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Aus der Geschichte der Dresdner Kunstsammlungen
Die Kurfürstliche Kunstkammer
Die Dresdner Kunstsammlungen gingen aus der im Jahr 1560 von Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586; nicht mit August dem Starken verwechseln!) eingerichteten Dresdner Kurfürstlichen Kunstkammer hervor. Diese ist nach der Wiener Kunstkammer die zweitälteste im deutschsprachigen Raum.Neben der Kunstkammer gab es in Dresden weitere Hofkammern wie die Silberkammer, deren erste Inventarliste aus dem Jahr 1472 stammt, die Rüst- und Harnischkammer und die Inventionskammer, in der Ausrüstungen für Ritterspiele und Festlichkeiten aufbewahrt wurden.
In Sachsen fand der aus Italien kommende Stil der Renaissance - die Wiederentdeckung der Antike - einen großen Anklang. Die sächsischen (wettinischen) Landesherren wollten ihren Nachruhm nicht nur durch Kriegstaten, sondern auch durch zeitüberdauernde Kunstwerke begründen. So förderte Herzog Georg der Bärtige (reg. 1500-1539) großzügig den um 1515 aus Süddeutschland eingewanderten Bildhauer Christoph Walther. Dieser schuf hervorragenden plastischen Schmuck im Stil der Frührenaissance für die Albrechtsburg in Meißen und den Georgenbau in Dresden, aber auch Porträtmedaillen (in Anlehnung an römische Medaillons), die zum Grundstein des Dresdner Münz-Kabinetts gehören.
Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (reg. 1486-1525 in Wittenberg) war ein noch bedeutenderer Kunstförderer. Als Ratgeber von Kaiser Maximilian I. und häufiger Besucher des Kaiserhofes stand er mit den begabtesten Künstlern seiner Zeit in Verbindung. Er bestellte zahlreiche Gemälde für den sächsischen Hof. Von den elf Werken Albrecht Dürers, die sich heute in der Dresdner Gemäldegalerie befinden, entstanden in seinem Auftrag um 1496 die sieben Bilder der Schmerzen Marias und der Dresdner Altar. Ebenso förderte er Lucas Cranach d.Ä., indem er ihn im Jahr 1505 aus Wien an den sächsischen Hof holte und mit Aufträgen versorgte. In Cranachs Werkstatt arbeitete ab 1527 auch der im Jahr 1515 geborene Lucas Cranach d.J., der neben seinem Vater zu den bedeutendsten deutschen Malern der Renaissance gehört, vor allem im Genre der Porträtmalerei. In der Dresdner Gemäldegalerie ist unter anderem sein um 1548 gemaltes Portrait des Kurfürsten Moritz von Sachsen zu sehen.
Kurfürst Moritz von Sachsen (reg. 1547-1553), der im Jahr 1547 die Kurwürde nach Dresden holte und den Umbau der Stadt in eine würdige Kurfürstliche Residenz begann, zeichnete sich ebenfalls als Förderer der Künste aus. So beauftragte er Lucas Cranach d.J. mit den drei etwa 1,90 x 2,60 m großen Tafelbildern, die im Jahr 1551 (wahrscheinlich für die Ausstattung des Riesensaales im Dresdner Residenzschloss) entstanden. In der Dresdner Gemäldegalerie befinden sich auch Cranachs Bilder "Schlafender Herkules" und "Herkules im Kampf gegen die Pygmäen".
Eine besondere Hochschätzung fanden Werke italienischer Maler bei Kurfürst Moritz. Er beauftragte Gabriel und Benedict da Thola sowie Francesco Ricchinos mit der Fassadengestaltung des Residenzschlosses. Im Kupferstich-Kabinett befinden sich die Entwürfe für die Gestaltung der Loggia-Rückwand des Schlosshofes - die Federzeichnungen "Die Königin von Saba vor Salomo", "Die Anbetung der Könige", "Die Bekehrung des Paulus" sowie "Moses und Aaron".
Der im Jahr 1523 geborene Maler Gabriel da Thola und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Benedict, die um 1548 nach Dresden gekommen waren, standen auch bei Kurfürst August von Sachsen, dem Bruder und Nachfolger von Kurfürst Moritz, in hohem Ansehen.
Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586; nicht mit August dem Starken verwechseln!) trug, den Intentionen der Renaissance verpflichtet, alles an wertvollen Erzeugnissen aus Kunst, Technik und Wissenschaft zusammen, was er erlangen konnte. So wuchs der Bestand der um 1560 gegründeten Kunstkammer ("Kurfürstlichen Kunst- und Naturalienkammer") schnell an.
Die auch "Geheime Verwahrung in grünem Gewelb" genannte Kurfürstliche Schatzkammer, in der Schmuck, Goldschmiedearbeiten, Geld und Urkunden untergebracht waren, findet erstmals im Jahr 1572 Erwähnung.
Das erste Sammlungsverzeichnis "Inventarum ueber des Churfürsten zu Sachsen Kunst-Cammern" stammt aus dem Jahr 1587. In dem Gesamtbestand von etwa 10.000 Objekten dominierten solche, die einen hohen Repräsentationswert sowie einen praktischen Nutzen für Wissenschaft, Technik und Handwerk besaßen. Unter den Gemälden, Skulpturen, Kupfer- und Holzstichen befanden sich viele mit wissenschaftlichem oder technischem Inhalt. Dazu zählten auch Darstellungen von Städten und Festungsanlagen.
In der Regierungszeit von Kurfürst August war Sachsen das wirtschaftlich entwickeltste und reichste deutsche Land. So lieferten Handel, Handwerk und die Landwirtschaft die finanziellen Mittel für zahlreiche wertvolle Neuanschaffungen für die Kunstkammer aus vielen Ländern Europas. Auch das sächsische Kunsthandwerk, das damals in hoher Blüte stand, steuerte zahlreiche kostbare Stücke bei. Die aus Kuriositäten, Raritäten und Kunststücken bestehende Sammlung war aber noch sehr unspezifisch angelegt und diente vorrangig dem Repräsentationsbedürfnis des kurfürstlichen Hofes. Von einer wirklichen Kunstsammlung kann man bei ihr noch nicht sprechen.
In der Regierungszeit von Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen (reg. 1656-1680) wurde die Münzsammlung aus der Kurfürstlichen Kunstkammer ausgegliedert (das Münz-Kabinett gelangte im Jahr 1831 unter staatliche Verwaltung und wurde schließlich in die im Jahr 1918 gegründeten Staatlichen Kunstsammlungen eingegliedert).
Im 17. Jahrhundert verfügte der sächsische Hof bereits über eine große Anzahl bedeutender Kunstwerke. Reiseschriftsteller würdigten die sächsische Kunstkammer damals als eine der großartigsten Kunstsammlungen Europas nördlich der Alpen.
Die Repräsentation mit Kuriositäten, Raritäten und Kunststücken galt noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts als gängiges Mittel der fürstlichen Staatspolitik. Dann nahm das Interesse an ihnen im Zuge der Entwicklung von Wissenschaft und Technik und der Verfeinerung des künstlerischen Geschmacks allmählich ab. Viele Werke der Renaissance lagerten nun unbeachtet in den Speichern, bis man sie später wieder entdeckte. Während die Idee der Kunst- und Raritätenkammern in ganz Europa an Bedeutung verlor, wurden jetzt Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Porzellane in eigenständigen Sammlungen erfasst.
Die Kunstsammlungen in der Augusteischen Zeit
Ihre umfangreichste Erweiterung erfuhren die Dresdner Kunstsammlungen in der Augusteischen Zeit - der Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke, zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733) und seinem Sohn und Nachfolger Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (zugleich König August III. von Polen; reg. 1733-1763).August der Starke ließ ab 1707 nach und nach Spezialsammlungen aus der Kunstkammer ausgliedern: das Kupferstich-Kabinett (1720), das Grüne Gewölbe (die Pretiosensammlung, 1721-1724), die Porzellansammlung (1723) und die Antikensammlung (1728, Antiken-Kabinett, Vorläufer der Skulpturensammlung), womit er den Grundstein für die entsprechenden Museen legte. Bis 1722 gelangten auch die Gemälde in eine eigene Sammlung, welche sich dann unter Kurfürst Friedrich August II. bis 1756 zur Gemäldegalerie entwickelte (deren moderne Abteilung sich im Jahr 1931 als Galerie Neue Meister abspaltete). Die Sammlung der Instrumentenkunst wurde im Jahr 1728 als Mathematisch-Physikalischer Salon ("Königliches Cabinet der mathematischen und physikalischen Instrumente") im Zwinger untergebracht, wo sie bis heute am selben Ort verblieb.
Schon in der Augusteischen Zeit übernahm eine Generaldirektion die Verwaltung der Kunstsammlungen und anders als bei den meisten fürstlichen Sammlungen Europas standen einige Museen schon damals für Besucher offen.
Königliche Sammlungen (ab 1831), Staatliche Kunstsammlungen (ab 1918)
Nachdem im Jahr 1831 die erste Verfassung Sachsens in Kraft getreten war, vereinigten sich die Kunstsammlungen mit den naturwissenschaftlichen Sammlungen zur "Königlichen Sammlung für Kunst und Wissenschaft". Diese blieb in königlichem Eigentum, unterstanden jetzt aber der Verwaltung durch den sächsischen Staat, der auch die Pflegekosten trug.Im Jahr 1831 wurde die durch die Ausgliederung der Spezialsammlungen seit 1707 stark dezimierte Kunstkammer endgültig geschlossen. Aus deren Restbeständen und aus den bedeutenderen Gegenständen der Rüst- und Harnischkammer formierte sich im Jahr 1832 das Historische Museum (Rüstkammer).
Im Jahr 1918, nach dem Ende der sächsischen Monarchie, gründeten sich die "Staatlichen Sammlungen zu Dresden". Zwischen 1924 und 1945 waren sie gesetzlich der Sächsischen Kulturstiftung (einer Stiftung des öffentlichen Rechts) unterstellt. Im Stiftungsvorstand saßen unter anderem der Bildungs- und der Finanzminister sowie drei vom Gesamtministerium benannte Mitglieder, von denen eines vom Familienverein des Hauses Wettin bestätigt wurde.
Wiederaufbau der Staatlichen Kunstsammlungen nach dem Krieg
Im Jahr 1942, im Zweiten Weltkrieg, wurden die Dresdner Kunstschätze wegen drohender Luftangriffe größtenteils in 45 sächsische Rittergüter und Schlösser ausgelagert.In den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegswochen erlitten die Kunstsammlungen herbe Schäden und Verluste durch Bombardierungen, planloses Umlagern, Unterbringung in Bergwerken sowie Diebstahl und Vandalismus.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Mai 1945 in Sachsen beauftragte deren Oberkommando das 164. Bataillon der 5. Gardearmee der 1. Ukrainischen Front unter Bataillonskommandeur Major Perewostschikow mit dem Aufspüren und Zusammentragen der ausgelagerten Kunstwerke. Daran waren auch Kunstwissenschaftler, Museumsfachleute, Restauratoren und bildende Künstler beteiligt wie z.B. Nikolai Ponomarjow, der spätere Präsident des Verbandes der Bildenden Künstler der Sowjetunion, und der Schriftsteller Leonid Wolynski. Die meisten Kunstwerke gelangten damals in die Museen von Moskau, Kiew und Leningrad, wo sie einer Not-Restaurierung unterzogen wurden.
Mehrere Mitglieder des 164. Bataillons und einige sowjetische Restauratoren erhielten später den Vaterländischen Verdienstorden der DDR und die Ehrenbürgerschaft Dresdens. Die Bergung der Dresdner Kunstschätze ist unter anderem in dem im Jahr 1969 erschienenen Erinnerungsband "Das Jahr Fünfundvierzig" von Marschall Konew, der ab 1945 Oberbefehlshaber der in Sachsen stationierten sowjetischen Truppen war, beschrieben.
Am 2. Oktober 1945 befahl der Oberbefehlshaber der sowjetischen Truppen in Deutschland Marschall Shukow eine Inventur aller Kunstschätze in der sowjetischen Besatzungszone und die Wiederherstellung der Museen, soweit dies zunächst möglich war. Auch galt es, die in den Wirren der Nachkriegszeit aufkommenden Plünderungen und Zerstörungen von Kunstschätzen aufzuhalten.
Im Jahr 1946 eröffnete die sowjetische Militäradministration im Schloss Pillnitz das "Zentralmuseum im Bundesland Sachsen" mit Beständen der Galerie Neue Meister und der deutschen Abteilung der Gemäldegalerie Alte Meister. Die Leitung übernahm Prof. Balzer, der von den Nationalsozialisten aus seinem Amt vertrieben worden war.
Im Jahr 1947 wurde das Kunstgewerbemuseum den Staatlichen Kunstsammlungen angegliedert.
Die neue Landesregierung Sachsens löste die ehemalige Kulturstiftung auf. Ab 1951 waren die Kunstsammlungen dem sächsischen Bildungsministerium unterstellt. Im Jahr 1955 kam es zur offiziellen Neugründung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und zur Berufung der Generaldirektion.
Der Wiederaufbau des Dresdner Zwingers als Ausstellungsort der Porzellansammlung und des Mathematisch-Physikalischen Salons begann schon im Jahr 1946 unter der Leitung von Dr. Hubert Ermisch. Die Gemäldegalerie (Sempergalerie) wurde ab 1955 unter der Leitung von Prof. Frenzel und Dr. Zimmermann wieder aufgebaut.
Um 1960 waren auch das Albertinum (Galerie Neue Meister, Skulpturensammlung, Münz-Kabinett), die Kunstgewerbeakademie (Kupferstich-Kabinett) an der Güntzstraße und der (Volkskunstmuseum) weitgehend wiederhergestellt und als Museen eingerichtet.
Ab 1955 kehrten die in die Sowjetunion verbrachten Kunstschätze nach und nach wieder in die DDR zurück - allerdings unvollständig. Teile der Dresdner Sammlungen, vor allem Gemälde und Grafiken, fehlen bis heute. Nur die stets besonders gesicherte Pretiosensammlung (das Grüne Gewölbe) überstand den Krieg, die Verfrachtung in die Sowjetunion und die Rückkehr nach Dresden nahezu ohne Verluste.
Bild: Protokoll der Übergabe deutscher Kulturgüter an die DDR vom 8. September 1958, Moskau
Nach der Angliederung des Volkskunstmuseums und der Puppentheatersammlung im Jahr 1968 gehörten nun elf Museen zu den Staatlichen Kunstsammlungen: die Gemäldegalerie Alte Meister, die Galerie Neue Meister, das Kupferstich-Kabinett, das Grüne Gewölbe (die Pretiosensammlung), das Münz-Kabinett, die Porzellansammlung, das Historische Museum (die Rüstkammer), die Skulpturensammlung, das Museum für Kunsthandwerk, das Museum für Volkskunst und die Puppentheatersammlung.
Regelmäßig erschienen nun Kataloge und Jahrbücher sowie die Dresdner Kunstblätter. Ab 1955 veranstalteten die Museen zahlreiche Sonderausstellungen im In- und Ausland. Viele Länder der Welt erhielten Einzelleihgaben aus Dresden. Ab 1964 fanden zahlreiche thematische Ausstellungen mit Kunstwerken aus den Magazinen der Museen statt, ebenso große Gastausstellungen anderer Kunstsammlungen in Dresden (z.B. des Puschkin-Museums Moskau und der Ermitage St. Petersburg). Seit den 1970er Jahren verzeichnen die Dresdner Kunstsammlungen jährlich etwa 2 bis 3 Mio. Besucher.
Im Jahr 1999 schloss sich der schon seit 1728 im Zwinger eingerichtete Mathematisch-Physikalische Salon (das Museum für Instrumentenkunst) den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden an.
Seit 2002 ziehen mehrere Kunstsammlungen in das wiederaufgebaute Residenzschloss um. Aus dem Albertinum kamen das Grüne Gewölbe und das Münz-Kabinett. Die Mittelalterabteilung der Skulpturensammlung liefert Kunstwerke für die Ausgestaltung der Schlossräume. Das bisher in der Kunstgewerbeakademie am Güntzplatz etwas abgelegen untergebrachte Kupferstich-Kabinett fand ebenfalls im Schloss seinen neuen Standort. Im Albertinum können nun, nach einer gründlichen Renovierung des Gebäudes, die Galerie Neue Meister sowie die modernen und die antiken Werke der Skulpturensammlung wesentlich ansprechender präsentiert werden. Die Gemäldegalerie Alte Meister kann die Sempergalerie am Zwinger wieder allein nutzen, weil die Rüstkammer (das Historische Museum) von dort in den Ostflügel des Residenzschlosses umzog, wo sie sich in neuen Ausstellungsräumen großartiger als je zuvor präsentieren kann.
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