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Skulpturensammlung
Ausstellungsort: Albertinum an der Brühlschen Terrasse Die Skulpturensammlung ist seit 1889 im Albertinum untergebracht. Sie umfasst Kunstwerke aus fünf Jahrtausenden: altägyptische, altvorderasiatische, etruskische, griechisch-/römisch-antike sowie mittelalterliche und neuzeitliche Plastiken. Allein die Antikensammlung ist mit etwa 1.100 bedeutenden Skulpturen eine der größten Antikensammlungen außerhalb Italiens. |
Das Antiken-Kabinett unter August dem Starken
Im Rahmen der von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke; zugleich König August II. von Polen; reg. 1694-1733) ab 1707 vorgenommenen Ausgliederung eigenständiger Sammlungen aus der um 1560 gegründeten Kurfürstlichen Kunstkammer entstand im Jahr 1728 auch die Skulpturensammlung, die zunächst als "Antiken-Kabinett" bezeichnet wurde. Zum Gründungsbestand gehörte auch die Brandenburgische Sammlung antiker Plastiken (besonders römischer Bildnisbüsten), die August der Starke zwischen 1723 und 1726 von Friedrich Wilhelm I. von Preußen erwarb - darunter die Sammlung Bellori mit hochwertigen römischen Porträts.Der berühmte Altertumsforscher Johann Joachim Winckelmann (1717-1768), der die geistige Grundlage der Epoche des Klassizismus mitbegründete, erhielt im Dresdner Antiken-Kabinett wichtige Anregungen für seine Schriften, vor allem für seine "Geschichte der Kunst des Altertums" von 1764. Er arbeitete von 1748 bis 1754 in der Bibliothek von Schloss Nöthnitz, bevor er nach Italien ging.
Im Jahr 1783 entstand mit dem Ankauf von 833 Gipsabgüssen aus dem Nachlass des Malers Anton Raphael Mengs eine Abguss-Sammlung, die schon bald auf etwa 4.700 Gipsabgüsse anwuchs. Die Gipskopien geben zumeist Werke der griechischen und römischen Antike wieder, aber auch Skulpturen von Michelangelo bis Ernst Rietschel. Die Sammlung wurde im Jahr 1794 im Erdgeschoss des Stallgebäudes (des späteren Johanneums) aufgestellt (im Obergeschoss war damals die Gemäldegalerie eingerichtet). Im Jahr 1857 fand sie in dem von Gottfried Semper eigens für die Abgüsse konzipierten Osttrakt des neuen Galeriegebäudes (Sempergalerie) ihren Platz.
Das Antiken-Kabinett im 19. Jahrhundert
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur zweiten größeren Ankaufswelle, bei der man viel antike Kleinkunst und zahlreiche Einzelstücke sowie einige komplette Sammlungen erwarb. Den Kern der Sammlung bildeten aber auch weiterhin die römischen Marmorkopien nach griechischen Originalbildwerken aus den ersten Erwerbungen im 18. Jahrhundert.
Im Jahr 1882 wurde der klassische Archäologe Georg Treu (1843-1921) als Nachfolger von Hermann Hettner zum Direktor der Skulpturensammlung berufen. Er begründete mit ihr eine angesehene Stätte der wissenschaftlichen Forschung. Durch den Ankauf von antiker Kleinkunst und griechischen Originalskulpturen konnte er zahlreiche thematische Lücken der Sammlung schließen. In den reichlich drei Jahrzehnten seiner Amtszeit baute Treu mit systematischen Erwerbungen ganze Sachgebiete wie z.B. die der antiken Vasen und Terrakotten zu geschlossenen Sammlungen aus. Aus der aufgelösten Kurfürstlichen Kunstkammer übernahm er Renaissance- und Barockplastiken und begann auch mit dem Ankauf moderner Werke. Georg Treu pflegte Kontakte zu bedeutenden zeitgenössischen Bildhauern wie Auguste Rodin und Constantin Meunier. Von beiden erwarb er großartige Kollektionen. Ein neuer Sammlungsschwerpunkt waren farbige Plastiken sowohl der Antike als auch der Moderne wie z.B. solche von Max Klinger.
Nach Georg Treu übten Paul Herrmann, Bruno Schröder und Walter Müller das Direktorenamt aus. Sie bauten unter anderem eine große Abteilung deutscher und französischer Gegenwartskunst auf.
Die Skulpturensammlung im 20. Jahrhundert
Die Nationalsozialisten beschlagnahmten im Jahr 1937 im Rahmen ihrer Aktion "Entartete Kunst" 24 Plastiken der modernen Abteilung der Skulpturensammlung, z.B. das "Frierende Mädchen" von Barlach, die "Große Kniende" von Lehmbruck und Werke von Marcks. Die meisten davon verkauften sie in das Ausland.Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Museum geschlossen. Später lagerte man die Skulpturensammlung gemeinsam mit anderen Kunstschätzen aus Dresden aus. Mit Ausnahme einiger Großgipse überstand die Sammlung den Krieg ohne nennenswerte Verluste. Nach Kriegsende gelangte sie zunächst nach Moskau. Im Jahr 1958 gab die sowjetische Regierung die Skulpturen an Dresden zurück.
Die erste größere Ausstellung der Skulpturensammlung eröffnete 1969 in der wiederhergestellten Renaissance-Halle im Erdgeschoss des Albertinums (die Halle stammt noch vom Vorgängerbau, dem Zeughaus).
In der Zeit der DDR erwarb die Skulpturensammlung zahlreiche bedeutende Gegenwartsplastiken, aber auch wieder Skulpturen aus der Zeitspanne von der griechischen Antike bis zum 19. Jahrhundert.
Eine Auswahl der Werke aus der Neuzeit ab dem 17. Jahrhundert ist, nach Kunstepochen geordnet, den Bildern in der Galerie Neue Meister zugesellt. Dazu gehört auch die Skulptur "Große Kniende" von Wilhelm Lehmbruck (1911), die im Jahr 1920 von der Witwe des Künstlers an die Sammlung vermacht, 1937 von den Nationalsozialisten als "Entartete Kunst" aus der Sammlung entfernt und in die USA verkauft und schließlich 1993 für 1,1 Mio. Dollar in New York für die Skulpturensammlung zurückersteigert wurde.
Die Gipsabguss-Sammlung war bis zum August 2002 als Schaudepot in den Kellergewölben des Albertinums öffentlich zugänglich und bildete ein Museum eigener Art in chronologischer Ordnung. Nachdem die Keller während des Hochwassers im August 2002 geräumt werden mussten, war die Abguss-Sammlung zum großen Teil in der Antikenhalle aufgestellt. Die ungeordnete Reihung der großen und kleinen Plastiken aus allen Epochen erinnerte an die Rettungsaktion und ermöglichte zugleich interessante Vergleiche zwischen den unterschiedlichen Objekten.
Anlässlich des 200. Geburtstags von Ernst Rietschel (1804-1861) im Jahr 2004 wurden wichtige Werke aus seinem Nachlass, einem der bedeutendsten deutschen Bildhauernachlässe des 19. Jahrhunderts, restauriert - auch das Modell des Giebelfeldes "Die Musik". Die im Jahr 1839 nach diesem Modell gefertigte Sandsteinausführung für den Südgiebel des Ersten Hoftheaters war beim Brand des Theaters im Jahr 1869 verloren gegangen.

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