Landeshauptstadt Dresden
Dresdner Stadtgeschichte
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Kurfürst August • Renaissance-Stadt Dresden (1553-1618)

In der Regierungszeit von Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586; nicht mit August dem Starken verwechseln!) setzte sich der enorme kulturelle und wirtschaftliche Aufstieg Kursachsens fort. Dresden entwickelte sich zu einer prächtigen Renaissance-Stadt. Auch in der Regierungszeit seiner Nachfolger Kurfürst Christian I. (reg. 1586-1591) und Kurfürst Christian II. (reg. 1591-1611) mehrte sich der Wohlstand der Stadt.

Kurfürst August verlegte das vom berühmten Rechenkünstler Adam Ries geleitete Münzmeisteramt (die sächsische Hauptmünzstätte) um 1555 von Freiberg nach Dresden und gründete im Jahr 1556 die Münzstätte Dresden als zentrale Münzstätte des Kurfürstentums Sachsen. Dies geschah gegen den Widerstand der Bergstädte Annaberg, Freiberg und Schneeberg, die dadurch ihre Bedeutung als Münzstätten verloren.

Zur Münzstätte Dresden gehörten ursprünglich zwei zwischen dem Residenzschloss und der Elbbrücke stehende Gebäude: das Schmelzhaus und der Münzhof. Um 1610 kam dann noch der vor dem Wilischen Tor gelegene Silber- und Münzhammer hinzu (zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt). (Weil der Platz am Schloss für den Bau der Katholischen Hofkirche benötigt wurde, wechselten Münzamt und Münzstätte im Jahr 1738 in ein neues Gebäude östlich der Frauenkirche, wo sie bis zum Jahr 1886 blieben. Danach verlegte man sie in die Nähe der staatlichen Muldener Hütten bei Freiberg.) Die Dresdner Münzstätte war eine der leistungsfähigsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Seit dem 17. Jahrhundert förderte sie auch die Entwicklung der Dresdner Medailleurschule.

Im Jahr 1586 ließ Kurfürst Christian I. von Sachsen 24 kleine Handwerkerhäuser in der Nähe des Schlosses errichten, um das Dresdner Handwerk zu fördern. Zu dieser Zeit entstand am Weißeritz-Mühlgraben die erste Pulvermühle Sachsens.

Im Jahr 1606 wurde das Konsistorium, das oberste Verwaltungs- und Aufsichtsorgan der evangelischen Landeskirche, von Dresden nach Meißen verlegt.

Dresdner Renaissance-Architektur

Unter Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586) entstanden bedeutende Renaissance-Bauwerke wie der Jägerhof (in Altendresden am Ort des ehemaligen Augustinerklosters gebaut) und das Zeughaus mit der Geschützgießerei. (Das Albertinum, dessen Nachfolgebau, enthält noch Reste des Zeughauses wie das Kellergewölbe, die zweischiffige Halle im Erdgeschoss mit den toskanischen Säulen und die beiden westlichen Rustikaportale.)

Im Jahr 1553 ließ Kurfürst August das Moritzmonument aufstellen. Es zeigt Kurfürst Moritz bei der Übergabe des Kurschwertes an seinen Bruder und Nachfolger Kurfürst August. Bis 1895 stand dieses erste Denkmal Dresdens an der Hasenbastei (im Bereich des Pirnaischen Tores). Heute befindet es sich am Fuß der Nordostecke der Brühlschen Terrasse.

Die alte östliche Stadtmauer war nach der Ostausdehnung der Stadtbefestigung funktionslos geworden. Ihr Abbruch (um 1546) schuf Platz für eine Erweiterung der Schlossanlage nach Osten. Im Jahr 1586 (dem Todesjahr von Kurfürst August) begann hier der Bau des Stallhofes (mit dem um 1588 fertiggestellten Langen Gang) und des Stallgebäudes (um 1591 fertiggestellt). Der Entwurf für den Stallhof könnte vom italienischen Baumeister Giovanni Maria Nosseni stammen, der die höfische Kunst und Architektur Dresdens in der Zeit der Renaissance ganz wesentlich mitbestimmte.

Die Osterweiterung der Stadtfestung brachte einen neuen Marktplatz in das Stadtgebiet ein, den Neumarkt. Der bisherige Stadtmarkt hieß nun Altmarkt. Der Verkehr vom Altmarkt zur Elbbrücke lief jetzt östlich um den erweiterten höfischen Bereich herum. Die breite Moritzstraße (später Augustusstraße, wegen des Ständehauses heute wesentlich enger) ersetzte die frühere, durch das Georgentor führende Verbindung zwischen Altmarkt und Elbbrücke.

Erweiterung der Stadtfestung

Unter Kurfürst August gingen die unter Kurfürst Moritz begonnenen Befestigungsarbeiten vor allem an der Nordseite der Stadtfestung weiter. Im Jahr 1554 war ein neues Torhaus an der Elbe, das Löwentorhaus, fertiggestellt. Zwischen der Hasenbergbastion und dem Neuen Zeughaus errichtete man einen 17 m breiten und 23 m hohen Pulverturm (im 18. Jahrhundert abgebrochen). Für den Bau der Nordwestbastion am Zwingerwall musste Festungsbaumeister Rochus Guerini Graf zu Lynar hier die Elbe abdämmen. In den nachfolgenden Jahren wurde die Stadtfestung mit wehrtechnischen Ausstattungen wie Brustwehren, Cavaliers, Laufgräben und Ravelins ergänzt.

Zwischen 1589 und 1591 fanden Erweiterungen der Stadtfestung im Nordosten (im Bereich des heutigen Brühlschen Gartens) statt. Zur "Neuen Vestung am Ziegeltor" mit ihren langen Facen und verdeckten Streichwehren gehörten die Jungfernbastion und der Gondelhafen. Durch den Hafen konnten Elbschiffe in den Festungsbau einfahren. Das noch gar nicht alte Ziegeltor wurde nun nicht mehr gebraucht und einfach überbaut (dadurch blieb es bis heute erhalten und kann im Museum Festung Dresden unter der Brühlschen Terrasse besichtigt werden).

Auf dem Belvederehügel der Jungfernbastion entstand um 1589 ein nach dem Vorbild des Prager Belvedere auf dem Hradschin gebautes und auch ähnlich aussehendes prächtiges Renaissance-Lusthaus (Entwürfe: Giovanni Maria Nosseni), geschmückt mit zwanzig lebensgroßen Sandsteinfiguren und sechzig Büsten. Auch die Innenausstattung war prächtig.

Nach dem Umbau besaß die Stadtfestung sieben Bastionen. Unter August dem Starken wurden diese später, im Jahr 1721, nach der Sonne, dem Mond und fünf Planeten benannt: Bastion Venus (Jungfernbastion; im Nordosten), Bastion Mars (Hasenbergbastion; im Gebiet des Polizeipräsidiums), Bastion Jupiter (Salomonisbastion; im Gebiet des Neuen Rathauses), Bastion Merkur (Seetorbastion; Ecke Wallstraße/Dr.-Külz-Ring), Bastion Saturnus (im Gebiet des Postplatzes), Bastion Luna (Ecke des Zwingerwalles) und Bastion Sol (im Norden nahe des Theaterplatzes am ehemaligen Bellevue).

Im Jahr 1591 endeten unter der Leitung des bedeutenden Renaissance-Baumeisters Paul Buchner die Arbeiten an der Stadtfestung. Bis dahin war auch die Schießgasse am damaligen Schießhaus der Bogenschützen fertiggestellt. Das Seetor war vermauert (1747 wieder geöffnet) und das Salomonistor durch das Pirnaische Tor am Ausgang der Landhausstraße ersetzt worden.

Das Pirnaische Tor zeigte sich von außen als dreiteilige Triumphpforte mit plastischem Schmuck. Die Skulpturen wappentragender Krieger und das oben auf dem Tor stehende Reiterstandbild des Kurfürsten Christian I. von Sachsen auf sich aufbäumendem Pferd waren Arbeiten des Bildhauers Andreas Walther III.

Innenansicht des Pirnaischen Tores der ehemaligen Dresdner StadtbefestigungNach dem Umbau der Stadtfestung besaß Dresden nur noch drei Stadttore: das Brückentor an der Elbbrücke, das Wilische Tor im Westen und das Pirnaische Tor im Osten. Die beiden letzteren Tore führten als Tunnelanlagen durch die mächtigen Erdwälle hindurch.

Bild: Innenansicht des Pirnaischen Tores, eines Tunnels im Erdwall der Dresdner Stadtbefestigung mit der Wagendurchfahrt in der Mitte und beiderseitigen Fußgängerdurchlässen (nach einer alten Grafik, verändert)


Die Stadtgrenze blieb wegen des Festungsringes ab 1590 mehr als zweihundert Jahre lang unverändert. Die Stadtentwicklung beschränkte sich in dieser Zeit auf den relativ kleinen Bereich der heutigen Inneren Altstadt (zwischen Elbe, Pirnaischem Platz, Dr.-Külz-Ring und Postplatz). Die sich vor der Stadtfestung entwickelnden großen Vorstädte traten noch lange Zeit als eigenständige Gemeinden auf.

Eine letzte militärische Bedeutung besaß die Stadtfestung zwischen 1807 und 1813 (in der Zeit der Napoleonischen Kriege). Der Abriss der Stadtfestung begann im Jahr 1809 und zog sich dann über 20 Jahre hin.

Von der Dresdner Stadtfestung blieben einige Reste erhalten, die sich heute recht unauffällig in das Stadtbild einfügen: die Brühlsche Terrasse mit der Jungernbastion, der Zwingerwall sowie einiges Mauerwerk an den Zwinger-Langgalerien und am Elbufer beim Theaterplatz. In der Neustadt blieb der Wall am Japanischen Palais erhalten. Vor dem Polizeipräsidium, zur St.Petersburger Straße hin, wurden im Jahr 1989 Reste der Bastion Mars freigelegt. Im Fußgängertunnel am Pirnaischen Platz sind angeschnittene Teile der Stadtfestung von 1590 zu sehen.

Bürgerliche Renaissance-Bauten

Die Festungsanlagen erzwangen im bürgerlichen Bereich der Stadt eine sehr dichte, raumsparende Bebauung. Etwa ein Drittel des vom Festungsring umschlossenen Geländes war dem im Norden der Stadt gelegenen höfischen Bereich vorbehalten. Hier befanden sich die repräsentativen kurfürstlichen Bauten Dresdens. Für die bürgerliche Wohnbebauung stand dieses Gebiet nicht zur Verfügung.

Neben dem herrschaftlichen Viertel entfaltete auch die Stadt Dresden insgesamt eine bedeutende Renaissance-Architektur. Die an den höfischen Bauten tätigen Renaissance-Architekten und -Künstler wurden nicht selten auch von der Stadtverwaltung und von wohlhabenden Bürgern engagiert.

Obwohl die Stadtfestung die Anzahl der Häuser in der Stadt sehr begrenzte, zogen immer mehr Kaufleute, Hof- und Staatsbedienstete, Würdenträger, Kunsthandwerker und Künstler, Gesellen, Tagelöhner und Dienstboten nach Dresden. Die Anzahl der Stockwerke der Häuser nahm deshalb ständig zu. In den Jahren 1453, 1546, 1608 und 1699 gab es etwa 3.100, 4.200, 8.200 bzw. 11.300 Einwohner in der Stadt, die in 430, 489, 775 bzw. 792 Häusern lebten, was eine Wohndichte von 7,2, 8,6, 10,5 bzw. 14,2 Einwohner pro Haus ergibt.

Von den bürgerlichen Renaissance-Bauwerken Dresdens blieb, anders als von den höfischen Bauten, nichts erhalten. Diese architektonischen Zeugnisse der, wie alte Bilder und Stiche zeigen, großartigen Renaissance-Stadt Dresden gingen durch Umbau im Stil des Barock, Abriss oder Kriegszerstörung verloren.




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