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Freiberg: Aus der Stadtgeschichte

Stadt Freiberg | Aus der Stadtgeschichte | Bergakademie, Bergbaugeschichte

Im Zuge der Kolonisierung des bis dahin kaum besiedelten Erzgebirgsvorlandes in der Regierungszeit von Markgraf Otto (dem Reichen, reg. 1156-1190) wurde um 1160 auch Christiansdorf gegründet, ein etwa 10 Höfe umfassendes Waldhufendorf am östlichen Hang des Münzbachtales südlich der heutigen Halsbrücker Straße. In dieser Siedlung entstanden die Kirche St. Jakobi (Alte Jakobikirche, etwa 1160-1190; an der Talstraße, Ecke Pfarrgasse, im Bereich des heutigen Schulhauses gelegen, im Jahr 1890 abgebrochen) und das Erbgericht (im Bereich der Klosterschänke gelegen).

Im Jahr 1168 stieß man im Freiberger Gebiet auf reiche Silbervorkommen. Das Erz wurde entdeckt, vermutlich zuerst im Bereich der Wasserturmstraße, weil es stellenweise durch Bodenabtragung zutage trat. Die Aussicht auf einen lohnenden Bergbau lockte viele Bergleute herbei, vor allem aus dem Harzgebiet. Sie legten südöstlich von Christiansdorf eine Siedlung an. Ab 1170 entstand hier die Pfarrkirche St. Donati. Diese erste Bergleutesiedlung breitete sich in Richtung des heutigen Donatsfriedhofes aus. Die planmäßige Erweiterung der ersten Siedlungen durch Kaufleute und Gewerbetreibende ließ die Altstadt Freiberg entstehen. Die Urkunden erwähnen für Freiberg schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts bedeutende Stadtrechte.

Markgraf Otto legte südlich von Christiansdorf ein markgräfliches Herrengut an, dessen Wirtschaftshof sich wahrscheinlich am Ort des Turmhofgutes an der Silberhofstraße befand.

Um 1175 ließ der Landesherr auf einem vorspringenden Punkt am Rande des Saubachtales eine Burg bauen (den Vorgänger des Schlosses Freudenstein). Im Umfeld wuchs eine Burglehnsiedlung heran mit der um 1180 unter der Bauherrschaft des Markgrafen errichteten Kirche St. Marien (Marienkirche; eine kreuzförmige Basilika mit zwei Türmen im Westen) als Pfarrkirche (an deren Standort später der Dom errichtet wurde). Das Marienviertel (Burglehn) stand noch lange unter der Gerichtsbarkeit der Burg (nicht der Stadt). (Den Schlossplatz gibt es erst seit dem im 17. Jahrhundert vorgenommenen Abbruch der alten Bebauung des südlichen Schlossvorfeldes.)

Während die ersten Stadtbereiche noch weitgehend planlos entstanden waren, legten die späteren Siedler, wohl überwiegend Händler und Gewerbetreibende, um 1180 ein rechtwinkliges Straßensystem mit engen Gassen an: die Siedlung um St. Nikolai (etwa zwischen Heubnerstraße, Färbergasse, Gerbergasse, Kesselgasse und Borngasse gelegen). Die Kirche St. Nikolai, zunächst eine romanische Kapelle, entstand um 1185.

Zwischen 1210 und 1218, in der Regierungszeit von Markgraf Dietrich (dem Bedrängten; reg. 1195-1221), nahm der Grundriss der Altstadt schon etwa die heutige Form an. Damals entstand die Oberstadt mit der Kirche St. Petri (Petrikirche), dem Obermarkt und der nach Nordwesten zur Burg führenden Hauptachse (Burgstraße) der Oberstadt. (Die sich nicht in den allgemeinen Altstadtgrundriss einfügenden Neuanlagen der Wasserturm- und Talstraße entstanden erst nach 1872.)

Aus der Zeit der Gründung der Oberstadt ist ein erster Freiberger Stadtrat bekannt. Ihre erste urkundliche Erwähnung fand die Stadt im Jahr 1218 als Friberch und 1223 als Vriberc (Stadt am freien Berg, Stadt mit Bergbaufreiheit).

Freiberger Stadtwappen

Bilder: Freiberger Stadtwappen (Fotos: Dr. Dieter Petzold, Freiberg)


Weitere Häuser entstanden an der Ostseite des Untermarktes und im Bereich der Meißner Gasse. Durch den um 1215 begonnenen Bau der Stadtmauer (an deren Verlauf der heute um die Altstadt reichende Grüngürtel erinnert) wurde ein Teil der alten Siedlung um St. Donati von der Stadt abgeschnitten und zur Vorstadt degradiert. Die Rechte der alten Pfarrkirche gingen im Jahr 1380 an St. Jakobi über.

Das wahrscheinlich schon um 1224 anderenorts gegründete Hospital St. Johannis befand sich ab etwa 1227 gegenüber dem Turmhof. Die im Jahr 1642 (im Dreißigjährigen Krieg) durch schwedische Truppen zerstörte Hospitalkirche wurde zwischen 1659 und 1661 wieder aufgebaut. (Im Jahr 1959 erfuhr die katholische Kirche eine umfassende Sanierung.)

Das am westlichen Ende der zum Hospital St. Johannis gehörenden Flur gelegene Hospital "Fernesiechen" taucht erstmals im Jahr 1250 in den Urkunden auf. Die zugehörige Bartholomäus-Kirche bestand bis 1843.

Im 13. Jahrhundert gründeten sich drei Klöster in der Stadt: im Jahr 1233 das Franziskanerkloster an der Mönchsstraße, vor 1243 das zwischen der Prüferstraße und dem Schlossplatz gelegene Dominikanerkloster und vor 1248 das Maria-Magdalenen-Kloster (Kloster der sog. Reuerinnen) an der alten Jakobikirche.

Im Jahr 1259 erwarb die Stadt das Vorwerk des Albert von Freiberg. Aus diesem Vorwerk ging später der Ratshof Annaberger Straße 11 hervor. Der zwischen dem Forstweg und dem Roten Weg gelegene zugehörige Grundbesitz diente nun vor allem als städtische Viehweide. Zum stadteigenen Gebiet um den Wasserberg kamen im Jahr 1444 das Rote Vorwerk (im Zuger Gebiet) und einige Großgüter in Langenrinne hinzu.

Aus spätgotischer Zeit stammt auch die Muldenbrücke bei Halsbach.

Um 1255 erwähnen die Urkunden die Übergabe des (später Bergschöppenstuhl genannten) Obersten Berggerichtes vom Landesherren an den Freiberger Rat. Das Freiberger Bergrecht fand als Meißnische Bergverfassung in der ganzen Mark Meißen Anwendung.

Um 1300 besaß die Stadt etwa 5.000 Einwohner und war damit, dank des Silberbergbaus, eine der größten Städte der Mark Meißen. Die soziale Oberschicht der Stadt wurde von den Grubenbesitzern, Bergbeamten, Fernkaufleuten und wohlhabenden Handwerksmeistern gebildet. Deren Bürgerhäuser befanden sich vorwiegend in der Oberstadt und im Burglehn.

Am Ende des 14. Jahrhunderts zählte Freiberg neun Innungen, im 15. Jahrhundert schon 15 und im 16. Jahrhundert schließlich 36 Innungen. Der Silber-Fernhandel reichte bis zum Hanse-Raum sowie nach Flandern, Frankreich und Italien. Für den Warenhandel mit Böhmen erlangte die Stadt das Stapelrecht und im Jahr 1318 den Straßenzwang für den Passverkehr zwischen der Mark Meißen und Böhmen. Die von Leipzig kommende, nach Böhmen führende Handelsstraße durchlief die Stadt auf der Nord-Süd-Achse vom Kreuztor an der Burg über den Obermarkt zum Erbischen Tor. Die Straße nach Meißen verlief über die nördliche West-Ost-Achse der Stadt: über Kirchgasse, Untermarkt und Meißner Gasse. Die bedeutende Fernhandelsstraße Schlesien-Dresden-Freiberg-Chemnitz-Hof-Nürnberg verlief zwischen dem Peters- und dem Donatstor über den Obermarkt und die Kesselgasse.

Bei der Leipziger Teilung des wettinischen Besitzes im Jahr 1485 gelangten die Stadt und der Bergbau, der zu jener Zeit wenig ergiebig war, in den Besitz der albertinischen Linie der Wettiner.

Der aus dem Kirchhof von St. Petri hervorgegangene Petriplatz entstand nach 1484 - nach der Bebauung der Westseite des Obermarktes. Um 1500 entstanden Häuser an der nördlichen Westseite dieses Platzes und an der Waisenhausstraße. Im Bereich des Franziskanerfriedhofes wurden vor 1545 die Häuser Untermarkt 5 bis 7 gebaut.

Zwischen 1444 und 1541 erwarb der Freiberger Rat sieben Dörfer des Umlandes, deren fron- und steuerpflichtige Bauern ihre Abgaben und Dienste nun an die Stadt zu richten hatten. Im Jahr 1503 kam die Stadt in den Besitz des Turmhofes an der Silberhofstraße, dessen Grundbesitz bis zur Freiberger Mulde reichte, im Jahr 1541 auch des östlich vom Roten Weg gelegenen Judenberges. Hier, südlich der Altstadt, entwickelte sich nun eine weitere Vorstadt. Im Jahr 1582 kaufte die Stadt das im Südwesten gelegene Waldgebiet, wodurch sich das Ratsgebiet bis zur Oberschönaer Flur ausdehnte. Im Umland befanden sich auch noch einige verstreute Gebiete in Stadteigentum wie ein solches an der Heinrich-Heine-Straße oder das im Nordosten gelegene Pfaffenvorwerk.

Das Rittergut Freibergsdorf, dessen Wirtschaftsflächen sich bis zum Hospitalwald erstreckten, blieb lange eigenständig (verfügte über eine eigene Gerichtsbarkeit). Ursprünglich gehörte der Grundbesitz zum Turmhof. Im Jahr 1470 gelangte er in den Besitz der Familie Freiberger. Im Jahr 1530 erscheint der Ort Freiberstorff in den Urkunden. Neben den Gutsarbeitern wohnten hier auch zahlreiche Bergleute. Besonders um 1550 erfuhr der Ort ein bedeutendes Wachstum. Auf dem auf der Freibergsdorfer Flur gelegenen Wasserberg gab es ab etwa 1400 einen Wasserhälter, aus dem Trink- und Brauchwasser durch unterirdische Fließe in die Stadt gelangte. Der Eisenhammer Freibergsdorf wurde wahrscheinlich im 16. Jahrhundert gegründet. Zu ihm gehörte der Hammerteich. Ab 1832 war Freibergsdorf eine Landgemeinde, die schließlich im Jahr 1907 den Anschluss an die Stadt Freiberg erfuhr.

Im Jahr 1570 gelangten das Johannis- und das Bartholomäus-Hospital unter eine gemeinsame Gerichtsbarkeit. Wie das Gut Freibergsdorf blieben sie noch eigenständig, unterstanden also nicht dem Freiberger Rat. Ihre Wirtschaftsflächen lagen westlich und nordöstlich der Stadt. In der Stadt verfügten der Oberhof und der Unterhof (Mönchsstraße 1) über eine eigene Gerichtsbarkeit. Auf den bergbaulichen Grundstücken wurde diese vom Bergamt ausgeübt und im Gebiet der Münzbachhütten in Langenrinne bis 1832 vom Hüttenamt.

Auf der westlich der Altstadt gelegenen Friedeburger Flur entstand im Jahr 1705 im Bereich des Pragerschen Vorwerkes eine aus dem Amt Freiberg ausgegliederte Rittergutssiedlung, die 1839 Gemeinderechte erlangte und im Jahr 1908 nach Freiberg eingemeindet wurde.

An dem im Osten des Hospitalwaldes gelegenen Hungerborn gab es bis zum 18. Jahrhundert einen Versammlungsort der Bergleute. Der jährlich am 22. Juli (Tag der Maria Magdalena) begangene "Streittag" ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt. Der spätere Großteich (heute ein Waldbad) ging aus einem im 16. Jahrhundert angelegten bergbaulichen Stauteich hervor.

Der Name des nördlich der Altstadt am Münzbach gelegenen Ortes Loßnitz bezieht sich auf den früheren Namen des Münzbaches: Lozniz (1244) oder aqua Loznicz (1331). Im Jahr 1236 erscheint der Ort als Lozcniz (von altsorbisch loza = Weide) in den Urkunden. Seinen dörflichen Charakter konnte er sich bis heute bewahren. Nahe der Straße nach Großschirma entstand im 16. Jahrhundert ein kurfürstliches Kammergut, der Fürstenhof.

Lößnitz entstand ab 1789 als Streusiedlung auf abgegebenen Flächen des einstigen Kanzleilehngutes. Von diesem an der Agricolastraße gelegenen, oft weiter belehnten Gut des Klosters Altzella blieb das mit spätgotischen Vorhangbogenfenstern ausgestattete Herrenhaus erhalten.

Im Jahr 1832 gab sich Freiberg eine neue Städteordnung. Die bis dahin noch eigenständigen, selbstverwalteten Gebiete gelangten nun zur Stadt. So entstand das geschlossene Stadtgebiet der amtsfreien (später kreisfreien) Stadt Freiberg.

Im 19. Jahrhundert gründeten sich im Zuge der Industrialisierung zahlreiche Betriebe in Freiberg unter anderem der Metallverarbeitung, des Maschinenbaus, des wissenschaftlichen Instrumentenbaus sowie der Leder-, Flachs- und Tabakverarbeitung. Die Eisenbahnlinie nach Dresden ging im Jahr 1862 in Betrieb. Sie versorgte die Freiberger Industrie später auch mit Kohle aus dem Freitaler Revier. Im Jahr 1898 zählte man 66 Dampfmaschinen im Freiberger Gebiet. Um 1900 waren etwa 3.600 Arbeiter in der Industrie und etwa 2.700 Bergleute im Freiberger Bergbau beschäftigt.

Nach dem Abbruch der Alten Jakobikirche im Jahr 1890 entstand die breite Verbindung zwischen Pfarrgasse und Talstraße.

Am 27. Oktober 1923 kam es zu einem Blutbad mit 29 Toten auf dem Postplatz, als die Reichswehr auf Demonstranten schoss. Über Sachsen war im Zusammenhang mit der nach der Bildung einer sächsischen Linksregierung am 10. Oktober 1923 erlassenen Reichsexekutive der Belagerungszustand verhängt worden.

In der Zeit des Nationalsozialismus, vor allem ab 1937, wurden die Industrie und der Bergbau in den Dienst der Rüstung gestellt. Die Bergakademie erfuhr einen drastischen Niedergang. Am 7. Oktober 1944 griffen englische und amerikanische Bombenflugzeuge die Bahnhofsvorstadt an, was 172 Opfer forderte. Am 7. Mai 1945 ergab sich die Stadt kampflos der Sowjetarmee.

Im Jahr 1957 erfuhren Loßnitz und Lößnitz die Eingemeindung nach Freiberg, 1979 auch Halsbach. Neue geschlossene Wohngebiete breiteten sich nun auch südlich der Eisenbahnstrecke aus. Im Bereich Seilerberg und Wasserberg wuchsen ab 1956 große Neubaugebiete heran. Ab 1984 entstand westlich der Altstadt das zwischen der Hainichener Straße, der Lessingstraße und der Claußallee gelegene Neubauviertel. Im Osten Freibergs entstanden große Industriebetriebe. Am Westrand der Altstadt schuf die Stadt Erholungseinrichtungen wie Parkanlagen, Teiche, die Freilichtbühne und das Johannisbad.



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