"Balkon Europas"
Die Brühlsche Terrasse wird "Balkon Europas" genannt, weil seit dem 19. Jahrhundert unzählige Besucher aus ganz Europa, darunter zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten, hier standen und Dresdens Schönheit bewunderten.
Geschichte und Bedeutung
Beim Abbruch der zu den größten Stadtbefestigungen Deutschlands gehörenden Dresdner Stadtfestung zwischen 1809 und 1829 blieb deren Elbfront östlich der Augustusbrücke als Brühlsche Terrasse erhalten.
Die Brühlsche Terrasse ist der beeindruckendste Abschnitt des Dresdner Elbufers. Sie bietet nicht nur selbst einen großartigen Anblick, sondern auch eine herrliche Aussicht auf die Kathedrale und die Semperoper sowie über die Elbe hinweg zur Neustadt, elbaufwärts bis zu den Loschwitzer Höhen und elbabwärts bis zu den Radebeuler Weinhängen.
Maße und Lage
Länge: Etwa 500 m
Breite: Bis zu 200 m
Elbbreite: Etwa 110 m (seit technischem Flussausbau nach 1861)
Zugang: Freitreppe vom Schlossplatz im Westen, Jungfernbastion mit Brühlschem Garten im Osten
Architektonische Harmonie
Der Blick von der Dresdner Neustadt auf die Brühlsche Terrasse sowie von der Brühlschen Terrasse über die Elbe zeigt besonders eindrucksvoll, wie sich in Dresden Elbstrom und Architektur zu einer harmonischen Einheit verbinden. Die Elbe ist vor der Brühlschen Terrasse etwa 110 m breit. Am rechten Ufer (Nordufer) erstreckt sich das reichlich einhundert Meter breite Neustädter Ufer. Dieses flache Ufer mit seinem Saum aus Flussgeröll und dem breiten grünen Streifen der Elbwiesen steht in einem schönen Kontrast zu den prächtigen Sandsteinbauten der Altstädter Seite.
Bedeutende Bauwerke
An der Stadtseite (Südseite) wird die Brühlsche Terrasse von mehreren bedeutenden historischen Bauwerken Dresdens gesäumt:
Bauwerke von West nach Ost
- Freitreppe: Zugang vom Schlossplatz (1868 von Gottlob Friedrich Thormeyer vollendet)
- Ständehaus
- Sekundogenitur
- Kunstakademie (dahinter die Frauenkirche)
- Ausstellungsgebäude (mit charakteristischer Kuppel)
- Albertinum
- Brühlscher Garten (auf der Jungfernbastion)
Gegenüber der Ostseite: Neue Synagoge
Museum Festung Dresden
Im Inneren birgt die Brühlsche Terrasse das Museum Festung Dresden, in dem Reste der alten Stadtfestung zu sehen sind. Der Eingang befindet sich am Georg-Treu-Platz.
Terrassenufer - Dresdner Flotte
Am Elbufer unterhalb der Brühlschen Terrasse, am Terrassenufer, besitzt die Dresdner Flotte, die größte und älteste Raddampferflotte der Welt, seit 1910 ihren Hauptanlegeplatz. Jedes Jahr am 1. Mai findet hier vor der Brühlschen Terrasse die traditionelle Dampferparade statt.
Denkmäler auf der Brühlschen Terrasse
Bronzestandbild Gottfried Sempers
Standort: Zwischen der Kunstakademie und dem Albertinum
Entstehung: 1892, Johannes Schilling (1828-1910)
Geschichte: Stiftung des Verbandes Deutscher Architekten und Ingenieure (der königlich-sächsische Hof und die Stadt Dresden gaben kein Geld, weil Gottfried Semper wegen seiner Teilnahme am Dresdner Maiaufstand von 1849 bei der "Obrigkeit" trotz seiner großen Verdienste um die Dresdner Architektur in Ungnade stand)
Sieben-Bastionen-Plastik
Standort: Zwischen der Sekundogenitur und der Kunstakademie
Entstehung: 1990, Vincenz Wanitschke
Bedeutung: Erinnert an die sieben Bastionen der Dresdner Stadtfestung, die August der Starke im Jahr 1721 nach der Sonne, dem Mond und fünf Planeten benennen ließ. Die Götter, die den genannten Himmelskörpern und auch den Bastionen ihren Namen gaben, finden im Kunstwerk interessante Charakterisierungen.
Ernst-Rietschel-Denkmal
Standort: Vor der Sekundogenitur, am Ort des einstigen Brühlschen Gartenpavillons
Entstehung: 1876, Johannes Schilling (1828-1910, ein Schüler von Ernst Rietschel)
Merkmale: (In Lauchhammer gegossene) überlebensgroße Bronzebüste des Bildhauers Ernst Rietschel (1804-1861)
Geschichte: Im Jahr 1941 konnte das Denkmal gerade noch vor dem Einschmelzen für Kriegszwecke bewahrt werden.
Ernst Rietschel (1804-1861)
Mit Ernst Rietschel nahm die Dresdner Bildhauerei des 19. Jahrhunderts eine großartige Entwicklung. Ab 1832 trug er als Professor an der Dresdner Kunstakademie wesentlich zur Reform der Bildhauerausbildung bei. Anstelle der bis dahin üblichen pathetisch überhöhten und antikisierenden Darstellungen setzte sich mit ihm eine realistische, lebensnahe Bildhauerkunst durch.
Bedeutende Werke Ernst Rietschels
- Lessingsdenkmal (1853, Braunschweig) - künstlerischer Durchbruch
- Goethe-Schiller-Denkmal (1857, Weimar) - Höhepunkt seines Schaffens
- Lutherdenkmal (1868, Worms) - von Schülern vollendet
- Gellert-Standbild (1865, Hainichen) - von Schwenk vollendet
Werke in Dresden:
- König-Anton-Denkmal
- Skulpturen der Semperoper (Goethe, Schiller, Gluck, Mozart)
- Figuraler Schmuck der Sempergalerie
- Carl-Maria-von-Weber-Denkmal (am Theaterplatz)
- Denkmal für König Friedrich August I. (vor dem Ständehaus)
Das Eisenwerk Lauchhammer war eine für ihren Filigranguss bekannte Kunstgießerei. Rietschel stand in einem engen Kontakt zu Graf von Einsiedel, dem Besitzer des Werkes, und heiratete außerdem im Jahr 1832 die Tochter des Oberfaktors des Eisenwerkes, Albertine Trautscholdt.
Freitreppe
Die von Gottlob Friedrich Thormeyer im Jahr 1868 vollendete Freitreppe war bereits 1811 geplant und im Jahr 1814 - nach der Freigabe der Brühlschen Terrasse für die Öffentlichkeit - begonnen worden.
Die vier Ecken der 41 Stufen umfassenden Freitreppe sind mit der im Jahr 1868 von Akademieprofessor Johannes Schilling geschaffenen allegorischen Figurengruppen "Vier Tageszeiten" geschmückt, die auf der Wiener Kunstausstellung von 1869 den 1. Preis erhielten:
Die Vier Tageszeiten (1868)
- Morgen: Oben links (vom Schlossplatz gesehen)
- Mittag: Oben rechts
- Abend: Unten links
- Nacht: Unten rechts
Angebot: CD-Ausgabe "Dresden & Umgebung"
mit 3 Büchern, 16 Fotogalerien und dem vollständigen landeskundlichen Reiseführer
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