Landeshauptstadt Dresden
Dresdner Stadtgeschichte
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Dresden nach der deutschen Wiedervereinigung (ab 1990)

Die politische Wende in Dresden

Im Oktober 1989 begannen wie in Leipzig auch in Dresden die Demonstrationen gegen die infolge der politischen Veränderungen in der Sowjetunion bereits stark geschwächte und konzeptlose Staatsführung.

Die Eisenbahnzüge mit den Prager Botschaftsflüchtlingen fuhren über Dresden in die Bundesrepublik, was am Dresdner Hauptbahnhof zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Ausreisewilligen führte. Ansonsten jedoch konnten durch die von verantwortungsvollen Bürgern und Kirchenvertretern angestoßenen Vermittlungen zwischen den Demonstranten und der Polizei größere Gewaltausbrüche vermieden werden. In der Stadt entstand ein demokratisches Bürgerkomitee, die "Gruppe der 20". Der Sturm der Bürger auf die Bezirksstelle der Staatssicherheit auf der Bautzner Straße traf schon auf keinen Widerstand mehr.

Im Jahr 1990 fanden die ersten Landtagswahlen nach langer Zeit statt. Der Freistaat Sachsen - mit Dresden als Landeshauptstadt - war wiedergeboren. Nach den Kommunalwahlen in Dresden übernahm Dr. Herbert Wagner das Amt des ersten Dresdner Oberbürgermeisters nach der politischen Wende.

Im Februar 1995 beging Dresden den 50. Jahrestag der Zerstörung mit Messen in der Hofkirche, einem Requiem in der Kreuzkirche, einer Gedenkveranstaltung vor der Ruine der Frauenkirche, einer feierlichen Kranzniederlegung am Massengrab auf dem Heidefriedhof und zahlreichen Ausstellungen. 129 Glocken von 47 Dresdner Kirchen läuteten in der Abendstunde, in der 50 Jahre zuvor die erste Fliegerangriffswelle Dresden erreichte. In Gedanken war man auch bei solchen Städten wie Coventry und Rotterdam, aber auch solchen, die bis zur Gegenwart Opfer sinnloser Zerstörung wurden.

In den Jahren 1997 bis 1999 rollte die bislang letzte große Eingemeindungswelle über das Dresdner Umland hinweg, bei der die Gemeinden Gompitz und Cossebaude im Westen, Weixdorf und Langebrück-Schönborn im Norden und Schönfeld-Weißig im Osten zur Stadt gelangten. Diese mitunter auch scherzhaft "Eingemeindung von Kartoffelfeldern" genannte Stadtvergrößerung brachte zwar einen enormen Flächenzuwachs (von 226 auf 328 km²), der die Position Dresdens im deutschen Städte-Ranking deutlich verbessert, aber keinen nennenswerten Bevölkerungszuwachs. Vielmehr sank die Einwohnerzahl von 518.000 im Jahr 1990 auf 473.000 im Jahr 2001, was auf geringe Geburtenraten und eine beträchtliche Abwanderung zurückzuführen ist.

Im Jahr 2006 beging die Stadt Dresden, die im Jahr 1206 ihre erste urkundliche Erwähnung fand, ihre 800-Jahr-Feier. (Als Stadt wurde Dresden eigentlich erst 1216 erwähnt, sodass man die 800-Jahr-Feier noch einmal wiederholen könnte.)

Bauboom ab 1990

Der im Jahr 1990 einsetzende Bauboom nahm recht wenig Rücksicht auf den Charakter Dresdens und die Dresdner Bautradition. Riesige "Einkaufstempel" und "Bürosilos" schossen wie Pilze aus dem Boden. Die Stadtplanung konnte den Aktivitäten der Investoren nicht mehr folgen. Die neuen Gebäude sehen nicht anders aus als solche in Hamburg, München oder Berlin - einen lokalen Flair sucht man bei ihnen vergebens.

Vor allem auch im Dresdner Umland und im Norden der Stadt hatte es in der Zeit der DDR bedeutende sowjetische Militäreinrichtungen gegeben (ebenso Einrichtungen des Geheimdienstes KGB, in denen z.B. der spätere russische Präsident Wladimir Putin tätig war). Der Abzug der sowjetischen Truppen erfolgte zwischen 1991 und 1994 und ließ große Brachflächen und sanierungsbedürftige Bauwerke zurück, für die sich wegen der hohen Sanierungskosten nur schwer gewerbliche Nutzer finden lassen.

Im Zusammenhang mit der Wiederbebauung der Südseite des Altmarktes begannen im Jahr 1993 archäologische Grabungen in diesem Bereich. Nach dem Aufbau zweier großer Kaufhäuser kamen die Arbeiten dann hier zunächst zum Erliegen.

Der ebenfalls von archäologischen Grabungen begleitete Wiederaufbau des Neumarktes bietet die Chance, sich wieder stärker an alte Stadtstrukturen anzulehnen. Die wiederaufgebaute Frauenkirche wäre inmitten von moderner Architektur aus Glas und Beton auch nur schwer zu ertragen. Es gilt, die Identität der Stadt, ihren einzigartigen Bezug zur Landschaft des Elbtales, die Wirkung der Stadtsilhouette und der historischen Gebäude sowie den spezifischen Charakter eines jeden Stadtteils so weit wie möglich zu wahren.

Der ganze Bereich des vor dem Hauptbahnhof gelegenen Wiener Platzes ist seit 1990 eine einzige große Baustelle (eine der größten in Ostdeutschland). Die Bauarbeiten begannen vollkommen überstürzt. Seitdem standen hier riesige Baugruben offen, weil Probleme mit der weiteren Finanzierung und Unstimmigkeiten bezüglich der Entwürfe und Nutzungen der geplanten Gebäude die Baumaßnahmen nahezu zum Erliegen brachten. Die Übersättigung der Stadt mit Läden, Büros und Hotels ließ die Attraktivität des Standortes Wiener Platz für entsprechende Investitionen schnell sinken. Diese Baustelle brachte der Stadt Dresden seit 1990 Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Auch der Schaden für den Tourismus war groß, denn den am Hauptbahnhof ankommenden Besuchern Dresdens zeigte die Stadt hier mehr als 15 Jahre lang ein sehr unschönes Gesicht.

Seit 1990 wird, nach einem eher schleppenden Anlauf ab 1986, energisch an der Wiederherstellung des im Krieg vollkommen zerstörten Residenzschlosses gearbeitet. Der Hausmannsturm war schon im Jahr 1991 fertiggestellt. Äußerlich zeigte sich das Schloss, bis auf Bereiche des Ostflügels, schon zur 800-Jahr-Feier Dresdens im Jahr 2006 in neuer alter Schönheit.

Im Jahr 1993 begann die Enttrümmerung der Ruine der Frauenkirche, die bis dahin als Mahnmal gegen den Krieg gedient hatte. Inzwischen ist die Frauenkirche dank unzähliger Spenden aus dem In- und Ausland wieder hergestellt.

Die zwischen 2000 und 2002 gebaute Neue Synagoge beruht nicht auf den Bauplänen Sempers für die einst hier stehende Dresdner Synagoge, sondern wurde in moderner Gestalt errichtet.

Das im Krieg vollkommen zerstörte Taschenbergpalais erstand in den Jahren 1993/94 als Luxushotel neu.

Heute ist der Wiederaufbau der wichtigsten historischen Bauwerke nahezu abgeschlossen. Nur wenige Gebäude harren noch ihrer Rekonstruktion. Nach der Fertigstellung der großen Renaissance- und Barockbauwerke macht man sich nun auch an die Wiederherstellung kleinerer Bauten, nicht zuletzt, um Bausünden der Vergangenheit wie z.B. die Neubauten an der Rückseite des Polizeipräsidiums zu korrigieren. Zu den noch laufenden großen Wiederaufbauprojekten zählt die Bebauung des Neumarktes.

In den letzten Jahren sind überall in den Stadtteilen und der Umgebung Dresdens alte Schlösser, Palais und andere historische Gebäude restauriert und alte Häuserfassaden herausgeputzt worden. In den Stadtteilen Dresdens blieben mehr als 40 alte Dorfkerne ganz oder teilweise erhalten. Sie stehen unter Denkmalschutz. Die meisten wurden inzwischen umfassend saniert. Der Besucher Dresdens findet also nicht nur im Stadtzentrum, sondern auch in dessen Umgebung viel sehenswerte Architektur und Kunst.

Aus Sicht des Tourismus, der zu den wichtigsten Einnahmequellen Dresdens gehört, wäre eine großflächige Verkehrsberuhigung Dresdens, der Rückbau der Verkehrsanlagen auf das für öffentliche Verkehrsmittel und den Anlieferverkehr erforderliche Maß, eine umfassende Begrünung der freiwerdenden Verkehrsflächen mit Baumflächen und Alleen und eine starke Förderung (und Verbilligung) der öffentlichen Verkehrsmittel erforderlich. Die konservative Stadtführung sieht jedoch im Straßenverkehr einen wichtigen Wirtschaftszweig und fühlt sich der unseligen Devise "Freie Fahrt für freie Bürger" verpflichtet. So nahm der Dresdner Stadtverkehr seit 1990 ein für Anwohner und Besucher nahezu unerträgliches Ausmaß an. Die großzügigen Verkehrsbauten und der selbst im historischen Zentrum permanent flutende Verkehr beeinträchtigen die touristische Attraktivität der Stadt enorm. Die Fahrpreise der öffentlichen Verkehrsmittel haben sich unterdessen seit 1990 drastisch verteuert. Lärm, Schmutz, eine zu hohe Feinstaubbelastung der Luft, bis zum letzten Quadratmeter mit Autos zugestellte Flächen, immer neue Straßen- und andere Verkehrsbaustellen, permanenter Stress und die sich aus jeder Unachtsamkeit ergebende Gefahr für Leben und Gesundheit durch den hektischen Autoverkehr lassen den Aufenthalt in Dresden zu einer Belastung werden, der sich viele Besucher kein zweites Mal aussetzen möchten. Der sich hieraus ergebende Schaden für den Tourismus ist kaum abzuschätzen. Der kurz zuvor für das Dresdner Elbtal errungene Titel UNESCO-Weltkulturerbe ging im Jahr 2009 zugunsten der Straßenverkehrsförderung, wegen des Baus der neuen Waldschlösschenbrücke auf den Elbwiesen, wieder verloren - ein weltweit nahezu einmaliger Vorgang, der auch alle für das Erlangen dieses begehrten Titels unternommenen Anstrengungen wertlos machte.

Weißeritz- und Elbe-Hochwasser im August 2002

Im August 2002 musste Dresden gleich zwei verheerende Hochwasser erleiden: Der Fluss Weißeritz überströmte mit noch nie erlebter Gewalt große Teile der Stadtteile Plauen, Löbtau und sowie den Hauptbahnhof und den Bereich von der Prager Straße bis zur Ostra-Allee. Einige Tage später erreichte die Elbe mit 9,40 m einen seit Jahrhunderten nicht mehr gemessenen Wasserstand und überflutet weite Teile der flussnahen Stadtbereiche. Man begann auch um die Sicherheit der Elbbrücken zu fürchten. (Der Autor dieses Reiseführers erlebte das Hochwasser als Einwohner der , die sowohl vom Weißeritz-Hochwasser als auch kurz danach vom Elbe-Hochwasser besonders schwer betroffen wurde und länger als eine Woche vom Umland nahezu abgeschnitten war.)

Viele historische Gebäude wie der Zwinger, die Semperoper, die Gemäldegalerie, die Kathedrale, das Schauspielhaus, der Landtag und das Taschenbergpalais erlitten Schäden durch die Überflutung der Keller und Fundamente. Die dort deponierten Stücke der Dresdner Kunstsammlungen gerieten in große Gefahr. Die Gruft der Kathedrale, in der viele der Sächsischen Kurfürsten und Könige beigesetzt sind, war vollgelaufen und musste später aufwendig restauriert werden. Ebenso waren viele Gaststätten, Geschäfte, Wohnungen, Büros, Handwerksbetriebe und Tiefgaragen betroffen.

Dank großzügiger Spenden aus ganz Deutschland und dem Ausland und dank umfangreicher staatlicher Wiederaufbauhilfen konnten die Spuren des Hochwassers bis heute fast vollständig beseitigt werden.


Weißeritz- und Elbe-Hochwasser 2002

Bilder: oben: vom Weißeritz-Hochwasser zerstörtes Haus und beschädigte Weißeritz-Brücke, von der Weißeritz überschwemmte Gleisanlagen des Hauptbahnhofes, unter Wasser stehender Wiener Platz (Vorplatz des Hauptbahnhofes), Mitte: von der Weißeritz überschwemmter Zwinger, von der Weißeritz überschwemmte Prager Straße, unten: überschwemmtes Elbufer am Theaterplatz, Elbe-Hochwasser in der Münzgasse, überschwemmte Schiffsanlegestellen an der Brühlschen Terrasse






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