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Porzellansammlung
Ausstellungsort: Dresdner Zwinger (Porzellanpavillon) Mit ihren etwa 50.000 Objekten gehört die seit 1962 im Südteil des Zwingers untergebrachte Porzellansammlung zu den größten und kostbarsten keramischen Sammlungen der Welt. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733) besaß eine besondere Leidenschaft für Porzellan. Ab 1710 erwarb er zahlreiche wertvolle ostasiatische Stücke. Daraus ging auch die größte Sammlung japanischen Porzellans außerhalb Japans hervor, vor allem mit Imari- und Kakiemon-Porzellan aus Arita. Das Chinesische Porzellan der Sammlung stammt aus der Zeitspanne vom zweiten vorchristlichen bis zum 17. Jahrhundert (Song-, Ming- und Kangxi-Periode). Die Meißner Porzellan-Manufaktur steuerte Meisterstücke der Porzellankunst von vollendeter Form und Bemalung aus der Zeitspanne von der Erfindung des europäischen Hartporzellans um 1710 in Dresden bis zum späten 18. Jahrhundert bei. Darunter ragen die Arbeiten des berühmten Dekorgestalters Johann Gregorius Höroldt (vor allem farbige Chinoiserien- und Blumenmalereien) und des Meisters der Rokokoplastiken Johann Joachim Kändler (unter anderem wunderschöne figürliche Kleinplastiken und große Porzellantiere) hervor. Im Obergeschoss des Porzellanpavillons ist darüber hinaus eine große Sammlung von Böttger-Steinzeug und Böttger-Porzellan ausgestellt. Die Präsentation der Porzellane in den Wandarrangements der Zwingersäle folgt im wesentlichen den Plänen, die August der Starke für sein Porzellanschloss (das Japanische Palais) erarbeitet hatte. Mit der im Jahr 2006 eröffneten Ostasien-Galerie ist die Ausstellung der Porzellansammlung im Zwinger nun vollständig. Besucher-Information: www.skd-dresden.de |
Gründung der Porzellansammlung durch August den Starken
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich an den Höfen Europas die auch Chinoiserien genannte China-Mode durch. In vielen Schlössern richtete man damals Porzellan-Kabinette ein. Die von der holländischen "Ostindischen Companie" auf dem Seeweg nach Europa gebrachten chinesischen und japanischen Porzellane (jährlich bis zu 8 Mio. Stück) waren begehrte Handels- und Prestigeobjekte. Die neuen, aus Asien und Amerika eingeführten Getränke Tee, Schokolade und Kaffee genoss man in den Fürstenhäusern nun aus Porzellangefäßen. An den sächsischen Hof gelangten solche Stücke vor allem über Kaufleute, die ihre Waren auf der Leipziger Messe handelten.Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733) baute zwischen 1710 und 1730 die größte Porzellansammlung Europas auf. Er war von Porzellan besessen (was er ironisch seine maladie de porcelaine nannte). Das erste Inventarverzeichnis von 1721 "Inventarium über das Palais zu Alt-Dressden Anno 1721" (mit Palais zu Alt-Dressden ist das Holländische Palais, das spätere Japanische Palais gemeint) führt auf 884 Seiten bereits mehr als 23.000 chinesische, japanische und früh-meißnische Porzellane auf. Bis 1735 wuchs die Sammlung auf mehr als 35.000 Objekte an.
August der Starke erwarb im Jahr 1717 das im Jahr 1715 errichtete Holländische Palais, um hier seine Porzellansammlung museal aufzustellen. Die Porzellane wurden, nach Farben und Gruppen geordnet, auf lackierten oder vergoldeten Konsolen inmitten von ostasiatischen Lackmöbeln, Wandverkleidungen aus chinesischer Seide und wertvollen Specksteinarbeiten präsentiert. Bei der Hochzeit des Kurprinzen im Jahr 1719 galt das Palais als eine der Dresdner Sehenswürdigkeiten. Im Jahr 1730 ließ es August der Starke in ein "Porzellanschloss", das große vierflügelige Japanische Palais umbauen.
Nach dem Vorbild der großen Porzellan-Pagode von Nanking und des "Trianon de Porcelaine" von Ludwig XIV. sollte das Dresdner "Porzellanschloss" mit Porzellanplatten verkleidet werden. Diese hätten jeweils das Monogramm "AR" (Augustus Rex) getragen. Außerdem war ein großer Audienzsaal mit einem Thron und einem Baldachin aus Porzellan geplant, ebenso eine Kapelle mit einer Porzellan-Kanzel, einer Porzellan-Orgel und lebensgroßen Apostelfiguren aus diesem Material. Nebenher sollte hier auch eine große Porzellan-Ausstellung gezeigt werden: im Erdgeschoss Ostasien-Porzellan und im Obergeschoss Meissener Porzellan. Diese Pläne wurden nie verwirklicht. Nur die großen Mappen mit den Entwürfen blieben erhalten. Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (zugleich König August III. von Polen; reg. 1733-1763), der Sohn und Nachfolger Augusts des Starken, zeigte kein großes Interesse mehr an Porzellan, weil dieses inzwischen deutlich an Seltenheits- und Repräsentationswert eingebüßt hatte und die Chinoiserien unmodern geworden waren.
Als im Jahr 1781 die kurfürstliche Bibliothek in das Japanische Palais einzog, brachte man die Porzellane in den Keller des Gebäudes. Beim Transport waren "Vandalen" am Werk, wie man später angesichts zahlreicher Kisten voller Scherben feststellen musste.
Wiedererwachendes Interesse an der Porzellansammlung im 19. Jahrhundert
Zum ersten Direktor der Porzellansammlung wurde Dr. Gustav Klemm berufen. Im Jahr 1834 gab er einen gedruckten Museumsführer heraus. Leider entwickelte er den wenig sinnvollen Plan eines keramischen Universalmuseums aller Zeiten und Völker. Zur Finanzierung dieses Vorhabens verkaufte man zahreiche unersetzliche Porzellane aus dem Bestand.Im Jahr 1876 wechselte die Porzellansammlung in das Obergeschoss des Johanneums, wo zuvor die Gemäldegalerie eingerichtet war. In drei großen hellen Sälen präsentierten sich die Porzellane nun nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten geordnet. Dr. Graesse, der Nachfolger Klemms, schrieb ein bis heute bedeutendes Nachschlagewerk über Porzellan- und Fayencemarken.
Prof. Dr. Zimmermann, der von 1912 bis 1933 das Amt des Direktors ausübte, veröffentlichte zwei noch heute aktuelle Bücher über chinesisches und Meissener Porzellan. Den Plan eines Universalmuseums gab man nun endgültig auf. Die drei alten Hauptgruppen der Sammlung - China, Japan und Meißen - blieben erhalten und wurden nun ergänzt und erweitert.
Als Neugründung kam die Abteilung für chinesische Frühkeramik hinzu. Durch den Ankauf der Sammlung Rücker-Embden gelangten in den Jahren 1926/27 chinesische Grabbeigaben von der Han- bis zur Tang-Zeit nach Dresden, außerdem frühe Porzellane der Sung-Dynastie und alte Keramiken aus Korea und Japan.
Auch einige thematische Lücken in der Abteilung für Meissener Porzellan konnten nun geschlossen werden - unter anderem mit Krinolinengruppen und Geschirren von 1735 bis 1750.
Die Porzellansammlung ab 1945
Im Zweiten Weltkrieg war die Porzellansammlung in Schlösser der Dresdner Umgebung ausgelagert. In den letzten Kriegswochen setzten planlose Umlagerungen ein, die die Porzellane in große Gefahr brachten. Nach dem Krieg, noch im Jahr 1945, spürten sowjetische Bergungskommandos die Sammlung auf und brachten sie in die Sowjetunion, von wo sie im Jahr 1958 nach Dresden zurückkehrte.Im Jahr 1962 eröffnete die Porzellansammlung ihre Ausstellung an einem neuen Ort - im wiederaufgebauten Dresdner Zwinger, der ihr seitdem ein würdiges Umfeld bietet. Sie präsentiert sich hier in drei Galerien und zwei Sälen des Porzellanpavillons. Im unteren großen Saal befinden sich Arbeiten von Kirchner und Kändler sowie kleine bunte Figuren. Im oberen großen Saal sind Böttgersteinzeuge und -porzellane und in der Bogengalerie chinesische und japanische Porzellane aus der Zeit um 1700 ausgestellt.
In der Langgalerie wird ein repräsentativer Ausschnitt aus dem Schaffen der Porzellan-Manufaktur Meissen zwischen 1720 und 1800 gezeigt, z.B. Kaffee- und Teegeschirr bis zur Marcolini-Zeit, Geschirr der Meißner Maler Höroldt, Herold und Stadtler, das Meißner Tafelservice, das Porzellanglockenspiel (mit einem prachtvollen, von Kändler aus Lindenholz geschnitzten Gehäuse) und Kändlers Porzellan-Modell für das Reiterstandbild Kurfürst Friedrich Augusts II. von Sachsen (das geplante große Porzellan-Standbild wurde nie verwirklicht). Der Porzellanblumenstrauß (1749; ein Geschenk von Marie Josepha, der mit dem französischen Thronfolger verheirateten Tochter von Friedrich August II.) ist eines der Hauptwerke der ersten französischen Porzellan-Manufaktur Vincennes.
Zur Sammlung gehören auch die "Dragonervasen", etwa 1 m hohe Deckelvasen mit blauer Unterglasurmalerei, die August der Starke im Jahr 1717 von Friedrich Wilhelm I. von Preußen als Gegenwert für 600 sächsische Soldaten (Dragoner) erwarb. Der Verkauf von "Landeskindern" gehörte damals zu den üblichen Methoden, schnell zu Geld oder begehrten Sammelobjekten zu kommen.
Neben den beiden Ausstellungsgalerien gibt es noch die Studiengalerie, in der beschädigte und nicht ausgestellte Stücke geordnet in Schränken untergebracht sind.
Angebot:
CD-Ausgabe "Dresden & Umgebung"
mit 3 Büchern, 16 Fotogalerien und dem vollständigen landeskundlichen Reiseführer [ weiter... ]
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