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Gemäldegalerie Alte Meister
Ausstellungsort: Sempergalerie (Theaterplatzseite des Zwingers) Die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister, als deren Glanzstück Raffaels Sixtinische Madonna gilt, ist eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei vom 14. Jahrhundert (Früh-Renaissance) bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In der Sempergalerie am Zwinger, die nach einer mehr als vierjährigen grundlegenden Rekonstruktion zur Erhaltung der historischen Bausubstanz im Jahr 1992 wiedereröffnete, sind mehr als 760 überaus wertvolle Gemälde ausgestellt. Zu den Abteilungen der Galerie gehören die italienische Malerei der Renaissance mit Hauptwerken von Raffael, Giorgione und Tizian, die italienische, flämische und holländische Malerei des 17. Jahrhunderts (z.B. Rubens, Van Dyck, Rembrandt und Vermeer), die frühe deutsche Malerei (z.B. Dürer, Holbein und Cranach), die Malerei des Manierismus und des Barock sowie die frühe niederländische Malerei, die spanische und französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts (z.B. Ribera, Murillo, Poussin und Lorrain) und die deutsche Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Besucher-Information: www.skd-dresden.de |
Die Gemälde der Kurfürstlichen Kunstkammer (1560-1707)
Die Gemäldegalerie Alte Meister bildet das Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie ging aus der im Jahr 1560 von Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586; nicht mit August dem Starken verwechseln!) im Residenzschloss eingerichteten Kurfürstlichen Kunstkammer hervor.Schon im 16. und 17. Jahrhundert verfügte die Kunstkammer über zahlreiche bedeutende Gemälde, z.B. Werke von Lucas Cranach und Hans Krell, die beide als Maler für den sächsischen Hof tätig waren, drei Werke von Jacopo de Barbari, mehrere Täfelchen des Niederländers Hans Bol sowie Werke von Bronzino. Im Jahr 1658 nennt das Inventarverzeichnis bereits 118 Bilder.
Wolf Caspar von Klengel erwarb im Jahr 1659 in Italien das Gemälde "Hero und Leander", ein Frühwerk von Peter Paul Rubens, für den sächsischen Hof. Seit 1687 befindet sich auch Dürers Flügelaltar ("Dresdner Altar") aus der Schlosskirche zu Wittenberg in der Sammlung. Diese Anschaffung vermittelte der Hofmaler Samuel Bottschild.
Gründung der Gemäldegalerie im Jahr 1722 durch August den Starken
Die intensive Sammeltätigkeit im Augusteischen Zeitalter, d.h. in der Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; zugleich König August II. von Polen, reg. 1694-1733) und seinem Sohn Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (zugleich König August III. von Polen, reg. 1733-1763), begann im Jahr 1699 mit dem Erwerb der "Schlummernden Venus" (1508/10) von Giorgione, die von August dem Starken besonders geschätzt wurde, sowie weiterer 14 Gemälde aus dem Bestand des Pariser Kunsthändlers Charles Le Roy. Dazu gehörten Rubens "Merkur und Argus", Poussins "Pan und Syrinx" und Bilder von Wouwerman. August der Starke erwarb auch bedeutende Gemälde von Rembrandt und dessen Schüler Aert de Gelder.Der Nordische Krieg unterbrach die Sammeltätigkeit für kurze Zeit. Nach dem Altranstädter Frieden (1706) und dem Abzug der Schweden aus Sachsen ordnete August der Starke eine Inventarisierung und Neuordnung der Kunstkammer an, bei der ab 1707 die Gemälde nach und nach ausgesondert wurden. Den Listen des Kunstkämmerers Tobias Beutel zufolge dienten nun 535 Gemälde zur Ausschmückung der für die kurfürstlich-königliche Repräsentation gedachten Schlossräume.
Im Jahr 1722 ließ August der Starke eine Generalinventur aller wertvollen Gemälde in Dresden und den umliegenden Schlössern und Kirchen durchführen. Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr der Dresdner Gemäldegalerie. Die vom "Geheimen Cämmerier" Steinhäuser in den Jahren 1722 bis 1728 auf Anregung des späteren Galeriedirektors Raymond Le Plat erstellte Inventarliste verzeichnet bereits 1.995 Gemälde. Die besten von ihnen wurden im Residenzschloss zusammengetragen.
Der Pariser Maler Louis de Silvestre gehört zu den hochbegabten Künstlern, die in der Augusteischen Zeit am sächsischen Hof tätig waren. Er kam 1716 nach Dresden und wirkte hier mehr als dreißig Jahre lang als Hofmaler, dann als Oberhofmaler und schließlich auch als Galeriedirektor. Neben bedeutenden Gemälden (z.B. Portraits) schuf er die großartigen (leider nicht erhalten gebliebenen) Deckengemälde im Brühlschen Palais (Brühlsche Terrasse), im Japanischen Palais und im Mathematisch-Physikalischen Salon des Dresdner Zwingers.
Bild: August der Starke (Gemälde von Louis de Silvestre)
Hauptsammelzeit unter Kurfürst Friedrich August II. (1733-1763)
Die Hauptsammelzeit der Dresdner Gemäldegalerie liegt in der Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (zugleich König August III. von Polen, reg. 1733-1763), dem Sohn und Nachfolger Augusts des Starken. Die Sammelleidenschaft des Regenten soll größer gewesen sein als sein Interesse an den Staatsgeschäften. Von ihm stammt der Ausspruch: "So muss es in die Geschichte eingehen: die Preußen Soldatenkönige - die Saxer Kunstkönige." Die damaligen Anschaffungen bedeutender Werke der europäischen Malerei prägen noch heute den Aufbau der Gemäldesammlung. Auch die recht einheitliche Rokoko-Rahmung der Bilder aus der Zeit um 1746 behielt man weitgehend bei. Im Mittelpunkt der damaligen Anschaffungen standen Bilder der Hochrenaissance und des Barock, die sich besonders gut für Repräsentationszwecke eigneten. Bilder der Frührenaissance dagegen fanden erst wieder im 19. Jahrhundert eine angemessene Beachtung. Auch die altniederländische Malerei blieb weniger präsent in der Galerie.Bild: Kurfürst Friedrich August II. (Gemälde von Louis de Silvestre)
Während August der Starke eine fast krankhafte Leidenschaft für Porzellane und Pretiosen besaß und deshalb immense finanzielle Mittel in die Porzellansammlung und das Grüne Gewölbe investierte, galten unter Friedrich August II. nun Gemälde und Grafiken als modern und repräsentativ, wovon neben der Gemäldegalerie auch das Kupferstich-Kabinett profitierte.
Die Dresdner Kunstsammlungen entsprangen nicht allein der Sammelleidenschaft des Landesherren, sondern dienten auch der Kurfürstlich-Königlichen Repräsentation. Sie sollten "den Gesandten und anderen ansehnlichen Fremden recht in die Augen leuchten" (Graf Brühl). Das Vorbild waren die Kunstsammlungen von König Ludwig XIV. von Frankreich. Vor allem der sächsische Bergbau und hohe Steuern finanzierten die zahlreichen Erwerbungen von Kunstwerken aus ganz Europa, was Sachsen fast an den Rand des Bankrotts brachte. Für den Aufbau der weltberühmten Kunstsammlungen wurden andere Staatsaufgaben empfindlich vernachlässigt. Hierin geriet Kurfürst Friedrich August II. ganz nach seinem Vater.
Die Organisation der Ankäufe von Gemälden und anderen Kunstwerken lag in den Händen des sächsischen Premierministers und Generaldirektors der Kunstsammlungen Graf Heinrich von Brühl (1700-1763; Bild rechts). Er delegierte die Ankäufe aber wegen mangelndem Sachverstand und knapper Zeit infolge seiner anderen Staatsgeschäfte weitgehend an seinen sehr kompetenten und kaufmännisch versierten Privatsekretär Carl Heinrich von Heinecken (1707-1791; Bild links).
Der Lübecker Architektensohn Carl Heinrich von Heinecken bekam nach Anstellungen in den sächsischen Grafenhäusern Löwendahl und Sulkowski im Jahr 1739 die Verantwortung für Brühls Bibliothek übertragen und erlangte in kurzer Zeit Brühls Vertrauen. Im Jahr 1746 wurde er zum Direktor der Gemäldegalerie und des Kupferstich-Kabinetts ernannt.
Eine ganze Armee von Agenten (Maler, Kunsthändler, Höflinge, Diplomaten, Gesandte und sogar Minister) in ganz Europa war in die Beschaffung von Kunstwerken für den sächsischen Hof einbezogen. Zu Ankäufen kam es in Venedig, Rom, Florenz, Bologna, Paris, Prag, Amsterdam, Antwerpen, aber auch auf der Oster- und Michaelismesse in der Stadt Leipzig, die damals eine der bedeutendsten Handelsstädte Europas nördlich der Alpen war.
Der Dresdner Hofmaler Johann Gottfried Riedel vermittelte den Erwerb von 268 Bildern der Sammlung Wallenstein, die im Jahr 1741 aus Dux nach Dresden kamen. Dazu gehörten Vermeer van Delfts "Bei der Kupplerin" (1656) und beide kleine Bilder von Frans Hals. Im Jahr 1742 erwarb der Dresdner Hof 84 Gemälde aus der Kaiserlichen Galerie zu Prag mit Peter Paul Rubens "Wildschweinjagd" (1615/20) und Tintorettos "Musizierende Frauen".
Der Kunstkenner und Diplomat Graf Francesco Algarotti (1712-1764), der im Jahr 1742 nach Dresden kam, bahnte für den Sächsischen Hof mit Geschick und großem Gespür für zu veräußernde Kunstsammlungen den Erwerb mehrerer bedeutender Sammlungen und zahlreicher Einzelstücke an. Unter seiner Vermittlung und der des Gesandten Graf Villio erhandelte Venturo Rossi (der sich als sächsischer Hofmaler weniger erfolgreich, beim Beurteilen und Erwerben von Kunstwerken dagegen sehr versiert zeigte) im Jahr 1746 für 100.000 Zechinen (etwa 293.000 Taler) die 100 besten Bilder aus der Sammlung des hoch verschuldeten Herzogs Francesco III. von Modena für den Dresdner Hof. Dies war eine der bedeutendsten Transaktionen der Galeriegeschichte. Nach Protesten von Modenaer Bürgern trieb der Eigentümer die Verhandlungssumme plötzlich stark in die Höhe, um den Abverkauf nach Möglichkeit noch zu stoppen. Der hinzugezogene sächsische Bankier Johann Thomas Rachel musste eigens nach Sachsen zurückkehren, um die geforderte Summe heranzuschaffen. Der gerissene Modenaer Unterhändler Bondigli ließ die Gemälde vor dem Abtransport auch noch entrahmen, sodass sie schließlich ungerahmt, aber gut in Kisten verpackt, auf fünf eigens für diesen Transport in Italien gebauten Wagen im August 1746 unter Rossi's Führung in Dresden eintrafen.
Zu den in Modena gekauften Gemälden gehören neben den vier Tafeln von Corregio die Gemälde "Opfer Abrahams" von Andrea del Sarto, "Zinsgroschen" und "Dame in Weiß" von Tizian, "Bildnis des Morrette" von Holbein, "Heiliger Hieronymus" von Rubens und "Lautenschläger" von Carraccis, außerdem drei Gemälde des Spaniers Velázquez und weitere von Guilio Romano, Tintoretto und Guido Reni.
Bei Versteigerungen der Sammlungen Araignon, Bouexiére und Carignan in Paris erwarben der Maler Rigaud und die Beauftragten de Brais und Le Leu Werke von Rembrandt wie z.B. "Saskia mit der roten Blume", von Vermeer das Gemälde "Brieflesendes Mädchen", von Rubens die "Bathseba" sowie Bilder von Poussin, die heute den Hauptteil der Dresdner Sammlung französischer Alter Meister bilden.
Aus Spanien schickte der Legationssekretär Louis Talon 150 Bilder nach Dresden. Aus Italien brachte Graf Algarotti im Jahr 1743 die "Schwestern" von Palma il Vecchio und im Jahr 1746 Jean Étienne Liotards "Schokoladenmädchen" (1744) nach Dresden mit. Er vermittelte auch den Ankauf von Werken der Maler Bernardo Strozzi, Piazzetta ("Fahnenträger") und Sebastiano Ricci.
Die Gemäldegalerie im Stallgebäude (1746-1855)
Die sich ständig vergrößernde Gemäldesammlung machte bald neue Räumlichkeiten erforderlich. Im Jahr 1742 schlug Graf Francesco Algarotti den Bau einer neuen Galerie für die bisher nur unzureichend untergebrachte Dresdner Gemäldesammlung vor. Kurfürst Friedrich August II. beauftragte schließlich Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel mit dem Umbau des Stallgebäudes (des späteren Johanneums) am Jüdenhof zwischen 1744 und 1746 in eine Gemäldegalerie. In dem schon zwischen 1722 und 1731 von Johann Georg Maximilian von Fürstenhoff aufgesetzten Obergeschoss des Stallgebäudes sorgten nun große Rundbogenfenster für eine gute Ausleuchtung der Kunstwerke.Zu den Schmuckstücken der Gemäldegalerie gehören Bilder mit Ansichten von Dresden und Pirna, die der venezianische Vedutenmaler Bernardo Bellotto, der sich nach seinem Onkel und Lehrer Antonio Canal "Canaletto" nannte, während seines Wirkens am Dresdner Hof zwischen 1747 und 1758 und nach einem Aufenthalt in Wien noch einmal zwischen 1761 und 1766 schuf.
Im Jahr 1754 kam das berühmteste Gemälde der Dresdner Galerie aus Italien: Raffaels "Die Sixtinische Madonna" ("Madonna di San Sisto"; s. Bild), die Raffaelo Santi (1483-1520) um 1513 im Auftrag von Papst Julius II. für den Hauptaltar der Klosterkirche San Sisto in Piacenza geschaffen hatte. (Die Schutzpatrone des Klosters - Papst Sixtus II. und die hl. Barbara - sind im Gemälde vor der Madonna kniend dargestellt.) Der Kurfürst und König war von diesem Meisterwerk so entzückt, dass er sogar seinen Thron beiseite schieben ließ, um es recht betrachten zu können.
Die Verhandlungen über den Ankauf der Sixtinischen Madonna waren langwierig und schwierig gewesen. Erst die Vermittlung des königlichen Leibarztes Ludovico Bianconi und die Zahlung von 20.000 Dukaten (60.000 Talern) brachten den Durchbruch. Der sächsische Hof musste auch die Anfertigung der Kopie bezahlen, die nun den Platz des Originals in der Kirche zu Piacenza einnahm. Der Kauf des berühmten Gemäldes förderte den Ruf des Dresdner Hofes als zahlungskräftiger Kunsthandelspartner, woraus sich weitere große Ankäufe ergaben - nun vor allem in den Städten Amsterdam und Antwerpen, die damals bedeutende Kunsthandelsplätze waren.
Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) gingen die Finanzmittel für den Ankauf von Kunstwerken aus. Im Jahr 1759 verwahrte man die Bilder in Kisten verpackt auf der Festung Königstein. Unmittelbar nach dem Krieg wollte der Kurfürst trotz leerer Staatskassen mit der Sammeltätigkeit fortfahren. Sein Tod im Jahr 1763 setzte dem jedoch ein Ende.
In der Augusteischen Zeit, der Regierungszeit Augusts des Starken und seines Sohnes und Nachfolgers Friedrich August II., konnte der Sächsische Hof insgesamt etwa 4.000 wertvolle Gemälde für die Galerie erwerben.
Der im selben Jahr 1763 wie der Kurfürst verstorbene Premierminister Graf Brühl hatte neben den kurfürstlichen Sammlungen auch eine bedeutende private Kunstsammlung aufgebaut. Die etwa 1.000 Gemälde dieser Sammlung gelangten im Jahr 1769 in die St. Petersburger Ermitage, für die sie von Zarin Katharina II. von Russland gekauft worden waren.
Zu den wenigen Neuzugängen der Gemäldegalerie in den Jahren von 1763 bis 1855 gehörten 15 wertvolle Bilder spanischer Meister, die man im Jahr 1853 in London aus dem Nachlass des Königs Louis Philippe von Frankreich kaufte. Dieser hatte nach der Revolution von 1848 abdanken und nach England emigrieren müssen.
Einzug in die Sempergalerie (1855)
Im Jahr 1855 bezog die Gemäldegalerie ein im Jahr 1854 fertiggestelltes neues Galeriegebäude (später Sempergalerie genannt), das zu den Dresdner Hauptwerken von Gottfried Semper gehört. Es schließt seitdem die Elbseite des Zwingers zum Theaterplatz hin.Bild: Sempergalerie (Theaterplatz-Fassade)
Zwischen 1857 und 1868 gelangten einige Gemälde italienischer Meister in die Sammlung wie z.B. "Maria mit dem Kinde" von Lorenzo di Credi und "Aus dem Leben des heiligen Zenobius" von Botticelli. Mit Geldern der Kriegsentschädigungszahlungen Frankreichs tätigte der Dresdner Hof zwischen 1873 und 1884 weitere Anschaffungen zur systematischen Ergänzung der Bestände. Dazu gehörten die "Heilige Familie" von Mantegna und "Der heilige Sebastian" von Antonello da Messinas.
Im 19. Jahrhundert rundeten zahlreiche zeitgenössische Werke die Kunstsammlungen thematisch ab. Dazu gehörten auch Arbeiten der in Dresden tätigen bedeutenden Maler der Romantik wie Anton Graff, Adrian Zingg, Caspar David Friedrich und Adrian Ludwig Richter. Die Kunstakademie förderte die wissenschaftliche Auswertung der Sammlungsbestände.
Durch zahlreiche Erwerbungen von Gemälden des 19. Jahrhunderts wuchs allmählich eine "Moderne Abteilung" der Galerie heran, aus der später (im Jahr 1931) die Galerie Neue Meister hervorging. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert steuerten Dresdner Künstlervereinigungen wie "Die Brücke" und "Sezession" sowie einheimische Künstler wie Grundig, Rudolph, Hegenbarth und Kretzschmar bedeutende Werke bei.
Die Gemäldegalerie im Zweiten Weltkrieg
Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 wurden die Gemälde abgehängt und zunächst im Galeriegebäude deponiert. Im Jahr 1942 begann man sie wegen drohender Luftangriffe in sächsische Rittergüter und Schlösser auszulagern.Den britisch-amerikanischen Bombenangriffen am 13. Februar 1945, die die Dresdner Innenstadt (mit allen Museumsgebäuden) vollkommen zerstörten, fielen neben zahllosen anderen Kunstwerken auch 42 großformatige Gemälde im Residenzschloss zum Opfer, und 154 Gemälde verbrannten in einem Möbelwagen am Terrassenufer - darunter sehr wertvolle Arbeiten von Lucas Cranach d. Ä., Krodel, Krell und Anton Graff sowie italienische und holländische Meister des 17. Jahrhunderts. (Am 12. Februar war ein Sondertransport von Kunstwerken angekommen und in der Innenstadt zwischengeparkt worden.)
Anfang des Jahres 1945 verlagerte man die Gemälde wegen der anrückenden Sowjetarmee in Depots westlich der Elbe. Statt in den noch vertretbaren Räumen der Schlösser und Rittergüter lagerten die Gemälde nun z.B. im Kalkbergwerk Pockau-Lengefeld und im Tunnel des Rottwerndorfer Sandsteinwerkes bei Pirna, wodurch es zu erheblichen Schäden infolge der Durchfeuchtung und Verschmutzung kam - auch an der kostbaren "Sixtinischen Madonna", die im Rottwerndorfer Tunnel lagerte.
Der sächsische Naziführer Martin Mutschmann soll sogar eine Vernichtung der Gemälde erwogen haben, um sie nicht in die Hände der Roten Armee fallen zu lassen. In den Wirren der letzten Kriegswochen wurden 206 Gemälde zerstört. Seit Kriegsende werden außerdem 507 Gemälde vermisst.
Die Gemäldegalerie ab 1945
Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Mai 1945 in Sachsen beauftragte deren Oberkommando das 164. Bataillon der 5. Gardearmee der 1. Ukrainischen Front unter Bataillonskommandeur Major Perewostschikow mit dem Aufspüren und Zusammentragen der ausgelagerten Gemälde. Daran waren auch deutsche und sowjetische Kunstwissenschaftler, Museumsfachleute, Restauratoren und bildende Künstler beteiligt. Die meisten Gemälde gelangten damals in die Museen von Moskau (762 Bilder), Kiew (478 Bilder) und Leningrad, wo die in den Stollen und Schächten stark angegriffenen Gemälde einer eiligen Not-Restaurierung unterzogen wurden.Im Jahr 1955 begann der Wiederaufbau der Sempergalerie unter der Leitung der Architekten Prof. Frenzel und Dr. Zimmermann. Im gleichen Jahr gab die sowjetische Regierung mit einem feierlichen Akt im Moskauer Puschkin-Museum 1.240 Gemälde, die hier von Mai bis August jenes Jahres ausgestellt waren, an die DDR zurück. Die Gemälde waren dann zunächst von November 1955 bis April 1956 in der Nationalgalerie Berlin zu sehen, bis sie schließlich in die wiederaufgebaute Sempergalerie in Dresden einziehen konnten. Jedoch nicht alle Gemälde kamen aus der Sowjetunion zurück. Die Verhandlungen über die Rückgabe von Dresdner Kunstwerken dauern bis heute an. Einige der verloren geglaubten Bilder tauchten erst im Jahr 1995 in der Moskauer Ausstellung "Zweifach gerettet - Werke europäischer Malerei des 14. bis 19. Jahrhunderts" wieder auf. Der Verbleib anderer Gemälde wird sich wohl niemals aufklären lassen.
Am 3. Juni 1956 - anlässlich der 750-Jahr-Feier Dresdens - fand die Wiedereröffnung der Sempergalerie statt.
Bis 1960 war auch der Westteil des Galeriegebäudes fertiggestellt. Die feierliche Übergabe fand am 31. Oktober 1960 - zur 400-Jahr-Feier der Dresdner Kunstsammlungen - statt.
Prof. Max Seydewitz wurde zum ersten Generaldirektor der Kunstsammlungen nach dem Krieg berufen. Unter dem Vorsitz von Prof. von Ardenne gründete sich der Freundeskreis der Gemäldegalerie. Seit den 1970er Jahren besuchen jährlich etwa 2 bis 3 Mio. Menschen die Galerie Alte Meister.
Nach einer gründlichen Renovierung der Galerieräume ab 1988 wurde die Gemäldegalerie Alte Meister am 5. Dezember 1992 wiedereröffnet. Sie zeigt sich nun wieder mehr an Sempers Gestaltungsplänen angelehnt. Die ausgestellten Gemälde sind zum großen Teil in zwei Reihen übereinander gehängt. Die Farbe der Stoffbespannung der Wände kennzeichnet ihre Herkunft - bordeauxrot für Italien, grün für Deutschland und die Niederlande sowie grau für Spanien und Frankreich.
Die flämische und holländische Malerei des 15. bis 17. Jahrhunderts, die italienische Malerei des 14. bis 18. Jahrhunderts und die spanische und französische Malerei des 17. Jahrhunderts zeigen eine einmalige Geschlossenheit der Sammlung. Bemerkenswert sind auch die Werke böhmischer, österreichischer und Schweizer Meister sowie die Gobelins, Pastelle und Miniaturen der Sammlung, vor allem die bekannten Dresden-Ansichten von Bernardo Bellotto (genannt Canaletto). Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören der Flügelaltar von Jan van Eyck, "Bathseba am Springbrunnen" von Rubens, "Ganymed in den Fängen des Adlers" und "Selbstbildnis mit Saskia" von Rembrandt, das "Bildnis des Bernhard von Reesen" von Dürer, das "Bildnis des Morette" von Hans Holbein, das beliebte "Schokoladenmädchen" von Liotard, Giorgiones "Schlummernde Venus", Tizians "Zinsgroschen", Pinturicchios Knabenbildnis und Corregios "Heilige Nacht". Den Glanzpunkt der Galerie bildet aber ohne Frage Raffaels "Sixtinische Madonna".
Dem Ausspruch von Johann Wolfgang von Goethe, den er bei einem Besuch der Gemäldegalerie im Jahr 1768 getan haben soll, wird wohl auch heute noch jeder Kunstliebhaber zustimmen: "Meine Verwunderung überstieg jeden Begriff, den ich mir gemacht hatte."
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