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Stadtteil Pillnitz • Weinberge • Weinbergkirche

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Urkundliche Ersterwähnung: 1335 als Belenewicz (altsorbisch: "Dorf des Belan"); Eingemeindung nach Dresden: 1950 (einschließlich Kammergut Pillnitz)

Als internationales Touristikziel mit einem alljährlich großen Besucherandrang ist Pillnitz gut mit Straßenzufahrten, Parkplätzen, Tankstellen und Restaurants erschlossen.

Die Schloss­ und Parkanlage Pillnitz bildet das Zentrum eines sich rechtselbisch zwischen Söbrigen und Loschwitz erstreckenden Naherholungsgebietes. Dessen Uferwege laden zum Radfahren und Spazierengehen ein. Die Schiffsanlegestellen in Söbrigen, Pillnitz und Wachwitz ermöglichen auch eine Anreise per Elbschiff.

Elbe bei Pillnitz

Bild: Elbe bei Pillnitz


Elbe bei Pillnitz

Bild: Pillnitzer Elbinsel


Elbfähre Pillnitz

Bild: Blick vom Park Pillnitz auf die Elbfähre am Kleinzschachwitzer Ufer


Das aus einer sorbischen Fischersiedlung hervorgegangene Gassendorf Altpillnitz gehörte in früher deutscher Zeit zu den Lehen der Burggrafen von Dohna. Es war eines der Winzerdörfer des erstmals im Jahr 1403 erwähnten Weinbaugebietes Pillnitz. Neben den Winzern lebten hier, an der Mündung des Friedrichsgrundes, Bauern und Elbfischer.

Im Mittelalter gab es im Gebiet Pillnitz zwei Burgen - eine oben auf dem Hochplateau, wo dann im Jahr 1785 eine künstliche Ruine gebaut wurde, und eine Wasserburg unten an der Elbmündung des Meixbaches. Aus letzterer ging ein Schloss mit Zugbrücke und Wallgraben hervor.

Das Pillnitzer Schloss wird erstmals im Jahr 1403 als Herrensitz des Ludewicus de Belennewitz erwähnt. Zu diesem Besitz gehörte das Rittergut Pillnitz. Ab 1439 saß die Familie von Karras auf Pillnitz, im 16. Jahrhundert die Familie von Ziegler, dann von 1569 bis 1640 die Familie von Loss.

Im Jahr 1589 schenkte der Rat und Reichspfennigmeister Christoph von Loss zu Pillnitz dem Kurfürsten Christian I. von Sachsen die berühmten geschnitzten Kirschkerne, die heute im Grünen Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen zu besichtigen sind.

Der Grundherr Joachim von Loss wird in den Chroniken als äußerst habgierig und bösartig geschildert. (Der Sage nach streift der Böße Loß noch heute zu Mitternacht als großer schwarzer Hund durch die Gegend.) Im Jahr 1616 erhöhte er unrechtmäßig die Frondienste und Abgaben z.B. mit unentgeltlicher Obsternte und Weinlese mit eigenem Gerät von Sonnenauf- bis -untergang, mit Botendiensten sowie der Gestellung von Knechten und Mägden für die Ernte. Die fronpflichtigen Bauern mehrerer Dörfer, wie die von Pappritz, erhoben beim Landesherrn, dem Kurfürsten, Klage gegen Joachim von Loss. Doch erst nach dessen Tod im Jahr 1633 konnten sie mit dem Nachfolger eine Einigung erzielen.

Später gelangte das im Stil der Renaissance umgebaute Schloss in den Besitz der auf Schloss Weesenstein residierenden Familie von Bünau, bis es Kurfürst Johann Georg IV. von Sachsen im Jahr 1694 - im Tausch gegen Lichtenwalde - für seine Mätresse Magdalene Sibylle von Neidschütz erwarb. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke, zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733) brachte das Schloss im Jahr 1706 durch Rückkauf in seinen Besitz.

Ab 1718 wurde das Rittergut als Kammergut geführt. Ab 1765 nutzte der kurfürstlich-sächsische Hof Pillnitz neben anderen Orten wie Bad Lauchstädt als Sommerresidenz.

Der Grundbesitz der Gutsherrschaft dehnte sich nach und nach auf Kosten des Bauernlandes über den größten Teil der Ortsflur aus. Im 18. Jahrhundert war die Siedlung im wesentlichen nur noch von Gärtnern und Häuslern bewohnt, die mehrheitlich als Schloss­ und Gutsarbeiter dienten. Neben den Pillnitzer Einwohnern hatten auch die von Pappritz, Hosterwitz, Krieschendorf, Oberpoyritz und Söbrigen Frondienste für das Pillnitzer Gut zu leisten, bis diese Dienste im Jahr 1846 zur Ablösung kamen.

Das Kammergut gelangte in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Besitz des sächsischen Staates. Schloss und Park Pillnitz dagegen blieben bis 1918 Eigentum der sächsischen Landesherren - der Wettiner.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts breiteten sich die Pillnitzer Wohnsiedlungen vor allem auf den Hanglagen des Borsbergmassivs und der davorgelagerten Heidesandterrasse aus. Hier wurden unter anderem Villen mit großen Gartengrundstücken gebaut. Die Landhaussiedlung auf dem ehemaligen Rebgelände des Hausberges (wo sich das gleichnamige Ausflugscafé befindet) entstand ab 1927.

Im Jahr 1846 errichtete sich die Gemeinde ein eigenes Schulhaus (Schulweg 3). Es wurde im Jahr 1901 erneuert und erweitert. Hier ist ein Denkmal für den Dichter Julius Hammer (den Bruder des Malers Guido Hammer) zu sehen. Ein zweites Schulhaus entstand an einem schön gelegenen Standort an der Dresdner Straße (auf Hosterwitzer Flur) unweit der katholischen Kapelle "Maria am Wege".

Zwei alte Fischerhäuser (August-Böckstiegel-Straße 7 und 8) erfuhren zwischen 1962 und 1964 eine denkmalpflegerische Sanierung. Zu den erhalten gebliebenen Altbauten gehören auch der Gasthof "Goldener Löwe" und das Fachwerkhaus Lohmener Straße 5.

Im Jahr 1913 erhielt Pillnitz Anschluss an den Dresdner Stadtverkehr.

Das im Jahr 1948 verstaatlichte Kammergut arbeitete bis 1971 als VEG Tierzucht. Dann ging das Land an das Institut für Obstbau über, eine Einrichtung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. Dessen Gebäude befanden sich in der zwischen 1913 und 1915 angelegten ehemaligen Hofgärtnerei. Ab 1950 kamen noch mehrere Neubauten hinzu. Auf dem früheren Weinbergsgelände betrieb das Institut Versuchskulturen. Daneben war auch das Institut für Landwirtschaft in Pillnitz tätig.

Pillnitzer Weinberge

Die östlich des Friedrichsgrundes (Meixgrundes) gelegenen Süd- und Südwesthänge des Borsbergmassivs bieten besonders günstige klimatische und Bodenbedingungen für den Weinbau. Diesen gab es hier schon in früher Zeit. Um 1800 lobte man einen vorzüglichen Rotwein aus diesem Gebiet. Die eingeschleppte Reblaus machte dem Weinbau um 1885 vorübergehend ein Ende. Mit resistenten Sorten konnte man ihn wiederbeleben, doch die Anbaufläche ging im Elbtal von einst 6.000 ha auf etwa 300 ha zurück. Auf vielen ehemaligen Weinbauflächen waren nun Obstkulturen angelegt.

Nach 1918 pachteten einige ehemalige Weinbergarbeiter Teile des verbliebenen Reblandes und wurden selbst Winzer. Im Zuge der Bodenreform erhielten sie die Pachtflächen nach 1945 zum Eigentum. Das Pillnitzer Institut für Obstbau besaß im Jahr 1972 etwa 1,6 ha Rebfläche. Im Gebiet entstanden in der Zeit der DDR zahlreiche Wochenendhäuschen (Bungalows).

Zu den zahlreichen reizvollen Wanderwegen des Pillnitzer Weinbaugebietes, durch das heute die Sächsische Weinstraße verläuft, gehört der Bergweg. In dieser Gegend gingen schon Alexander von Humboldt, Ludwig Tieck, Carl Gustav Carus, Jean Paul, Caspar David Friedrich, der Philosoph Arthur Schopenhauer, Richard Wagner und Carl Maria von Weber gern auf Wanderschaft. Im Umfeld sind Obstplantagen, Weinhänge, Winzerhäuschen und die im Jahr 1827 in einem einfachen klassizistischen Stil gebaute Weinpresse (Bergweg 1) zu finden. Letztere trägt wegen der früheren Zugehörigkeit zum Kammergut Pillnitz das königlich-sächsische Wappen. Auf den sich zwischen Pillnitz und Oberpoyritz hinziehenden Weinberghängen stehen drei alte achtseitige Weinwächterhäuser.

Zu den beliebtesten Wanderzielen des Pillnitzer Raumes gehören der etwa 3 km entfernte Borsberg (355 m ü. NN; eine Erhebung der Lausitzer Granodioritplatte mit Aussichtsturm und Gaststätte), die Meixmühle, der Vogelgrund, der Friedrichsgrund, die Weinbergkirche und die umliegenden Elbdörfer.

Vom Standort der Weinbergkirche wie auch vom nahen Pillnitzer Großen Berg bietet sich ein herrlicher Ausblick auf das Elbtal. Andere Aussichtspunkte des Borsbergmassivs erlauben den Blick nach Dresden, zum Elbsandsteingebirge und bis zum Osterzgebirge.

Zur Naturausstattung des Pillnitzer Gebietes

Wo die durch ihr warmes Mikroklima ausgezeichneten Südhänge bewaldet sind, herrschen Eichen-Hainbuchen-Wälder vor. Aufgelassenes Rebgelände ist meist mit thermophilen (wärmeliebenden) Gebüschen aus Schlehe, Rotem Hartriegel sowie Zweigriffligem und Eingriffligem Weißdorn bewachsen. Von den in diesem Gebiet einst weit verbreiteten recht artenreichen Trockenbuschgesellschaften blieben nur spärliche Reste erhalten. Botanische Seltenheiten wie Trauben-Wucherblume, Hirschwurz und Aufrechte Waldrebe gelangten aus ihrem südosteuropäischen Verbreitungsgebiet in das Elbtal.

Zu den auf den Südhängen lebenden wärmeliebenden Tieren gehören Weinbergschnecken, Schnirkelschnecken, Eidechsen, Erdbienen und solche Schmetterlingsarten wie Schwalbenschwanz, Segelfalter, Schillerfalter und Eisvogel.

Die zwischen Pillnitz und Oberpoyritz gelegene Rysselkuppe (260 m ü. NN), eine zum Elbtal gerichtete Hangrippe, ist nach einer früheren Weinbauernfamilie benannt. In diesem Gebiet treten stellenweise steile Felsklippen aus Zweiglimmergranodiorit hervor. Auf einer dieser Klippen ist ein Aussichtspunkt eingerichtet, von dem sich ein herrlicher Blick nach Süden über das Elbtal und nach Südosten bis zum Elbsandsteingebirge bietet.

Im Umfeld der Rysselkuppe kann nur eine besonders trockenliebende oder -resistente Vegetation gedeihen, weil die flachgründige Braunerde dieser südexponierten Hänge einer starken Austrocknung unterliegt.

Im Wald des Gebietes Rysselkuppe schnitt man über mehrere Jahrhunderte hinweg Pfähle für die Weinpflanzungen des Elbtales. Diesen Wald nutzte man auch für die Waldweide (Schafweide) und im 19. Jahrhundert für das Streurechen. Nach 1835 erfuhren große Teile eine Wiederaufforstung mit Fichten und Kiefern. Leider wurden dabei auch viele der noch vorhandenen Laubwaldbestände mit Nadelbäumen durchsetzt. Reste des ursprünglichen Laubwaldes blieben an einigen elbseitigen Steilhängen zwischen der Rysselkuppe und dem Borsberg erhalten.

Weinbergkirche "Zum heiligen Geist"

Weinbergkirche in PillnitzAm Hang des Borsberges, nicht weit von der Schloss- und Parkanlage Pillnitz entfernt, ließ Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke, zugleich König August II. von Polen, reg. 1694-1733) zwischen 1723 und 1727 die barocke Weinbergkirche "Zum heiligen Geist" als Ersatz für die beim barocken Umbau des Schlosses abgebrochene Schlosskirche (eine evangelische Kapelle von 1596) errichten.

Die Baupläne für die Weinbergkirche stammen von Matthäus Daniel Pöppelmann, dem großen Baumeister des Dresdner Barock und Schöpfer des Dresdner Zwingers. Die Steinmetzarbeiten führte Benjamin Thomae aus, ein Schüler des berühmten Barock-Bildhauers Balthasar Permoser, in dessen Werkstatt auch der Skulpturenschmuck des Zwingers entstanden war.


www.weinbergkirche.de

Weinbergkirche, aus dem Park Pillnitz gesehen
In ihrer schönen Lage bietet die Weinbergkirche, die sich mit hohen Fenstern, einem steilen Walmdach und einem hölzernen Dachreiter (Glockenturm) zeigt, ein beliebtes Motiv für Maler. Von ihrem Standort ergibt sich ein herrlicher Ausblick auf das Elbtal.

Bild: Weinbergkirche, aus dem Park Pillnitz gesehen




Relief Abendmahl der Weinbergkirche in Pillnitz

Bild: Relief Abendmahl am Altar der Weinbergkirche Pillnitz


Zur Innenausstattung des rechteckigen Kirchenschiffes gehören eine Flachdecke und doppelte Emporen an drei Seiten des Saales. Die Weinbergkirche enthält neben anderem Inventar den Taufstein und den Altar der abgebrochenen Kapelle des alten Pillnitzer Schlosses. Der aus der Zeit der Spät-Renaissance stammende Altar - eine Arbeit von Johann Georg Kretzschmar aus dem Jahr 1648 - trägt das kulturgeschichtlich bedeutende Relief "Abendmahl". In der Region blieben sonst kaum Altäre aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erhalten, was ihn besonders wertvoll macht. Bevor er nach Pillnitz kam, befand er sich in der Kapelle des Dresdner Residenzschlosses.



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