August der Starke • Barockzeit • Siebenjähriger Krieg

Das Augusteische Zeitalter (1694-1763)

Das Augusteische Zeitalter auf einen Blick

Zeitraum: 1694-1763

Herrscher: August der Starke (1694-1733) und Friedrich August II. (1733-1763)

Besonderheit: Sächsisch-polnische Personalunion - sächsische Kurfürsten waren zugleich Könige von Polen

Bedeutung: Dresden wurde zur Kunstmetropole von europäischem Rang, prächtige Barockbauten, weltberühmte Kunstsammlungen

Augusteisches Zeitalter

Die Zeit von 1694 bis 1763 wird auch Augusteisches Zeitalter der sächsischen Geschichte genannt. Der hochbegabte und kunstsinnige Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; 1670-1733; reg. 1694-1733) und sein ebenso kunstbegeisterter Sohn und Nachfolger Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (1696-1763, reg. 1733-1763) regierten das Land - nach dem Vorbild Ludwig XIV. von Frankreich - als absolutistische Herrscher.

Die pompöse Hofhaltung dieser Barockfürsten, die prächtigen Barockbauten und -gärten in Sachsen, das opulente Dresdner Kunstleben und die überaus wertvollen Dresdner Kunstsammlungen fanden in ganz Europa Beachtung. Kursachsen gehörte im Augusteischen Zeitalter zu den größten und wirtschaftlich entwickeltsten deutschen Ländern. Die Residenzstadt Dresden war eine Kunstmetropole von europäischem Rang.

Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke)

Als sein älterer Bruder Kurfürst Johann Georg IV. (reg. 1691-1694) nach nur dreijähriger Herrschaft einer Blattern-Epidemie zum Opfer fiel, wurde August der Starke im Jahr 1694 ganz unerwartet Kurfürst von Sachsen.

Reformen und Modernisierung

August der Starke führte neue zentrale Behörden, einen mit Bürgerlichen besetzten Beamtenapparat und eine General-Konsumtionsakzise ein. Letztere machte ihn von den Ständen finanziell unabhängig. Das im Jahr 1682 gegründete stehende sächsische Heer erweiterte er auf 30.000 Mann.

Die polnische Königskrone

Einen bedeutenden Zugewinn an politischer Macht versprach sich der Kurfürst von der Erlangung der damals vakanten polnischen Krone. Weil im erzkatholischen Polen nur ein katholischer Landesherr denkbar war, vollzog August der Starke am 1. Juni 1697 kurzerhand den Wechsel zum Katholizismus und wurde am 26./27. Juni 1697 in Warschau zum König gewählt und am 15. September 1697 in Krakau als König August II. von Polen gekrönt.

Religionsversicherungsdekret 1697

Mit dem Religionsversicherungsdekret von 1697 versicherte August der Starke seinen sächsischen Untertanen, dass sein Übertritt zum Katholizismus keine Folgen für sie habe. Sachsen blieb evangelisch, doch entfremdete der Glaubenswechsel die Landesherren von ihren Untertanen.

Bis 1763 waren die sächsischen Kurfürsten - mit einer kurzen Unterbrechung im Nordischen Krieg - auch Könige von Polen. Die Kurfürsten erlangten durch diese sächsisch-polnische Personalunion ein großes politisches Gewicht in Europa, dem Kurfürstentum Sachsen dagegen brachte sie nur Probleme und enorme Belastungen.

Nordischer Krieg (1700-1721)

Die Union mit Polen machte Kursachsen zur dritten mitteleuropäischen Großmacht nach Österreich und Preußen. Als polnischer König war August der Starke gezwungen, sich an dem ab 1700 um die Vorherrschaft im Ostseeraum geführten Nordischen Krieg zu beteiligen.

Verlauf des Nordischen Krieges

  • 1698: Bündnis mit Zar Peter I. gegen Schweden
  • 1702: Niederlage bei Klissow
  • 1704: Niederlage bei Pultusk
  • 1706: Vernichtende Niederlage bei Fraustadt, Frieden von Altranstädt - August verliert die polnische Krone
  • 1709: Sieg Zar Peters I. bei Poltawa wendet das Blatt
  • 1716: Übereinkunft von Warschau - August erhält die polnische Krone zurück
  • 1721: Kriegsende mit Frieden von Nystadt - Sachsen ohne Vorteil

Der Nordische Krieg kostete Sachsen über 35 Mio. Reichstaler und brachte das Land an den Rand des wirtschaftlichen Ruins.

Wirtschaftlicher Aufschwung und Barock

Durch die Neugründung zahlreicher bedeutender Manufakturen vermochte August der Starke die frühere Wirtschaftskraft Sachsens nach dem Nordischen Krieg allmählich wieder herzustellen. Er betätigte sich auch selbst als Unternehmer, z. B. mit der Olbernhauer Waffenschmiede und der im Jahr 1710 gegründeten Porzellan-Manufaktur Meißen.

Dresdens Aufstieg zur Kunstmetropole

Die Residenzstadt Dresden entwickelte sich in der Augusteischen Zeit zu einer der prächtigsten Städte Europas:

  • Barockbauten: Zwinger (Pöppelmann, 1711-1728), Frauenkirche (George Bähr, 1726-1743)
  • Kunstsammlungen: Grünes Gewölbe, Porzellansammlung, Gemäldegalerie - zu den reichsten Kunstsammlungen Europas
  • Bildung: Öffentlich zugängliche Museen, Malerschule (1705, Vorläufer der Kunstakademie)
  • Berühmte Künstler: Klengel, Pöppelmann, Knöffel, Longuelune, de Bodt

Zeithainer Lustlager 1730

Das Zeithainer Lustlager vom 31. Mai bis 28. Juni 1730 war eines der prächtigsten Barockfeste jener Zeit ("Spektakel des Jahrhunderts"). August der Starke veranstaltete eine Truppenschau mit ca. 30.000 sächsischen Soldaten vor fast 30.000 Gästen, darunter 48 europäische Fürsten.

Tod Augusts des Starken: August der Starke starb am 1. Februar 1733 in Warschau. Er wurde in der Kathedrale des Krakauer Schlosses beigesetzt. Sein Herz kam nach Dresden und fand in der Königsgruft der Katholischen Hofkirche seinen endgültigen Platz.

Kurfürst Friedrich August II. (1733-1763)

Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (reg. 1733-1763) regierte nach seiner Krönung am 17. Januar 1734 in Krakau auch als König August III. von Polen.

Kulturelle Blüte

Unter Friedrich August II. erfuhr die Gemäldegalerie ihre bedeutendste Erweiterung. Damals kam auch Raffaels "Sixtinische Madonna", das Hauptwerk der Galerie, nach Dresden. Die Dresdner Galerie entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Gemäldesammlungen Europas.

In der Zeit Friedrich Augusts II. erreichte auch das sächsische Musikleben eine führende Stellung in Deutschland:

  • Johann Adolph Hasse und seine Frau Faustina Bordoni entwickelten die italienische Oper zur höchsten Blüte
  • Gottfried Silbermann (1683-1753) führte die Orgelbaukunst zur Vollkommenheit
  • Johann Sebastian Bach (1685-1750) wirkte in Leipzig als Kantor der Thomaskirche (1723-1750)

Siebenjähriger Krieg (1756-1763)

Das mangelnde politische Verständnis des Landesherrn und die unglückliche Politik des Premierministers Graf Heinrich von Brühl führten schließlich in die Katastrophe des Siebenjährigen Krieges (1756-1763), der die politischen Errungenschaften der Augusteischen Zeit zunichte machte und Sachsen wirtschaftlich ruinierte.

Katastrophe für Sachsen

Im Jahr 1756 begann mit dem überfallartigen Einmarsch preußischer Truppen unter Friedrich dem Großen in Sachsen - ohne vorherige Kriegserklärung - der Siebenjährige Krieg. Die Folgen für Sachsen waren verheerend:

  • Kapitulation der sächsischen Armee bei Struppen (nahe Pirna)
  • Kursachsen kam unter preußische Verwaltung (1756-1763)
  • Artilleriebeschuss Dresdens 1760 zerstörte große Teile der Altstadt
  • Kriegsverluste: 300 Mio. Taler (ungeheure Summe für damalige Verhältnisse)
  • Ende der sächsisch-polnischen Union

Am 15. Februar 1763 schlossen die erschöpften Kriegsparteien den Frieden von Hubertusburg. Die preußische Besetzung Sachsens von 1756 bis 1763 hatte die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes weit zurückgeworfen.

Im Jahr 1763 starb Friedrich August II. Sein Nachfolger, Kurfürst Friedrich Christian (1722-1763), erlag schon nach wenigen Wochen Regierungszeit den Pocken. In jenem Jahr, in dem auch noch Staatsminister Graf Brühl starb, endete das Augusteische Zeitalter in Sachsen.

Während König Friedrich II. von Preußen seine politische und militärische Kraft bewahren konnte, spielte Kursachsen im kommenden Kräftespiel zwischen Österreich und Preußen keine entscheidende Rolle mehr.

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