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Görlitz

Seiten: Übersicht | Untermarkt bis Peterskirche | Obermarkt & Umfeld | Weitere Stadtgebiete

  Übersicht, Stadtplan, Aus der Stadtgeschichte
Görlitz - Peterskirche und Waidhaus
Lage: an der Ostgrenze Sachsens am Fluss Neiße (östlichste Stadt Deutschlands), genau auf dem 15. Grad östlicher Länge (Bezugslinie der Zeitzone der Mitteleuropäischen Zeit), liegt im Ostlausitzer Hügelland am Fuße des Berges Landeskrone (420 m ü. NN), hier am Ostrand der Lausitzer Granodioritplatte durchbricht der Fluss Neiße die Ausläufer des böhmisch-lausitzischen Grenzgebirges
Merkmale: ca. 672 qkm, ca. 57.000 Einwohner (2006), eine der schönsten Oberlausitzer Städte, eine der am besten erhaltenen Altstädte Mitteleuropas, viel wertvolle historische Bausubstanz aus der Spätgotik, der Renaissance, dem Barock und dem Jugendstil (Gründerzeitviertel mit geschlossenen Gründerzeit- und Jugendstil-Straßenzügen), unter Denkmalschutz stehende Altstadt (einschließlich Nikolaivorstadt) mit etwa 3.500 inzwischen größtenteils sanierten Baudenkmälern (größtes und eines der bedeutendsten Flächendenkmäler Deutschlands)
Museen: Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur (Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften, Ratsarchiv und Kulturhistorisches Museum, letzteres mit Ausstellungen im Barockhaus Neißstraße 30 zu Kunst und Kunsthandwerk des 16. bis 20. Jahrhunderts, zu Jakob Böhme, zu Johannes Wüstens, zur Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, zum Physikalischen Kabinett und zum Grafischen Kabinett sowie im Kaisertrutz mit dem Stadtgeschichtsmuseum und der Gemäldegalerie und im Reichenbacher Turm mit Ausstellungen zur mittelalterlichen Stadtbefestigung und zur Geschichte des Obermarktes),
- Staatliches Naturkundemuseum (am Marienplatz),
- Schlesisches Museum zu Görlitz (im Schönhof, 1000 Jahre Kulturgeschichte Schlesiens, schlesische Landschaften und Städte, Handwerkskunst, Geschichte, Lebens- und Arbeitsbedingungen der Schlesier),
- Museum der Fotografie (Geschichte, Kunst und Technik des Fotografierens),
- Spielzeugmuseum (Spielzeug aus den letzten Jahrhunderten, v.a. Holzspielzeug aus dem Erzgebirge),
- Rübezahl-Museum (Ausstellungsstücke zu Rübezahl, dem berühmten schlesischen Herrscher des Iser- und Riesengebirges),
- Tierpark (anspruchsvoll gestaltetes naturnahes Gehege, ca. 5 ha)


Stadtplan
Görlitz - Stadtplan StadtparkElisabethstraße, StruvestraßeMarienplatz, PostplatzDemianiplatzObermarktRathausSchönhofUntermarktNeißstraßePeterstraßePeterskirche und WaidhausNikolaiturmNikolaikircheHeiliges Grab Sehenswürdigkeiten
Peterskirche
Waidhaus
Peterstraße
Neißstraße
Untermarkt
Alte Waage
Alte Börse
Schönhof
Altes/Neues Rathaus
Brüderstraße
Obermarkt
Dreifaltigkeitskirche
Reichenbacher Turm
Kaisertrutz
Demianiplatz
Stadttheater
Annenkapelle
Marienplatz
Naturkundemuseum
Dicker Turm
Kaufhaus
Frauenkirche
Postplatz
Berliner Straße
Elisabethstraße
Struvestraße
Heilig-Kreuz-Kirche
Syngoge
Stadtpark
Nikolaiturm
Nikolaikirche
Heiliges Grab


Aus der Görlitzer Stadtgeschichte
  • Archäologische Funde gibt es aus der Jungsteinzeit (2300-1800 v.Chr., Schnurkeramikzeit), der mittleren Bronzezeit (1300-1100 v.Chr.; Brandbestattungen), der spätrömischen Kaiserzeit (150-375 u.Z.; römische Kupfer- und Bronzemünzen) und der slawischen Zeit (ca. 600-1100 u.Z., mit Schwerpunkt im Nikolaiviertel und im östlichen Altstadt-/Neißeviertel)
  • 6. und 7. Jahrhundert: Vordringen sorbischer (westslawischer) Stämme aus Osteuropa in das sächsische und südbrandenburgische Gebiet, Ansiedlung des Stammes der Besunzane südlich und westlich von Görlitz (Name der Stadt von "Brandrodungsstelle" abgeleitet, verweist auf die slawischen Rodungen im Gebiet)
  • 960er Jahre: Beginn der Unterwerfung der Besunzane durch Markgraf Gero von Meißen, Entwicklung des Oberlausitzer Gebietes zu einem ständigen Konfliktherd zwischen dem Heiligen Römischen Reich, Böhmen, Polen und Brandenburg, Erwähnung der Belagerung einer urbem magnam businc (wahrscheinlich eine große Wallanlage auf dem Berg Landeskrone, Businc könnte der alte Name für Biesnitz gewesen sein) in der Chronik des Thietmar von Merseburg
  • 1071: Ersterwähnung eines Ortes Gorelic (villa Gorelic, von altsorbisch zgores = ausbrennen, Brandrodung) in einer in Goslar ausgestellten Urkunde des Kaisers Heinrich IV. (anlässlich der Übereignung von königlichem Land an das Domkapitel zu Meißen), an der Neißefurt bei Görlitz trafen zwei bedeutende Handelsrouten zusammen: Hohe Straße (Erfurt-Bautzen-Görlitz-Breslau, zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches Via regia genannt, zugleich Jakobsweg) und Böhmische Straße (Ostsee-Prag, wichtig für den Handelsverkehr zwischen dem Ostseeraum/Hanse-Gebiet, Brandenburg, Böhmen und Ungarn), die Via regia führte wahrscheinlich durch die Lunitzniederung zu einer nördlich des Altstadtgebietes gelegenen Furt
  • um 1100: Bau einer ersten Kirche (später als St. Nikolai dem Schutzpatron der Kaufleute geweiht), gehörte zunächst zur Parochie der Wenzelskirche in Jauernick, Mitte des 12. Jahrhunderts: Bau einer Kaufmannssiedlung im Umfeld der Kirche (auf dem Gebiet der späteren Nikolaivorstadt), verkehrsgünstig nahe des ursprünglichen Verlaufes der Via regia im Lunitztal gelegen, im östlichen Altstadtbereich könnte damals noch eine sorbische Siedlung bestanden haben (Keramikfunde aus jener spätslawischen Zeit)
  • 1126: Ausbau einer Burg Yzcorelik auf Geheiß des böhmischen Königs (dieser hatte die beiden Lausitzen im Jahr 1075 als Pfand und 1089 endgültig übereignet bekommen), 1131: Ersterwähnung des Burgberges (Felskuppe an der Neiße, Standort der späteren Peterskirche), Erneuerung der Burg Yzhorelik am Neißeübergang auf Weisung des Herzogs Sobieslaus von Böhmen
  • um 1200: Umzug der Kaufleute in das Gebiet am Untermarkt (ab ca. 1220 eine planmäßig angelegte, bald auch befestigte Stadtsiedlung mit regelmäßigem Grundriss, annähernd zwischen Nikolaiturm und Elisabethstraße sowie zwischen Brüderstraße und Neiße gelegen), Ansiedlung fränkischer und thüringischer Einwanderer, vermutlicher Bau einer Neißebrücke im Gebiet der heutigen Altstadtbrücke, Verlegung der Handelsstraße Via regia von der Furt im Norden zum Gebiet Altstadtbrücke
  • 1234: Gründung des Franziskanerklosters (lag damals noch außerhalb der Stadt vor dem westlichen Stadttor) durch Franziskanermönche (beweist die wirtschaftliche und politische Bedeutung der Stadt zu jener Zeit), 1238: Erwähnung eines böhmischen Vogtes namens Florinus (der Vogtshof dürfte sich an der Neiße nahe des späteren Vogtshofes befunden haben), um 1250: Stadterweiterung nach Westen bis zum Gebiet des Reichenbacher Turmes (hierdurch kam der Obermarkt - ein Straßenmarkt vor allem für landwirtschaftliche Produkte - zur Stadt hinzu; auf dem Untermarkt wurden dagegen vor allem Tuche und städtische Waren sowie Bier gehandelt), 1268: Görlitz erwarb das Münzrecht, Bau eines neuen Vogtshofes für den Stadtvogt am Ort der Burg, Entwicklung einer Handwerkersiedlung, Ansiedlung zahlreicher (aus Mitteldeutschland kommender) Tuchmacher, Entstehung eines Tuchmacherviertels im Gebiet um Weberstraße und "Handwerk"
  • 1253: Wechsel der Oberlausitz in den Besitz des Geschlechtes der Askanier (Brandenburger Herrschaft), 1263: Abtrennung des eigenen Verwaltungsbezirkes "Land Görlitz" vom Land Bautzen, 1282: erste Erwähnung eines Görlitzer Bürgermeisters, 1298: Erwähnung eines Stadtrates mit einem Bürgermeister, zwölf Ratsherren und vier Schöffen, 1303: Erklärung von Görlitz zur Stadt vollen Rechts (Stadtrecht an das Magdeburger Recht angelehnt), 1319: Wechsel von Görlitz zum Herzogtum Schweidnitz-Jauer, 1329: Wechsel zurück zum Königreich Böhmen, 1330: Erwerb der niederen Gerichtsbarkeit für die Stadt und ihr Umland sowie des Salzstapelrechts, 1339: Stapelrecht für Waid (blauer Tuchfarbstoff, Görlitz wurde zu einem Zentrum des Handels mit dem v.a. in Thüringen angebauten Färberwaid)
  • 1346: Gründung des Oberlausitzer Sechsstädtebundes zusammen mit den Städten Bautzen, Zittau, Löbau, Kamenz und Lauban (Bündnis zur Wahrung des Landfriedens, Schutzbündnis gegen den räuberischen Landadel), Görlitz besaß die größte Wirtschaftskraft im Städtebund, dieser erhielt bedeutende landesherrliche Privilegien und erlangte eine große Selbstständigkeit im böhmischen Lehnsverband, 1367: Erwerb des Bierbraurechts, Görlitz entwickelte sich zur bedeutendsten Handelsstadt zwischen Erfurt und Breslau und zu einer der größten Städte Mitteldeutschlands, stand unter bürgerlicher Selbstverwaltung, das Bürgertum besaß große Freiheiten, bedeutende Privilegien und großen Wohlstand (wie zahlreiche bedeutende Münzfunde aus dem 15. bis 17. Jahrhundert belegen), Patriziergeschlechter (aus wohlhabenden Kaufmannsfamilien und dem Landadel hervorgegangen) bestimmten nun vermittels des Stadtrates die Geschicke der Stadt, erwarben auch einen enormen Grundbesitz im Stadtumland
  • 1377-1396: Herzogtum Görlitz (von König Karl IV. für seinen 7-jährigen Sohn Johann gegründet, dieser gestattete 1389 die Vertreibung der Juden aus Görlitz), 1396: ca. 8.000 Einwohner
  • 1420-1438 (Hussitenkriege): Görlitz hielt den Belagerungen durch die Hussiten stand, 1433: Verleihung des Stadtwappens (doppelköpfiger schwarzer Reichsadler auf goldenem Grund, doppelschwänziger weißer böhmischer Löwe auf rotem Grund, Kaiserkrone zwischen den beiden Wappenhälften) durch Kaiser Sigismund als Auszeichnung für die Dienste der Stadt im Hussitenkrieg
  • 30. April 1456: großer Stadtbrand, v.a. im Gebiet Nikolaigasse, auch der Vogtshof und der Nikolaiturm verbrannten, bis um 1476: Verstärkung der Stadtmauer und ihrer Bastionen (sie besaß nun 21 massive Türme), 1474: Wahl des Bürgermeisters Georg Emmerich (eines großen Förderers der Stadtentwicklung), Hauptgewerbe jener Zeit: Tuchmacherei, Gerberei, Leineweberei, zollfreier Handel mit Waid aus Thüringen sowie mit Salz und Tuchwaren aus Schlesien, reger Tuchhandel vor allem mit Ungarn und Polen (daran erinnern die spätgotischen und Renaissance-Tuchhallen am Untermarkt)
  • 1479: Brandzerstörung des Waidhauses und des Gebäudes Petersgasse 13 nach einem Blitzschlag (s. Inschrift am Waidhaus), 1490: Bau des "Großen Rondells vor dem Budissiner Tore" zum Schutz des westlichen Stadtausganges (im Dreißigjährigen Krieg widerstanden/trutzten die Schweden hier den kaiserlichen Truppen, deshalb der Name "Kaisertrutz")
  • 1525: Reformation, Einzug der lutherischen Konfession in Görlitz, Kampf der Handwerkerzünfte um das Mitspracherecht in städtischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, heftige Unruhen und Aufstände (z.B. der Görlitzer Tuchmacheraufstand 1527, s. Schild in der Verrätergasse am Obermarkt), von der Stadtobrigkeit mit Hilfe der Stadtwache stets niedergeschlagen
  • 1525: großer Stadtbrand, weitgehende Zerstörung der bedeutenden mittelalterlich-spätgotischen Architektur, Wiederaufbau im Stil der Frührenaissance unter der Leitung von Ratsbaumeister Wendel Roskopf d.Ä. (1480-1549)
  • 1538: Besuch von Kaiser Ferdinand I. in Görlitz, 1546: Teilnahme am Schmalkaldischen Krieg als Mitglied des Schmalkaldischen Bundes, 1547: Pönfall wegen ungenügender Unterstützung des Landesherren durch die Sechsstädte im Schmalkaldischen Krieg, Verlust fast aller Privilegien und Landbesitzungen, hohe Strafzahlungen, Verlust der hohen Gerichtsbarkeit und der freien Ratskür, in den Folgejahren viele Besitzungen und Privilegien zurückgekauft, jedoch dauerhafter Machtverlust zugunsten des Landesherren und der regionalen Adelsgeschlechter
  • 1563: Übergabe des Klosters durch den letzten Görlitzer Franziskanermönch an die Stadt (mit der Auflage, hier ein Gymnasium einzurichten), 1565: Eröffnung des Gymnasiums (später Augustum genannt)
  • Görlitz war Wirkstätte bedeutender Vertreter des Späthumanismus, 1592: Wahl des Bürgermeisters Bartholomäus Scultetus (1540-1614, Humanist, Astronom, Mathematiker, Mystiker, gab zahlreiche wissenschaftliche Schriften und Chroniken heraus, pflegte Kontakte mit bedeutenden Wissenschaftlern seiner Zeit wie z.B. Johannes Kepler, schuf die erste bekannte Landkarte der Oberlausitz, trug maßgeblich zur Einführung des Gregorianischen Kalenders in der Oberlausitz bei), ab 1599: Wirken von Jakob Böhme (1575-1624, Schöpfer eines bedeutenden philosophisch/theosophischen Werkes, von Beruf Schuhmacher, zählt wegen seiner dialektischen Betrachtungsweise zu den Vorläufern der klassischen deutschen Philosophie, Hauptwerk: "Aurora oder die Mörgenröte im Aufgang" von 1612)
  • Dreißigjähriger Krieg (1618-1648): 1620: Niederlage Friedrichs von der Pfalz (König von Böhmen und Markgraf der Lausitz) gegen Kursachsen, 1621: Aushandlung eines Vergleichs zwischen den Oberlausitzer Ständen und dem sächsischen Kurfürsten (dies bewahrte die Oberlausitz noch einige Zeit vor dem Krieg), ab 1623: Plünderungen und Brandschatzungen im Görlitzer Land, 1623: Görlitz war Hauptquartier des böhmischen Königs Friedrich von der Pfalz, 30. Oktober 1627: Plünderung der Stadt, viele Häuser verbrannten, Ausbruch der Pest, 1635: Wechsel der (inzwischen verarmten und verschuldeten) Oberlausitzer Städte infolge der Beschlüsse des Prager Friedens zu Kursachsen, 1641: Besetzung der Stadt durch schwedische Truppen, Belagerung durch kaiserliche und kursächsische Truppen, Zerstörung vieler Gebäude der Stadt und der Vorstädte, 26. August 1642: großer Stadtbrand (fast 100 Häuser vernichtet), nach dem Krieg profitierten Handel und Gewerbe vom allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung Kursachsens (damals eines der entwickeltsten deutschen Länder), die Oberlausitzer Damast- und Leineweberei belebte den Tuchhandel auch in Görlitz, bedeutende Bautätigkeit in der Zeit des (Früh-)Barocks, 19. März 1691: großer Stadtbrand (ca. 200 Häuser sowie große Teile der Peterskirche zerstört)
  • 1697-1763: sächsisch-polnische Personalunion (Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen - August der Starke - war zugleich König August II. von Polen, sein Sohn regierte als König August III. von Polen), Belebung des Güter- und Personenverkehrs in den Oberlausitzer und schlesischen Territorien, 1714: Schrift "Lausitzische Merkwürdigkeiten" (Samuel Grosser, 1664-1736, Rektor des Görlitzer Gymnasiums) als erste umfassende Geschichte der Oberlausitz herausgegeben, Stadtbrände am 31. Juli 1717 (ca. 400 Häuser zerstört), am 30. April 1726 (164 Häuser betroffen) und am 5. September 1759 (Häuser an der Brüderstraße, Bäckergasse und Krischelstraße zerstört), 1740-1742/1744-1745: Beeinträchtigung der Görlitzer Stadtentwicklung durch die Schlesischen Kriege, 1756-1763 (Siebenjähriger Krieg): politischer und wirtschaftlicher Niedergang in ganz Kursachsen
  • 1779: Gründung der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz" auf Anregung von Adolph Traugott von Gersdorf (1744-1807, Philanthrop) und Carl Gottlob von Anton (1751-1818, Sprachwissenschaftler, erster deutscher Slawist), diese entwickelte sich zu einem Zentrum der bürgerlichen Aufklärung in der Oberlausitz (eines der berühmtesten Mitglieder war Alexander von Humboldt, 1951 übernahm die Städtische Kunstsammlung das Gebäude an der Neißstraße, die Sammlungen, das physikalische Kabinett und die wertvolle Bibliothek der Gesellschaft)
  • 1787: Inbetriebnahme der ersten öffentlichen Straßenlaterne der Stadt, ab 1799: wöchentliche Herausgabe des "Görlitzer Anzeigers" (Beginn des Görlitzer Zeitungswesens), 1803-1814: Herausgabe des "Neuen Görlitzer Anzeigers" durch die Buchhandlung Schirach (Brüdergasse 5), 1807: Stadtbrand, 10. April 1811: Gründung der Ornithologischen Gesellschaft zu Görlitz (Vorläufer der 1823 gegründeten Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz) auf Initiative von Johann Gottlieb Krezschmar (1785-1869, Görlitzer Kaufmann, bedeutender Vogelkundler), 1811: ca. 8.600 Einwohner (ca. 1.100 Wohnhäuser)
  • Zeit der Napoleonischen Kriege: mehrere Besuche Kaiser Napoleons I. in der Stadt Görlitz (17. Juli 1807, 29. Mai 1812, nach dem gescheiterten Rußlandfeldzug fuhr er auf dem Weg nach Frankreich am 13. Dezember 1812 unerkannt im Schlitten durch die Stadt), April 1813: Einzug von Zar Alexander I. von Russland und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen mit ihren Truppen, 23.-25. Mai/18.-20. August 1813: Hauptquartier der noch einmal kurzzeitig siegreichen französischen Truppen im Barockhaus Obermarkt 29 (vom Balkon des Hauses nahm Kaiser Napoleon eine Truppenparade ab)
  • 1816: Wechsel des Görlitzer Gebietes zu Preußen (auf der Grundlage der Beschlüsse des Wiener Kongresses), war nun Kreissitz im Regierungsbezirk Liegnitz der Provinz Schlesien, Gründung der Tuchfabrik Bauer, Beginn der Industrialisierung der Stadt, Anschluss an das Eisenbahnnetz (1847 nach Dresden, 1865 nach Hirschberg, 1867 nach Berlin, 1875 nach Zittau/Reichenberg)
  • 1823: Gründung der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz, 1828: Gründung der Wagenbauanstalt Christoph Lüders (Vorläufer des traditionsreichen Görlitzer Waggonbaus): 1830: Garnisonsstadt Görlitz, 1833: Einführung der preußischen Städteordnung, 1837: Inbetriebnahme der ersten Görlitzer Dampfmaschine in der Tuchfabrik Bergmann und Krause, 1844: Gottlob Ludwig Demiani (1786-1846) wurde erster Oberbürgermeister der Stadt (erwarb sich große Verdienste um die Stadtentwicklung), 1848/49: Abbruch der Stadtmauern und -tore (Reste: u.a. Kaisertrutz, Reichenbacher Turm, Dicker Turm, Ochsenbastei und Mauerreste an der Neiße), schnelles Wachstum der Stadt in das Umland hinaus, 1849: Beginn des traditionsreichen Görlitzer Bahnwaggonbaus (ab 1921 Waggon- und Maschinenbau AG), 1850: Umbau des Kaisertrutz zur Hauptwache der Garnison, 1851: Eröffnung des Stadttheaters und der ersten städtischen Sparkasse
  • 1854-1856: Neubau des Gymnasiums am Klosterplatz, 1858: Einweihung der Jägerkaserne, 1858-1860: Bau des Museums der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz am Marienplatz, 1866: Bau des Königlichen Kreisgerichtes am Postplatz, 1869: Gründung der Aktienbrauerei (später Landskronbrauerei), 1871: ca. 42.750 Einwohner, 1872-1875: Bau einer zweiten Neißebrücke am Stadtpark (förderte die städtebauliche Erschließung der Gebiete östlich der Neiße)
  • 1873: Görlitz wurde kreisfreie Stadt (selbstständiger Kreis), gehörte zu den reichsten Städten Deutschlands, verfügte mit der 348 qkm großen Görlitzer Heide über einen sehr großen Grundbesitz mit viel Wald und reichen Vorkommen an Bodenschätzen, Brenn- und Rohstoffversorgung der Industrie und kommunalen Wirtschaft durch die nahen Lausitzer und Schlesischen Kohlereviere, 1870er/80er Jahre: Bau geschlossener Häuserreihen (u.a. in den Bereichen Postplatz, Blumenstraße, Augustastraße, Wilhelmsplatz und Dresdner Platz) in hochwertiger Architektur, Bau des prächtigen neobarocken Postamtes am Postplatz, zahlreiche Neubauten von Schulen und anderen öffentlichen sowie gewerblichen Gebäuden, Ansiedlung wohlhabender Pensionäre aus ganz Deutschland (Görlitz wurde deshalb scherzhaft als "Pensionopolis" bezeichnet)
  • 1880: Inbetriebnahme des Schlachthofes, Einweihung des Schützenhauses an der Zittauer Straße, 1882: Eröffnung der Pferdebahn, 1885: Görlitzer Industrie- und Gewerbeausstellung (1.424 Aussteller auf 25.000 qm Ausstellungsfläche), 1886: Inbetriebnahme des ersten Elektrizitätswerkes und des örtlichen Fernsprechverkehrs, 1887: Gründung des Görlitzer Konsum-Vereins, 1888: Gründung der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz, 1889: Eröffnung des Hauptpost- und Telegraphenamtes, 1893: Kaiserparade auf dem Obermarkt anlässlich des Besuches von Wilhelm II., Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. auf dem Obermarkt, 1895: ca. 70.150 Einwohner, 1896: Kaiserparade in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. von Russland, Eröffnung der Neuen Kaserne (ab 1938 Coubière-Kaserne), 1897: Gründung der städtischen Berufsfeuerwehr, Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn
  • Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1920er Jahre: Bau bedeutender öffentlicher und kirchlicher Gebäude, u.a. Jakobuskirche (1899), Lutherkirche (1901), Oberlausitzer Ruhmeshalle (1902), Stadtkrankenhaus (1901-1905), Stadtbibliothek (1907), Stadthalle (1906-1910), Synagoge (1911), Görlitzer Bahnhof (1914-1917, großer Gebäudekomplex mit Empfangsgebäude, Bahnverwaltung und Hauptpost), Eingemeindung großer Gebiete
  • 1905: Görlitzer Industrie- und Gewerbeausstellung, 1906: Gründung des Görlitzer Verkehrsvereins, 1907: Neubau der Altstadtbrücke, 1910: Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbeleuchtung
  • 1916 bis 1918 (im Ersten Weltkrieg): das 4. griechische Armeecorps (ca. 6.500 Soldaten) lässt sich freiwillig in Görlitz internieren, mehr als 200 griechische Soldaten gründen Familien in Görlitz
  • 1921: Gründung der Waggon- und Maschinenbau-Aktiengesellschaft (WUMAG), 1925: Eröffnung des Flugplatzes
  • 1933: Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, Stationierung der 118. SA-Brigade, 1935: Restaurierung des Reichenbacher Turmes, Eröffnung der Kleist-Kaserne, Verfolgung jüdischer Bürger, Einbindung der hoch entwickelten Industrie der Stadt in die militärische Aufrüstung, 1936: Einführung des "Goldenen Buches" der Stadt Görlitz, Eröffnung der Winterfeld-Kaserne, 1937: Inbetriebnahme eines Radiosenders im Ständehaus, 1938: Restaurierung des Untermarktes, Verwüstung jüdischer Geschäfte in der "Reichskristallnacht", 1939: ca. 93.670 Einwohner, Landung des Luftschiffes Graf Zeppelin auf dem Flugplatz, Beteiligung eines Görlitzer Infanterie-Regiments am Überfall auf Polen, ca. 1.800 polnische Kriegsgefangene in der Stadt interniert (später im Kriegsgefangenlager in Moys), 1940: Abwurf englischer Fliegerbomben auf das Werksgelände der WUMAG, Gründung des Konzentrationslagers "Biesnitzer Grund", 1942: Einschmelzen der meisten Denkmäler und Glocken der Stadt für die Rüstung, Auslagerung von Archivbeständen und Kunstsammlungen in Rittergüter meist östlich der Neiße, Aufführung im Stadttheater anlässlich des 80. Geburtstages von Gerhart Hauptmann (Dichter, Nobelpreisträger) in dessen Anwesenheit, 1943: Bau von Splitterschutzgräben in der Stadt, 1944: Luftangriffe, Einberufung aller nicht in der Wehrmacht dienenden Männer zum Volkssturm, Ankunft von Flüchtlingen aus Siebenbürgen und Rumänien, 1945: große Flüchtlingsströme aus den östlichen Frontgebieten, Zwangsevakuierung von Görlitz wegen der anrückenden Roten Armee, sowjetische Tieffliegerangriffe, Erklärung der Stadt zur Festung, alle Neißebrücken durch die Wehrmacht gesprengt (weil es anders als in den meisten sächsischen Großstädten keine massiven anglo-amerikanischen Bombenangriffe gab, blieb der historische Stadtkern erhalten)
  • Mai 1945 (Kriegsende): Einberufung eines Magistrats durch den sowjetischen Stadtkommandanten, Wiederinbetriebnahme der Straßenbahn, Wiedereröffnung des Stadttheaters, Juni 1945: Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Görlitz-Ost (dem späteren polnischen Zgorzelec), Juli 1945: Eingliederung von Görlitz und des Westteils des ehem. Regierungsbezirkes Liegnitz in das Land Sachsen, großer Flüchtlingszustrom aus dem Sudetenland und aus Schlesien (nun ca. 100.000 Einwohner), Ausbruch einer Hungersnot, August 1945: Stadt- und Landkreis Görlitz zum Notstandsgebiet erklärt, Oktober 1945: Beschlagnahme von Betrieben ehemaliger Nazifunktionäre durch die sowjetische Militäradministration, Bodenreform (Vergabe von Landwirtschafts- und Waldfläche an landarme Bauern und Landlose/Neusiedler), 1946: Görlitzer Kulturwoche im März, Bau des neuen Volksbades am Weinberg, Zusammenlegung der Landkreise Görlitz und Weißwasser zum Landkreis Niesky, 1947: Verstaatlichung vieler Großbetriebe (auch des Waggonbaus), 1948: öffentliche Prozesse gegen nationalsozialistische Politiker, Funktionäre und Denunzianten sowie das Leitungs- und Wachpersonal der Konzentrationslager der Region, Industrie- und Gewerbeausstellung, Wiedereröffnung der Städtischen Kunstsammlung im Kaisertrutz
  • 1949: Wiedereröffnung des Naturkundemuseums am Marienplatz, Übergabe der Befugnisse von der sowjetischen Kommandantur an die Stadtverwaltung, Beginn der Sanierungsarbeiten an der Peterskirche und an beschädigten historischen Gebäuden am Obermarkt (für eine flächendeckende Sanierung und Rekonstruktion fehlten auch in der Folgezeit die finanziellen, personellen und materiellen Mittel, die Wohnungsbauprogramme konzentrierten sich auf Neubausiedlungen in den äußeren Stadtbereichen), 1950: Eröffnung des damals größten HO-Warenhauses der DDR (im ehemaligen Karstadt), 6. Juli 1950: Unterzeichnung des Görlitzer Abkommens (Oder-Neiße-Grenze als deutsch-polnische Grenze festgeschrieben), Görlitz verlor die Stadtviertel östlich der Neiße (auch die Ruhmeshalle und das Jakob-Böhme-Haus) und die große Görlitzer Heide, 1951: Einweihung des Stadions der Freundschaft, 1952: Auflösung des Landes Sachsen, Görlitz gehörte nun zum Bezirk Dresden, 1953: Aufstand am 17. Juni mit Kundgebungen am damaligen Stalinplatz (Postplatz), Besetzung des Rathauses, der SED-Kreisleitung und des Gebäudes der Staatssicherheit, Niederschlagung des Aufstandes durch sowjetische Truppen, 1956: Wiederinbetriebnahme des Neiße-Viadukts (1945 zerstört), 1961: Meridianstein im Stadtpark aufgestellt (kennzeichnet den Verlauf des 15. Längengrades durch Görlitz), Beginn der Rückgabe des im Krieg ausgelagerten Archivgutes durch Polen an das Ratsarchiv, 1972: Einführung des pass- und visafreien Personenverkehrs nach Polen, 1975: Beginn eines großen Wohnungsbauprogrammes
  • 1990: deutsche Wiedervereinigung, Görlitz wird kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Dresden des neugegründeten Landes Sachsen, Beginn einer großzügigen Altstadtsanierung (u.a. durch das Wirken der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie zahlreicher Investoren und Spender), 1991: ca. 71.000 Einwohner, zahlreiche Betriebsschließungen, hohe Arbeitslosigkeit, 1993: Gymnasium am Klosterplatz in Gymnasium Augustum (Gorlicense) zurück benannt, 1994: Eingliederung des Görlitzer Umlandes in den neuen Niederschlesischen Oberlausitzkreis, 1996: Eröffnung eines neuen Grenzüberganges nach Polen (außerhalb der Stadt), 1998: Görlitz und Zgorzelec erklären sich zur Europastadt Görlitz/Zgorzelec, 2003-2004: Wiederaufbau der Altstadtbrücke (1945 gesprengt) an historischer Stelle, 2006: ca. 57.100 Einwohner, 2008: sächsische Kreisgebietsreform: Zusammenlegung des Niederschlesischen Oberlausitzkreises, der kreisfreien Stadt Görlitz und des Landkreises Löbau-Zittau zum Landkreis Görlitz (mit dem Kreissitz Görlitz)


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