Landeshauptstadt Dresden
Dresdner Umland Ost

Burg Stolpen

  Burg Stolpen | Stadt Stolpen | Aus der Geschichte

Westseite der Burg Stolpen
Burg Stolpen, Schlossstr. 10, 01833 Stolpen

www.stolpen.de
www.burg-stolpen.de
Stolp(n)ersteine - Stolpen und der Basalt
www.stadtwache-stolpen.de
www.burgmodell-stolpen.de.vu

www.stolpner-ansichten.de

Auf einer Basaltkuppe (357 m ü. NN) an der geologischen Grenze zwischen der Lausitzer Granitplatte und dem Elbsandsteingebirge steht weithin sichtbar die Burg Stolpen, eine spätmittelalterliche Abschnittsburg mit vier Höfen. Sie diente als Grenzfeste und Sitz der Meißner Bischöfe, als kurfürstliche Burg und schließlich als sächsische Landesfestung.

Der Name der Burg ging aus dem slawischen Wort stolpy (Säulen) hervor, was sich auf die im Gebiet der Stolpener Basaltkuppe zutage tretenden Basaltsäulen bezieht. Auch die Burg selbst wurde überwiegend aus dem örtlichen dunklen Basalt gebaut.

Bild: Westseite der Burg Stolpen mit dem Siebenspitzenturm


Basaltsäulen im 2. Hof der Burg StolpenVor etwa 25 Mio. Jahren (im Tertiär) stieg basaltisches Magma durch einen Spalt im Lausitzer Zweiglimmergranodiorit an die Erdoberfläche und bildete beim Abkühlen Säulen mit meist fünf oder sechs Kanten, aber auch Krüppelsäulen und plattige Formen. Diese heute als Naturdenkmal (Typuslokalität für alle Basalte, Nationales Geotop) geschützte geologische Formation fand unter allen europäischen Basaltvorkommen die früheste Erwähnung. Die erste wissenschaftliche Beschreibung der Basaltsäulen stammt vom berühmten Mineralogen und Bergwerkskundler Georgius Agricola aus dem Jahr 1546. Im Jahr 1790 besuchte Johann Wolfgang von Goethe Stolpen, um diese Basaltgebilde zu studieren. Er vertrat die (falsche) Ansicht, dass Basalt auf Ablagerungen im Meer zurückzuführen sei (Neptunisten-Plutonisten-Streit). Eine Dauerausstellung auf der Burg widmet sich der interessanten Geologie des Stolpener Gebietes.

Bild: Basaltsäulen im 2. Burghof




Anna Constanze Reichsgräfin von CoselBekannt ist die Burg Stolpen vor allem als Verbannungsort von Anna Constanze Reichsgräfin von Cosel (1680-1765). Die berühmte Mätresse Augusts des Starken wurde, nachdem sie am sächsischen Hof in Ungnade gefallen war, nach Stolpen verbannt, wo sie von 1716 bis zu ihrem Tod im Jahr 1765 lebte, also 49 Jahre lang.


Bild: Anna Constanze Reichsgräfin von Cosel - "Gräfin Cosel" (Gemälde auf Burg Stolpen)


Die Reichsgräfin von Cosel überlebte in Stolpen nicht nur Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August den Starken, zugleich König August II. von Polen; starb im Jahr 1733), sondern auch noch dessen Sohn und Nachfolger Friedrich August II. von Sachsen (zugleich König August III. von Polen; starb im Jahr 1763). Von ihren ersten Wohnorten auf der Burg, dem Hochschloss, dann dem Zeughaus, sind nur noch Reste vorhanden. Ihr späterer Wohnort, der Johannisturm ("Coselturm"), blieb dagegen erhalten und gehört zu den Attraktionen der Burg. Das Grab der Gräfin entdeckte man im Jahr 1881 in den Burgkellern unter der Burgkapelle.

Blick auf das Coselgrab in der Kapelle von Burg Stolpen

Bilder: Blick auf das Coselgrab in der Ruine der Burgkapelle (die Grabplatte, unter der sich die Gruft befindet, ist unten rechts im Bild zu sehen; im Bildhintergrund der Siebenspitzenturm); unten: Gedenkstein für Gräfin Cosel und Gedenkplatte über dem Coselgrab in der Burgkapelle


Gedenkstein und Grabplatte für Gräfin Cosel in der Kapelle von Burg Stolpen


Seit die Burg Stolpen im Jahr 1877 für Besucher freigegeben wurde, ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. Das seit mehr als 100 Jahren bestehende Burgmuseum präsentiert in mehr als 20 historischen Burgräumen und -kellern historische Ausstellungsstücke wie z. B. Waffen und Rüstungen sowie Folter- und Prangerwerkzeuge. Historische Inneneinrichtungen sind in den Gewölben der Burgkeller, in der Hauptwache, im Marstall, in der Folterkammer, im Gerichtssaal, in den Wohnräumen der Gräfin Cosel im Johannisturm (mit einer kleinen Cosel-Ausstellung) und im Heilkräuterlabor der Kurfürstin Anna zu besichtigen.

Ausstellung auf Burg Stolpen - Arbeitsplatz eines Burgbeamten

Bild: Arbeitsplatz eines Burgbeamten


Ausstellung auf Burg Stolpen - Utensilien des Kräuterlabors

Bild: Ausstellung im Kräuterlabor (im Siebenspitzenturm)


Burgschmiede - Ausstellung im 3. Hof der Burg Stolpen

Bild: Burgschmiede (im 3. Burghof)





Die Bauwerke im Umkreis der 4 Burghöfe der 220 m langen Burganlage blieben zum Teil nur als Ruinen erhalten. Recht eindrucksvoll zeigen sich die noch vorhandenen Türme aus der Zeit um 1500: der Siebenspitzenturm, der Schösserturm, der Seigerturm und der Johannisturm (Coselturm).

Der 1. Burghof ist der Hof der Klengelsburg. Wolf Caspar von Klengel hatte diese um 1675 als neue östliche Vorburg mit neuem Burgzugang angefügt. Um den Hof gruppieren sich das Torhaus, die Kasematte und das Kornhaus von 1518. Letzteres enthält im Untergeschoss die Hauptwache am Durchgang (mit der Kasse und einer kleinen Ausstellung), den Marstall (in dem mittels eines Modells die Alte Wasserkunst erläutert wird, die im Jahr 1561 zur Wasserversorgung der Burg konstruiert wurde), ein "Ochsenloch" genanntes kleines Gefängnis und die Folterkammer, deren abschließende Wand aus natürlichen Basaltformationen besteht. Im Obergeschoss befinden sich die Kornkammer und der Kornboden, die für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt werden. Der im Jahr 1518 im Kornhaus als Pferdestall und Gerätekammer eingerichtete Marstall ("Reisigenstall"), dessen acht Sandsteinsäulen ein meisterlich gestaltetes Kreuz- und Bogengewölbe tragen, beherbergte um 1800 das umfangreiche Amts- und Burgarchiv. Im Süden der Klengelsburg ist das Feldtor in die Burgmauer eingelassen, durch das man zu einem herrlichen Rundweg um die Burg gelangt.

Ostseite (Außenseite) des Torhauses der Burg Stolpen

Bild: Ostseite (Außenseite) des Torhauses - Zugang zur Klengelsburg (Haupteingang der Burg)


Westseite (Innenseite) des Torhauses der Burg Stolpen

Bild: Westseite (Innenseite) des Torhauses; rechts der Eingang der Kasematte der Vorburg


Wehrmauer der Vorburg (Klengelsburg) von Burg Stolpen

Bild: Wehrmauer der Vorburg (Klengelsburg)


Zisterne in der Vorburg (Klengelsburg) von Burg Stolpen

Bild: Zisterne in der Vorburg (Klengelsburg)


Ostseite des Kornhauses auf Burg Stolpen

Bild: Ostseite des Kornhauses (vom 1. Burghof gesehen)


Kornhaus auf Burg Stolpen, vom Coselturm gesehen

Bild: Westseite des Korn­hauses, vom Johannis­turm (Coselturm) gesehen (im Kornhaus befinden sich links der Durchgang mit der Hauptwache, rechts im Untergeschoss unter der Erde der Marstall und die Folterkammer)


Ausstellung in der Hauptwache der Burg Stolpen Durchgang des Kornhauses mit der Hauptwache von Burg Stolpen

Bilder: Durchgang des Kornhauses mit der Hauptwache und Ausstellung in der Hauptwache


Löschwasserpumpe in der Feuerwehrausstellung im Marstall von Burg StolpenLöschwasserpumpe in der Feuerwehrausstellung im Marstall von Burg Stolpen

Bilder: Löschwasserpumpen in der Feuerwehrausstellung im Marstall


Streckbank in der Folterkammer der Burg Stolpen

Bilder: Streckbank, Brustquetsche, Seilwinde und Pranger in der Folterkammer; Dieser Raum war im Jahr 1614 noch als Pferdestall mit separatem Eingang (wo sich heute die erste Fensternische befindet) erwähnt worden. Erst im Jahr 1691 wird hier eine Marter Cammer mit einem Pranger erwähnt (in Sachsen wurde die Folter offiziell im Jahr 1770 abgeschafft)


Im zweiten der insgesamt vier Burghöfe, dem Zisternenhof, sind interessante, als Naturdenkmal geschützte geologische Formationen aus regelmäßigen achteckigen Basaltsäulen ("Orgelpfeifen") zu sehen. Das Alte Hauptportal mit dem kursächsischen Wappen und der Jahreszahl 1521 bildet den Zugang zum 3. Burghof durch die hier doppelte Burgmauer. Daneben steht der Schösserturm von 1487, in dem die Ausstellung "Amt Stolpen" eingerichtet ist. Im Obergeschoss des Turms befanden sich zeitweilig die Amtsräume, im Untergeschoss die Gefängnisse "Mönchsloch" und "Ketzerloch".

Eine von Stolpen ausgehende Regionalverwaltung durch Hauptleute lässt sich bis zum Jahr 1335 zurückverfolgen. Ab der Zeit um 1400 waren es Beamte: Amtmänner sowie diesen unterstehende "Amtsschösser" und Amtsschreiber. Die finanzielle und wirtschaftliche Verwaltung lag wesentlich in den Händen der Amtsschösser. Der Burghauptmann war Vorgesetzter aller Burgbeamten und Bediensteten und für die Bewachung und den Unterhalt der Burg zuständig. Im wirtschaftlichen Leben der Burg spielten der Kornmeister, der Küchenmeister, der Kellermeister und der Speiser (Tischmeister) eine zentrale Rolle. Das Burgleben, darunter auch die Zuteilung der Lebensmittel und Getränke, war - wie für eine Ämterbürokratie typisch - bis ins Detail durch Dienstanweisungen geregelt (so z. B. auch, wer wann wieviel Bier oder Wein von welcher Qualität zu bekommen hat).

Schösserturm der Burg Stolpen

Bild: Schösserturm (vom 2. Burghof gesehen) und das Alte Hauptportal; links die als Naturdenkmal geschützten Basaltsäulen


Zugang zum dritten Hof der Burg Stolpen

Bild: Altes Hauptportal an der hier doppelt ausgeführten Burgmauer (heute Zugang zum 3. Burghof)



Detailansicht des Zuganges zum dritten Hof der Burg Stolpen
Nordseite des Schösserturms der Burg Stolpen

Bild: Nordseite des Schösserturms, hinten der Seigerturm


Westseite des Schösserturms der Burg Stolpen

Bild: Westseite des Schösserturms


Am 3. Burghof, dem Kanonenhof, stehen zwei Türme (von einst drei): der Johannisturm in der Südostecke und der Seigerturm in der Nordwestecke. Auch alte Geschützstände sind hier zu sehen. Einst war der Hof von hohen Mauern mit zweistöckigen Wehrgängen umgeben. Am Hofeingang befand sich ein Wachgebäude. An der Nordseite waren Ställe, eine Schmiede, ein Backhaus, ein Schlachthaus und ein Badhaus eingerichtet.

Ostseite des Coselturms der Burg StolpenDer um 1509 fertiggestellte Johannisturm ist nach Bischof Johann IV. benannt. Weil die Gräfin Cosel eine lange Zeit in diesem Turm lebte (in drei Räumen, dazu eine Küche und eine Bibliothek), erhielt er später auch den Namen Coselturm. In den oberen Stockwerken ist heute eine Cosel-Gedächtnisausstellung eingerichtet. Sehenswert sind auch die Wachstube mit einem Umgang um das oberste Turmgeschoss sowie im Turmfuß der spätgotische Gerichtssaal und der auch "Richter Gehorsamb" oder "Richtergefängnis" genannte Johanniskerker mit dem Hungerloch. Zu letzterem bildet ein Loch im Fußboden den Zugang.

Bild: Ostseite des Johannisturms (Coselturms); Die Treppe führt vom alten Hauptportal kommend innerhalb der hier doppelt ausgeführten Burgmauer zum Eingang des Gerichtssaals und des Kerkers (Burgverließes).


Spätestens ab Mitte des 17. Jahrhunderts dient der Johanniskerker nicht mehr als Gefängnis, sondern als Abstellraum (ab 1691 zeitweise auch für das Schanzgerät des Stolpener Militärs). Das Hungerloch nutzte man nun als Abfallgrube. Ein Blitz, der im Jahr 1681 in den Johannisturm einschlug, verursachte nicht nur Schäden am Mauerwerk, sondern entzündete auch den über Jahre angesammelten Abfall im Kerker, so dass der Turm tagelang in Rauch gehüllt war. Ein weiteres der mindestens fünf Burggefängnisse war "Dr. Salmuths Gewölbe" im Kellerbereich des Seigerturms.

Südseite der Burg Stolpen mit Coselturm

Bild: Südseite der Burg mit Johannisturm (Coselturm); oben am Turm ist der Aborterker zu sehen (Bild unten)



Abort im Erker des Coselturms der Burg Stolpen
Ausstellung im Coselturm der Burg Stolpen

Bild: Ausstellung im Coselturm


Eingang des Coselturms der Burg Stolpen Westseite des Coselturms der Burg Stolpen

Bilder: Westseite des Johannisturms (Coselturms), der aus einem rechteckigen Treppenturm und einem runden Wohnturm besteht, links neben dem Turm schöne Basaltformationen, rechts neben dem Turm die Geschützstände des 3. Burghofes (Kanonenhofes)


Ausstellung im Coselturm der Burg Stolpen

Bild: Ausstellung im Johannisturm (Coselturm)


Kanone auf Burg Stolpen
Im Jahr 1733 verfügte die Burgbesatzung, neben einem Mörser und 122 Handfeuerwaffen, über 11 Kanonen (neun bronzene von 1423 bzw. 1519 bis 1546 und zwei eiserne aus der Zeit um 1685) mit etwa 2.550 Kanonenkugeln.
Ostseite des Seigerturms der Burg StolpenDer Name des Seigerturms ist vom ostmitteldeutschen Wort seiger (Turmuhr) abgeleitet. Kurfürst August hatte den spätgotischen Turm im Jahr 1560 im Stil der Renaissance erneuern lassen, woran noch die zwei (von ehemals vier) Volutengiebel erinnern. Die Turmzimmer dienten als Wohnräume. Die (heute zugemauerten) Zugänge zu den Wehrgängen der einstigen hohen Burgmauer sind noch erkennbar, die Zisterne am Fuß des Turms ist heute zugeschüttet. Seit April 2007 - nach dreijähriger Sanierung - ist der Turm für Besucher geöffnet. Zu sehen sind hier u. a. wieder freigelegte Wandmalereien und Ornamente des Renaissance-Hofmalers Heinrich Göding.


Bild: Ostseite des Seigerturms (Ansicht vom 3. Burghof)


Spitze des Seigerturms der Burg Stolpen
Die Spitze des Seigerturms enthält ein handgeschmiedetes Uhrwerk von 1562, an dessen Bau Bronzegießer Wolf Hilliger beteiligt war. Die mit einem einzigen, zur Stadt gerichteten Zifferblatt und nur mit einem Stundenzeiger ausgestattete Turmuhr wurde um 1750 von Hofuhrmachermeister Naumann erneuert. Seit einer Sanierung im Jahr 1938 ist das Sandsteinzifferblatt im Burghof ausgestellt. An der Uhr befindet sich seitdem eine Kopie.
Dritter und vierter Hof der Burg Stolpen

Bild: Blick vom Siebenspitzen­turm in den 3. und 4. Burghof


Den Brunnenhof oder Kapellenhof genannten 4. Burghof - den ältesten Hof der Burg - säumen das Zeughaus, der Tiefbrunnen und die Burgkapelle (mit dem Coselgrab darunter in den Burgkellern). Vom Zeughaus und der Kapelle stehen seit der von Napoleon Bonaparte im Jahr 1813 angeordneten Sprengung der Burggebäude nur noch Reste der Grundmauern. Fast nichts erhalten blieb von dem nach 1559 an der Nordseite errichteten Destillierhaus (ein vorgeschobenes Festungswerk mit einem Ausfalltor nach der Stadt - später auch Ravelin oder Rondel genannt). Im Destillierhaus befand sich das Labor der Kurfürstin Anna, der Gemahlin von Kurfürst August (reg. 1553-1586), die hier "Goldt und andere köstliche Sachen laborierte". Um 1639 erneuerte Baumeister Ezechil Eckart diese Anlage. In diesem Bereich befand sich auch die kurfürstliche Badstube. Die Kaminzimmer und die Kohlenkammer waren über einen Wendelstein erreichbar (die beiden Kellerstockwerke sind seit der Sprengung im Jahr 1813 verschüttet).

Dritter und vierter Hof der Burg StolpenDas für die Aufbewahrung von militärischem Gerät, vor allem der Artillerie, gedachte Zeughaus entstand vor 1512 - in der Zeit von Bischof Johann VI. von Salhausen. Militärischen Zwecken diente aber nur ein Waffenlager im Erdgeschoss. An dem einst mit Zugbrücke ausge­stattetem Eingang des 4. Burghofes befand sich die Wachstube, ansonsten war im Erdgeschoss noch die große Burgküche eingerichtet. Im ersten Stock befanden sich ein Gästequartier und ein herrschaftliches Speise­zimmer, im zweiten Stock hatte Kurfürst August nach 1559 einen Fürstensaal und Wohnräume für seine Gemahlin Anna einrichten lassen. Eine Zeit lang verbrachte Gräfin Cosel ihre Gefangenschaft im Zeughaus, bis dieses wegen Baufälligkeit geräumt werden musste.

Bild: Blick vom Johannisturm auf den dritten und vierten Burghof (rechts der Seigerturm, hinten der Siebenspitzenturm, links am vierten Burghof die Mauerreste des Zeughauses)


Der 84,40 m tiefe Stolpener Burgbrunnen ist der weltweit tiefste Brunnen in Basalt, der Grundwasser aus dem Basalt sammelt (Wasserspiegel bei 55...70 m unter Geländeoberkante / GOK, Wassersäule bis 76 m unter GOK, dann bis 84,40 m unter GOK verfüllt mit Schutt, vor allem durch Steinewerfer seit 1884). Der Brunnen wurde im Auftrag von Kurfürst Christian II. von Sachsen zwischen 1607 und 1630 von Bergleuten aus Gießhübel im bergmännischen "Feuersetzverfahren" (mit etwa einem Zentimeter Vorschub pro Tag) ausgeschürft. Über dem Brunnen stand einst ein Brunnenhaus mit Radstube, Tretrad, Welle, Seil (es wog 175 kg) und Kübel. Die vier Arbeiter im Tretrad benötigten etwa 20 Minuten für einen Schöpfvorgang. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) schütteten die preußischen Besatzer und 1813 (im Napoleonischen Krieg) französische Truppen den Brunnen zu. Der Königlich-Sachsische Altertumsverein ließ ihn in den Jahren 1883/84 wieder frei räumen.

Tiefbrunnen der Burg Stolpen

Bild: Blick in den Burgbrunnen, der zu den tiefsten in Basalt getriebenen natursteinbelassenen, unausgebauten Brunnen der Welt gehört


Blick aus dem Tiefbrunnen der Burg Stolpen

Bild: Blick aus etwa 10 m Tiefe hoch zur Brunnenöffnung (Brunnenbefahrung im Juni 2004; Foto mit freundlicher Genehmigung durch Dr. Thomas Scholle, Stolpen)


Blick auf die Kapelle von Burg Stolpen

Bild: Blick vom Siebenspitzenturm auf die Ruine der Burgkapelle (links neben dem Eingang der Burgkapelle ist der Tiefbrunnen und vorn der Aufgang vom 4. Burghof zur Plattform am Fuß des Turms zu sehen)


Portal der Kapelle von Burg Stolpen

Bild: Portal der Burgkapelle


Die der hl. Barbara und bis 1401 dem hl. Basilius, dann dem hl. Erasmus geweihte Burgkapelle fand erstmals im Jahr 1355 anlässlich einer Erneuerung im Auftrag von Bischof Johann von Eisenberg Erwähnung. Aus Stiftungen, Spenden und Zinsen flossen erhebliche Mittel in die Ausgestaltung der Kapelle. Auf Ersuchen von Bischof Thimo von Colditz gestattete der Papst im Jahr 1404 die Erasmusfeier in der Diözese - verbunden mit einem umfangreichen Ablass. All dies erlaubte eine reiche Ausstattung der Kapelle, unter anderem mit sieben Altären und mehreren Emporen. In der Zeit der Reformation (1539 in Sachsen) ließen die Meißner Bischöfe die wertvollsten Reliquien des Bistums nach Stolpen in Sicherheit bringen. Nach der Einführung der Reformation im Stolpener Amt im Jahr 1559 beauftragte der Kurfürst bedeutende Künstler mit der Umgestaltung der Kapelle in ein protestantisches Gotteshaus. Im Jahr 1783 fand hier der letzte Gottesdienst statt (bereits seit der Auflösung der Garnison im Jahr 1764 hatte man das wesentliche Inventar nach Dresden verbracht). Die Sprengungen im Jahr 1813 ließen von der Kapelle nur die Grundmauern zurück.

In den Tiefkellern unter der Burgkapelle entdeckte der Dresdner Architekt Prof. R. Steche im Jahr 1881 im Rahmen seiner Tätigkeit in einer Kommission zur Erfassung von Kunst- und Baudenkmälern die mit Ziegeln gemauerte Gruft der Gräfin Cosel. Ihre Lage ist heute im Kapellenfußboden mit einer Grabplatte kenntlich gemacht. Der Sarg ist mit dem Kopfende zum Coselturm ausgerichtet. Eine Zinnplatte trägt neben dem Geburtsdatum "18.10.1680" und dem Todestag "31.03.1765" die Inschrift: "Hier ruht in Gott und erwartet die fröhliche Auferstehung Die Hochgebohrne Frau Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel geb. von Bruchsdorf".

Von den einst am 4. Burghof stehenden Türmen - Seigerturm, Siebenspitzenturm, Kapitelsturm, kleiner Kirchturm und Barbaraturm - blieben nur der Seigerturm und der Siebenspitzenturm erhalten. Letzterer war zwischen 1451 und 1476 im Auftrag der Bischofsbrüder Caspar und Dietrich III. von Schönberg gebaut worden. In dessen Erdgeschoss - unter der ehem. Bischofsschreibstube - befand sich auch die Burgküche. In dieser oder in nahe gelegenen Räumen war zeitweilig die Kräuterküche der Kurfürstin Anna eingerichtet. Seit der Sanierung von 1997/98 ist der Turm öffentlich zugänglich.

Der unten rechteckige Siebenspitzenturm läuft oben in ein sechseckiges Geschoss aus, dessen sechs Ecken bis zum großen Stadtbrand von 1632 jeweils mit einem Türmchen bekrönt waren. Diese und die Hauptspitze brachten dem Turm seinen Namen ein. Von 1645 bis zu den Sprengungen im Jahr 1813 trug er nur noch einen einfachen Dachaufbau, der nach dem Stadtbrand von 1723 erneuert und nach einem Unwetter im Jahr 1744 repariert worden war. Vom Turm wie auch vom Wendelstein und von der Plattform ("Fürstenplateau") zu Füßen des Turmes bietet sich ein großartiger Ausblick über Stolpen und die Umgebung bis nach Böhmen, zum Osterzgebirge und über das Lausitzer Bergland. Unter dem Plateau befindet sich ein für Besucher begehbares Kellerlabyrinth.

Ostseite des Siebenspitzenturms der Burg Stolpen

Bild: Ostseite des Sieben­spitzenturms (Ansicht vom 4. Burghof) und Reste des einstigen Hochschlosses


Im Westen des ältesten Burgbereiches, wo heute nur noch der Siebenspitzenturm aufragt, stand das Hauptschloss (oder Hochschloss), in dessen zwei Stockwerken auch die Wohnung des Burgkommandanten sowie Wohn-, Arbeits- und Repräsentationsräume der meißnischen Bischöfe bzw. später der sächsischen Kurfürsten eingerichtet waren, unter anderem die Kanzlei, die Schreibstube, die Tafelstube, die Gesandtenstuben, mehrere Säle und eine Apotheke. Das Schloss war mit gotischen Maßwerkfenstern und getäfelten Simsen geschmückt. In das Gebäude waren der Siebenspitzenturm und der (ehemalige) Kapitelsturm eingebunden (was am Siebenspitzenturm noch gut zu erkennen ist). Bis 1773 erfuhr es mehrere Umbauten, dann nach und nach einen Rückbau wegen Baufälligkeit. Im Jahr 1813 (im Napoleonischen Krieg) sprengten die französischen Truppen neben anderen Burggebäuden auch das Schloss.

Siebenspitzenturm der Burg Stolpen Ausstellung auf Burg Stolpen - Kräuterlabor

Bilder: Eingang des Siebenspitzenturms und Ausstellung im Kräuterlabor


Siebenspitzenturm der Burg Stolpen

Aussicht von der Burg Stolpen nach Südwesten

Bilder: Außenansicht des Siebenspitzenturms und Aussicht von der Plattform zu Füßen des Turms nach Südwesten (im Bild ist auch der Rumpf des ehemaligen Kapitelsturms zu sehen)


Zu den am 4. Burghof stehenden Türmen gehörte einst auch der vor 1512 im Auftrag von Bischof Johann VI. von Salhausen gebaute Barbaraturm (auch "Kunsttürmchen" und später wegen eines Pulvermagazins auch "Pulverturm" genannt). Hier befand sich die "Wasserkunst", eine um 1563 vom Freiberger Bergmeister Martin Planer im Auftrag von Kurfürst August gebaute Wasserversorgung der Burg (der Tiefbrunnen stand erst ab 1630 zur Verfügung). Im "Kunsthaus" unten im Tiergarten floss das Wasser des Letzschbaches - über ein Brückenbauwerk zugeführt - auf ein Wasserrad, das ein 715 m langes Feldgestänge antrieb, das über mehrere Pumphäuser das Wasser auf die Burg hinauf förderte. Das letzte Stück der Rohrleitung lief über eine gemauerte Rampe am Fuß des Barbaraturmes. Diese weithin einmalige Anlage war - häufig repariert und erneuert - bis zum Siebenjährigen Krieg (1756-1763) in Betrieb.

Modell der Wasserkunst in der Ausstellung im Marstall von Burg Stolpen

Bild: Modell der Wasserkunst in der Ausstellung im Marstall


Westseite der Burg Stolpen

Bild: Westseite der Burg; Nach der Auflösung der Garnison im Jahr 1764 wurde hier bis etwa 1840 ein Basalt-Steinbruch betrieben, dem die vorgelagerten Festungswerke der Burg weichen mussten.




  Burg Stolpen | Stadt Stolpen | Aus der Geschichte


CD-Version Dresden & SachsenAngebot:
CD-Ausgabe "Dresden & Umgebung"
mit 3 Büchern, 16 Fotogalerien und dem vollständigen landeskundlichen Reiseführer [ weiter... ]


  nach oben