Yenidze (Tabakmoschee)
Dresdens orientalisches Wahrzeichen – weltweit erster Stahlbeton-Skelettbau
Kurzinformation
Lage: Magdeburger Straße (Dresden-Friedrichstadt), nahe der Marienbrücke
Bauzeit: 1909-1912
Architekt: Hermann Martin Hammitzsch
Baustil: Orientalisch (Vorbild: Mamelucken-Grab des Khair Bak in Kairo)
Besonderheit: Weltweit erster Stahlbeton-Skelettbau
Kuppel: 18 m Durchmesser, 62 t schwer, 17 m hoch, farbiges Glas in Rot-Grün und Gelb-Blau
Heute: Büro- und Geschäftshaus mit Restaurant unter der Kuppel
Website: www.yenidze.eu | www.kuppelrestaurant.de
Ein Fabrikbau verkleidet als Moschee
Der Architekt und Lehrer der Dresdner Staatsbauschule Hermann Martin Hammitzsch errichtete zwischen 1909 und 1912 die Zigarettenfabrik Yenidze im Auftrag des Zigarettenfabrikanten Hugo Zietz. Um sich Anregungen für die außergewöhnliche Baugestaltung zu holen, besuchte Hammitzsch zuvor den Orient.
Warum eine Moschee?
Große Fabrikschornsteine waren damals im Zentrum der Königlichen Residenzstadt Dresden unerwünscht. Die Lösung: Der Schornstein wurde als Minarett verkleidet, die gesamte Fabrik im Stil einer orientalischen Moschee gestaltet – eine geniale architektonische Tarnung!
Architektonische Meisterleistung
Die Yenidze war der weltweit erste Stahlbeton-Skelettbau – eine bautechnische Pionierleistung! Das Gebäude beeindruckt durch:
- Immens große Räume auf 6 Etagen
- 600 Fenster für optimale Belichtung der Arbeitsbereiche
- 17 m hohe Kuppel aus drei rot-grün gestalteten Schmuckbändern und gelb-blau gestaltetem Kuppelglas
- 18 m Durchmesser der Kuppel bei einem Gewicht von 62 Tonnen
- Goldene Krone als Abschluss der Kuppel
- Orientalisches Dekor nach dem Vorbild des Mamelucken-Grabes des Khair Bak in Kairo
Kontroverses Bauwerk
Wegen dieses für Dresden recht ungewöhnlichen Bauwerkes wurde Martin Hammitzsch aus dem sehr konservativen sächsischen Berufsverband der Architekten ausgeschlossen!
Anmerkung: Im Jahr 1936 heiratete Hammitzsch Angela Raubal, die Schwester Adolf Hitlers. Als überzeugter Nationalsozialist nahm er sich 1945 das Leben.
Zentrum der deutschen Zigarettenproduktion
Dresden leistete zu Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 60% der Zigarettenproduktion Deutschlands. Die bekannteste der von Hugo Zietz vertriebenen Zigarettenmarken hieß "Salem". In der Yenidze, die auf vielen der Zigarettenpackungen abgebildet war, gab es etwa 1.700 Arbeitsplätze.
Geschichte im Überblick
- 1909-1912: Bau der Zigarettenfabrik Yenidze durch Hermann Martin Hammitzsch für Hugo Zietz
- Bis 1945: Blütezeit als Zigarettenfabrik mit 1.700 Arbeitsplätzen, Produktion der bekannten Marke "Salem"
- Februar 1945: Starke Beschädigungen bei den Bombenangriffen auf Dresden
- 1947: Wiederaufnahme der Zigarettenproduktion
- Ab 1953: Nutzung als zentrales Tabakkontor der DDR
- 1996: Nach umfassender Sanierung Eröffnung als Büro- und Geschäftsgebäude
- 1996: Rekonstruktion der vielfarbigen Kuppel (nach dem Krieg nur einfarbiges Glas)
- Anfang 2014: Erwerb durch die Berliner Unternehmensgruppe EB GROUP
Die Yenidze heute
Nach einer umfassenden Sanierung eröffnete die Yenidze im Jahr 1996 als Büro- und Geschäftsgebäude. Seitdem zeigt sich die Kuppel, die nach dem Krieg nur mit einfarbigem Glas rekonstruiert worden war, auch wieder vielfarbig.
Unter der Kuppel ist ein Restaurant eingerichtet (www.kuppelrestaurant.de), von dem sich eine herrliche Aussicht über die Stadt bietet.
🏢 Aktuelle Nutzung
Die Berliner Unternehmensgruppe EB GROUP erwarb die Yenidze Anfang 2014 und bewirtschaftet sie seitdem als attraktiven Büro- und Gewerbestandort.
Weitere Informationen:
www.yenidze.eu – Ausführliche Informationen für Mieter und Touristen zur Historie, Architektur und Dresdner Sehenswürdigkeiten
www.1001maerchen.de – Kulturelle Veranstaltungen
Woher kommt der Name "Yenidze"?
"Yenidze" ist der alte Name der nordgriechischen Kleinstadt Giannitsa ("Neue Stadt"; ca. 30.000 Einwohner), einer etwa 60 km nordwestlich von Thessaloniki an der Nationalstraße nach Edessa gelegenen Provinzstadt der Präfektur Pella.
In der Zeit der osmanischen Besatzung Griechenlands wurde sie im Jahre 1385 von General Ghazi Achmet Ebrenos gegründet. In dieser fruchtbaren Ebene Mazedoniens wird seit mehr als hundert Jahren Tabak angebaut (heute allerdings vorrangig Obst, Baumwolle, Getreide und Zuckerrüben).
Aus der Zeit des Osmanischen Reiches blieben in Giannitsa einige Baudenkmäler erhalten. Das Mausoleum und Gemeindehaus der Osmanen wurde unlängst mit Hilfe von EU-Finanzmitteln restauriert.
💡 Wussten Sie schon?
Der Name "Yenidze" sollte die orientalische Herkunft des Tabaks unterstreichen und dem Produkt ein exotisches Flair verleihen – ein cleveres Marketing-Konzept des Zigarettenfabrikanten Hugo Zietz!
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