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Löbau

In der im Jahr 1221 gegründeten Stadt Löbau (ca. 17.000 Einwohner) blieben aus früher Zeit neben dem mittelalterlichen Grundriss der Siedlung (mit dem etwa 40 x 90 m großen Stadtmarkt) einige Reste der alten Stadtmauer erhalten.

In Löbau gründeten die Städte Bautzen, Görlitz, Zittau, Kamenz, Löbau und Lauban im Jahr 1346 den Oberlausitzer Sechsstädtebund. Hier fanden bis 1815 die Städtetage (Konvente) des Bundes statt - zunächst im Franziskanerkloster, dann im Rathaus. Im Stadtmuseum an der Johannisstraße ist der aus Buntglas gefertigte Pokal des Bundes zu sehen. Er trägt die Wappen der sechs Städte.

Löbau, Kamenz und Lauban waren die weniger wohlhabenden Städte des Bundes. Mehr als zwei Drittel der Bürger bezogen ihre Einkommen aus der Landwirtschaft. Zwar führte die in Bautzen von der Hohen Straße abzweigende Böhmische Handelsstraße hier entlang, doch die Kaufleute machten bevorzugt in Bautzen und Zittau Station, während Löbau weniger vom Handelsverkehr profitierte.

Einige Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) blühte das städtische Gewerbe wieder auf. Zu den wichtigsten Einnahmequellen der Bürger gehörten nun die Leinenweberei sowie der Leinwand- und Garnhandel. Die erste Fabrik der Stadt war eine im Jahr 1838 gegründete Rot- und Buntfärberei. Der Löbauer Musikinstrumentenbau begann im Jahr 1859 mit der Firma Förster, die mit dem Förster-Flügel weithin Berühmtheit erlangte.

Löbauer Rathaus
Löbauer Rathaus
Bauzeit: nach 1710
Architekt: Zittauer Maurermeister Rößler
Merkmale: Barock-Stil, mehrfarbige, teilweise vergoldete Fassaden, quadratischer (im Kern spätgotischer) Turm mit vorkragendem Zinnenkranz, neobarocker Laubengang, sehr repräsentatives Portal mit dem Löbauer Stadtwappen, Bürgermeisterzimmer mit prächtiger Stuckdecke und Gemälden (um 1713, Zittauer Maler Nikolaus Prescher)
Aus der Geschichte: anstelle des 1710 abgebrannten alten Rathauses (15. Jahrhundert) errichtet, 1891/92: Aufsatz des Zinnenkranzes auf den Turm und Neugestaltung des Laubenganges

Löbauer Rathaus mit Stadtwappen

Häuser am Marktplatz
Die spätgotische, aus dem 15. Jahrhundert stammende Johanniskirche gehörte einst zum Löbauer Franziskanerkloster. Heute dient sie als Konzerthalle.

Eines der schönsten historischen Bürgerhäuser Löbaus ist das Stadthaus von 1720 ("Goldenes Schiff", s. Bild). Drei aus der Zeit um 1700 stammende Giebelhäuser am Zugang zur Badergasse waren dem barocken Umbau der Stadt entgangen, sodass sie noch viel vom Aussehen früherer Löbauer Bürgerhäuser zeigen.



Bild: Häuser am Löbauer Marktplatz neben dem Rathaus, Mitte: Haus mit dem "Goldenen Schiff"
Architekturgeschichtlich bedeutend ist auch das im Jahr 1933 für den Nudelfabrikanten Schminke gebaute Haus (Kirschallee 1). Der Entwurf stammt von dem damals in Breslau tätigen Professor und Bauhaus-Architekt Hans Bernhard Scharoun (1893-1970). Der zweigeschossige Stahlskelettbau ist durch einen unregelmäßigen Grundriss, ineinander übergehende Räume und große Glasflächen charakterisiert. Das Haus Goethestraße 10 ist ein weiterer Scharoun-Bau für die Familie Schminke.

Friedrich-August-Turm
Lage: nahe der Stadt auf dem Löbauer Berg (447 m ü. NN)
Bauzeit: ab 1854
Merkmale: byzantinischer Stil, besonders wertvolles Zeugnis der Schmiedekunst und des Eisenkunstgusses, 28 m hoch, in der Bernsdorfer Hütte gegossen, dank einer Stiftung (1854) des Bäckermeisters Friedrich August Bretschneider errichtet, Wendeltreppe mit 128 Stufen, drei Plattformen
Aus der Geschichte: 1870 von der Stadt Löbau erworben, 1993/94 demontiert, restauriert und wieder aufgebaut

Herrnhut - Stammsitz der Herrnhuter Brüder-Unität
Lage: zwischen Löbau und Zittau
Bauzeit: 1722 bis ca. 1770
Merkmale: die Brüder-Unität (von lat. unitas fratrum abgeleitet) ist eine seit 1727 bestehende christliche Organisation (streng solidarische Verhältnisse, Verneinen des persönlichen Besitzes und der Priesterehe, Verweigerung des Kriegsdienstes), die Herrnhuter Brüder waren die erfolgreichsten unter den evangelischen Missionaren, in Herrnhut leben etwa 700 Brüder, in Sachsen gibt es zehn Gemeinen (altdeutsches Wort für "Gemeinden"), der weltweite Unitäts-Verband (englisch: Moravian Church, "Mährische Kirche") umfasst 19 selbstständige Kirchen mit etwa 825.000 Mitgliedern in 30 Ländern (darunter 6.200 in Deutschland, 80.000 in Südafrika, 68.000 in Surinam und 56.000 in den USA), im Herrnhuter Vogtshof (1730-1734) findet die alljährliche Ziehung von 365 Losungen aus dem ältesten evangelischen Andachtsbuch der Welt (es enthält 1.700 alttestamentarische Sprüche) für das folgende Jahr statt (dann in 35 Sprachen übersetzt und zu allen Gemeinen der Erde geschickt)
Aus der Geschichte: nach 1400: Aufkommen der Hussiten-Bewegung um Jan Hus (erlitt 1415 den Feuertod), Entstehung der unabhängigen Großkirche der Utraquisten, 1457: Abspaltung der böhmisch-mährischen Brüder-Unität (aus Unzufriedenheit über die Entwicklung der Großkirche), 1722: Christian David als erster Siedler am Herrnhuter Hutberg (war wegen seiner religiösen Anschauungen aus dem katholischen Mähren geflohen), bis um 1770: Entstehung des Anwesens der Herrnhuter Glaubensbrüder, das Grundstück hatte Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (pietistischer Dichter, Besitzer des Berthelsdorfer Gutes, Förderer der Brüder-Unität, Zinzendorf-Denkmal auf dem Platz vor dem Gemeinehaus) gegen den Einspruch des Landesherren zur Verfügung gestellt, 9. Mai 1945: Zerstörung der schlichten barocken, mit einem Dachreiter geschmückten, einfach eingerichteten Kirche der Brüdergemeine (1756/57, Entwurf S.A. von Gersdorf), Wiederaufbau bis 1953
Ausstellungen: Alt-Herrnhuter Stuben (museale Ausstellung zum Leben der Herrnhuter Brüder) in einem Barockhaus von 1764 (Comeniusstr. 6), Völkerkundemuseum (1878, Goethestr. 1; zum Staatlichen Museum für Völkerkunde Dresden gehörend) mit ethnographischen Sammlungen aus den von den Herrnhuter Brüdern missionierten Regionen (u.a. Afrika, Kaschmir, Tibet, nordamerikanische Indianergebiete, Alaska, Grönland)



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