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Stadtteile Kleinzschachwitz und Großzschachwitz

Kleinzschachwitz

Urkundliche Ersterwähnung: 1310 als Schyzewycz (altsorbisch: Dorf des Tschiz) im Besitz von Heydenricus Montanus, damals auch mit dem deutschen Namen Zscheisewitz erwähnt, Eingemeindung nach Dresden: 1921

Im Umfeld von Kleinzschachwitz fand man bei der Anlage einer Sandgrube im Jahr 1899 ein größeres Urnengräberfeld der jüngeren Lausitzer Kultur (etwa 900-700 v. Chr.). Die mit Steinblöcken ausgekleideten Gräber waren zum Teil sehr reichlich mit Keramiken und Bronzegegenständen ausgestattet.

Zwischen 1400 und 1700 lag die Flur Kleinzschachwitz wüst. Im Jahr 1438 erwähnen die Urkunden einen Streit zwischen Laubegast, Großzschachwitz, Meußlitz, Sporbitz und Zschieren um die Nutzung der Flur. Mit der Ansiedlung von Handarbeitern im Zschachwitzer Teil des Tännichts begann um 1700 die Wiederbelebung von Kleinzschachwitz.

Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der größte Teil der Flur mit trockenem Kiefernwald bewachsen. Von diesem blieben nur kleine Restbestände erhalten. Vom Auwald des Lockwitzbach-Gebietes ist unter anderem noch ein Rest im Bereich des Eichberges vorhanden.

Im Jahr 1736 zählte man in Kleinzschachwitz vier und in der Umgebung drei weitere Anwesen. Am Lockwitzbach befand sich eine Papiermühle, am Elbufer standen ein Jagdhaus und das Fährhaus. Die ältesten der im Dorf erhalten gebliebenen Häuser sind Meußlitzer Straße 94 und Putjatinstraße 20.

Die seit 1727 bestehende Elbfähre nach Pillnitz erfuhr im Jahr 1765, als der sächsische Hof das Schloss Pillnitz als Sommersitz zu nutzen begann, den Umbau in eine "Fliegende Fähre" mit Gierseil. Die nun von Soldaten bediente Fähre setzte bis 1849 nur Angehörige des Hofes über. Bis 1911 waren die Pioniertruppen der sächsischen Armee für den Fährdienst zuständig. Diese besaßen hier eine aus Bruchsteinmauerwerk mit Strebepfeilern gebaute, mit einem zinnenbewehrten Turm ausgestattete Kaserne (Berthold-Haupt-Straße 130). Im Jahr 1950 übernahmen die Dresdner Verkehrsbetriebe die motorisierte Fähre, die seitdem vor allem dem Ausflugsverkehr zum Schloss Pillnitz dient.

Elbfähre am Kleinzschachwitzer Ufer, vom Park Pillnitz gesehen

Bild: Elbfähre am Kleinzschachwitzer Ufer, vom Park Pillnitz gesehen


Mit der im Jahr 1886 gebauten Dampfschiffhaltestelle wurde Kleinzschachwitz in den Dresdner Ausflugsverkehr einbezogen, was die wirtschaftliche und kommunale Entwicklung des Ortes sehr förderte.

Ein berühmter Einwohner von Kleinzschachwitz war Fürst Nikolaus Abramowitsch Putjatin (1749 in Kiew geboren). Aus dem Dienst als russischer Offizier war er aus Protest gegen die Prügelstrafe in der Armee ausgeschieden. Im Jahr 1793 kam er nach Dresden, im Jahr 1797 erwarb er das Anwesen des Kleinzschachwitzer Bauern Pätzold (Putjatinstraße 26). Hier baute sich der zum Architekten ausgebildete Fürst ein recht ungewöhnliches, von den Kleinzschachwitzer Einwohnern "Storchennest" genanntes Schloss, zu dem ein eigenartiger Turm, 16 Balkone, eine Seilrutschbahn am Haus und mehrere Schaukeln für bis zu 30 Personen im großen Garten am Lockwitzbach gehörten. Im Jahr 1822 stiftete der Fürst, um den Schülern des Ortes den weiten Weg nach Dohna zu ersparen, das Schulhaus Meußlitzer Straße 83. Dieses bis 1872 als Schule genutzte Gebäude zeigt sich mit einem bis zum Boden herunter gezogenen Dach, einer buntbemalten Fassade und Sprüchen auf den beiden äußeren Blindfenstern. In der Zeit der DDR war in dem Gebäude ein Klubhaus eingerichtet.

Der Vorgängerbau der Stephanuskirche (Meußlitzer Straße 113) hatte ab 1872 als Schule gedient, dann zog im Jahr 1897, nach einem Umbau, die nun von Dohna losgelöste Kleinzschachwitzer Kirchgemeinde ein.

Ab 1890 siedelten sich immer mehr Dresdner Bürger, darunter auch Künstler, auf Kleinzschachwitzer Waldparzellen im Umfeld der Berthold-Haupt-Straße in Villen und einfachen Landhäusern an (heute sind hier etwa 60 Villen als Kulturdenkmale geschützt). Auch Wohnhäuser für Arbeiter und Angestellte der Schiffswerft Laubegast und der Industrie des Dresdner Südostens entstanden zu dieser Zeit im Ort. In Richtung Meußlitz breiteten sich weitläufige Eigenheimsiedlungen aus. Von 1906 bis 1932 fuhr eine Straßenbahn nach Niedersedlitz, dann ab 1936 über Leuben zur Dresdner Innenstadt.

Großzschachwitz

Urkundliche Ersterwähnung: 1350 als Schachwicz (altsorbisch: Ort des Zschach), ab 1791 Großzschachwitz genannt, Eingemeindung nach Dresden: 1950 (zusammen mit Sporbitz, Meußlitz und Zschieren)

Der Ortskern Großzschachwitz, ein ehem. Straßenangerdorf mit gewannähnlicher Streifenflur, ist zwischen der Pirnaer Landstraße und dem Lockwitzbach im Bereich der Bahnhofstraße gelegen. Die Flur Großzschachwitz wird im Osten und Südosten vom Lockwitzbach begrenzt. Dieser fließt an der Pirnaer Landstraße in die Senke eines Elbe-Altarms - den von Zschieren kommenden Brüchigtgraben.

In der Zeit seiner Ersterwähnung befand sich das Dorf als markgräfliches Lehen im Besitz von Conradus de Peschen. Später erwarben hier mehrere Edelleute und Dresdner Bürger Güter bzw. bezogen von hier Zinsen. Die Einwohner lebten von der Landwirtschaft, dem Strohflechten und dem Zwirnen. Ab 1465 besaß die Familie von Korbitz das Dorf, bis sie es im Jahr 1513 an die Familie von Bünau verkaufte, die den Grundbesitz bis zur Aufhebung der Gutsherrschaften im 19. Jahrhundert hielt.

Den Namen Großzschachwitz trägt der Ort seit 1791. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts war er ein kleines Bauerndorf, zu dem einige Häusleranwesen gehörten, und noch im Jahr 1890 erreichte er nur etwa ein Drittel der Einwohnerzahl von Kleinzschachwitz. Doch bald darauf entwickelte sich Großzschachwitz zu einem stark bevölkerten Arbeiterwohnort. Vor allem nach dem Ersten Weltkrieg setzte ein reger genossenschaftlicher und gemeindeeigener Wohnungsbau ein (z.B. Am Sand, an der Bahnhofstraße und an der Schweizstraße). Über eine eigene Schule verfügt der Ort seit 1898.

Vom einstigen Dorf blieben einige Gutshöfe wie Nr. 60 und 87, letzterer mit der Jahreszahl 1846 am Torpfeiler, und einige Häusleranwesen erhalten.

An dem einst durch das Dorf führenden Mühlgraben, der unterhalb des Bahnhofes Niedersedlitz vom Lockwitzbach abzweigte, stand eine Mühle (Bahnhofstraße 70). Die Nebengebäude der Mühle wurden beim Ausbau der Bahnhofstraße im Jahr 1906, bei dem auch die Straßenbahnlinie nach Niedersedlitz angelegt wurde, abgebrochen.

Begünstigt durch die Gleisanschlüsse der Eisenbahnstrecke Dresden-Pirna kam es zu mehreren Industrieansiedlungen im Gebiet (z.B. Mühlenbau Dresden und Sächsischer Brücken- und Stahlhochbau).

Im Jahr 1921 schloss sich Sporbitz und im Jahr 1922 Meußlitz der Gemeinde an. Aus diesem Grund trägt der im Jahr 1950 für den Berufsverkehr eingerichtete, eigentlich weitab von Zschachwitz bei Sporbitz gelegene Haltepunkt den Namen "Dresden-Zschachwitz".




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