Das etwa 15 km nordwestlich von Dresden (nicht weit von Radebeul entfernt) gelegene Schloss Moritzburg gehört zu den imposantesten barocken Schlossanlagen Mitteleuropas. Das prächtige Barockschloss Moritzburg steht nördlich des Ortes Moritzburg auf einer Insel im Schlossteich. Die mächtige Gebäudeanlage des Schloss Moritzburg mit ihren vier fünfgeschossigen Rundtürmen und dem dreigeschossigen Mitteltrakt fügt sich harmonisch in eine herrliche Teich- und Waldlandschaft ein. Das Schloss Moritzburg bei Dresden ist weltberühmt als Drehort des Märchenfilms "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" und gehört zu den meistbesuchten Ausflugszielen Sachsens außerhalb Dresdens.
Das Renaissance-Jagdschloss (1542-1546)
Die zum Friedewald gehörenden Wälder um Moritzburg waren einst ein großes kurfürstliches Jagdrevier. Hier ließ Herzog Moritz (der dann ab 1547 als Kurfürst Moritz von Sachsen regierte und Dresden zur kurfürstlichen Residenz machte) von den bedeutenden Baumeistern Hans von Dehn-Rothfelser (der auch das Residenzschloss in Dresden zum Renaissance-Schloss umbaute) und Caspar Voigt von Wierandt zwischen 1542 und 1546 auf einer Granitkuppe ein Jagdschloss bauen, das nach seinem Bauherrn Herzog Moritz Moritz-Burch genannt wurde.
Zwischen 1582 und 1584 erweiterten Paul Buchner und Peter Kummer das Bauwerk. Zwischen 1594 und 1598 kam eine zweite Ummauerung hinzu. Das noch heute vorhandene Schlossmodell ließ Paul Buchner um 1600 anfertigen.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlitt auch Schloss Moritzburg einige Schäden. Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen (reg. 1656-1680) ließ es wieder herstellen und erweitern. Wolf Caspar von Klengel errichtete an der Westfront der Umfassungsmauern zwischen 1661 und 1672 eine Kapelle.
Der barocke Umbau unter August dem Starken (1722-1727)
Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke, zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733) ließ Schloss Moritzburg zwischen 1722 und 1727 (einige Arbeiten bis 1736) in ein mächtiges Barockschloss umbauen. Die bedeutenden Barock-Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann (der vorher u.a. den Dresdner Zwinger gebaut hatte), Zacharias Longuelune und Jean de Bodt schufen die Entwürfe für den Umbau des Schloss Moritzburg. Ab 1731 war auch Johann Christoph Knöffel am Bau beteiligt.
Bilder: Ansichten des Barockschlosses Moritzburg von Südosten (links; vorn der Speisesaal genannte Anbau) und von Südwesten (rechts; links die Schlosskapelle mit Turm)
Die Architekten verbanden die vorher innerhalb einer Mauer mit Ecktürmen separat stehenden Renaissance-Gebäude zu einem einzigen großen Bauwerk - einer annähernd quadratischen symmetrischen Anlage. Die Ecktürme und der Zentralbau wurden vergrößert und mit schmalen Gebäudeflügeln verbunden. Zacharias Longuelune schuf im ersten Obergeschoss vier große, je zwei Geschosse hohe Säle - den Steinsaal, den Speisesaal, den Billardsaal und den Monstrosensaal.
Die Architektur & Außenanlagen
Das von seinen vier großen Rundtürmen geprägte, ocker-weiß (in den Farben des sächsischen Barock) gestaltete Schloss besticht besonders durch den Gegensatz zwischen großen runden und geraden, eckigen Formen. In der von Matthäus Daniel Pöppelmann entworfenen illusionistischen Fassadengliederung zeigt sich das Schloss seit einer um 1980 vorgenommenen Sanierung.
Das Bauwerk steht auf der 95 × 90 m großen Schlossterrasse, die Marcus Conrad Dietze in der Zeit um 1705 geschaffen hatte. Zugänglich ist sie über eine westliche und eine östliche Freitreppe sowie über eine nördliche und eine südliche Auffahrt. Der 980 × 340 m große Schlossteich entstand um 1730. Die Terrasse und die Spiegelung des Schlosses im Schlossteich verstärken die ästhetische Wirkung des Gebäudes.
Acht in Zweiergruppen stehende kleine Pavillons (Teichhäuser) schließen die Anlage in alle vier Richtungen ab und schaffen einen baulichen Übergang zum Umland.
Der nördlich der Schlossinsel gelegene, mit zwei Kavaliershäusern ausgestattete Schlosspark (Barockgarten, Französische Garten) wurde um 1730 nach Plänen Pöppelmanns angelegt. Dahinter folgt der Waldpark mit dem Wildgehege.
Bild: Blick von der Schlossterrasse auf den Schlosspark
Die heiter-barocken Balustraden-Statuen der Auffahrt und der Schlossterrasse entstanden in den Werkstätten der berühmten Barock-Bildhauer Balthasar Permoser, Johann Christian Kirchner und Benjamin Thomae. An der Hauptauffahrt stehen zwei Piqueure mit Parforcehörnern und Jagdhunden auf Sandsteinsockeln. Über dem Haupteingang des Schlosses prangen das kurfürstlich-sächsische und das königlich-polnische Wappen.
Innenausstattung des Barockschlosses Moritzburg
Das Barockschloss Moritzburg verfügte einst über 20 Wohnquartiere für die kurfürstlich-königliche Familie, ihre Gäste und die Dienerschaft. Die vier Prunksäle und mehr als 200 Räume des Schlosses zeigten eine prachtvolle, bis ins Detail geplante und hervorragend abgestimmte spätbarocke Innenausstattung mit schönen Arrangements von Tapeten, Stuckdecken, Malereien und Möbeln sowie Porzellan- und Glaskunstwerken.
Die Gesamtplanung der Innenausstattung lag in den Händen von Raymond Le Plat. Louis de Silvestre, Lorenzo Rossi und Johann Baptist Grone schufen die wertvollen Malereien der Schlossräume.
Die Prunksäle
Die Wände des Steinsaal genannten großen Vorsaales sind über und über mit Elch-, Rentier- und Hirschgeweihen behängt. Das auffällige Geweih eines urzeitlichen Riesenhirsches ist ein Geschenk von Zar Nikolaus I. von Russland. Ein Blickfang ist das Gemälde von Louis de Silvestre, das August den Starken auf einem weißen Pferd zeigt.
Die Wände des zweigeschossigen Audienzsaales (auch Monstrosensaal genannt) sind mit Ledertapeten verkleidet, die Lorenzo Rossi mit Darstellungen der Jagdgöttin Diana bemalte.
Die Bezeichnung Monstrosensaal ist auf die hier ausgestellten missgeformten ("monströsen") Geweihe zurückzuführen. Bei dem berühmten "Moritzburger 66-Ender" (siehe Bild), der über der Eingangstür zu sehen ist, handelt es sich eigentlich um einen 27-Ender, weil nur Enden ab 2 cm Länge zu zählen sind. August der Starke erhielt dieses Geweih im Jahr 1696 von Friedrich Wilhelm I. von Preußen.
Der Speisesaal ist mit 65 Geweihen ausgeschmückt. Die kunstvoll geschnitzten Hirschköpfe sind Arbeiten von Benjamin Thomae und Johann Christian Kirchner.
Die Moritzburger Rothirsch-Geweihsammlung, die schon im Jahr 1736 ihren heutigen Umfang erreicht hatte, ist die bedeutendste europäische Sammlung dieser Art. Der ungerade "Moritzburger 24-Ender" gilt als stärkstes Rothirschgeweih der Welt.
Weitere Prunkräume
Die vier Kurfürstenzimmer sind mit kostbaren Möbeln, Schmucktruhen, Kaminen und Porzellanfiguren z. B. vom berühmten Porzellankünstler Johann Joachim Kaendler geschmückt.
Im kürzlich restaurierten Zimmer mit den Damenbildnissen sind Gemälde aus der Werkstatt von Louis de Silvestre ausgestellt: sieben Portraits sächsischer und polnischer Hofdamen und Mätressen Augusts des Starken.
Die Schlosskapelle
Die Ausstattung der zwischen 1661 und 1672 von Wolf Caspar von Klengel errichteten Schlosskapelle blieb beim barocken Umbau des Schlosses um 1727 fast unverändert. Neben der von Schlösschen Hoflößnitz in Radebeul ist es die einzige in der Region Dresden erhalten gebliebene Innenausstattung aus den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg.
An der mit Stuck verzierten Decke der Kapelle ist das im Jahr 1670 von Johann Fink geschaffene Gemälde "Himmelfahrt Christi" zu sehen. Ebenfalls sehr wertvoll ist die Christusfigur - der marmorne "Schmerzensmann" - von Balthasar Permoser.
Restaurierungen & Museum
Im Jahr 1948 begann die Wiedereinrichtung des Schlosses mit Möbeln und Kunstwerken aus Museen und anderen sächsischen Schlössern sowie der Aufbau eines Sächsischen Barockmuseums.
Heute schmücken eine überwiegend originalgetreu rekonstruierte Einrichtung sowie prächtige M öbel des Museums für Kunsthandwerk die Räume. Außerdem sind Kutschen, Sänften und Hausrat aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zu besichtigen.
Das Federzimmer, ein Prunkzimmer Augusts des Starken aus dem Jahr 1723, galt als nicht restaurierbar. Dennoch gelang dies in einer 16-jährigen Arbeit, was mit dem Europa Nostra Award 2004 gewürdigt wurde.
Fasanenschlösschen Moritzburg
Östlich vom Schloss Moritzburg steht am Großteich (Bärnsdorfer Teich) das nur 13,4 m im Quadrat messende, mit einer schönen doppelläufigen Freitreppe ausgestattete zweigeschossige Fasanenschlösschen. Gebaut wurde es zwischen 1769 und 1782 von Johann Daniel Schade und Johann Gottlieb Hauptmann im Auftrag von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen. Es enthält eine Ausstattung im Zopfstil des Spätrokoko.
Bildhauerarbeiten am Fasanenschlösschen
Die Räume des Fasanenschlösschens besitzen Stuckdecken. Auf den Strohtapeten sind Chinoiserien, also chinesische Figuren und Ornamente dargestellt. In den 1950er Jahren wurde im Fasanenschlösschen eine der heimischen Vogelwelt gewidmete ornithologische Schausammlung des Museums für Tierkunde eingerichtet.
In der Nähe des Fasanenschlösschens, auf der Mole eines kleinen Hafens des Großteiches, steht der um 1775/76 gebaute pagodenförmige Leuchtturm.
Auf dem Großteich fanden Wasserfeste, Schiffs- und Gondelfahrten und sogar kleine "Seeschlachten" mit hölzernen Fregatten zum Vergnügen des Hofes statt.