Frauenkirche Dresden auf einen Blick
Lage: Neumarkt, Innere Altstadt Dresden
Bauzeit: 1726-1743 (ursprünglich), Wiederaufbau 1993-2005
Architekt: Ratszimmermeister George Bähr, vollendet von Johann Gottfried Fehre und Johann Georg Schmid
Stil: Protestantischer Barock, Zentralbau über griechischem Kreuz
Besonderheit: 91 m hohe Sandsteinkuppel (Ø 23,50 m) - architektonisches Meisterwerk
Website: www.frauenkirche-silbermann.de
George Bährs Barockmeisterwerk
Die Frauenkirche Dresden gilt als eines der bedeutendsten Beispiele des protestantischen Barocks in Europa. Der Ratszimmermeister George Bähr (1666-1738) schuf mit diesem monumentalen Kirchenbau ein architektonisches Meisterwerk, das Dresden bis heute prägt. Die Dresdner Frauenkirche erhebt sich majestätisch über dem Neumarkt und ist mit ihrer charakteristischen Sandsteinkuppel weithin sichtbar.
Die Frauenkirche wurde zwischen 1726 und 1743 als evangelische Hauptkirche Dresdens erbaut. Als bürgerlich finanziertes Gegenstück zur zeitgleich entstehenden, vom kurfürstlich-königlichen Hof getragenen Katholischen Hofkirche, verkörpert die Frauenkirche das Selbstbewusstsein der protestantischen Dresdner Bürgerschaft.
Architektur und Bauweise
Der Grundriss der Frauenkirche Dresden folgt der Form eines griechischen Kreuzes. Das Bauwerk ist als barocker Zentralbau konzipiert, bei dem sich die gesamte Architektur um einen zentralen Raum gruppiert. Die vier Ecktürme zeigen sich bewusst verhalten und zurückhaltend, was die kühn aufragende Kuppel aus Sandstein umso höher und eindrucksvoller wirken lässt.
Die 91 Meter hohe Kuppel mit einem Durchmesser von 23,50 Metern ist das architektonische Glanzstück der Dresdner Frauenkirche. Sie wurde vollständig aus Elbsandstein errichtet - eine technische Meisterleistung, die George Bähr zu einem der bedeutendsten Barockarchitekten Deutschlands macht. Die charakteristische Form der Kuppel, im Volksmund auch "Steinerne Glocke" genannt, prägt die Silhouette der Dresdner Altstadt.
Bürgerkirche vs. Hofkirche
Die Frauenkirche wurde vollständig von der Dresdner Bürgerschaft finanziert und steht symbolisch für das evangelische, bürgerliche Dresden. Zur selben Zeit ließ August der Starke die Katholische Hofkirche für den königlichen Hof errichten - ein architektonischer Dialog zwischen Bürgertum und Adel.
Geschichte und Wiederaufbau
Die ursprüngliche Frauenkirche wurde am 13. Februar 1945 während der verheerenden Luftangriffe auf Dresden schwer getroffen. Nach den Bombenangriffen brannte das Innere vollständig aus, und am 15. Februar 1945 stürzte die berühmte Sandsteinkuppel durch die extreme Hitze ein. Die Ruine blieb über 45 Jahre lang als Mahnmal gegen den Krieg stehen und wurde zu einem Symbol der Zerstörung.
Nach der Wiedervereinigung begann im Jahr 1993 die Enttrümmerung der Ruine und der systematische Wiederaufbau der Frauenkirche Dresden. Mithilfe von historischen Plänen, Fotografien und moderner Computertechnologie konnte die Kirche originalgetreu rekonstruiert werden. Dabei wurden über 8.000 originale Steine aus der Ruine wiederverwendet - heute an ihrer dunkleren Färbung erkennbar.
Am 30. Oktober 2005 wurde die wiederaufgebaute Frauenkirche feierlich geweiht. Der Wiederaufbau wurde zu einem Symbol der Versöhnung zwischen ehemaligen Kriegsgegnern. Besonders bewegend: Das goldene Turmkreuz wurde von einem britischen Schmied gefertigt, dessen Vater 1945 an den Bombenangriffen auf Dresden beteiligt war.
Das Lutherdenkmal
Vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt steht das eindrucksvolle Lutherdenkmal. Die bronzene Statue zeigt den Reformator Martin Luther und wurde im Jahr 1885 von dem Bildhauer Adolf von Donndorf geschaffen. Das Denkmal wurde in der renommierten Dresdner Kunst- und Glockengießerei C. Albert Bierling gegossen.
Der Kopf der Lutherstatue basiert auf einem Tonmodell von Ernst Rietschel, das dieser ursprünglich für das Lutherdenkmal in Worms angefertigt, dann aber verworfen hatte. Das Lutherdenkmal Dresden gehört zu den bedeutendsten Denkmälern des Reformators in Deutschland und unterstreicht die evangelische Tradition der Stadt.
Innenausstattung der Frauenkirche
Das Innere der Frauenkirche Dresden präsentiert sich in einer freundlich hellen, pastellfarbenen Ausmalung mit marmorierten Säulen und zahlreichen vergoldeten Details. Die barocke Farbgestaltung wirkt lebensfroher und weltlicher, als man es von evangelischen Kirchen gewohnt ist - ein typisches Merkmal der Barockzeit.
Barocke Farbgebung
Beim Wiederaufbau entschied man sich für die Rekonstruktion der barocken Innenausstattung, die Johann Christian Feige zwischen 1733 und 1739 geschaffen hatte. Diese Entscheidung war nicht unumstritten, da die lebendige barocke Farbgebung nicht den späteren, zurückhaltenderen Fassungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert entspricht.
Die historische Farbfassung musste weitgehend rekonstruiert werden, da kaum bildliche Vorlagen aus der Zeit um 1740 existieren. Lediglich bei der Räumung der Trümmer fanden sich wenige Farbreste an Teilen der Kuppel, des Altars und der Chorpfeiler. Die farbliche Gestaltung basiert daher hauptsächlich auf den Schilderungen des Chronisten Johann Christian Hasche aus dem Jahr 1781.
Die Emporen
Die umlaufenden Emporen der Frauenkirche gelten als Meisterwerke der Zimmermannskunst. Ursprünglich gab es fünf, später nur noch vier hölzerne Emporen. Die umlaufende Betstübchen-Empore besitzt Glasfenster, die den Kirchenraum mit natürlichem Licht durchfluten. Die komplexe Holzkonstruktion zeigt die außergewöhnliche handwerkliche Kunstfertigkeit der Baumeister.
Der Hochaltar
Die Rekonstruktion des 10 Meter breiten und 12 Meter hohen Altars erwies sich als besonders anspruchsvoll. Ab Herbst 1993 konnten etwa 2.000 Altarteile aus der Ruine geborgen werden. Diese historischen Bauteile wurden aufwendig restauriert und mit neuen Sandsteinen ergänzt. Die große Gloriole des Altars schuf Bildhauer Vincenz Wanitschke neu.
Fußboden und Bänke
Der Fußboden des Kirchenraumes wurde mit Sandsteinplatten ausgelegt, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Die Kirchenbänke aus Schwarzwaldkiefernholz bieten etwa 2.000 Sitzplätze und wurden nach historischen Vorbildern gefertigt.
Die Orgel
Die heutige Orgel der Frauenkirche wurde im Jahr 2005 von der Straßburger Werkstatt Daniel Kern gebaut und installiert. Der Entscheidung für eine moderne Orgel war ein langer und heftiger Streit vorausgegangen. Viele Befürworter hätten eine Rekonstruktion der historischen Silbermann-Orgel in heimischen Werkstätten bevorzugt.
Die Frauenkirche heute
Heute ist die Frauenkirche Dresden nicht nur ein aktives Gotteshaus, sondern auch eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Dresdens. Täglich besuchen tausende Menschen aus aller Welt die Kirche, um ihre Architektur zu bewundern, an Gottesdiensten teilzunehmen oder eines der zahlreichen Konzerte zu erleben.
Die Kirche ist Schauplatz für klassische Konzerte, Orgelmusik und kirchliche Veranstaltungen. Besonders beeindruckend ist der Aufstieg zur Kuppel, von der aus sich ein atemberaubender Panoramablick über Dresden bietet - auf die Altstadt, den Zwinger, die Semperoper und die Hofkirche.
Besucherinformationen
Eintritt: Kirchenbesichtigung kostenlos, Kuppelaufstieg kostenpflichtig
Öffnungszeiten: Täglich, genaue Zeiten auf der Website
Gottesdienste: Sonntags und an Feiertagen
Konzerte: Regelmäßige Orgel- und Kammermusikkonzerte
Anfahrt: Tram Haltestelle "Altmarkt" oder "Pirnaischer Platz"
Die Frauenkirche im Kontext der Dresdner Altstadt
Die Frauenkirche bildet zusammen mit dem Neumarkt das Herz der Dresdner Altstadt. In ihrer unmittelbaren Umgebung befinden sich weitere historische Gebäude wie das Coselpalais und zahlreiche rekonstruierte Bürgerhäuser, die das barocke Stadtbild wiederentstehen lassen.
Von der Frauenkirche aus sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Dresdner Altstadt zu Fuß erreichbar: Der prachtvolle Zwinger mit seinen Kunstsammlungen, das Residenzschloss mit dem Grünen Gewölbe, die Semperoper, die Hofkirche und die Brühlsche Terrasse, auch "Balkon Europas" genannt.
Geschichtlicher Kontext
Die Frauenkirche entstand zur Zeit Augusts des Starken, als Dresden zur Kunst- und Kulturmetropole Europas aufstieg. Erfahren Sie mehr über diese Glanzzeit in unserer Geschichte Sachsens.