule - s. Martersäule

Passionswerkzeuge - Leidenswerkzeuge der Passion Christi: Nägel, Ruten, Geißel, Dornenkrone, Lanze, Essigschwamm auf einem Stock usw., bis zu 30 verschiedene Teile, darunter auch solche des Randgeschehens (Zange, Schweißtuch, Würfel u.a.); seit dem Mittelalter als Symbole des Leidens Christi dargestellt (s. auch Fastentuch, Martersäule)

Passionszyklus - s. Kreuzweg

Pastophorien - Räume am Ostende der Seitenschiffe frühchristlicher Kirchen: im Norden Prothesis (Sakristei), im Süden Diakonikon (für Diakone und Geräte)

Patina (Edelrost) - grüne, braune oder schwarze Oxidationsschicht auf Kupfer und Bronze; natürlich entstanden, künstlich erzeugt oder imitiert

Pavillon - Gartenpavillon als teilweise oder ganz offener freistehender kleinerer Bau (s. Gartenkunst) / Eckpavillon (Eckrisalit; s. Risalit) mit eigenem Dach an einem Barockschloss

Pechnase - Gusserker der mittelalterlichen Burg

Pendentif - s. Zwickel

Pergola (ital.) - aus Pfeilern oder Säulen und einer offenen Holzdecke mit Rankengewächsen bestehende Laube (s. dort)

Periakten - Drehkulissen des antiken Theaters

Peribolos - antiker Kultbezirk / ummauerter griechischer Tempel

Peridromos - Bodenfläche zwischen Cella (s. dort) und Säulenkranz des antiken Tempels

Peripteros - Tempel, dessen Cella (s. dort) von einem Säulenkranz umgeben ist

Peristyl, Peristylium, Peristylion, auch Cavaedium - den Hof eines Wohnhauses oder Tempels umgebende Säulenhalle / Atrium der frühchristlichen Basilika

Perlstab, Astragal (griech. astragalos = Sprungbein; auch: Würfel aus Lammfußknöchlein) - antikes Ornament aus Perlen und Scheibchen

Perpendicular style (engl.; lat.: perpendiculum = Richtlot) - ein Stil der engl. Hoch- und Spätgotik im 14. Jh., um 1500 vom Tudor style (letzte Phase der engl. Gotik) abgelöst; mit vorherrschend senkrecht orientiertem Stabwerk, das die breiten, hohen Fenster und Wände gliedert; typisch auch das Fächergewölbe

Perspektive (lat.; perspicere = hindurchschauen) - Darstellung des dreidimensionalen Raumes auf einer Mal- oder Zeichenfläche; die Raumtiefe wird perspektivisch vorgetäuscht: Objekte werden mit zunehmender Entfernung immer kleiner dargestellt (perspektivische Verkürzung); geometrisch konstruierte P. seit der Frührenaissance bekannt; im Barock perspektivische Wandgliederungen und scheinbar in das Unendliche hinein geöffnete Wände und Decken beliebt; umgekehrte Perspektive (frühchristliche und mittelalterliche Malerei): Gegenstände von der Hauptfigur des Bildes her in Richtung auf den Betrachter perspektivisch verkürzt (die mit der Hauptfigur verkörperte göttliche Ordnung wird als Ausgangspunkt der Ordnung der Welt begriffen: "Bedeutungsperspektive"; erst die Renaissance fasst den Menschen als Maß aller Dinge auf)

Pfalz (lat.: palatium) - Residenz von Kaisern, Königen und Bischöfen im Mittelalter

Pfeiler (lat.: pila) - senkrechte Stütze mit rechteckigem oder polygonalem Querschnitt; kann in Basis (Fuß), Schaft, Kapitell und/oder Kämpfer gegliedert sein; Freipfeiler: freistehend, Wandpfeiler (Pilaster): aus der Wand heraustretend, Kreuzpfeiler: quadratischer Pfeilerkern und eine rechteckige Vorlage an jeder der vier Seiten, Bündelpfeiler: gruppierte gerundete oder gekehlte Voll-, Halb- oder Dreiviertelsäulen (setzen sich in das Gewölbe oder in die Arkaden hinein als Rippen oder Gurte fort (s. Dienste, s. Kantonierte Pfeiler)

Piano nobile - s. Beletage

Piedestal - s. Postament

Pilaster - Wandpfeiler, der nur wenig aus der Wand hervortritt; wie eine Säule in Basis (Fuß), Schaft, Kapitell und/oder Kämpfer gegliedert und gelegentlich kanneliert (s. Kannelierung) oder ornamentiert; dient z. B. als Mauerverstärkung, Wandgliederung, Gebälkträger, Portal- und Fensterrahmung

Piloten (Einzahl: Pilote) - Stützen, die anstelle eines Erdgeschosses ein Bauwerk tragen

Pinienzapfen - antikes Fruchtbarkeitssymbol, als bekrönender Bauschmuck verwendet

Piscina (lat.; Fischbecken) - Schwimmbecken in römischen Thermen / Taufbecken im Baptisterium (s. dort) / liturgisches Wasserbecken für das Waschen der heiligen Gefäße und zum Händewaschen des Priesters (meist in Form einer Nische in der südlichen Chorwand mit Ablauf in eine eigene Sickergrube = Sacrarium)

Plafond - Decke eines Raumes

Plastik - s. Bildhauerkunst

Plattenfries - Ornament der Romanik, vorwiegend in England

Plinthe (griech.: plinthos = Ziegel) - rechteckige oder quadratische Fußplatte unter Säule, Pfeiler, Postament oder Statue

Podest - Treppenabsatz oder Estrade (s. dort)

Point de vue - Abschluss einer Sichtachse (Allee, Straße) mit einem den Blick fangenden Objekt (Pavillon, Denkmal, Obelisk usw.), wichtiges Element der französischen und deutschen Barockarchitektur

Polsterquader - s. Mauerwerk

Polychromie - Vielfarbigkeit

Polyptychon (griech.: polyptychos = faltenreich) - Flügelaltar oder Gemälde mit mehr als zwei Flügeln (s. auch Triptychon)

Ponderation (lat.) - bei Figurendarstellungen die ausgeglichene Verteilung des Körpergewichts auf die Beine (Sonderformen: Kontrapost und Gotischer Schwung; s. dort)

Portal - künstlerisch gestalteter Eingang; römischer Triumphbogen als Vorbild; Hauptteile: Türsturz, Bogenfeld (Tympanon), Türpfeiler, Türpfosten, Gewände, Bogenlaibung, Giebel, Portalrahmung (z. B. Säulen, Pfeiler, Pilaster, Figuren)

Portatile - Tragaltar (s. Altar)

Portikus - Portalvorbau an der Haupteingangsseite eines Gebäudes, von Säulen oder Pfeilern getragen, häufig mit Dreiecksgiebel (Antike, Renaissance, Klassizismus)

Postament, Piedestal - Sockel einer Stütze (Säule, Pfeiler) oder einer Vollplastik

Poterne - Ausfallpforte einer Burg

Praecinct (lat.) - Gürtelgang des antiken Theaters

Predella - Altarstaffel auf der Mensa als Unterbau für ein Retabel oder für den Schrein eines Flügelaltars (s. Altar)

Predigerkirche - Kirche der Reform- und Bettelorden / evangelischer Kirchentyp

Presbyterium (griech. presbyterion = Ältestenrat) - Priesterraum einer Kirche beim Hauptaltar (s. auch Bema)

Prieche - Nonnenempore eines Frauenklosters

Priependach (auch Mönch-und-Nonnen-Dach) - Dach aus halbrunden Dachziegeln, bes. in Süd-Europa; "Nonnen" sind breite, eng liegende Ziegel, die Fuge wird vom schmaleren "Mönch" bedeckt; Klosterpfanne: Mönch und Nonne in einem Stück gebacken

Profil - die vor- oder zurückspringenden Teile eines Baugliedes, die im Querschnitt oder im Grundriss sichtbar werden (z. B. Sockel, Säule, Pilaster)

Pronaos - offene Vorhalle, Vorraum der Cella (s. dort) des griechischen Tempels

Proportionslehre - Lehre von den als harmonisch geltenden Verhältnissen der Teile eines Kunstwerkes; auch vom Zeitgeschmack abhängig; dazu gehören: Kanon (griech.; Richtmaß; Proportionen der menschlichen Gestalt; Verhältnis Kopf zu Körper 1:7 bis 1:10), Goldener Schnitt (Teilung einer Strecke C (=Summa) in einen kleineren Teil A (=Minor) und einen größeren Teil B (=Major), sodass sich A:B=B:C verhält; es gilt annähernd 2:3, 3:5, 5:8, 8:13 usw.), Quadratur (Quadrat als Maßeinheit; s. Gebundenes System), Triangulation (Verwendung des gleichseitigen Dreiecks zur Festlegung konstruktiv wichtiger Punkte, seit der Gotik, bes. in Renaissance und Barock), Harmonische Proportion (Übertragung der Schwingungsverhältnisse musikalischer Intervalle auf Maßverhältnisse der Architektur, z. B. Oktave = 1:2, Quinte = 2:3, Quart = 3:4 usw.)

Propyläen, Propylon (griech. propylaion = Vortor) - Torbau vor einem abgeschlossenen griech. Tempelbezirk (z.B. Akropolis von Athen)

Proskenion (griech.),

Proscenium (lat.) - antike Theaterbühne

Prostylos - griech. Tempelform mit Säulenvorhalle an der vorderen Schmalseite; im Klassizismus für profane Gebäude (Wachen, Torhäuser usw.) beliebt

Pseudobasilika - Hallenkirche (s. dort) mit basilikal überhöhtem Mittelschiff ohne Lichtgaden (s. dort; s. auch Basilika)

Pseudoperipteros - Tempel ohne Ringhalle mit Säulen oder Halbsäulen an den Wänden der Cella

Pteron, Pteroma (griech.; Mehrzahl: Ptera) - Bereich zwischen Cella (s. dort) und Säulenkranz des antiken Tempels (s. auch Peridromos)

Purismus - Streben nach Stilreinheit

Putte, Putto (ital.: putto = kleines Kind) - nackte kleine Knaben mit oder ohne Flügel; Umformung der gotischen Kinderengel; ab der Frührenaissance und bes. im Barock im Kirchenbau verwendet; s. Bauplastik

Pylon (griech.; Portal; Mehrzahl: Pylonen) - Tempeltoranlage mit Flankentürmen / starke Pfosten zu beiden Seiten eines Tores / Tragepfeiler oder -mast einer Hängebrücke


Q

Qibla - Gebetsrichtung nach Mekka

Quader - s. Mauerwerk

Quadratischer Schematismus - Gebundenes System (s. dort)

Quadratur - s. Proportionslehre

Quadriga (lat.: quadrigae = Viergespann) - vier nebeneinander gespannte Pferde ziehen einen nach hinten offenen griech. Streitwagen bzw. röm. Renn- oder Triumphwagen; als Bekrönung von Bauwerken seit dem 4. Jh. v.Chr. verwendet

Quattrocento - Kunst des 15. Jhs. in Italien

Queen Anne style - Kunst- und Baustil in England in der Regierungszeit des Königs Wilhelm von Oranien (1689-1702) und der Königin Anne (1702-1714)

Quergurt - s. Gewölbe

Querhaus, Querschiff, Transept - quer zum Langhaus stehender ein- oder mehrschiffiger Gebäudeteil; als Querschiff meist nur dann bezeichnet, wenn gleichhoch wie Langhaus; in der Kreuzung von Mittel- und Querschiff befindet sich die Vierung (s. dort); außer dem Querschiff im Osten kann auch ein weiteres im Westen vorhanden sein (bes. bei doppelchörigen Anlagen mit West- und Ost-Chor)

Querriegel - gestaffeltes Querhaus romanischer Kirchen

Quersaal, Querraum - Raum, dessen Querachse länger als die Hauptachse ist


R

Radialkapellen - s. Chor

Rähm, Rahmenholz - s. Fachwerk

Rautenfries - romanisches Ornament

Refektorium - Speisesaal eines Klosters (s. dort)

Régence - Stilphase des französischen Barock

Regency - Stilphase der englischen Architektur zwischen dem Georgian und dem Victorian style; um 1790-1830, bes. in der Zeit der Regentschaft des Prince of Wales (später George IV.) von 1811 bis 1820

Relief (frz.; erhabene Arbeit) - aus einer Fläche herausgearbeitete Plastik; Hauptformen: versenktes Relief, Flachrelief (Basrelief), Halbrelief, Hochrelief; s. auch Bauplastik

Reliquiar (lat.: reliquia = Rest) - Behälter zur Aufbewahrung einer Reliquie (Leichenteil eines Heiligen oder ein Gegenstand aus dessen Leben bzw. Martyrium); Hauptform: Reliquienschrein mit klar gegliederten, reich geschmückten Feldern (bes. 12.-15. Jh.); Figurierte Reliquiare: der Form des Körperteils nachgebildet, von dem die Reliquie stammt (Büsten-, Kopf-, Fuß-, Arm-, Handreliquiar); Staurothek (griech.; Kreuzbehälter): Behälter mit einer Reliquie vom Kreuze Christi

Remter - Speisesaal des Klosters (s. dort) eines Deutschritterordens

Retabel - Aufsatz auf oder hinter der Mensa des Altars (s. dort)

Retrochor (engl. retro-choir, retro-quire) - der Umgang hinter dem Hochaltar englischer Großkirchen der Gotik

Revolutionsarchitektur - revolutionärer Klassizismus

Riegel - s. Fachwerk

Riese, Ryse - Helm der Fiale (s. dort)

Rippe - stabartiges, unterschiedlich profiliertes Konstruktionselement des Skelettbaus, z. B. zur Verstärkung von Flachdecken oder Gewölben (s. dort)

Risalit - in seiner ganzen Höhe einschließlich Dach aus der Bauflucht (s. Flucht) vorspringender Gebäudeteil; je nach der Stellung zur Mittelachse des Gebäudes als Mittel-, Seiten- oder Eckrisalit gestaltet; häufige Fassadengestaltung in Renaissance und Barock

Rocaille - muschelartiges unsymmetrisches Ornament; bes. Spätbarock, Rokoko

Rokoko - letzte Stilphase des Barock (nach "Rocaille" benannt; s. dort)

Roland, Rolandsäule - Bildsäule aus Holz oder Stein auf dem städtischen Hauptplatz mit der Figur eines Ritters oder (im Barock) eines römischen Kriegers mit aufrecht gehaltenem Schwert oder Speer; 14.-18. Jh.

Rollenfries - romanisches (normannisches) Ornament

Rollwerk - s. Beschlagwerk

Romantik - schwärmerische, natur- und gefühlsbetonende Geistesströmung in den Ländern nördlich der Alpen zu Beginn des 19. Jhs.; dem strengen, rationalen Stil des Klassizismus entgegengesetzt; bes. in Literatur und Malerei; die damit verbundene Wiederbelebung vergangener Architektur-Stile führte zum Historismus (s. dort)

Römische Ordnung - Säulenordnung(en) der röm. Antike

Rosette - stilisiertes Blütenornament (z. B. in Fries oder Kassette)

Rotunde (lat.; rund) - Zentralbau (s. dort) mit kreisförmigem Grundriss, oft Teil eines größeren Bauwerks (z. B. als Chorscheitelrotunde in der Achse des Chores; s. dort)

Rundbogenfries - romanisches Ornament

Rundbogenstil - Erscheinungsform des deutschen Historismus (s. dort) mit Elementen des byzantinischen Stils, der ital. Romanik und der Renaissance

Rundkirche - Kirchenbau mit rundem oder polygonalem Grundriss (s. Rotunde, Zentralbau)

Rundstab - Zierstab, dessen Querschnitt einen Viertel-, Halb- oder Dreiviertelkreis (Viertel-, Halbrund-, Dreiviertelstab) bildet

Rustika (lat.: rusticus = bäuerisch) - Mauerwerk mit hervorgehobenen Quadern, deren Oberfläche nur roh behauen ist; ab Renaissance gern für das Sockelgeschoss verwendet, in Barock oft durch Putzquaderung imitiert, auch für Eckeinfassungen verwendet; s. Mauerwerk

Rüstlöcher - im Mauerwerk für die Befestigung von Baugerüsthölzern ausgesparte viereckige Löcher


S

Saalkirche - einschiffige Kirche

Sägezahnfries, Spitzzahnfries - romanisch-normannisches Ornament

Sakramentshaus - steinernes Gehäuse zur Aufbewahrung der geweihten Hostie, meist auf der Evangelienseite (s. dort) der Kirche neben dem Altar; als vergitterte Nische oder (in der Gotik) frei stehendes zierliches Gebäude mit reichem Gesprenge; bis zur Mitte des 16. Jh. üblich, dann erfolgte die Unterbringung der Hostie im Tabernakel (s. dort) auf dem Altar

Sakristei - Raum (mit Zugang zum Chor) zur Aufbewahrung der liturgischen Geräte und Gewänder, zugleich Ankleideraum für Geistliche und Ministranten; aus den Pastophorien (s. dort) hervorgegangen

Sala terrena - (offener) Gartensaal eines Schlosses

Sarkophag - s. Grabmal

Säule - stützendes Bauglied mit rundem, polygonalem oder profiliertem (Schaft-) Querschnitt; urspr. zur Stützung eines Gebälks, seit römischer Zeit auch von Mauerwerk auf Bögen; auch dekorativ ohne tragende Funktion verwendet; freistehend oder als Wandsäule bzw. Pfeilervorlage (nur teilweise hervortretend; Viertel-, Halb-, Dreiviertelsäule; s. auch Dienste); Hauptbestandteile: Schaft sowie (optional) Basis (Fuß) und Kapitell (s. dort); der Schaft kann sich auch nach oben oder unten verjüngen oder eine Schwellung (Entasis) zur Schaftmitte hin besitzen; Typen: Monolithische (aus einem Stück), Trommel- (aus trommelförmigen Stücken bestehend), Kretische (nach unten verjüngt), Kannelierte (mit senkrechten Hohlkehlen; s. Kannelierung), Gewirtelte (mit einem oder mehreren Schaftringen), Gewundene (spiralig gekrümmt), Knoten-, Schlangen-, Bestien-, Kandelaber-, Gekuppelte, Bündelsäule (rundständig gruppiertes Säulenbündel, unterscheide: Bündelpfeiler; s. Pfeiler)

Säulenordnung - Dorische Säule (älteste Form der griech. Säulenordnung, Säule ohne Basis mit einfachem Wulst als Kapitell, im Klassizismus bevorzugt), Ionische Säule (Säule mit zwei großen, nach den Seiten ausladenden Voluten am Kapitell), Korinthische Säule (reich geschmücktes Kapitell, meist Reihen von Akanthus; s. dort), Säule mit Kompositkapitell (aus ionischen und korinthischen Elementen zusammengesetzt, beliebte Form des Barock), Toskanische Säule (Abart der dorischen Säule, in der Renaissance bevorzugt)

Scamillus - Einschnitt unterhalb des Säulenhalses / keilförmiges Ausgleichselement zwischen dem leichten Gefälle des Stylobats (s. dort; oberste Stufe des Tempelunterbaus) und der waagerechten Standfläche einer Säule

Scenae frons - Rückwand der römischen Theaterbühne

Schachbrettfries - romanisches Ornament

Schaftring - s. Wirtel

Schalenturm - an der Burgseite offener Mauerturm

Scharwachtturm, Pfefferbüchse, Tourelle - erkerartiges Türmchen einer Wehrmauer

Scheibenfries - romanisches Ornament

Scheidbogen - Bogen zwischen Mittel- und Seitenschiff oder zwischen benachbarten Seitenschiffen

Scheidmauer - Mauer über Scheidbögen (s. dort) oder Architrav (waagerecht auf den Säulen aufliegender Balken) des Mittelschiffs einer Basilika

Scheinarchitektur - durch Malerei oder Relief vorgetäuschte Bauelemente an Wänden oder Decken; z. B. illusionistische Erweiterung des Innenraums; bes. im Barock (s. auch Grisaille)

Scheitelkapelle - s. Chorscheitelrotunde

Schichtenwechsel - Wechsel verschiedenfarbiger Steinschichten oder von Mauerschichten aus unregelmäßigen und regelmäßigen Steinen (s. auch Mauerwerk)

Schießscharte - schmale Wehrmaueröffnung, deren Gewändenische an der Innenseite den gewinkelten Einsatz von Handschusswaffen erlaubt

Schildbogen - aus der Verschneidung von Gewölbe- und Wandfläche resultierender Bogen; begrenzt das Joch (s. dort) seitlich; häufig mit Längsgurt oder Schildrippe

Schildhalter - s. Wappen

Schildmauer, Stirnmauer - Mauer unter dem Schildbogen (s. dort) / verstärkte Mauer einer Burg; Vorgeschildete Mauer: ohne dahinterliegenden Raum

Schildrippe - Ortrippe (s. dort), die dem Verlauf des Schildbogens über der Schildmauer folgt

Schleierwerk - einer Wand vorgeblendetes freistehendes Maßwerk (s. dort)

Schlussstein - Stein im Scheitel eines Bogens oder im Knotenpunkt von Gewölberippen; oft mit plastischem Schmuck; Abhängling: spätgotische Form des Schlusssteins (herabhängender Knauf)

Schmerzensmann - s Erbärmdebild, Martersäule

Schmiedekunst - kunsthandwerkliche Verarbeitung von Eisen; z. B. Tür- und Truhenbeschläge, Standleuchter, Kaminböcke, Laternen und Gitter (z. B. barocke Chorgitter); auch Waffenschmiedekunst (mit Gravieren und Ätzen)

Schmiege, Fase - abgeschrägte Kante von Bauteilen (z. B. Pfeilern)

Schnabelkopffries - englisch-normannisches Ornament

Schneuß, Fischblase - einer Fischblase ähnliches Element des gotischen Maßwerks (s. dort); seit 14. Jh.; auch flammenartig gelängt (s. Flamboyant)

Schuppenfries - romanisches Ornament

Schweifwerk - s. Beschlagwerk

Schwelle - s. Fachwerk

Schwibbogen - gotischer Strebebogen (s. Strebewerk) / großer Stützbogen zwischen zwei Gebäuden oder Innenmauern

Sechspass - s. Pass

Second Pointed, Middle Pointed style - in der engl. Viktorianischen Neugotik (ca. 1840-1870) wiederbelebter engl. "Spitzbogenstil" aus der Zeit von ca. 1250 bis 1330

Seicento - Kunst des 17. Jhs. in Italien

Seitenschiff - parallel zum Mittelschiff verlaufendes, zu diesem geöffnetes Schiff; auch mehrere parallele Seitenschiffe an einer oder beiden Seiten des Mittelschiffs möglich (s. auch Basilika)

Sekos - griech. Tempelkammer, die Heroen oder Halbgöttern geweiht ist (Ägypten: Barkenkammer)

Seraph - s. Engel

Sgraffito (ital.: sgraffiare - kratzen) - wetterbeständige Kratzputz-Wandmalerei; übereinander liegende verschiedenfarbige Edelputzschichten werden so tief ausgekratzt, bis die gewünschte Farbe sichtbar wird; in der ital. Renaissance wurde dazu schwarzer, grauer oder roter Putz weiß übertüncht

Silberschmiedekunst - s. Goldschmiedekunst

Sima - Traufgesims am antiken Gebälk

Sims - s. Gesims

Skelettbau - Bauweise mit einem tragenden Gerippe aus Holz (s. Fachwerk), Stein (z. B. Strebewerk; s. dort), Stahl oder Stahlbeton, das die statischen Kräfte auffängt (materialsparende Bauweise); von außen sichtbar (z. B. gotisches Strebewerk) oder durch eine selbsttragende oder eine Vorhang-Fassade verdeckt

Skulptur - s. Bildhauerkunst

Sockel (lat.: socculus = kleiner Schuh) - unterer Mauerteil, meist verdickt oder durch andere Bausteine vom darüber liegenden Mauerwerk abgesetzt, oft mit einem Sockelgesims (s. Gesims) / Unterbau von Säule, Pfeiler oder Skulptur

Sohlbank, Fensterbank - s. Fenster

Söller - s. Balkon

Sopraporte - s. Supraporte

Spandrille - s. Zwickel

Spiegel - meist zwischen Fenstern als Bauschmuck aufgesetzte oder eingelassene rechteckige Putzform; in Sachsen ein beliebtes Motiv der Architektenschule Pöppelmann / Languelune

Spindeltreppe - s. Wendeltreppe, Turm

Spira - Teil der ionischen Säulenbasis

Spitzbogenfries - gotisches Ornament

Spitzzahnfries, Sägezahnfries - romanisches Ornament

Spolie - wiederverwendetes Bauteil aus einem älteren Gebäude; bes. im frühchristlichen Kirchenbau

Stabkirche - skandinavische Holzkirche; vermutlich eine Nachform der nordischen Königshalle; mit stufigen Dächern; wegen der Bauweise der Wände aus senkrechten, mastenähnlichen Pfosten und Planken auch Mastenkirche genannt

Stabwerk - s. Fenster

Staffelbasilika - s. Staffelung

Staffelchor - s. Staffelung, s. Chor

Staffelgiebel - s. Staffelung, s. Giebel

Staffelhalle - s. Staffelung

Staffelung - abgetreppte Anordnung von Baukörpern und Bauelementen; sichtbar im Grundriss (z. B. Staffelchor), im Aufriss (z. B. Staffelgiebel), im Gebäudequerschnitt (z. B. Basilika, Staffelhalle, Pseudobasilika) oder im Querschnitt von Bauteilen (z. B. Archivolte, Arkade, Gurt)

Stalle - Einzelsitz des Chorgestühls (s. dort)

Standbild - frei stehende Skulptur

Ständer - s. Fachwerk

Stapelfassade - Fassade mit übermäßiger Häufung unterschiedlicher Dekorationselemente; v. a. in Manierismus, Barock und Gründerzeit (s. dort)

Statue - s. Bauplastik

Staurothek - s. Reliquiar

Steinguss - s. Bildhauerkunst

Steinmetzzeichen - Kennzeichnung von behauenen Steinen durch die Steinmetze mit ihrem persönlichen Zeichen; 12.-18. Jh.; bes. in den Bauhütten (s. dort) üblich

Steinplastik - s. Bildhauerkunst

Stele (griech.; Säule) - Inschriftentafel / Grabdenkmal (mit dem Bild des Toten) / aufrecht stehende Steinplatte als Weihegeschenk (bes. Antike)

Stereobat - Fundament und Stufenunterbau (Krepis; meist dreistufiger oberirdischer Teil des Stereobats) des griech. Tempels

Stichkappe - s. Gewölbe

Stifterbild - meist als Adorant (s. dort) dargestelltes Bildnis des Stifters (lat. Donator = Geber) eines kirchlichen Bauwerks oder Gegenstandes; als Skulptur oft mit einem Modell der Stiftung dargestellt, auf den Seitenflügeln gotischer Flügelaltäre und in Kirchenfenstern häufig zusammen mit den persönlichen Schutzpatronen erscheinend; s. auch Epitaph

Stiftskirche - Kirche einer geistlichen Anstalt, deren Insassen Weltgeistliche (keine Mönche) sind und zusammen das Stifts- oder Kollegiatskapitel bilden; auch Bezeichnung für die Klosterkirche

Stirnziegel, Antefix - Dachziegel antiker Tempel, dessen senkrecht aufgebogene Ansichtsfläche den Stoß der Flachziegel verdeckt

Stoa - ein- oder zweigeschossige hellenistische Säulenhalle mit geschlossener Rückwand

Strebe - s. Fachwerk

Strebewerk - Skelett einer gotischen Kirche; Inneres Strebewerk: Gewölberippen und Pfeiler mit Diensten (sie fangen den Druck und Schub des Gewölbes auf und machen tragende Mauern entbehrlich), Äußeres Strebewerk: den Seitenschub von Dach und Gewölbe auffangende Strebepfeiler (bei einer Saal- oder Hallenkirche direkt an den Außenmauern emporstrebend, bei einer Basilika die Seitenschiffwände überragend und über deren Dächer hinweg durch Strebebögen=Schwibbögen mit dem Hochschiff im Bereich der Quergurte verbunden, zusätzlich durch die Auflast der Fialen beschwert)

Strotere - Steinbalken des griech. Tempelgebälks / Dachziegel des griech. Tempels

Stuck - s. Bildhauerkunst

Sturz - oberer waagerechter Abschlussbalken einer Maueröffnung (Tür, Fenster, Kamin u. a.) oder eines Schulterbogens (Sturzbogens; s. Bogen)

Stützenwechsel - Wechsel von Pfeiler und Säule im Mittelschiff romanischer Basiliken (in der Abfolge Pf-S-Pf-S oder Pf-S-S-Pf)

Style flamboyant - s. Flamboyant

Style rayonnant (frz.; strahlend) - Sonderform des hochgotischen Maßwerks (s. dort)

Stylobat - oberste Stufe des Stereobats (s. dort; Unterbau des antiken Tempels), auf der die Säulen stehen

Stylos - Säulenschaft

Sudatorium - Schwitzraum der römischen Therme (s. dort)

Suppedaneum - Fußstütze am Kreuz (s. dort)

Supraporte, Sopraporte (ital.; über der Tür) - bemaltes oder reliefiertes Feld über einer Tür (Barock, Rokoko, Klassizismus)

Symbole - Sinnbilder, meist ohne erkennbaren Zusammenhang mit dem Gemeinten und deshalb nur Eingeweihten verständlich (unterscheide: Allegorien, die Abstraktes personifizieren); häufige christliche Symbole: Agnus Dei (lat.; Lamm Gottes; Opfertod Christi), Aspis (lat.; Natter unter den Füßen Christi; Symbol für die Sünde), Alpha und Omega (erster und letzter Buchstabe des griech. Alphabets; für die Unendlichkeit Gottes), Christusmonogramm (s. Kreuz), Dreieck mit Auge (für die Dreifaltigkeit; s. dort), Einhorn (für die Keuschheit, Jungfräulichkeit Marias), Fisch (für Christus), Kreuz (für den Opfertod Christi), Kreuz, Herz und Anker (für Glaube, Liebe und Hoffnung), Pelikan (für die aufopfernde Liebe; nährt nach der Sage seine Jungen mit dem Fleisch seiner Brust), Pfau (für Auferstehung des Fleisches; der Pfau ist der Sage nach unverweslich), Phönix (für Tod und Auferstehung Christi; verbrennt und ersteht neu aus seiner Asche), Teufel, Tierkreiszeichen (Monatsbilder, oft zusammen mit ländlichen Arbeiten des betreffenden Monats)

Synagoge (griech.: synagoge = Versammlung) - jüdisches Bet- und Kulthaus (auch Versammlungs- und Lehrhaus); meist dem jeweils zeitgenössischen Baustil entspringend (z. B. Basilika in röm., byzantin. und romanischer Zeit, gotische Synagoge, slawische Holzbauten, Renaissance- und Barockformen, neogotische und neobyzantinisch-maurische Bauten im 19. Jh., moderne Stile seit Mitte des 20. Jh.); häufig eine Halle mit Säulen an der Längs- und Rückseite, welche eine vergitterte, nur von außen zugängliche (Frauen-) Empore tragen, darunter und davor Sitzreihen an den Längsseiten; vor der Vorderwand (Ostseite) steht auf einer Estrade die Heilige Lade mit den Thorarollen und dem Vorhang (Parochet), davor das Ewige Licht, seitlich davon zwei Menora-Leuchter, in der Raummitte stehen das Vorlesepult (Almenor) und sein Tisch (Schulchan), seit dem Barock auch im Westen gegenüber der Heiligen Lade; Allegorie: s. Ecclesia und Synagoge


T

Tabernakel (lat.: tabernaculum = Hütte, Zelt) - Schrein auf dem Altartisch zur Aufbewahrung der Hostien (s. Altar, s. Ciborium) / aus Säulen und Spitzdach bestehendes Ziergehäuse auf dem gotischen Strebepfeiler (s. Strebewerk)

Tablinum (lat.: tabula = Tisch) - Speiseraum, später Empfangsraum des römischen Wohnhauses

Taenia (griech.-lat.; Kopfbinde) - Leiste am Architrav (s. dort) der dorischen Ordnung

Täfelwerk, Täfelung, Getäfel - Holzverkleidung von Decken und Wänden, bes. 15. bis 18. Jh. nördlich der Alpen; oft mit reichem Schnitzwerk (s. Boiserie, s. Kassette)

Tambour - zylinderförmiger Bau zwischen Kuppel und Kuppelträger; s. Kuppel

Taufkirche - s. Baptisterium

Taufries - romanisches Ornament

Taufstein - Taufbecken; Stein-, Bronze- oder Holzbecken für das Taufwasser; seit 11. Jh.; aus dem frühchristlichen Baptisterium (s. dort) hervorgegangen; meist mit biblischen und apotropäischen (Unheil abweisenden) Themen verziert (z. B. Taufe Christi oder Paradiesesflüsse, s. dort)

Tauschierung - s. Intarsia

Tektonik (griech.: tektonike = Baukunst) - Baukonstruktionslehre, Lehre von der Zusammenfügung starrer Bauteile

Tempera-Malerei - s. Malerei-Techniken

Tepidarium (lat.: tepidus = lauwarm) - Warmluftraum, darin ein Bassin mit lauwarmem Wasser (s. Therme)

Tetramorph - s. Evangelisten

Teufel - von Gott abgefallene Engel und ihr Anführer Luzifer (Lichtträger); seit 12. Jh., von Frankreich ausgehend; symbolische oder allegorische Darstellungen: tierisch (Schlange, Aspis, Basilisk, Drache, Löwe), menschlich (dunkler Engel, schöne Verführerin), fratzenhaft (spitzohrig, gehörnt, mit Bocksfüßen und Schwanz, Fledermausflügeln und Fell, schwarz, rot oder grün, bewaffnet mit Dreizack oder Haken)

Theatron, Koilon (griech.),

Cavea (röm.) - ansteigende Sitzreihen des antiken Theaters

Therme - römische Badanlage, oft monumental, hypokaustisch durch hohle Wände oder Hohlziegel im Fußboden zentral beheizt (s. Hypokausten); dazu gehören: Apodyterium (Umkleideraum), Frigidarium (kaltes Bad), Tepidarium (Warmluftraum), Caldarium (Heißluftraum mit Warmwasserbecken), Laconicum oder Sudatorium (Dampfschwitzbad)

Tholos (griech.; Kuppeldach, Mehrzahl: Tholoi) - Rundbau mit Säulenkranz und Innenraum (vgl. Monopteros)

Tierceron - Nebenrippe (Rippe zweiten Grades) am Rippengewölbe (s. Gewölbe)

Tierkreiszeichen - s. Symbole

Tonnengewölbe - Gewölbe mit halbkreisförmigem Querschnitt; s. Gewölbe

Tonsur (lat.; Schur) - Brunnenkapelle, oft an der Westseite des Kreuzgangs eines Klosters (s. dort), gegenüber dem Refektorium; Ort der "Tonsur" (Haupt- und Barthaar werden geschoren) bei der Klerikerweihe

Torso (ital.; Rumpf, Mehrzahl: Torsi) - unvollendete oder unvollständig erhaltene Statue

Torturm - Turm über einem befestigten Tor

Torus - Wulst der Attischen Basis (s. dort)

Tragstein - s. Konsole

Trakt - Flügel eines Gebäudes

Transenna - Fensterabschluss aus dünn geschliffenem oder durchbrochenem Marmor, Alabaster, Stein oder Holz (s. auch Celosia)

Transept - s. Querhaus

Transitional (engl.) - Übergangszeit zwischen zwei Stilen oder Stilphasen

Traufgesims - Gesims unter der Traufe (s. Sima)

Traufleiste - gebogene oder gewinkelte Leiste über Arkaden und Türen, die oft in Konsölchen endet; bes. engl. Gotik

Travée - gesamte Einheit aus einem Gewölbefeld des Mittelschiffs mit den derselben Querachse zugehörigen Seitenschiffsjochen, den zugehörigen Stützen und ggf. dem zugehörigen äußeren Strebewerk (s. dort); s. auch Joch, Gewölbe

Trecento - Kunst des 14. Jhs. in Italien

Treppe - bestehend aus Treppenlauf (ununterbrochene Stufenfolge zwischen unterster Stufe/Antrittsstufe und oberster Stufe/Austrittsstufe) und Podest (gemeinsamer Treppenabsatz zweier Treppenläufe); Treppenwangen begrenzen den Treppenlauf seitlich (Wand- und Lichtwange); doppelt oder mehrfach ausgeführte Treppen besitzen zwei oder mehr (meist gegenläufige) Treppenarme (bei zwei- oder mehrarmigen Treppenanlagen enden oder beginnen zwei oder mehr Treppenläufe mit einem gemeinsamen Podest); s. auch Wendeltreppe, Freitreppe

Triangulation - s. Proportionslehre

Tribuna - Apsis (s. dort) der römischen Markt- oder Gerichtsbasilika

Triforium (lat.; dreifach geöffnet) - im 11. Jh. in der normann.-engl. Baukunst aufkommende emporenähnliche Wandöffnung; im gotischen Bauwerk ein eher der Flächengliederung als praktischen Zwecken dienender Laufgang (anders als eine Empore nicht vorspringend) unter den Fenstern (Obergaden) des Mittelschiffs, optional auch des Chors und des Querschiffs; oft in dreifacher Bogenstellung geöffnet; gelegentlich mit Fenstern in der Außenmauer (in Zahl und Abstand der Bogenöffnungen); Blendtriforium mit Blendarkaden (ohne Laufgang) gestaltet

Triglyphe (griech.; Dreischlitz) - Bauglied am Architrav (s. dort) eines griech. Tempels mit zwei mittleren und zwei "halben" seitlichen senkrechten Einkerbungen (Rinnen, Glyphen) und einer Deckplatte (lat.: capitula = Kapitellchen); sich mit Metopen (s. dort; mit Reliefs geschmückte quadratische Formen) abwechseln

Trikonchos, Dreikonchenanlage - s. Chor

Trinität - s. Dreifaltigkeit, Gnadenstuhl

Triptychon (griech.) - Bild aus drei miteinander verbundenen Teilen / mittelalterlicher Flügelaltar mit feststehendem Mittelteil und zwei beweglichen Flügeln; s. auch Polyptychon

Triumphbogen - Bauwerk zu Ehren eines Menschen oder Ereignisses; seit 2. Jh. v.Chr.; Frühform: Eintorig (Halbtonne zwischen zwei breiten Pfeilern, darüber Attika mit Widmungstafel, darauf Standbild oder Quadriga), später auch Gliederung durch Säulen, Pilaster, Gebälk, Ädikulen, Verdachungen usw., seit römischer Antike häufig dreitorig mit höherer Mittelöffnung, selten zweitoriger Bau oder vierseitiger Torbau mit allseitigen Öffnungen zwischen vier Pfeilern (griech.: Tetrapylon, lat.: Quadrifrons=Vierstirn); in der Renaissance wieder aufgegriffen (nach römischen Vorbildern) / im Kirchenbau: Bogen, der das Mittelschiff vom Querschiff oder Chor trennt, manchmal mit Triumphkreuz im Bogenscheitel oder auf einem Triumphbalken (der zwischen den Bogenkämpfern eingespannt ist), dem Triumphkreuz oft Maria (an der Nordseite) und Johannes (an der Südseite) beigestellt

Trochilus - Hohlkehle der Attischen Basis (s. dort)

Trompe - Bauglied, das von einem (recht-) eckigen Raum in einen runden oder ovalen Kuppelraum überleitet; s. Kuppel

Trophäen - um einen Brustpanzer, Helm oder Schild herum dekorativ angeordnete Waffen (wie bei einem griechischen Siegesdenkmal=Tropaion); seit Renaissance

Tudor style - letzte Phase der englischen Gotik

Tugenden und Laster - Allegorien vor allem der drei theologischen (Glaube = Fides, Liebe = Caritas, Hoffnung = Spes) und vier Kardinal-Tugenden (Klugheit = Prudentia, Mäßigkeit = Temperantia, Tapferkeit oder Stärke = Fortitudo, Gerechtigkeit = Justitia) in Form weiblicher Gestalten mit entsprechenden Attributen (s. dort); manchmal mit die Laster verkörpernden Frauen- und Männerfiguren kombiniert; bes. an mittelalterlichen frz. Kirchenportalen

Tumba - s. Grabmal

Tumulus - Grabhügel mit kreisförmigem Grundriss; bes. mykenische bis römisch-antike Zeit

Turm - Kirchturm: in frühchristlicher Zeit oft frei neben der Kirche stehender, nicht sehr hoher Campanile (ital.: Campana = Glocke), in Nordeuropa seit 9. Jh. als Westturm der Kirche üblich, in Romanik auch vieltürmige Kirchen, in Gotik meist ein oder zwei Türme; auch die Fassadentürme der Renaissance und des Barock oft noch in gotischen Formen, aber mit eigener Dekoration (z. B. Barockhaube); Treppenturm (auch Wendelstein): Turm mit Wendeltreppe (s. dort), in der Romanik auch mit stufenlosem Aufstieg ("Eselsturm"), in Romanik und Gotik oft als symmetrisch-paarige Flankentürme aufgestellt; Wehrturm: an einer Burg- oder Stadtmauer, auch als befestigter Turm einer Kirchenburg; Wohnturm: in einer Burg (Bergfried, Belfried, Donjon) oder als städtischer Wohnturm (Geschlechterturm); Repräsentationsturm: z. B. an Rathäusern oder als Brückentorturm

Türpfeiler - s. Portal

Türsturz - Abdeckung einer Türöffnung (Balken oder scheitrechter Bogen)

Tympanon - Giebelfeld des antiken Tempels / Bogenfeld am romanischen und gotischen Portal (s. dort)

Typologie (griech.; Vorbild, Beispiel) - Lehre von der Übereinstimmung des Alten und Neuen Testaments ("Concordia veteris et novi testamenti"); Ereignisse des Alten Testaments werden als prophetische Hinweise auf das Neue Testament gedeutet; in der Kunst werden z. B. die 12 Propheten den 12 Aposteln gegenübergestellt


U

Überstaben, Überschneidung - Profildurchdringung bes. bei der Eckenbildung von hoch- und spätgotischen Portalen und Fenstern

Unechtes Gewölbe - aus vorkragenden Steinschichten errichtetes Gewölbe

Ungemach - Folterkäfig im Burggefängnis, klein und mit Spitzen besetzt

Untergaden - s. Lichtgaden

Utlucht - s. Auslucht


V

Vedute - wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Landschaft oder Stadt; in Sachsen bes. durch A. Thiele und B. Belotto eingeführt; bis Mitte 19. Jh. beliebt

Verdachung - Dreieck-, Segment-, gesprengter, verkröpfter oder Voluten-Giebel (s. Giebel) bzw. Kragplatte über Fenster oder Tür

Verkröpfung - Herumführen eines Gesimses um einen Mauervorsprung; s. Gesims

Verlies - Burggefängnis

Vestibül (lat.: vestibulum) - Eingangshalle und Vorraum eines Hauses

Vielpass - s. Pass

Vierblatt - s. Blatt

Vierpass - s. Pass

Viertelstab - s. Rundstab

Vierung - quadratischer oder rechteckiger Raum im Kreuzungsbereich von Mittel- und Querschiff einer Kirche; in der Romanik als Maßeinheit des Gebundenen Systems (s. dort) dienend; über der Vierung kann sich ein Vierungsturm, ein Dachreiter (s. dort) oder eine Vierungskuppel befinden; Ausgeschiedene Vierung: bei quadratischem Grundriss durch Vierungsbögen auf Vierungspfeilern gegen Langhaus, Querschiffsarme und Chorhaus (dabei alle mit gleicher Höhe) abgegrenzt; Abgeschnürte Vierung: Bögen haben ungleiche Scheitelhöhe und/oder stehen auf Mauerzungen, die von den Vierungspfeilern ausgehen und die Durchgänge wesentlich verengen

Viktorianischer Stil - nach Königin Victoria (1837-1903) benannte Epoche der englischen Baukunst (etwa 1840-1910)

Volute (lat.: volutum = das Gerollte) - schneckenförmig eingerolltes Bauglied am ionischen Kapitell und röm.-korinth. Konsolgesims; in Renaissance und Barock gern als Übergangselement zwischen senkrechten und waagerechten Bauteilen genutzt (s. Giebel)

Vorgeschildet - s. Schildmauer

Vorlage - dem Pfeiler, der Säule oder der Wand vorgestelltes Bauglied (Dienst, Lisene, Pilaster, Risalit; s. dort)

Votivgaben - Gegenstände, die mit einem Gelübde oder Gebet zusammenhängen (z. B. Krücken, Schiffsmodelle, Plastiken von Körpergliedern)

Votivkapelle - s. Kapelle

Votivtafel, Votivbild (lat.: votum = Gelübde) - aufgrund eines Gelübdes ("ex voto") oder als Dank für die Erhörung eines Gebets angebrachte Tafel (z. B. an einem Wallfahrtsort, am Ereignisort); mit Text, oft auch mit Heiligenfiguren oder einer Darstellung des Ereignisses


W

Wandteppich - gewebt (rechtwinklige Kreuzung von Kett- und Schussfäden; z. B. Jacquard-Teppiche), gewirkt (bunte Schussfäden mit Nadel oder Spule in die Kette eingeflochten; bes. für Bildteppiche, Gobelins) oder geknüpft (Kettfäden mit kurzen bunten Fäden verknüpft; z. B. Orientteppich)

Wange - s. Chorgestühl / s. Gewölbe

Wappen - Abzeichen in Form eines mittelalterlichen Schildes, oft mit Helm; Heraldik: Lehre von der Wappenkunst (Heroldskunst); Wappenbilder: Heroldsbilder (farbige Muster), Gegenstände oder Lebewesen; heraldische Farben werden in nichtfarbigen Abbildungen durch Schraffuren gekennzeichnet; Redende W.: Namen des Wappenträgers bildlich in Form eines Rebus dargestellt; Nebenstücke: Amts- und Würdezeichen (Krone, Bischofsstab usw.), Prachtstücke: Schildhalter (s. "Wilde Männer"; seit 15. Jh.), Wappenmantel seit 17. Jh. verwendet, Devise: Wahlspruch; s. auch Trophäen

Wappenscheibe - Scheibe mit Glasmalerei, das Wappen einer Stifterperson oder -familie darstellend

Wassernase - s. Gesims

Wasserspeier - vom Dach vorspringende Regenablaufrinne; am antiken Tempel oft als Löwenkopf gestaltet, in der Gotik oft mit skurrilen Figuren (Tieren, Menschen, Fabelwesen) besetzt

Wehrgang, Letze, Hurde, Mordgang - Verteidigungsgang auf einer Wehrmauer

Wehrkirche (Kirchenburg) - befestigte Kirche des Mittelalters, mit starken Mauern, Wehrgängen und Zinnen

Weicher Stil - Richtung der spätgot. Bildhauerei, Malerei und Holzschnitzkunst (etwa 1380-1430); u. a. Erbärmdebilder (s. dort), "Schöne Madonnen" mit weich geschwungenen Gewandfalten und Faltenkaskaden

Wellenband - griech.-röm. Mäander-Ornament (s. Mäander)

Welsche Haube - mehrfach geschweifte Turmhaube mit laternenähnlichem Zwischenstück; s. Dachformen

Welt, Fürst der - Allegorie am Gewände der Brauttür (s. dort), die böse Weltlust darstellend: die Gestalt eines jungen Verführers der Törichten Jungfrauen steht der Gestalt Christi als Anführer der Klugen Jungfrauen gegenüber

Wendelstein - s. Turm

Wendeltreppe - sich um einen senkrechten Schaft (Spindel) oder ein Treppenloch (Lichtspindel, offene Spindel) windende Treppe; bes. in Spätgotik und Renaissance kunstvoll gestaltet; s. auch Turm

Westwerk - selbstständiger Vorbau an der Westseite einer Basilika (s. dort); mächtiger, manchmal von zwei Treppentürmen flankierter Mittelturm (Untergeschoss als Tauf- und Pfarrkirche genutzt; Obergeschoss zum Langhaus geöffnet mit Blick auf den Altar, hier können Würdenträger dem Gottesdienst beiwohnen), manchmal auch mächtige Türme an den beiden Seiten des Westwerks stehend

Widerlager - fängt als Lager eines Bogens, Gewölbes oder Brückenbogens deren Druck und Seitenschub ab

Wilde Männer - bes. in Wappen des 15./16. Jh. als Schildhalter auftretende nackte Männer mit Laubkränzen um Kopf und Hüfte, oft mit Keulen bewehrt; in Süddeutschland auch auf Hausfassaden, Wirtshausschildern oder als plastische Torbekrönung dargestellt (Gegenstück: Wilde Frauen)

Wimperge - zahnartiger Aufsatz auf der Mauer einer Brustwehr (Zinne) / Ziergiebel über got. Fenstern und Portalen, oft von Fialen (s. dort) flankiert, mit vorgeblendetem oder durchbrochenem Maßwerk (s. dort) geschmückt, Bekrönung mit Krabben und Kreuzblume (s. dort)

Windeisen - s. Glasmalerei

Wirbelrosette - s. Rosette

Wirtel, Schaftring - rundes Teil, das zwei Schaftteile verbindet und hält; meist als Zungenstein in die Mauer eingebunden; konstruktives und dekoratives Element bes. der Spätromanik und Frühgotik

Wohnturm, Donjon - s. Turm

Würfelfries, Schachbrettfries - romanisches Ornament


Y

Yeseria - Stuckdekoration islamischer Herkunft als Sgraffito (s. dort) oder in Form von Stalaktiten


Z

Zackenfries, Zickzackfries - normannisch-romanisches Ornament

Zahnfries - s. Deutsches Band

Zahnschnitt - die Balkenköpfe des archaischen Holzbaus imitierender Fries der ion., korinth. und röm. Säulenordnung (griech.; Geisipodes) / Zahnfries aus Backsteinen (s. Deutsches Band)

Zangenfries - Ornament am Theoderich-Grabmals in Ravenna

Zellenquerbau - s. Pastophorien

Zentralbau - von einem architektonisch betonten Mittelraum (Grundriss rund, elliptisch, quadratisch, polygonal oder kreuzförmig) gleichmäßig nach allen Seiten konstruiertes Bauwerk; das Gebäudezentrum ist oft mit einer Kuppel bekrönt; auch über den Nebenräumen können Kuppeln stehen (Kreuzkuppelkirche); in der Antike als Grabmal und Rundtempel verbreitet; in Frühchristentum und Mittelalter vorwiegend als Baptisterium (s. dort), Grabkirche oder Pfalzkapelle; in der byzantinischen Kultur auch Gemeindekirchen so gestaltet; in Renaissance, Barock und Klassizismus für Kirchen und Profanbauten genutzt, manchmal mit einem rechteckigen Gebäude kombiniert

Zickzackfries, Zackenfries - normannisch-romanisches Ornament

Zingel, Bering - Ringmauer der mittelalterlichen Burg

Zinne - Brustwehr einer Wehrmauer mit schild- oder zahnförmigem Aufsatz (Wimperge); Typen (je nach Form des Aufsatzes): Breit-, Dach-, Karniesbogen-, Schwalbenschwanz- (= Kerb-, Ghibellinen-, Skaliger-Z.), Rundbogen-, Stufen-Zinne

Zinnenfries - Fries in Zinnenform

Ziselieren - s. Goldschmiedekunst

Zopfstil - Innenarchitektur-Stil des Rokoko; deutsche Variante des Louis-XVI-Stils (s. Louis-seize); in Sachsen nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) vorherrschend; auch als Frühklassizismus bezeichnet

Zophoros (griech.; Figurenträger) - figurengeschmückter Fries der attisch-ionischen und korinthischen Ordnung

Zwerchdach, Querdach - quer zum Hauptfirst verlaufendes Dach (z. B. beim Zwerchhaus; s. dort; s. Dachformen)

Zwerchgiebel - Giebel des Zwerchhauses (s. dort); quer zur Richtung des Daches ausgebauter Giebel zur Betonung der Vertikalen; in der deutschen Renaissance beliebt

Zwerchhaus (zwerch = quer) - geschosshohes Dachhäuschen in der Hausflucht, mit einem Zwerchdach (s. dort)

Zwerggalerie - s. Arkade

Zwickel - dreieckige Fläche zwischen zwei divergierenden Bogenlinien (Bogenzwickel) oder zwischen Bogen und rechtwinkliger Einfassung (Spandrille); Pendentif: Hängezwickel; s. Kuppel

Zwinger - bei Burgen und mittelalterlichen Städten das Terrain zwischen äußerem und innerem Mauerring; seit dem Barock auch als Vergnügungs- oder Festplatz genutzt




CD-Version Dresden & SachsenAngebot:
CD-Ausgabe "Dresden & Umgebung"
mit 3 Büchern, 16 Fotogalerien und dem vollständigen landeskundlichen Reiseführer [ weiter... ]


  nach oben