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Stadtteil Johannstadt   Kunstgewerbeakademie • Trinitatiskirche • Trinitatisfriedhof

Lage und Naturausstattung des Gebietes Johannstadt

Die nach König Johann von Sachsen (reg. 1854-1873) benannte Johannstadt erstreckt sich zwischen der Elbe im Norden, der Krenkel- und Huttenstraße im Osten, dem Großen Garten im Süden sowie der Sachsenallee und der Güntzstraße im Westen. Wegen des Bauverbots im Umfeld des Königlichen Großen Gartens zeigte sich dieses Gebiet noch bis 1874 als offenes Land mit nur wenigen Häusern und Vorwerken.

Die sandige Ebene, in der stellenweise sogar Dünen auftreten, ist von einer flachen, mit schwerem Aulehmboden gefüllten Elbe-Altarm-Senke durchzogen. Sie verläuft von Striesen kommend über den Bereich Holbein- und Dürerstraße bis zur Pirnaischen Vorstadt. Den Aulehm nutzten einst mehrere hier betriebene städtische Ziegeleien.

Durch die Elbe-Altarm-Senke floss bis 1875 der Landgraben. Unter einem Landgraben ist allgemein ein künstlich geschaffener oder umgestalteter Entwässerungsgraben zu verstehen. In der Elbtalweitung mündeten die vom Südhang kommenden Wasserläufe in einige solche Landgräben. Streckenweise dienten sie auch als Flutgräben, die den Hochwasserabfluss erleichterten, oder wie der Landgraben im Bereich Striesen und Johannstadt als Verteidigungslinie, die das Vordringen feindlicher Kräfte erschweren sollte.

Der zwischen der Dürer- und der Wormser Straße gelegene Windmühlenberg und der nahe der Elbe gelegene Tatzberg ragten als etwas höhere Sandkuppen aus dem grundfeuchten, hochwassergefährdeten Johannstädter Gelände heraus. Im Gebiet der Nordwestecke des Großen Gartens, am Straßburger Platz, befand sich um 1500 ein Kranichsee genanntes Gewässer. Am Tatzberg gab es um 1800 eine große Sandgrube mit einem 4 m hohen Steilabfall gegen die Elbwiesen. Hier befand sich das Tännicht, ursprünglich ein Kiefernwald, später ein Birkenwäldchen, das noch um 1760 bis an die Fetscherstraße heran reichte.

Besiedlung des Gebietes Johannstadt

Wie archäologische Bodenfunde zeigen, war das Gebiet der Johannstadt schon in der Jungsteinzeit besiedelt.

Im Jahr 1310 erscheint eine sorbische Siedlung Ranuoltycz (deutsch-altsorbisch: Leute des Ranwalt) in den Urkunden. Daraus ging das Dorf Ranvoltitz hervor, das sich wahrscheinlich im Bereich der Striesener Straße/Abzweig Hans-Grundig-Straße befand. Im Jahr 1316 wird es zum letzten Mal erwähnt.

Ein großer Teil der Flur, zu der auch Weinhänge am Tatzberg und Waldstücke im Tännicht gehörten, befand sich im Besitz des Maternihospitals. Namen wie "Spittelfelder" oder "Spittelholz" erinnern daran. Auch die Kreuzkirche und das Neustädter Augustinerkloster besaßen hier Grundstücke.

Das im Jahr 1640 gegründete Vorwerk Tatzberg erwarb das Schankrecht. Die Schenke hieß ab 1742 "Lämmchen". Beim Bau der preußischen Schanze V im Jahr 1866 wurden die Vorwerksgebäude abgebrochen. Im Jahr 1868 entstand die Schenke an der Blasewitzer Straße 48 neu.

Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in der Johannstädter Gegend nur wenige Fahrwege wie z.B. den Lämmchenweg (Blumenstraße), den Blasewitzer Weg und die Striesener Straße, an denen verstreut einige Häuser standen.

Aus dem Grundbesitz des Vorwerks Tatzberg trennten sich einige Güter ab. Hopfgartens Vorwerk war im Gebiet zwischen dem Bönischplatz und der Gerokstraße gelegen. Nach 1813 bewirtschaftete die Familie Lidecke das Gut und führte hier einen gern besuchten Wintergarten. Straßennamen wie Wintergartenstraße und Hopfgartenstraße erinnern daran.

Der Glocken- und Stückgießer Johann Gottfried Weinhold kaufte im Jahr 1737 ein Gut, das seitdem Stückgießers hieß. Die dazu gehörende Schenke an der Blumenstraße nannte sich ab 1866 "Güldene Aue" und ab 1901 "Blumensäle".

Das einst zwischen mächtigen mistelbewachsenen Balsampappeln am Elbufer unterhalb der Hertelstraße gegenüber dem Waldschlösschen stehende spätbarocke Schlösschen Antons gehörte zu den Wahrzeichen der Elbaue. Christian Gottlieb Anton (Oberinspektor der erzgebirgischen Elsterflößerei) hatte es sich im Jahr 1754 an der Stelle eines aufgegebenen Kalkofens bauen lassen. Zeitweise war hier eine Gaststätte eingerichtet. In der Nähe schuf die Stadt im Jahr 1922 ein Freibad. Von diesen Anlagen blieb nichts erhalten.

Städtische Bebauung ab 1875

Noch im Jahr 1872, als die Pferdebahn zwischen Dresden und Blasewitz in Betrieb ging, gab es im Johannstädter Gebiet außer den wenigen Häusern am Anfang der Gerokstraße und am Königsheimplatz nur unbebautes Gelände.

Die Aufhebung des Bauverbots im Umfeld des Großen Gartens im Jahr 1874 und der Bau der Grunaer Straße in der Pirnaischen Vorstadt lösten eine Besiedlungswelle und massive Bodenspekulationen aus. Die Wohnsiedlungen breiteten sich nun schnell über die Johannstadt und Striesen aus. Von 1870 bis 1890 wuchs die Bevölkerung auf das 27-fache, bis 1910 auf das 32-fache. Die um 1870 aus der Pirnaischen Vorstadt in die Johannstadt verlegten Großgärtnereien mussten jetzt weiter nach Osten ausweichen.

Die Dresdner Ostend-Gesellschaft bebaute das Gebiet an der Stübelallee im Süden der Johannstadt mit Häusern in offener Bauweise. Die Aktiengesellschaft Germania baute eine Wohnsiedlung an der im Jahr 1876 im Norden der Johannstadt angelegten Pfotenhauerstraße. Meist entstanden hier vierstöckige Mietskasernen in geschlossener Front. Nach 1900 kamen auch Häuser mit großen Wohnungen für wohlhabendere Mieter hinzu.

Um 1900 wuchs die Johannstadt mit Striesen zusammen. An der Huttenstraße stießen die nicht aufeinander abgestimmten Bebauungspläne der beiden Stadtteile aufeinander. Noch heute sieht man im Stadtplan die verschieden ausgerichteten Straßennetze.

Das Ortsgesetz von 1878 ließ, mit Ausnahme einiger Anlagen an der Blasewitzer Straße, keine Fabrikbauten in der Johannstadt zu. In den Hintergebäuden und Hinterhöfen dagegen entstanden zahlreiche kleine Gewerbebetriebe, z.B. solche des graphischen Gewerbes, der Photo- und der Zigarettenindustrie. (Nach den Bombenangriffen im Februar 1945, denen die meisten Wohnhäuser der Johannstadt zum Opfer gefallen waren, traten diese vorher in den Hintergebäuden verborgenen Betriebe dann plötzlich deutlich in Erscheinung.)

Mit dem Bau der Albertbrücke zwischen 1875 und 1877 erhielt die Johannstadt eine direkte Straßenverbindung zur Neustadt. An den Zufahrtsstraßen entstanden mehrere öffentliche Gebäude wie z.B. die im Jahr 1907 an der Güntzstraße gebaute Kunstgewerbeakademie (Kunstgewerbeschule und Kunstgewerbemuseum). In den Jahren 1910/11 errichtete Stadtbaurat Hans Erlwein das Stadthaus am Güntzplatz.

In alten Pavillons an der Gerokstraße wurde im Jahr 1878 das Carolahaus gegründet. Eine weitere medizinische Einrichtung war das im Jahr 1894 errichtete Krankenhaus St.-Joseph-Stift.

Das enorme Bevölkerungswachstum zwang die Stadt zur Einrichtung eines neuen, größeren Krankenhauses. Sie erwarb im Birkenwäldchen des ehemaligen Maternifeldes 63.400 m² Land und ließ hier zwischen 1898 und 1901 von Stadtbaurat Edmund Bräter das Johannstädter Krankenhaus errichten. Die zehn Kranken- und sechs Wirtschaftsgebäude verband man durch einen fast einen Kilometer langen unterirdischen Gang. Seit 1954 heißt das Johannstädter Krankenhaus "Medizinische Akademie Carl Gustav Carus".

Im Umfeld des Johannstädter Krankenhauses entstanden eine Staatliche Frauenklinik und ein Bürgerheim. Letzteres nahm nach seinem Wiederaufbau nach der Zerstörung im Februar 1945 zunächst Teile der städtischen Verwaltung auf, dann diente es wieder als Altenheim.

An der Nordseite der Pfotenhauerstraße betrieb die Hochschule für Bildende Künste vor dem ersten Weltkrieg mehrere Ateliers.

Aus den nach 1920 gegründeten Technischen Lehranstalten ging später die Ingenieurhochschule hervor. Auch das Gebäude der Berufsschule entstand zu jener Zeit. In das ebenfalls hier gebaute Postamt zog später die Bezirksdirektion der Deutschen Post ein.

Wiederaufbau der Johannstadt nach 1945

Nur wenige Häuser der Johannstadt überstanden die englischen und amerikanischen Bombenangriffe im Februar 1945, z.B. einige am Bönischplatz, am Thomas-Müntzer-Platz und am Stresemannplatz. Ihre Historismus- und Jugendstil-Fassaden aus dem 19. Jahrhundert wurden nach 1990 sorgfältig restauriert. Nach Kriegsende lebten nur noch etwa 4.000 Menschen in der Johannstadt - in meist überfüllten und notdürftig hergerichteten Wohnungen.

Die Johannstadt bildete nach dem Krieg die größte zusammenhängende Trümmerfläche Dresdens. Große Mengen des Trümmerschutts dienten zur Aufschüttung des Johannstädter Elbufers, auch des Vogelwiese genannten Festplatzes. Andere Teile des Schutts wurden wiederverwertet. Damals säumten große Mengen abgeputzter und gestapelter Ziegel die Straßen. Am Dürerplatz stand eine Trümmerverwertungsanlage. An der Gerokstraße lagen große Halden von Ziegelbrocken als Vorrat für ein Betonwerk, das sich am Standort des zerstörten Carolahauses befand.

Der Wiederaufbau der Johannstadt begann Ende der 1950er Jahre südlich der Striesener Straße. Am Anfang der 1970er Jahre kamen die großen Wohnblöcke der beiden Wohngebiete Johannstadt-Nord und Johannstadt-Süd hinzu.

Längs der Güntzstraße bezogen die Technische Universität und die Ingenieurhochschule neue Gebäude.

In der Johannstadt-Nord entstanden, neben einer bereichsweise aufgelockerten Bebauung, geschlossene Häuserfronten an der Elsässer Straße sowie zwischen der Gerok- und der Pfotenhauerstraße, in der Johannstadt-Süd Wohnblöcke längs der Comeniusstraße und Hochhäuser am Straßburger Platz. Letzterer hieß in der Zeit der DDR Fucik-Platz. Ein Denkmal erinnert hier an den tschechischen Literaturkritiker und Widerstandskämpfer Julius Fucik.

Am Trinitatisplatz steht die Ruine der im Jahr 1894 errichteten Trinitatiskirche. Auf dem neben dem Trinitatisfriedhof gelegenen, im Jahr 1866 eingerichteten Neuen Jüdischen Friedhof erinnern viele Grabinschriften an das Leid der jüdischen Gemeinde zwischen 1933 und 1945. Die Nationalsozialisten hatten die Halle und die Grabstellen schwer beschädigt. Nach dem Krieg finanzierten die Stadt Dresden und der Staat die Wiederherstellung des Friedhofes und den im Jahr 1959 vollendeten Ausbau der Halle zur Synagoge (die von Gottfried Semper gebaute Alte Dresdner Synagoge war im Jahr 1938 von den Nationalsozialisten verbrannt worden).

Kunstgewerbeakademie (ehem. Kunstgewerbeschule)

Kunstgewerbeschule um 1900

Bild: Kunstgewerbeschule um 1900 (nach einem alten Foto, verändert)


Fassade des Eck-Pavillons der Kunstgewerbeakademie
Lage: Güntzstraße (Johannstadt)
Bauzeit, Architekten: 1903-1907, William Lossow und Hermann Viehweger
Merkmale: Gebäudekomplex im Stil des Neobarock mit vier Höfen, Fassade mit Jugendstil-Elementen und älteren barocken Bauteilen (letztere stammen vom Palais Brühl, das zu jener Zeit für den Bau des Ständehauses abgebrochen worden war); Die bei den Bombenangriffen im Februar 1945 ausgebrannten Gebäudeteile wurden nach dem Krieg in vereinfachter Gestalt erneuert.
Nutzung: ursprünglich Kunstgewerbeschule und Kunstgewerbemuseum, nach dem Krieg Sitz mehrerer Abteilungen der Hochschule für Bildende Künste sowie Kupferstich-Kabinett und Studiendepot des Münz-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen (die beiden letzteren Einrichtungen sind inzwischen in das wiederaufgebaute Residenzschloss umgezogen)

Portal der Kunstgewerbeakademie

Bilder: Portal (links) und Eck-Pavillon (unten) der Kunstgewerbeakademie


Eck-Pavillon der Kunstgewerbeakademie

Trinitatiskirche, Trinitatisfriedhof

Ruine der Trinitatiskirche in der Johannstadt
Lage: Trinitatisplatz (Johannstadt)
Bauzeit, Architekt: 1891-1894, Karl Barth
Merkmale: Stil der Neo-Renaissance
Nutzung: seit der Zerstörung durch die Bombenangriffe im Februar 1945 eine Ruine (in der erhaltenen Bausubstanz gesichert, jedoch nicht wieder aufgebaut)

www.johanneskirchgemeinde.de
www.freewebs.com/johannes-kantorei/chronik.htm

Im Jahr 1887 begann sich eine neue Kirchgemeinde aus der zu groß gewordenen Johannesgemeinde auszugründen (erster Gottesdienst am 22.01.1888). Wenig später gab sie sich den Namen Trinitatisgemeinde. Karl Barth baute für sie zwischen 1891 und 1894 ein neues Gotteshaus - die Trinitatiskirche.

Nach dem Bau der kleinen neobarocken, 1902 eingeweihten Andreaskirche am Stephanienplatz bildete sich in dieser Außenstelle der Trinitatisgemeinde allmählich die Andreasgemeinde heraus, die schließlich im Jahr 1904 Selbstständigkeit erlangte.

Die Andreaskirche wurde nach ihrer Zerstörung im Februar 1945 nicht wieder aufgebaut. Noch in jenem ersten Nachkriegsjahr fusionierte die Andreasgemeinde mit der Erlösergemeinde, die ihre Kirche ebenfalls verloren hatte.

Im Jahr 2000 vereinigten sich die Erlöser-Andreas-Gemeinde und die Trinitatisgemeinde zur Johanneskirchgemeinde. Diese nutzt die Ruine der Trinitatiskirche nun unter anderem für Offene Jugendarbeit, Konzerte und Gottesdienste unter freiem Himmel.



Nicht zuletzt die hohe Sterblichkeit in den Jahren 1813/14 (in der Zeit der Napoleonischen Kriege und danach) machte östlich von Dresden einen neuen Friedhof erforderlich. Diesen "Weiten Friedhof" - er lag damals noch weit von der Stadt Dresden entfernt - benannte man im Jahr 1834 in Trinitatisfriedhof um.

Die am Vorbild des Herrnhuter Friedhofes orientierten Entwürfe für die Bauten des Trinitatisfriedhofes schuf Hofbaumeister Gottlob Friedrich Thormeyer. Davon wurde allerdings im wesentlichen nur der Eingangsbereich realisiert. Von Thormeyer stammt auch der klassizistische Torbau der ersten Abteilung des Friedhofes.

Einige der Denkmäler des Trinitatisfriedhofes stammen vom alten Johannisfriedhof. Ein 10 m hoher Obelisk erinnert an die auf dem Trinitatisfriedhof begrabenen 76 Opfer des Dresdner Maiaufstandes von 1849.

Auf dem Trinitatisfriedhof fanden bedeutende Dresdner Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte, darunter der Bildhauer Ernst Rietschel (1804-1861), die Maler Ferdinand von Rayski (1806-1890) und Caspar David Friedrich (1774-1840; er hatte viele der hier stehenden Grabmäler entworfen und das Friedhofstor als Vorlage für sein Gemälde "Friedhofseingang" gewählt), der Philosoph, Arzt und Maler Carl Gustav Carus (1789-1869), der Architekt und Professor der Kunstakademie Constantin Lipsius (1832-1894), die Musiker Friedrich Wieck (1785-1873) und Karl Gottlob Reißiger (1798-1859), die Sängerinnen Wilhelmine Schröder-Devrient (1804-1860) und Therese Malten (1855-1930) und der Dichter Otto Ludwig (1813-1865).




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