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Barockschloss Rammenau   Johann Gottlieb Fichte

Der etwa 5 km nördlich von Bischofswerda im Landschaftsschutzgebiet Westlausitz gelegene Ort Rammenau (310 m ü. NN, ca. 1.500 Einwohner, um 1150 gegründet) - der Geburtsort des Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) - verfügt über das schönste Land-Barockschloss Sachsens.

Barockschloss RammenauDie Anlage Barockschloss Rammenau besteht aus einem Schloss, einem Park und einem Wirtschaftshof. Das Schloss wurde zwischen 1721 und 1737 wahrscheinlich nach Plänen des bedeutenden Barock-Baumeisters Johann Christoph Knöffel aus dem Herrenhaus eines Rittergutes umgebaut.
Der zweigeschossige Dreiflügelbau mit Mansardenwalmdach ist ein Barockbau, zeigt aber bereits klassizistische Elemente: So werden die Fassaden von Lisenen gegliedert und den Mittelrisalit krönt ein Dreiecksgiebel. Der Sandstein des Gebäudes stammt aus dem Maingebiet.

Seit 1993 wird die Schlossanlage als Staatlicher Schlossbetrieb des Freistaates Sachsen geführt. Sie lädt zur Besichtigung barocker und klassizistischer Baukunst, zum Besuch des Schlossmuseums, zum Schlemmen im historisch ausgestalteten Schloss-Restaurant und zu einem Spaziergang im romantischen Schlosspark ein, einem englischen Park mit alten Bäumen, einem Teich sowie Sandsteinfiguren, Postamenten, Balustraden und Treppen.

Zu den Sehenswürdigkeiten des Barockschlosses gehören das Treppenhaus mit illusionistischer Architekturmalerei, der Spiegelsaal, eine Uhrensammlung, das Goldene Zimmer mit Portraits und Oberlausitzer Landschaftsmalereien, das Chinesische Zimmer mit bemalten Leinwandtapeten aus dem 18. Jahrhundert, der Blaue Salon mit einer Sammlung Dresdner Porzellane, das schwarzrot dekorierte Teufelszimmer und das mit Trophäen geschmückte, ganz in grün gestaltete Jagdzimmer. Zur Ausstattung gehören Gemälde und Gegenstände aus Zinn, Glas und Meissener Porzellan®. Die Räume zeigen sich nach dem Geschmack des vermögenden Oberlausitzer Landadels eingerichtet. Auch das im rechten Schlossflügel bestehende Restaurant ist im Kornblumenzimmer, dem Jagdsalon, dem Vogelzimmer und dem Gartensaal sehr ansprechend ausgestaltet.

Im Erdgeschoss befindet sich das Schlossmuseum mit Exponaten zur Schloss- und Regionalgeschichte. Eine Gedächtnisausstellung ist dem in Rammenau geborenen Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) gewidmet. Im Schlosspark steht ein Fichte-Denkmal.

Der Spiegelsaal wird u. a. für öffentliche Musikveranstaltungen genutzt. Besonders die alljährlich im Herbst stattfindenden Barockkonzerte sind sehr beliebt.

Die jährlich in Schloss Rammenau veranstalteten Leinentage bieten eine Schau rund um die Herstellung und die Verwendung von Leinenstoffen und anderen Leinenprodukten.

Weitere Sehenswürdigkeiten des Ortes Rammenau sind das Dorfzentrum, das Erbgericht, die Fichtestraße, das Alte Gefängnis, die Heimatscheune und ein Lehrpfad. Diese sind seit 1990 im Rahmen der öffentlich geförderten Tourismusentwicklung entstanden bzw. renoviert worden. Zahlreiche Privatquartiere und die schöne Umgebung laden zu einem Landurlaub in Rammenau ein.

www.rammenau.de

www.barockschloss-rammenau.com

Aus der Geschichte von Schloss Rammenau

Gut und Schloss Rammenau blicken auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurück. Im Jahr 1717 ging das alte Rittergut Rammenau aus dem Besitz der verschuldeten Familie von Seydewitz in den von Ernst Ferdinand von Knoch, Kammerherr Augusts des Starken, über. Dieser ließ das Schloss und den Garten zwischen 1721 und 1737, dem Beispiel der Bauleidenschaft seines kurfürstlichen Herrn folgend, in eine Barock-Anlage umgestalten. Der Entwurf stammt möglicherweise von Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel. Dabei übernahm sich der Bauherr finanziell. Er wurde aus dem Adelsstand geworfen und musste 1744 Rammenau verlassen. Den noch unfertigen Bau ersteigerte die Familie von Hoffmann, die dann die beiden Kavaliershäuser und die Innenausstattung des Schlosses fertigstellte.

Im Jahr 1778 erlangten die Hoffmanns die Reichsgrafenwürde und hießen von nun an von Hoffmannsegg. Der namhafte Botaniker und Entomologe Graf Johann Centurius Hoffmann von Hoffmannsegg, der unter anderem Herausgeber der Flore Portugaise war, erbte das Gut Rammenau im Jahr 1788, verkaufte es aber schon 1794 an seinen Schwager, den preußischen Rittmeister Friedrich von Kleist. Dieser ließ mehrere Räume in dem nun bevorzugten Stil des Klassizismus ausstatten und mit entsprechenden Decken- und Wandmalereien gestalten sowie den Barockgarten in einen englischen Landschaftspark umwandeln.

Im Jahr 1813 (in der Zeit der Napoleonischen Kriege) erfuhr der Ort zahlreiche Truppendurchzüge, Plünderungen und Kampfhandlungen. Die Überlieferungen berichten vom großen Leid der Rammenauer Bevölkerung in jener Zeit.

Kurz vor dem Tod von Friedrich von Kleist ging das Schloss im Jahr 1820 durch Rückkauf wieder in den Besitz von Johann Centurius Graf von Hoffmannsegg über. Die Familie von Hoffmannsegg verkaufte Schloss Rammenau im Jahr 1879 an den Kammerherrn und Klostervogt von Kloster Marienstern Hans Curt Christoph Ernst von Posern. Im Jahr 1914 erbte Margarete Gisela Gabriele Alexandra von Helldorff (geb. von Posern) das Schloss von ihrer Mutter.

Im Ersten Weltkrieg diente das Schloss auch als Lazarett. Im Jahr 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde es im Zuge der Bodenreform enteignet und in Volkseigentum überführt. Ab 1951 nutzte man es für schulische Zwecke und als Sommer-Atelier der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. Die Ausstellung über den in Rammenau geborenen Philosophen Johann Gottlieb Fichte besteht seit 1962. Im Jahr 1967 wurde sie mit historischen Exponaten um ein Geschichtsmuseum ergänzt. Das Schlossrestaurant eröffnete im Jahr 1968.

Johann Gottlieb Fichte

Johann Gottlieb FichteDer in Rammenau geborene Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) war ein bedeutender Vertreter der klassischen deutschen Philosophie. Er begründete eine Wissenschaftslehre, die dem praktischen Handeln Vorrang vor dem bloßen Denken einräumt. In der Zeit der napoleonischen Kriege zeichnete er sich als engagierter Patriot aus ("Reden an die deutsche Nation").

Bild: Johann Gottlieb Fichte (nach einer Radierung von Karl Bauer)


Die Philosophie Fichtes zeichnet sich durch eine enge Beziehung zu politisch-gesellschaftlichen Vorgängen aus. Freiheit und Vernunft wertet sie höher als etablierte gesellschaftliche Strukturen und Traditionen. Fichte schwebte eine sittliche Gemeinschaft aller Menschen auf der Grundlage von Freiheit und Gleichheit vor. Die materiellen Grundlagen sollten ausschließlich auf eigener Arbeit, nicht auf Aneignung fremder Arbeit, also Ausbeutung beruhen. Er glaubte an die Befähigung des vernünftigen Menschen zur aktiven Selbstgestaltung und Selbstveränderung. Wissen und Freiheit waren für ihn identisch. Seine Vorstellungen von der Bestimmung des vernünftigen Menschen als "Weltenlenker" brachten Fichte in Konflikt mit der stark religiös geprägten Weltanschauung seiner Zeit.


Lebenslauf: Dank der Unterstützung durch den Rammenauer Gutsherrn erhielt der in sehr ärmlichen Verhältnissen geborene Bandwebersohn Fichte eine bessere Schulbildung. Nach der Stadtschule Meißen besuchte er von 1774 bis 1780 die Fürstenschule in Schulpforta. In Jena und Leipzig studierte er Theologie. Wegen großer finanzieller Not musste er das Studium dann aber abbrechen und seinen Lebensunterhalt zwölf Jahre lang als Hauslehrer an verschiedenen Orten Deutschlands verdienen. Hierbei lernte er die sozialen Probleme im Land kennen, was seine Philosophie später sehr prägte. Seine Schrift "Versuch einer Kritik aller Offenbarung", die er im Jahr 1791 dem Philosophen Kant in Königsberg vorlegte, begründete seinen Ruhm als Philosoph.

Im Jahr 1794 erhielt Fichte eine Professur für Philosophie an der Universität Jena. Hier arbeitete er insbesondere seine neue Wissenschaftslehre aus, in der er die Prinzipien für einen humanistischen, fortschrittlichen Wissenschaftsbetrieb aufstellte. Weil er in seinen Schriften atheistische Standpunkte vertrat und die Gottesidee mit einer moralischen Weltordnung identifizierte, wurde er auf Betreiben der sehr konservativen kursächsischen Regierung aus dem Lehramt entlassen. Bis 1805 arbeitete er in Berlin als Privatgelehrter, dann erhielt er eine Professur in Erlangen.

Im Jahr 1806 floh Fichte, der sich im Jahr 1793 in zwei Schriften zur französischen Revolution bekannt hatte, vor der heranrückenden napoleonischen Armee nach Königsberg, wo er seine berühmten "Reden an die deutsche Nation" verfasste. Im Jahr 1807 veröffentlichte er sie mutig in der von französischen Truppen besetzten Stadt Berlin. An der Berliner Universität erhielt er im Jahr 1809 eine Professur für Philosophie. Ab 1811 hatte er das Amt des ersten gewählten Rektors der Universität inne. Energisch schritt er gegen die Unsitten der studentischen Burschenschaften ein.

Johann Gottlieb Fichte starb im Jahr 1814 an Typhus. In den Wirren der Befreiungskriege von 1813 hatte er sich durch seine Frau, die im Lazarett arbeitete, mit dieser Krankheit infiziert.



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